er firmierte eine ganze zeit lang unter dem moniker sacred harp. was mir persönlich ein paar bauchschmerzen machte, da ich eine band aus dem europäischen norden gleichen namens ebenfalls verehrte. kollision war vorprogrammiert. nun, daniel bachman hat sich abgesetzt und macht seit einigen jahren unter eigener flagge musik. das ist gut so. denn der in fredericksburg, virginia, geborene mittzwanziger sollte selbst aus der masse leicht herauszufischen sein. trotz seiner jugendlichkeit zeigt er sich längst bereit, die fußstapfen all jener american primitive pioniere auszufüllen, die den weg für nachkommen wie ihn bereit haben. er selbst nennt seine musik zuweilen "psychedelic appalachia", was sich nicht zuletzt auf die folk- wurzeln, auf die tradition bezieht, aus der er kommt. zugleich aber den gedanken fortspinnt, den er vorab vielleicht nur technisch realisierte. sein fingerpicking ist ausgewogen und versiert, zugleich wirkt es immer wieder mental abgehoben, als würde er die hörer flink des irdischen berauben wollen, um sie auf eine reise mitzunehmen. hier zählen weder narrative noch cinematoskopische kategorien, es befleißigt sich eher ein spiritueller geist. bachman hat zig tonträger befüllt, von cds und lps über kassettenausgaben bis hin zu singleveröffentlichungen. er variierte den sound mit der hinzunahme von drone oder banjo, fokussierte aber immer mehr auf die gitarre. bereits mit siebzehn zog es ihn auf konzertreisen, er teilte die bühne mit jack rose und ging später für eine zeit nach philadelphia.
mit "i'm a sinner" (tompkins square) brachte bachman seine dritte langspielplatte innerhalb der letzten beiden jahre heraus, nachdem 2012 "oh be joyful" und "seven pines" erschienen waren. das aktuelle werk, neun tracks umfassend, ist eine spannende mischung aus kollaboration und soloaktion, die mit dem opener gar ein novum aufbietet, daniels erste komposition für lap guitar. dieses ausschweifende stück ist seiner schwester gewidmet und wirkt wie eine wohltemperierte lichtinstallation, die mit mattem glas arbeitet, welches von hinten sanft und mit gedeckten farben luminiert wird. "honeysuckle reel" ist dagegen fast schon ein blendender harmoniereigen mit melodiebogen und sittsam zerfasertem saitenspiel. "happy one step" holt die fidel hervor und brilliert dank der korrespondenz mit der akustischen. an daniels seite sally morgan von the black twig pickers. der titeltrack ist eine rastlose nummer, die jedoch sehr deutlich die könnerschaft bachmans aufzeigt. einen juvenilen angang, das zögern des sicheren handwerkers, nicht übers ziel hinaus zu schießen und schließlich die einvernehmlich integrierte geniale idee, die aus dem einfachen das besondere macht.
bachmans entwicklung ist spannend und wenig vorhersehbar. an einem nachfolger zu "jesus i'm a sinner", das wohl das abwechlungsreichste album seiner karriere ist, arbeitet er schon und wird ihn voraussichtlich im neuen jahr präsentieren.
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