photo by sarah creighton
die fatale ersteinschätzung war eine faulige zudem. chastity belt zu den hässlichsten bands des planeten zu zählen, zeugt zudem nicht gerade von charmanz, wenn oben auf die gesammelte mitgliederschar nur weiblichen geschlechts ist. ich schäme mich. auf den zweiten blick entlarvt, erkenne ich die freundlichen gesichter und den mut und die herzlichkeitkeit und die feinen linien, die wissbegierde, die transparenz und die moderne. auf den zweiten also schließe ich die augen und lausche der aktuellen musikalischen kreation des vierers. die lakonie des augenblicks wird auf "no regerts" zelebriert, als trüge sie fortan durch die äonen, als würde mit ihr ein lebensprinzip zur staatstragenden mode erkoren. die stimme von julia shapiro hat einen außerordentlich sonoren und fast schon gelangweilten angang, dass sich die derbe meute im hintergrund noch so abrackern kann, um etwas als juvenil zu identifizierendes beizumengen. nur wenn die schreiattacken den rocksound meistern, erzwingt man grellfarbenes vor dem inneren phantasieausschuss. dann klopft altmeisterlich der beat und die gitarren penetrieren die hochtöne in ganz eigener berauschtheit.
der opener "black sail" aber allein steht schon für die klasse dieser band. der mittellastige groove hämmert sich von hinten in die gehirnwandungen. vordergründig blenden die gitarren, eine für den rhythmus, die andere für die melodie, dazwischen singt es sich verzagt. die harmonien sind nur schroff vorgetragen, die lieblichkeit ziert sich hinterm busch. schon "seattle party" schüttelt die letzte schüchternheit ab. es bleibt gedämpft und im arrangement staubtrocken. die behaglichkeit, sich in diese songs versenken zu wollen, kommt woanders her. es ist ein stimmiges ganzes, aus dem heraus ganz natürlich der gesang brilliert.
ungeschliffen, roh einerseits, belebt und mit viel eigensinn und mit tiefem verständnis für das tun segnet sich diese band, ursprünglich aus walla walla, wa, mittlerweile in seattle lebend, quasi selber ab. das selbstbewußtsein muss eh ein enormes sein. schon der erste tonträger hörte auf "fuck" mit nachfolgender bandnamen bekundung. das geht, und man versteht es, wenn man sich tiefer in das punk selbstverständnis dieser band hinein denkt. allein der bandname, der bezug auf obigem promofoto ist allzu deutlich, kreischt zwischen verbotenem und provokationen. gleichzeitig aber rügt eine vertrautheit im blick und kleinmädchenpose strafend ab. die nickelback teenager tage sind jedoch überwunden. gleich nach beendigung der schule begannen julia shapiro und lydia lund mit dem strammen der gitarrensaiten und holten alsbald die drummerin gretchen grimm und die basserin annie truscott ins boot. help yourself records veröffentlichte am 13. august ihr debütalbum "no regerts".
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