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dass solcherart, auf den ersten blick schwere grenzen überwindende projekte funktionieren, hatte einst anschaulich ry cooder bewiesen, als er sein sensationelles „talking timbuktu“ gemeinsam mit ali farke toure aufnahm. weitere beweise dürfen dennoch gern angetreten werden. dirtmusic tun dies. allein die tatsache, dass wenige akkorde des velvet underground klassikers „all tomorrow’s parties“ genügten, um die tamikrestler in mit-leidenschaft zu versetzen, offenbart die globale wirkung und wirkungsweise von musik. man verstand sich vom ersten takt an.
„bko“ bezeichnet den flugplatz von bamako, der hauptstadt malis. und symbolisiert nicht zuletzt das kommen und gehen. die gäste aus den reihen von dirtmusic sind mittlerweile des lediglich bewilligenden status enthoben und teil der musikalischen landschaft des afrikanischen wüstenstaates. nicht zuletzt die produzententätigkeit eckmans für das tamikrest debut „adagh“ (am 01. märz 2010 erschienen), tat ein übriges. die hindernisse verschwinden leichthin, die dünen sind in ständiger bewegung, die winde wehen grenzenlos. die sonne wärmt überall. eine gemeinsame sprache ist gefunden. dirtmusic gelingt, den grundmustern nach, ein klassisches rockalbum. doch zugleich ist es hell angestrahlt und kann nicht umhin, die absorbierten einflüsse, die wüstenerfahrung, die vortreffliche begleitung durch die einheimischen musiker zu reflektieren. neben balafon, n’goni und calabash kommen die traditionellen gesänge der tuareg zur wirkung. wie im flirrenden licht des sandmeers schimmern die songs, schemenhafte zeichnungen, denen die ränderung fehlt, die lichten scheinen und selbst im anklang noch offen für variation sind. hilfreich für das fehlen von irdener schwere und westlicher strenge sind die luftigen, auf das notwendigste reduzierten arrangements. das album hat vielfache höhepunkt. seine struktur ist stringent und abwechslungsreich zugleich. hierzu trug das individuelle songwriting der drei hauptakteure genauso bei wie die tatsache, dass die vokalbeiträge im selben verhältnis verteilt wurden. daneben perlen an einer reihe: die so typisch desert angeschlagene e-gitarre in „black gravity“, die beschwingte melodie von „ready for the sign“, das sich zögerlich gerierende „desert wind“ mit seinen gutturalen gesängen, der schroffe, überlagerte sound von „lives we did not live“, das fast schon folklorische „unknowable“ mit banjo und calabash, den hintergrundgreifern der elektrischen und brokaws statischem gesang, das auf halluzinogene reaktion abzielende instrumental „niger sundown“ und natürlich das vitale, durch klatschen beförderte „all tomorrow’s parties“. ein auf seine weise reiches album, weil es die kulturen kreuzt, und zugleich ist "bko" sparsam bereitet, als wolle es auf die vielen lücken aufmerksam machen, die es noch auszufüllen gilt, bis man von einem miteinander zwischen arm und reich, nord und süd und schließlich abseits solcher kategorisierungen reden kann.
„bko“ erscheint am 19. april 2010 auf glitterhouse records. das album enthält eine zweite disc mit vier bonustracks, drei musikvideos sowie ein reich bebildertes, 28seitiges booklet. großartiges artwork. dass die band (nebst tamikrest) auf dem obs festival in beverungen auftritt, dürfte sich bereits herumgesprochen haben...
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