Dienstag, März 16, 2010

emit bloch - dictaphones vol. 1 (2010)

nicht aufgepasst und trotzdem 'nen einser geschrieben. so einer ist emit bloch. der neue, glitzernd helle stern am alt. country himmel. einer, der die alten zitiert, so wie man staunend aus einem folianten liest, um sogleich schreibenderweis ein neues kapitel zu deklinieren. einer, dem die kindheit kräftig ins hinterteil getreten hat, so dass er zeit seines leben in bewegung bleiben wird. seine musik ist moderner bluegrass, country, der sich aber über jenen lustig macht, zu dem die alten herren steppen, er fabuliert und kickt sich und seine zunft in eine neue zukunft. die sechzehn tracks auf "dictaphones vol. 1" sind kleine gelasse, jedes eine geschichte lang wert besichtigt zu werden. ins diktiergerät gesungen, gepickt, mundharmonisiert, klingen die demonstrationen seines ungewöhnlichen könnens, zwischen feldstudie und paillettenauftritt, umkämpft wie die frühen tage auf der cattle ranch in utah, wo er dem alten gitarrero auf die finger sah, wirr und farbig gezeichnet, wie sich die bücher seiner unmittelbaren vorfahren aus beatnikkreisen lesen. emit bloch strotzt vor vitalität, es ist der pioniergeist des jungen amerika, der ihm in großen dosen verpasst worden zu sein scheint. er ist frei von zynismus oder sarkasmus, seine transkriptionen bleichen nur unmerklich via schlechten recordings aus, sie sind unbehauen, unbelassen, die stolze lyrik des unbelehrbaren zöglings, kein bloßes monologisieren, sondern die narrative wiederbelebung der kontrastreichen figuren, die wie von zauberhand geführt vor des hörers innerem auge auftauchen.
"two lovers fit together and so become as one. now they're got four legs and arms and so get more things done" ("married creature"). die gitarre scherbelt, die mundi quäkt und bloch schnauzt auf die der legende nach sechs pfund teure kassette seines diktiergeräts. die küche in london, wo der wild anzuschauende knabe mittlerweile hausiert, wiederhallt vom stürmischen und vor allem humorigen auftritt blochs, wirft zurück, was er zu erzählen hat: von der nur augenzwinkernd zu begegnenden liebe, dem psychopathen von nebenan, vom interplanetaren grenzgänger. wenn heute solche alben noch gehen, und man die diktieridee nicht als bloßen marketinggag abtut, dann sehe ich einer nach wie vor rosigen zukunft entgegen. und wenn sie über den bergen utahs leuchten muss, dann eben dort. "dictaphones vol. 1" erscheint am 09. april auf one little indian.

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