Dienstag, Dezember 17, 2013

neue töne (1362): andrea tomasi


"hurricane dream" ist ein sublimes wunder. dosiert gehandelt, beschwert es für minuten deine seele. doch sobald der song endet, möchte man ihn wieder hören. andrea tomasi singt auf eine weise angespannt, dass man ihr die worte von den lippen lösen möchte, um ihr die anstrengung zu erleichtern. zugleich hat ihr gesang etwas federnd luftiges. dieses brillante organ ist ein ding zwischen himmel und erde und vermutlich nicht zu verorten. "falcon" zeigt auf, dass die junge dame mehr kann. mäßigen groove aufgenommen, ein zwingendes jubilieren im blues, die zusätzliche schichtung im background vollendet den moment. am stärksten hat aber "birdflower" beeindruckt, das nicht umsonst für das bewerben dieses albums herhalten musste. dieser song besitzt ein fast schon einfältiges muster und gibt sich dem hörer unschuldig und bedacht hin. gefangen in den singulär angeschlagen tönen auf der akustischen gitarre, dem sirenenhaften des gesangs verfallen, der charakteristik einer anmutung folgend. so frei, so atmend, dabei bindend, zwingend. diese musik erinnert an alena diane, laura gibson und damen ähnlichen kalibers, die die harmonie nicht mit der wärme der sonne verwechseln, denen phrasierung gelingt, die dem licht auch kälte zutrauen, die das steuer der narration mit sicherer hande führen, die im kleinen das große deuten, ohne es in der waagschale zu verbraten. "west virginia" bläht sich nicht auf und entfacht dennoch einen wind, wie er einem aus den lautsprechern entgegenfährt, nur weil tomasi die stimme hebt. ihre koloraturen sind bei aller technik anmutig, besinnlich, alles andere als blender oder schnödes beiwerk. sie sind wie ein versprechen.

aufgenommen im minnewaska state parks, offeriert dieses traumwandlerische schöne ding klänge, die man an warmen tagen vernehmen kann, wenn sich das volk bereits getrollt hat und die vögel, die insekten, all das lebendige noch einmal luft holt. und sei es nur der hauch von etwas. angefüllt mit ebendem ist man nie allein gelassen. ein zwitschern, wabernde luftschichten. so etwas. der hurrikane irene sorgte dafür, dass die aufnahmen nicht wie geplant im studio stattfinden konnten. die livelösung war die vielleicht bessere alternative. in ihrer atmosphäre enstand eine neuerliche soundbearbeitung, die viel zum wesen dieser musik beitrug. die liebe zur natur und zum öffentlichen auftritt kommt für tomasi nicht von ungefähr. als vermonterin verbrachte sie ihre ferien häufiger in camps in den green mountains, wo gesungen und musiziert wurde.

ihr stil changiert zwischen appalachian folk und europäischer tradition, wie sie etwa von jackie oates vertreten wird.

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