Montag, August 19, 2013

neue töne (1326): woven skull and core of the coalman


wie auch immer die chancen stehen mögen, dass man sich in den kreis jener begegeben darf, die noch einen kassettenrelease dieser feathered coyote records ausgabe ergattern konnten, lest die nachfolgenden zeilen, hört die musikalischen ausschnitte, erwerbt wenigstens den digitalen ausstoss oder macht Euch auf die suche, um doch noch an ein physisches exemplar zu kommen.

an weird- oder freefolk experimenten gibt es verfolgbares genug. dem abseitigen ist aber stets authentizität abzujagen, ein innerer segen, eine zwingende parabel, ein dem extrem eigenes nachempfinden, ein zeugnis von empathie. im stelldichein mit dem hörer will partnerschaft gelingen, augenhöhe erreicht werden, die über den bloßen blickkontakt hinausgeht. denn wer wollte schon im zwingbund seiner selbst gefangen sein und die verlautbarung im echo lediglich zurückschlagen sehen.

mit phantasie speisenden titeln wie "shannon river electro shock" oder "tree tops covered in a hazy grey blanket" schaffen woven skull and core of the coalman neben den naturalistisch klingenden tonalen ergüssen einen weiteren offenen interpretationsraum. die akustisch forcierten nummern dieser vier musiker treten aus den minimalistischen einlässen auf eine grobflächig grundierte lichtung, auf der sie in einen reigen aus feurigbunten tänzen einsteigen. eine wallfahrt zur anpreisung des kollektiven rausches beginnt, eine reise, der man baren fusses nur folgen kann, wenn man den brennenden schmerz auszuschalten in der lage ist. im taumel der tausendfachen drehbewegung, die beispielsweise ""prague is grand when you're drunk and irish" entfacht, ist ein klarer kopf kontraindiziert.

von soundimprovisationen über melodische ein- und beifügungen bis hin zu kontrollierter wucht, die selbstbetitelte veröffentlichung bietet ein breites spektrum an klangerlebnissen. die direktheit und nähe zum musikalischen entstehungsprozess wird durch field recordings verstärkt, die intensität und unmittelbarkeit ist eine unterstreichung wert. die kollaboration von woven skull, einer irischen truppe, bestehend aus natalia (mandola), aonghus (guitar, cumbus) und willie (percussion) mit core of the coalman, dahinter versteckt sich der in tschechien lebende amerikaner jorge boehringer (viola), belebt das genre mit taumelnder spielfreude und ekstatischer klangsucht.

was sich im ersten moment grobkörnig zeigt, entledigt sich alsbald aller steifheit und zwingt dem klangraum seine feinen texturen auf. kein zentimeter bewegungsfreiheit, in dem man nicht in die feingesponnene musikalie gerät. die körperliche unantastbarkeit hebt sich spätestens auf, wenn man im irrgarten der eigenen hypnose verschwindet. die kunst von 'woven skull and core of the coalman' liegt darin, zum hörer eine partnerschaftliche beziehung aufzubauen, um ihn aus dem schier unentwirrbaren wieder hinauszuführen.


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