wenn ich nicht zwei ausgaben verpasst hätte, würde ich mich nun mit stolz als allzeitteilnehmer hervortun. leider aber gingen 2/3 der vergangenen sausen an mir vorbei, so dass ich am ende nur ein gelegenheitsbesucher des innen: welt.- festivals bin. die damalige ausgabe hatte es aber echt in sich. vor allem atmosphärisch tat sie sich hervor. bunt ausgeleuchtete regenschirme setzten besondere akzente. überhaupt war die stimmung ausgewogen und entspannt und zwar trotz energetischer und anspruchsvoller musik. überhaupt hat sich über die jahre gerade die bandauswahl zum schmückenden markenzeichen der veranstaltung gemausert. mit ausrufung versehen sind die künstler ob nun, weil sie gerade im werden sind oder weil sie im werden sein werden. ein guter festivalmacher hat immer auch die zukunft im blick. mit fug und recht können dies die innen.außen.welt menschen dies von sich behaupten.
bevor wir Euch mit den bands und den treffenden beschreibungen, die die macher in die tasten schlugen, allein lassen, ergänzen wir um die wichtigsten fakten: das festival findet am 11.01.14 im kafe kult (oberföhringer str. 156 | bus: bürgerpark oberföhring) statt, dauert von 17:30 (unbedingt pünktlich kommen, sonst verpasst man schon) bis in den nächsten frühen morgen, 05:00 uhr ist dafür vage terminiert. die chose kostet günstige 12 Euro im vor-, 14 im abendverkauf.
die bands (mehr infos unter innen.außen.welt):
His Clancyness (Bologna, Italien)Was wisst ihr über italienischen Pop? Wahrscheinlich ähnlich wenig wie wir… Aber wenn’s nach dem innen: welt.-Abend sein wird, dass in Südeuropa Kanadier leben, die es schaffen, auf einem einzigen Album nach apenninischem Regen, Arcade Fire, menschenleeren Küstenstädten, britischem Pop, Wut und Resignation, frühen Lo-Fi-80ies und einer spätnächtlichen Hausparty zu klingen, dann reicht das vermutlich für einen Anfang… Jonathan Clancy macht all das mit His Clancyness. Live mit drei treuen Begleitmusikern und gezielten Schlägen auf die Gitarre. Das gefällt dem Sigur Rós-Label Fat Cat, dem NME und sicher bald auch Indie-Deutschland… Italien, Frankreich, Benelux und das UK hat er schon erobert. Und das innen: welt. wird der erste Auftritt in unserm seltsamen Land sein. Premiere, es ist uns eine Ehre!
Yuko (Gent, Belgien)
Warum aus Belgien auf einmal so viel gute Musik kommt? Wir wissen es nicht. Aber dass Yuko von dort nach München kommen, das ist ein Glücksfall. Weil wir die Band zufällig genau am Ende einer langen kreativen Pause erwischt haben. Und überhaupt erst einmal gefunden – in Belgien haben sie schon große Festivals gespielt, in Deutschland waren die vier aus Gent noch nie. Aber vor allem: Wegen den Gitarren und der klaren Stimme. Die im großen freien Orbit zwischen Folk, Indie und Pop ihre Melodien und Zeilen singen. Wegen den ganz erstaunlich federnden Drums und dem eigensinnigen Ausbruch, den die Musik auch immer wieder wagt. Dem würde Thom Yorke wohlwollend zunicken. Und Deus vielleicht einen zustimmenden Schlag auf die Schultern beisteuern. Oder, jetzt mal einfach: Weil Yuko für die einen Zuhörer melodiöse Gedichte parat haben, und für die anderen was für’s musikalische Staunen und ein paar Widerhaken.
Tellavision (Hamburg)
Zeit für ein Experiment! Eine Expedition in die Stellen der Innenwelten, die im Halbdunkel liegen. Immer an den Grenzen, der Musik wie wir sie kennen, entlang: Instrumente machen Melodien mit perforierten Sollbruchstellen und Geräusche den wunderbar verwirrenden Raum dafür. Da schwirrt ein Stück echte Jetzt-Zeit durch den Loop und ein bisschen 70ies-Moderne dazu. Tapete aus Sound, mit flirrenden Mustern und ausgerissenen Stücken weißer Wand. Für die Gedanken. Vergangenes Jahr hat Tellavision eine Split EP mit unserem feinen Vorjahres-Gast Touchy Mob aufgenommen. Bald kommt ein neues, crowdgefundetes Album – und der passende innen: welt-Auftritt zu später Stunde. Versprochen: Das Zusehen macht das Zuhören erst komplett.
Zelf (Berlin)
Die Vorgeschichte kommt am Ende. Zuerst: Zelf machen jene Art von Musik, für die Berlin ständig zu beneiden ist. Mit diesen einnehmend unruhigen Gitarren aus dem Sinnbus-Fundus, mit Drums die so hektisch und zielgerichtet starten und stoppen wie die gelb-roten S-Bahnen zur Stoßzeit (nur pünktlicher) – um dann wieder an langen Fäden Richtung Ferne zu ziehen. Mit dem Suchen auf den Kiezstraßen und der mathematischen Verwirrung. Und oft öffnet sich der Soundhimmel wieder zu einem funkelnd melancholischen Stück IndiePopMelodie, das zehn Meter weiter zieht, um im Chor Straßenlaternen zu umarmen oder den nacht-roten Regenwolken auf dem Weg nach Erkner nachzublicken. So in etwa. Ausgefeilt genug, um einfach hineinzufallen! Und die Vorgeschichte: Bei Zelf spielen zwei frühere Mitglieder der großartigen Ex-Band I Might Be Wrong. Das herauszuhören ist schön – und für’s Verständnis völlig unnötig.
Ueki (Berlin)
Ueki kommen aus Berlin auf’s innen: welt. Münchner kennen die Band vielleicht auch. Denn hier, im großen, gemein gemütlichen Süden hat das Projekt einmal seinen Anfang genommen. Dessen Bauplan sich in etwa so zeichnet: Aus millimetergenau knisternden und klopfenden Computer- und satt kratzenden Gitarrensounds einen Schnappschuss zusammenschichten. Wie ein Polaroid aus vier Farben (oder Instrumenten). Auf dem dann zu sehen ist… Lichtschillern, Atem in der Winterluft, Schritte auf Asphalt, verwischende Hausfassaden. München. Berlin? Städte. Oder was immer ihr sonst aus Uekis fast schon weilheimerisierenden digitalen und analogen Schwebpartikeln hören wollt. Eine Hand auf’s Herz: Willkommen zurück zu Hause!
Cat Stash (Regensburg)
Dass der Grund, das alte Konzept Indie-Folk-Rock mal wieder zu mögen ausgerechnet aus Regensburg kommt? Erstaunlich. Aber wahr. Ganz ehrlich! Cat Stash kommen mit einer Gitarre und einem Drumset aus. Vier Hände für den Refrain, der Zuhörerhände fasst. Melodien! Ein bisschen Traurigkeit – aber nicht auf die platte Art. Denn die gleichen vier Hände reichen auch aus, um einen ganz enormen Rückenwind aus Sound zu entfachen. Der bläst Gedanken und Zweifel weg. Einfach mitziehen lassen. Und mögen. Das kommt fast von allein.
Kurimelo (München)
Es gibt so viele Möglichkeiten, sich München musikalisch zu nähern, wie es Blickwinkel aus dieser und auf diese Stadt gibt. Und von ziemlich vielen davon wollen wir gar nichts hören. Aber Kurimelos Blick stellen wir euch gerne vor… Da klingen: In Zeitlupe schlendernde Piano-Sounds, Schlieren ziehende Geräusche, Knacksen und Rauschen und, dann und wann, eine Zeile für die Nacht. Musik für den Heimweg durch’s schon _wieder_ schlafende Schläferstadtviertel. Oder um ganz langsam und sachte in einen innen: welt.-Abend zu gleiten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen