wenn man morc records sagt, muss man das ungewöhnliche mitmeinen. wer sich hin und wieder auf die seite des belgischen labels verläuft, wird auf annelies monseré, karina esp, wird auf lichens, jessica bailiff, wird auf boduf songs und viele mehr treffen. die beschäftigung damit wäre längst genug. wenn nicht immer wieder neues (altes) nachzöge. so auch das ungewöhnliche duo aus amsterdam: bingo trappers. lange ward nichts zu hören von waldemar noë und wim elzinga. greift man in den discographischen haufen, der sich bislang angehäuft hat, wird man erst 2001 so richtig fündig, alles danach gewesene ist lediglich als best of zu bezeichnen oder als rerelease. nun aber steht mit "sister planet" ein gänzlich neues werk auf dem plan. vielleicht animiert durch den aufgefrischten kontakt mit simon joyner, der zu bingo trappers jüngst formulierte: "i heard something simultaneously new and old, something familiar but
chewed up and put back together wrong. whatever it was, it was some
infectious stuff. i turned it up and jumped around on the couch since no
one else was around. druggy pop songs, harmonies, riffs, choruses and
bridges, plus dylan and young as gurus meant harmonicas and pedal steel! these guys were some kind of relaxed and knew the gravel backroads into
the late 60’s and early 70’s country-damaged songbook by heart." erst im letzten jahr trat man wieder gemeinsam mit joyner auf die bühne und ließ eine freundschaft und kooperation, die bereits ein jahrzehnt währt, hochleben (siehe auch unten stehendes video). zurück in die vergangenheit muss man bis in die mitte der neunziger gehen, um den beiden protagonisten auf den grund zu kommen. "more soul" erschien 1995 auf shrimper. fast im jahresrhythmus wurde (u.a. auf animal world, sing, eunuch, lower, h records...) bis 2001 veröffentlicht. morc records beteiligte sich u.a. mit einem split tape und einer split 7" am backkatalog von bingo trappers.lofifans wie freunde des garagepop inklusive psychedelischer anleihen kamen hier auf ihre kosten. der schein des besonderen hing stets über den beiden. nicht umsonst waren die ausgedehnten konzertreisen, ob in europa oder den staaten, gut besuchte veranstaltungen.
der neuling, "sister planet", erschien mitte april auf eben jenem morc tapes und bietet mit zwölf neuen songs ein anschauliches panorama der spielfreude und -kunst des duos. die linernotes schrieb im übrigen simon joyner, ein zweiseitiges pamphlet über seine liebe zu bingo trappers. er holt dabei aus, erinnert an sein eigenes label sing, eunuch und die eigene sammelleidenschaft mit der jagd nach möglichst allen shrimper records releases. eines tages flogen ihm über diesen kanal auch jene aufnahmen zu, die ihn zu obigem zitat animierten. simon joyner erklärt sich, dass die band noch siebzehn jahre später fast gänzlich unbekannt ist, damit, dass diese welt keine seele brauche, niemanden, der auch den kies der nebenstraßen namentlich zu benennen weiß. so erzählt er, dass er einen auftritt fast hätte absagen müssen, weil er auf der fahrt dorthin, die neuen songs der niederländer mit voller kraft mitsingen musste. über 85 meilen hinweg kann das zu einem belastenden unterfangen werden. seine heiserkeit führte geradwegs ins desaster.
"sister planet" ist wohltemperierte musik, die sich vor anmut nicht scheut, derren kettenreissen woanders stattfindet, als im amtlichen gitarrenschliff oder im drumming abenteuer. sie scheuert nach und nach, so wie cord neue muster freilegt. erodierend. sie häutet den gegenüber und legt die seele frei. dieses album hören ist eine art prozess, in dem man sich öffnet und immer zugänglicher wird. elzinga bechert nicht, die schießbude dribbelt im gegenteil und führt mit gedrosselter leidenschaft an das große gitarrenherz heran. alles ohne blender und aufreger. songdienlich. untermalend. persönlich. etwas echo, etwas hall, damit die luft um diese klänge leicht ins wabern gerät. tanzende moleküle. unterminiert von einer angekickten stimme, die gern ins schwanken gerät, aber nicht um des schwankens willen. sie ist für bestimme momente nicht gemacht, so wie man selbst nicht für bestimmte momente gemacht ist. und trotzdem muss man da durch. in diesem sinne: dicker klienicum empfehlungsstempel.
tracklist:
1. long weekends
2. triping around
3. concern for the bereaved
4. turn to you
5. mimi parker
6. prettier
7. solid gold
8. when katie’s back
9. buy a new car
10. tiki style
11. here & now & still
12. sister planet
zur erinnerung: morc records, die auflage ist stark limitiert: vinyl inkl. download link.
bingo trappers - prettier
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