Freitag, Mai 31, 2013

neue töne (1290): we/or/me


das hat einen ganz eigenen charme. so sorgsam, wie man zu werke geht, als müssten die noten getupft werden. behutsamkeit, die aber nie an betulichkeit erinnert. ganz fein gesponnen sind die tonalen fäden zu einem lichtdurchlässigen behang. (harmonie-) gesang nebst gitarrenfugen, kelle für kelle in die zwischenräume gespachtelt. das warme timbre von bahhaj taherzadeh, dem in irland geborenen und nun in chicago lebenden singer/songwriter, legt sich wie schlichter putz über das gewerk. nicht immer hat der bärtige kerl unterstützung. aber im vorliegenden fall, wir sprechen vom neuen full length "the walking hour", welches am 28. mai erschien, erhielt er umfangreiche freundschaftsdienste. nicht zuletzt die reine stimme von marie taherzadeh macht die unternehmung zu einer der besonderen art. wie diese beiden organe miteinander in schwingungen geraten, hat etwas magisches. andere beigaben, wie melodica oder eine orgel oder etwas perkussion, verlieren sich in stimmungsgeladenen arrangements, die von keyboard bzw. loop aktivitäten befördert werden. das genre folk scheint manchmal zu ende gesungen sein, hier erhält es eine vitalisierende einspritzung. nicht dass es diese sachtheit und betonte sachlichkeit bereits gegeben hätte, bert jansch und leonard cohen sind hervorragende referenzen, die hier zu rate gezogen werden, aber in der konsequenz kreiert we/or/me, so der moniker, unter dem taherzadeh antritt, eine ganz eigene welt aus narrativen ideen und einem gespinst aus musik. nicht umsonst, dass er auch selbst immer wieder vashti bunyan zu seinen erklärten vorbildern zählt.

in 2002 tritt taherzadeh erstmals öffentlich als musiker in erscheinung, 2003 veröffentlicht er die erste scheibe, eine cdr unter dem titel "simples lines". 2006 wird diese ergänzt um einen gastbeitrag auf der "yeti 4 compilation" und die 2008er veröffentlichung "ghostwriter", eine ep. yer bird records schiebt 2009 schließlich ein coveralbum namens "dust jacket, vol.1" nach. das erste full lenght gelang vor zwei jahren, "sleeping city" heißt das werk. nun also nummer zwei. es ist ein von vorn bis hinten stringentes, weil schicht für schicht aufgebautes werk, das einen packt und nicht mehr loslassen will. dieses packen ist aber nicht mit grober hand geschehen, so lehrte mich die unmittelbare erfahrung. es passierte, wie man sich einen virus holt. der schleicht sich ein und dann ist er präsent, zunächst unwiederruflich. nehmt platz und hört bei bandcamp rein, kaufen werdet Ihr dann sicher. klienicum empfehlungsstempel. dicker.


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