Freitag, Februar 10, 2012

konzert: megafaun, 08.02.12

von pferden schauten sie herab, auf denen die drei vollbärtigen und lang behaarten männer wie selbstverständlich saßen. eines der einprägensten bilder, die ich von megafaun hatte. über jahre verfolge ich die band aus durham, nc nun und war umso mehr überrascht, als mir jungs gegenüber standen, die sich zum teil vom wildwuchs befreit hatten, die zugänglicher und offener schienen, als es eben diese offenbar alten aufnahmen glauben machten. deshalb fiel mir zunächst die zuordnung schwer. wer waren die brüder cook und wer von ihnen der kompagnon westerlund? und warum standen hier vier kerle und nicht wie es jede bandhistorie ausweist nur drei? alles ließ sich klären. parallel zu einem wirklich herausragenden konzerterlebnis erledigte ich meine hausaufgaben und konnte links vor mir stehend, die gitarre bedienend und seine angegangene stimme belebend brad cook identifizieren. der hatte wohl die am stärksten auffällige wandlung durchgemacht. die zotteln sind sowohl auf dem kopf als auch um die kinn- und oberlippengegend deutlich beschnitten worden, zudem hat er wohl auch an gewicht verloren. magisch angezogen glotzte ich immer wieder auf die herrlichen tatoos, die seinen körper zierten (recht früh wurde t-shirt- time angeordnet) insbesondere das albert ayler tat auf dem rechten oberarm macht was her (ganz zu schweigen vom gänzlich schwarzen eichhörnchen links).

rechts von mir postierte der bruder phil cook. sein verschmitztes lächeln muss sich in mädelsherzen via widerhaken perfekt andocken lassen, mich aber hatte er auch als kerl im nu erobert. erwiesenermaßen weniger haare erleichterten phil an diesem abend sicher auch die charmeoffensive. joe westerlund schließlich, der dritte von megafaun im bunde, saß hinter seiner kleinen, aber feinen schießbude und ließ ebenfalls durchblicken, dass die eine oder andere schere an sein haupthaar angelegt wurde. lange reder, kurzer sinn: die jungs sahen verändert aus, waren aber topfit und in höchstform, in spiellaune und überhaupt gut aufgelegt. unterstreichen konnte dies der bis dahin mir gänzlich unbekannte nick sanborn, der den bass bediente und mit munterer miene und wildem grimassieren das aufspiel der truppe kommentierte.

gemeinsam entwickelten die vier protagonisten einen so sensiblen wie gefügigen sound, dass man sich darin wohlig aufgehoben fühlte. die americana und folk und oft auch blues infizierte klanglandschaft zog wie in einem auf breiter leinwand dargebotenen naturstreifen dahin, da man sich in ruhe die einzelnen ansichten bzw. elemente zu gemüte führen konnte. nick, der einen extrem flinken und wendigen bass spielte, der zu betonen wusste und anderenorts auf wärmende unterlegung setzte, joe, der das drumming ganz in den dienst des arrangements stellte, mal die felle streichelte oder stiffelige einlagen bot, dann wieder feste kloppte, wohl um sich seiner und der gegenwart seiner kollegen gewahr zu werden. in der front agierten die beiden brüder, der eine mit seiner geforderten, leicht brüchigen stimme, der so zart intonieren kann, dass man ihn herzensbrecher taufen muss, und der andere mit der befreiten, offenen art, bereit türen einzurennen. die waren an diesem abend aber alle offen. ein kundiges publikum stand den vieren gegenüber, so dass schnell klar wurde, hier hatten alle etwas voneinander. ob die countryesken passagen oder das zum psychedelia neigende verrotzte ende eines songs, hier wurde kunstfertigkeit ohne große geste geboten und dankend angenommen. der jubel, das johlen, pfeifen und klatschen zog sich nach jedem song länger hin. das gut gefüllte provisorium schüttelte sich in freude.

erst recht, als sich die vier jungs zur zugabe ins publikum begaben, um zwei songs akustisch auszuhöhlen und zum besten zu geben. mitsingatmosphäre, die prompt genutzt wurde, aus ca. hundert kehlen erschallten die vorsortierten worte. stiller dagegen das rund, als man ca. eine stunde zuvor den eröffnungssong, der zugleich der opener des aktuellen "s/t" albums ist, "real slow" intonierte. herrlich wie hier die gitarren sengend vor der sonne kreisten, die beiden vokalakteure einander ergänzten. mein absolutes highlight, fortan wird mich der track durchs leben tragen (warum hab ich ihn nicht vorher auf dem album wahrgenommen?), war "kill the horns". brad startete ansatzlos in diese stille weise, phil unterstützte gesanglich und stieß die klimpernden pianotöne hinzu. ich erstarrte und bedachte meine gänsehaut mit widerwillen. weitere höhepunkte waren das mäandernde "get right", das stolze "hope you know", das so herrlich verkracht beginnende "isador" (live wie auf scheibe). ein abend, der nicht in vergessenheit geraten wird, nicht zuletzt weil die jungs sich später munter unters publikums mischten, ausgiebig ratschten und weil ich selten so eine große traube um einen merchandisestand stehen hab sehen (wir reden hier von konzerten in der größenart dieser hier beschriebenen band) und der absatz wohl recht ordentlich war. gratulation!

megafaun - these words

megafaun - state/meant

1 Kommentar:

Oliver Peel hat gesagt…

Super Bericht, ist eine anregende Lektüre!