schon in die zwei ersten songs muss man sich verlieben. "the ghost in you" von psychedelic furs in einer sparsam akzentuierten version, jeglichen bombasts enthoben, sich wund schrammelnd an der akustikgitarre, in den forcierten passagen vom klavier begleitet, einem cello greifen unterworfen und doch mit bedacht ganz auf die in würde gealterte stimme des alten soft boys gestützt. mit "san francisco patrol" setzt robyn hitchcock sogleich nach. nur ein wenig von der sechssaitigen assistiert, in die molltöne vom cello gezwungen, greift der brite nach der hingehaltenen hand von anne lise frøkedal, die dem harmoniegesang alle ehre macht. und schon ist man mitten in der konzeptionellen vorgabe des superproduzenten joe boyd, der sich am liebsten in judy collins- artigen alben suhlt. die dürfen sich aus coverversionen und eigenen lieder zusammensetzen, dürfen komplementär und paritätisch zueinander stehen, um einen ganz eigenen willen auszudrücken, den der eigenen kunst und der jener anderen, denen es respekt zu zollen gilt.
grant lee phillips, i was a king, the door und roxy music werden ebenfalls zitiert. hitchcock spielt songs, die er selbst gern geschrieben hätte. sein umgang mit ihnen ist respektvoll, wenngleich er sich ihnen direkt aufbindet. da passt kein blatt papier mehr dazwischen. unzertrennliches seelenmaterial. wie die eigenen lieder. stücke, die sich aus vielen jahren zusammentragen ließen. an vielen orten aufgeklaubt. ein, zwei takes und die songs waren im kasten, fast schon klassisch. boyd hielt hitchcock ganz bewusst vom aufnahmeprozess fern und ließ ihn sich auf das wesentliche konzentrieren. den gesang. um ihn herum operierten jenny adejayan am cello, charlie francis am klavier und besagte anne lise frøkedal, verantwortlich für den harmoniegesang.
nachtschattengewächse, herunterspulgiganten, vernuschler, popseichtlinge, neonfetzen im geschlossenen wolkenfeld. was hitchcock selbst als sein folkalbum bezeichnet, nebst außerordentlicher dankbarkeit für den produzenten, bildet charmante kreisel, die sich zu einer größe ausweiten, die ein einzelnes genre nicht bedienen können. wenn er "trouble in your blood" zelebriert, grast er im blues, verschafft sich meriten im singer/songwriter metier und steppt balladesk durch die rockgeschichte. weil er sie kennt, kann er es. "somebody to break your heart" ist ein vortrefflicher stampfer, "comme toujours" eine zarte weise, die von hitchcocks ureigener sprödheit lebt, "the crystal ship" ist ernsthafte ehererbietung und das abschließende "recalling the truth" magisch in seiner existentialistischen kargheit.
anmut und meisterschaft treffen aufeinander und verbinden sich zu einer songsammlung, die sich vital präsentiert trotz oder gerade wegen der begrenzten mittel. es ist höchstes vergnügen, jeden song in seiner wunderlichen, sparsamen, altväterlichen ausgestaltung ein ums andere mal zu lauschen. pointierte lieder für alle tage.
hitchcocks zwanzigstes album " the man upstairs" erschien am 29. august auf yep roc records.
2 Kommentare:
Daumen hoch !!
Grüße, Gerhard
danke!
Kommentar veröffentlichen