an der pforte zu den sälen der br-studios bekam ich meine tickets überreicht. mit stolz geschwellter brust durchquerten meine einzige und ich die absperrungen und hindernisse, um einlass zu erhalten in das heiligtum bajuwarischer sendekultur und gleichzeitig veranstaltungsort des wichtigsten dezember-konzert-termins münchens. das on3radio festival, ehedem bavarian open, feierte gestern abend unter neuer flagge alte gewohnheiten: zig bands, etablierte wie newcomer, unter einem dach, in einer umkleide und auf drei säle verteilt, zur erquickung zahlreichen publikums.
die mischung war großartig, die füllung angmessen (natürlich ausverkauft, aber nicht bis zum erbrechen ausgereizt) und die stimmung ausgewogen, angemessen, variabel - mal angeheizt, mal verwundert, mal berechenbar und mal beschaulich.
das timing der einzelnen studios untereinander war gekonnt. etwas versetzt begannen die bands, so dass man nach gutdünken den veranstaltungsort so wechseln konnte, dass einem auch in anderen studios niemand, auf den man lust hatte, durch die lappen ging. allerdings waren natürlich entscheidungen gefragt, zerteilen konnte man sich schließlich nicht.da wir pünktlich vor ort waren, beschlossen wir auch dem start des festivals beizuwohnen und begaben uns ins studio 2 zu bradley’s h. die band, die am selben abend noch in rosenheim auftreten wollte, zog mit ska, reggae und dancehall vom leder und sorgte umgehend für die richtige einstimmung auf den anstehenden musikalischen marathon. mit bläsern, der unverwechselbaren karibik-rhythmik und einem fröhlich aufgedrehten sänger sorgten die mannen auch bei mir für bewegung. ansonsten eher ein tanzmuffel baumelten meine arme doch bedenklich. das pendeln der beine war gerade noch zu verhindern. auch aus rücksicht auf umstehende. wer bei dem gehörten an sublime dachte, befand sich alles andere als auf dem holzweg. allein der bandname zeugt von ehrerbietung und deutlicher hinwendung zum musikalischen material der punk ‚n’ ska ‚n’ hip hop usw. band aus long beach. deren seit geraumer zeit verstorbener sänger bradley ist namensgeber für die muntere truppe aus übersee am chiemsee. das dortige reggaefestival wird natürlich auch von den lokalmatadoren heimgesucht. die glänzten neben dem forschen aufgalopp mit gut eingebundenen hiphop- einlagen, stimmigen, weil ausgewogenen und nie zu dick aufgetragenen bläsereinsätzen und passgenauem zusammenspiel. wie man es erwarten durfte von einer im klassischen sinne livekapelle, die gerne mal das haus rockt. die musikalische variabilität, die bradley’s h gestern bewiesen, machte definitiv neugierig auf mehr. ein besuch eines ihrer konzerte steht auf meiner to-do-liste. vor allem dem sänger muss ich eine famose stimme attestieren, die sowohl die ruhigeren als auch die frischen phasen ganz prima meisterte. ein weiterer pluspunkt der band: hochsympathisch, weil mit liebe dabei und jedweder starallüren abhold.
setlist: so down / rewind / whole / righteous / geheimrezept / dangerous minds / next one
wohin man sich auch wendete, nach dem auftritt der überseeer (?!) folgten gute und sehr gute angebote. wir entschieden uns zunächst im studio 2 zu verbleiben, da sich später anschließende konzerte besser vereinbaren lassen sollten. also stand cajus auf dem plan, seines zeichens mitglied von blumentopf, einer DER bayerischen hip hop verbünde. meine musikalische sozialisation ist bisher sehr gut ohne hip hop ausgekommen, vor allem deutschsprachiger provenienz, allerdings ist meine neugier jederzeit so groß, neue tonale gebiete weitgehend vorurteilsfrei zu betreten. was uns allerdings hier erwartete, übertraf meine schlimmsten befürchtungen. der mit tiefen tränensäcken ausgestattete und später auch diesen umstand begründende (er sei ein nachtmensch) cajus erwies sich vermutlich in den augen seiner crowd als astreiner entertainer, langweilte mich allerdings bis auf die knochen. anders formuliert: ich ergötzte mich an dem schauspiel eines radebrechenden, mit versatzstücken um sich werfenden, jedes klischee bedienenden rappers. sei es das spreizen der finger-hände-arme-fraktion, das sich ständige wiederholende „jo!“ oder das "auf und ab" bzw. "hin und her" auf der bühne, wobei sch die wege cajus’ mit denen seines partners herr minute (der mit den wenigeren haaren) immer wieder kreuzten, die performance alles andere als einstudiert wirkte. die texte verhallten unreflektiert an meinen hirnwandungen, den aufforderungen zum mitsingen oder zum einsacken in die knie („bounce“) konnte ich beim besten willen nicht folge leisten. zu sehr war ich darauf konzentriert, nicht mächtig loszulachen angesichts einer veranstaltung, die auch beim freestyle nicht hielt, was sie zumindest mir auch nie im vorhinein versprach. es bleibt mir – so viel abschließend - ein rätsel, wie man sich auf dauer dieser art musikalie freiwillig aussetzt. spannenster moment des auftritt war, als herr minute mittels darth vader atemschlauch eine verbindung zu einem synthesizer herstellte und abstrakte sangesgeräusche fabrizierte. hätte doch noch spannend werden können mit cajus und kumpanen.
setlist: planet cajun / besser denn je / kuck mal / last minit / kommt & geht / freestyle / tags is viel zu hell / das ding / akku
als nachfolgend die jungen hüpfer von creme fresh auf die bühne hüpften, nahmen wir reissaus. genug des hips und genug des hops, uns stand der sinn nach handfesterem, erdigerem. mit frisch gezapftem bier ging es zu clara luzia, einer wohlfeilen truppe aus österreich. mit der sängerin (namensgeberin clara humpel) hatte ich mich vorab kurz geschrieben. sie hatte einen deutlichen, unmissverständlichen umgangston. diese klare linie zeigte sich auch auf der bühne. das songwriterische handwerk ist gut ausgebildet, die lieder haben memorable effekte, die ausgestaltung in arrangement und instrumentierung ist gut. mit dabei hatte die junge dame, die zwischenzeitlich angab, dass sie sich gern mit den anwesenen unterhalten hätte, aber auf anweisung des veranstalters so viele songs wie möglich herunterzuspulen hätte, eine sehr gute cellistin (heidi dokalik), einen keyboarder und akkordeonisten (alexander nefzger), einen basser (manfred fau – wird seiner namenstäuschung durchaus gerecht) und eine junge frau an der schießbude (ines perschy), die eher auf den rummelplatz gehörte denn hinter ein schlagzeug. sie hüpfte auf ihrem schemel in klassischer anfängermanier und verrumpelte die songs aufs feinste. zum glück gelang es dem rest der truppe, diesem manko etwas entgegenzusetzen. vor allem sängerin clara brillierte mit einer wunderschönen stimme, die wiederum hart gegen den zum teil schrecklichen soundbrei ankämpfen musste. aber man konnte sehr gut die oktavbreite erfahren, die der teeliebhaberin zur verfügung steht. ihre bühnenpräsenz ist übrigens beeindruckend, eher zierlich mit großer gitarre ausgestattet, leuchtet ihr nur halb offenes gesicht stärke und kontrolliertheit aus. ich würde sie gern einmal erleben, wenn sie brennt, feuer und flamme ist. das gen zur enthemmtheit fehlt ihr, denke ich. wirklich loslassen will oder kann sie nicht und dennoch gelingt ihr, auf recht gewöhnlicher oberfläche eine faszinierende spur zu unterlassen. werde ich beobachten.
setlist: glad it's over / there lines / narrow margin / my body is a diarsy / lull / heartattack / quiet / all i wish for / something / lucky gal / morning light
clara luzia - heartattack
clara luzia - morning light
teil 2 folgt: mit uphill racer, port o'brien und anathallo.
2 Kommentare:
das ist wohl der beschissenste konzertbericht, der je veröffentlicht wurde....
hi bettina, ich kann verstehen, wenn manche passagen nicht gefallen, vor allem wenn präferierte musik durch den kakao gezogen wird. ich nehme an, dass du dich an solchem störst. meine sicht ist eine ganz persönliche und letztlich nur basierend auf einem ersten eindruck. persönliche beleidigung lasse ich außen vor und fälle keine pauschalurteile. woran du dich im einzelnen störst, wäre also viel interessanter als die vergabe einer sensationellen platzierung innerhalb des konzertberichtekosmos, die du mir zubilligst.
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