die restliche nacht verbrachten wir dann in der muffathalle, die sich zum glück auch bald füllen sollte. ausverkauft war die veranstaltung dennoch nicht, immer wieder zeichneten sich lichte korridore ab. der bewegungsfreiheit kam das sehr entgegen und von der sollte man auch bald gebrauch machen können. denn viele der angetretenen künstler zeichneten sich durch eine tanzbare performance aus.
dansette junior aus london machten sogleich vor, wie man sich electropop in den nullerjahren vorzustellen hat. so gerierte sich frontmann will hunt als animateur, um das volk in bewegung zu bringen zu einem sound, geboren aus den tiefen des computers, begleitet von analogen synthesizererzeugnissen, einem statischen bass und dem fein getunten schlagzeugspiel des beeindruckenden graham gaffney. was der zusammentrommelte, ging auf keine kuhhaut. wie dressiert stachen seine einschläge, ein ums andere mal erklomm er den schlagzeughimmel mit rhythmuswechsel und tempoverschärfung.
johnny mac am bass bzw. synthi konnte dem nicht folgen. neben den entertainement- und wirklich sehr guten sangesqualitäten hunts und dem kunsthandwerker gaffney sah der schmächtige dritte im bunde blaß aus. zudem war sein backgroundgesang von zweifelhafter güte. da ging einiges daneben. ansonsten hatten wir eine erfrischende truppe vor uns, von der sicher noch zu hören sein wird.
in ähnlichen fahrwasser wie dansette junior bewegten sich auch men. das brooklyner trio um das le tigre mitglied jd samson zauberte einen flotten mix auf den dancefloor, auf dem sich zunehmend tanzwillige einfanden. während die androgyne jd samson, bunt klamottet, an den reglern schraubte und ihrem computer satte beats und flockigen bass entlockte und nebenher von irrigen bewegungen begleitet sang, kredenzten die beiden kollegen, die frontfrau zwischen sich nehmend, michael o'neill und ginger brooks takahashi mittels e-gitarren soundbegleiter.
dieser musik steh ich nun alles andere als kundig gegenüber und schwer tue ich mich damit, z.b. gerade diese gitarrenspuren aus dem soundklops heraus zu filtern. manchmal gelang es. dann etwa legte o'neill ein solo hin, das sich gewaschen hatte. aber das war der wenigen momente einer, ansonsten dominierte satter electropop. höhepunkt des sets war sicher der song "boom boom boom", da sich zu den dreien zwei tänzer gesellten, die große pappfäuste mit dem schriftzug "boom" trugen und sich erratisch zum pulsierenden beat bewegten. vorsichtig formuliert und das gilt auch für das set von dansette junior: interessant. zu mehr euphorie lasse ich mich nicht hinreissen.
dann war gustav dran. wir hatten bereits ein uhr hinter uns gebracht, da betrat endlich eva jantschitsch nebst zweier begleiter (elise mory, oliver stotz) die bühne der mittlerweile zu 2/3 befüllten halle. dafür, dass ich mich auf diesen auftritt so sehr gefreut hatte, wurde ich ziemlich flott ent-enthusiasmiert. zunächst haarverhangen musste man evas gesicht suchen, später vom sounddrill geknechtet, ihre stimme akustisch erspähen. schwer war ihre gute sprache zu vernehmen unterm dem vordergründigen pop, der dem technischen instrumentarium, von der wienerin bedient, entsprang. aufgedrängelt, zugeschanzt. ich fühlte mich in der rolle des mittuns, als erhielte ich eine gabe, die ich zu benutzen hätte. die noch nicht fertig ist, die ich erst zu dem machen sollte, was sie eigentlich schon bezeichnet. aufgrund des fehlenden textbezuges ging der musik gustavs ein wesentliches element ab. dies musste man als zuhörer ergänzen.
so zerfiel die idee einer von sprachkunst begleiteten elektronischen popmusik in einseitigkeit und unterschied sich von den vorherigen künstlern kaum mehr. eva bewies dennoch frontfrau qualitäten und so konnte man sehr wohl geniessen, wie sie sich in grünen leggins und dem schwarzen, pfauenfedernkleid adrett und zugleich linkisch drehend auf der bühne bewegte. den spaß am tun nahm man ihr ab. und ihre stimme ist herzensangelegenheit. sie hat einen magischen klang, wenngleich sie kaum außergewöhnlich tönt. es ist etwas in ihr, das als glücksbeschleuniger fungiert, ein warmes, pochendes ding. wenn man sie nur hätte besser verstehen können. eva. gustav.
gustav - verlass die stadt
gustav - we shall overcome
meinen dank schicke ich auf diesem wege an th. l., der uns den zutritt ermöglichte und darüber hinaus verantwortlich zeichnete für die organisation dieses mutigen festivals. ob er sich mit dieser idee überhoben hat, wird die zeit zeigen. denn sicher wird die nicht vollständige auslastung für einige sorgenfalten sorgen. man kann nur mut zusprechen für eine neuauflage im kommenden jahr. als kritikpunkte bleiben: die schlecht lesbaren programmaushänge, die es als handliche flyer mit ihrer überaus wichtigen informationsaufgabe viel besser getan hätten und der offensichtliche mangel an futter, denn lediglich eine handvoll käsesemmeln konnten über einen geplanten zeitraum von neun stunden kaum genügen. positiv bleibt zu vermerken: eine handverlesene künstlerschar, eine sehr gute organisation, löbliche ansagen und aufmerksame helfer. danke!
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