husten durfte man ihn wirklich nicht hören. das war rau, fast krächzend, man spürte förmlich, wie sich schwerer schleim in seiner lunge überwarf. war er erkältet, chronisch gebrochen oder nur überlastet? dem gesang von ben knox miller haftete das beobachtete geschehen von während der songpausen bzw. nach dem konzert wenig an. da brillierte er auf selten gehörte weise. im falsett oder kopfgesang, schwer rockend oder bluesig verschwitzt, immer vollgas, mimisch unterlegt, mit vollem einsatz. er beherrscht die wendungen des narrativen genauso wie das stupende der betonung. das reife wie das jungfräuliche, so dass dem beobachter, dem zuhörer nur der glaube an eine ersterfahrung blieb. the low anthem fanden im atomic café zu münchen statt und knapp fünfzig neugierige gingen hin. die band verwand diesen umstand mit der erinnerung an ein überfülltes, aber anonymes bestival auf der isle of wight zwei tage zuvor. das set begann denn auch so ruhig (u.a. mit "charlie darwin"), als wollte sich hier ein innehalten des vergangenen freien tages und der besinnung vom massenevent fortsetzen. fast schon geruhsam das streichen des basses, das beflügeln der drums, der folk depressive einsatz der gitarre. allein, dass sich die bandmitglieder immer wieder an ihren instrumenten abwechselten, brachte offenbare bewegung ins spiel. und dennoch war man wie magnetisch angezogen von den feinstaubmelodien, dem getragenen musikalischen bild, das so versonnen dargeboten wurde wie die madonna in der círio de nazarè zu belem. vor allem millers brüchig-angestrengter gesang, der die harmonien auf wohlfeil presste, sorgte für innerste erregung. das kam so überzeugend, so schürfend, dass man nicht unbeteiligt die hände in den hosentasche lassen konnte. nur wie stellt man sich dem? die hände gefaltet entgegenstrecken? unangemessen. sanfte bewegungen, ein kleines schiff in schwerer see? uneindeutig. offen getragene verwunderung, schamlose neugier standen auf der tagesordnung. und wer wie ich nicht mit dem repertoire der band aus providence vertraut war, wurde immer wieder aufs neueste still getroffen. vom warmen segen der 73er gibson, dem versöhnlichen streichen auf den wunderlichen zimbeln (crotales), die jocie adams so verdient mit einem bogen bearbeitete, vom flink bewegten upright bass, der jeff prystowsky in den armen lag wie eine fußballkugel in den fängen oliver kahns. ob der was mit der musik von the low anthem hätte anfangen können? dafür ist die nähe zu den angesagten the felice brothers wohl zu extrem. deren krakele und geheul missfiele wohl dem titan. doch an die grenzen ging der dreier, zuweilen unterstützt vom ehemaligen bandkollegen dan lefkowitz, auch. dann wurde die kleine drumanrichte traktiert, e- und bassgitarre schwer beatmet und gemeinsam konzertant gebrüllt. schönheiten? die milde melodie von "cage the songbird", das mundharmonika gewerke in "home i'll never be" mit anschließendem gerumpel und geröhre sowie "to ohio" als hymnischer abschluss.
das publikum dankte artig mit applaus und einigem gejohle. übermütig war hier nichts, aber irgendwo doch versonnen, vielleicht benommen von der feinheit, grazilität und sensibilität des vortrags. ich habe mal wieder auf der rückreise zig melodien unterm helm gepfiffen, obwohl ich düster fast in den nebeln verkommen wäre.
das publikum dankte artig mit applaus und einigem gejohle. übermütig war hier nichts, aber irgendwo doch versonnen, vielleicht benommen von der feinheit, grazilität und sensibilität des vortrags. ich habe mal wieder auf der rückreise zig melodien unterm helm gepfiffen, obwohl ich düster fast in den nebeln verkommen wäre.
fußnote, leider nur. kasey anderson hat mich nicht überzeugt. im vorprogamm wusste er zwar mit flinkem mundwerk zu überzeugen, aber seine unter keckem mützchen hervorgebrachten ständchen zur gitarre gerieten langatmig und flau. die noten gedrillt, der gesang geführt, das instrument getrimmt. dafür gibts aber nachfolgend eine hörprobe, die deutlich besser klingt als das, was er gestern aufbat.
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