Montag, August 17, 2015

neue töne (1567): touchy mob


ein weit- und vielgereister, ein unentwegter auftreter. da ist der stampfende beat, die ständige bühnenpräsenz. da ist die weltenflucht, das pendeln zwischen den (groß-) städten. da ist neugier und talent, da ist experiment und gespür. die musikalische welt von touchy mob werde ich nicht mehr ergründen, er fährt viel zu weit voraus. einst schrieb er auf seiner webseite, dass irgendwann das klienicum doch mal über ihn berichten könne. schon damals hatte ich das gefühl, es wäre vermessen über ludwig plath alias touchy mob zu schreiben, ohne den background ausreichend ergründet zu haben. heute sehe ich das anders. das hat vor allem mit seinem neuen album "let my wild boys shine in the boomers" zu tun. hier ruht der künstler in aller offenheit, in unverstellter präsenz in dreizehn neuen tracks, die ihn nicht nur farbenfroh bemustern, sondern ihn und seine kunst offenbaren, dass es ein 'woher' und 'wohin' nicht braucht. es ist nicht oft der fall, dass die musikalische lebendigkeit auch ein verständnis, gar eine übereinkunft verschafft.

er lebt in berlin, streift durch leipzig oder zieht sich in warschau zurück, nachdem er erst irgendeine us-amerikanische brücke bewacht hat (berichtige mich, mann!). genauso kosmopolitisch klingt seine musik, wenngleich sie auch stets etwas bedrückend-bedrängendes mitführt. als wäre dem musiker der eigene output genüge, als zöge er sich in ihm zurück. ohne ihn zwingend teilen zu müssen. die wesenheiten sind schwer auszumachen. kleinteilig, diebisch, selten wirklich griffig, so dass man als hörer gezwungen ist, den einzelnen schritten touchy mobs zu folgen. dann erforscht sich die landschaft aus elektrofolk, pop und singer/songwriter momenten einfacher. nichts klingt losgelöst und doch sind die elemente zwingend singulär wahrzunehmende. dem hörer bleibt zur aufgabe, sich mit diesem modellbaukasten auseinanderzusetzen. und vermutlich hört ein jeder etwas ganz eigenes, wie ich mich immer wieder dabei erwische, vollkommen wegzudriften. etwa wenn das sphärische rauschen sich zeit nimmt. erst vom klopfenden rhythmus und der kopfstimme werde ich wieder zurückgeholt.

"let my wild boys shine in the boomers" ist abdruck eines seelenbehaus. die künstliche atmosphäre statisch aufgeladener musik verhindert nicht den blick hinter die milchglasige fensterfront. was hier gebastelt wurde, folgt den bocksprüngen der eigenen befindlichkeit und macht platz für einen offenbarungseid der besonderen art. hört in den am 13. juli veröffentlichten release hinein und Ihr werdet immer auch ein stück in Euch selbst hinein hören müssen. die bewegenden worte rühren an, bringen etwas in bewegung oder korrespondieren einfach nur hervorragend mit dem komplexen gewerk gesponnener musikalie.

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