ist die stimme verstellt? es wär kein wunder. waidwund die themen, nackt die interpretin. wenigstens den ausstoss mit leichter distanz absolviert. "give me a chance" bürstet erst nach mehreren minuten gegen den strich.
bevor das schlagwerk sich als breiter ton geriert, schmückt sich marie-sophie kanske erst einmal gewandt. nebst wurmstichiger gitarre. eine textur, wie sie das coverbildchen abbildet. gesprungenes, unfertiges etwa, singuläres zum staunen, flächiges zum bedienen. eine einladung in jedem fall.
mit fünf tracks ist die zweite ep des jahres der dresdnerin sea of love ausgestattet. erschienen ist sie am 29. november auf k&f records. dort wurde bereits anfang 2013 mit "so loud" der vorgänger veröffentlicht, der, so liest sich das im begleitschreiben, aus einer ähnlichen zeit stammt, aber durchaus mit anderen werten aufwarten kann.
töne, die den schwarzen, die den weißen tasten entfliehen. in einem hauch aus nichts verhallen sie. spiegelnd der grund, der sie zu fangen sucht. eine balletöse figur, die manchem stimmenschall gelingt, der in die parade fährt. ein duett aus leib und ding.
zum vorgänger schrieben wir, und können dies ungeschönt hervorholen, weil es auch fürderhin geltung hat: "kanske moduliert die worte, als würden sie sich gerade im moment des gedankensprungs elementarisieren und die mundhöhle befüllen, eine gitarre oder ein klavier diktiert die spur zum ausgang. bei aller kargheit durchzieht stolz die lieder und eine art majestätischer charme. dank verletzlichkeit und des muts zur blöße. die nacktheit atmet, obwohl der raureif dicht liegt und die kühle kaum widerstand duldet. doch die prägnante stimme stemmt sich gegen den unbill. manchmal legt sich gar ein lächeln in den gesang. dann perkussiert es schwach oder bebend, belebend gar und etwas fahles licht durchbricht den schleier. wenn im letzten song die gitarre mutiger angerissen wird, weiß man, dass es hier noch keinen abgesang gegeben hat, obwohl man am horizont bereits ein paar schwäne hat treiben sehen."
nicht von ungefähr die bilder von nebeln und schwaden und intransparentem. ist die implizierte nähe nicht mehr als ein gütiges versteck, das heimstatt vor den neugierigen blicken, den weit geöffneten ohren bietet? "where do you go?" hält synthetische größe bereit, aus der die stimmen steigen, ein brüchiges instrumentarium. der folk zieht sich die weird weste über.
und doch steht hier nicht der ausdruck vor dem inhalt, nicht die mutmaßung vor dem erschwinglichen kern. etwas bereitschaft bitte nur, die dem gegenüber wenig abverlangt, und die parteien gehen ineinander über und vereinen sich.
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