samstag mittag versammelt sich die crowd nach und nach im festivalrund. die frühen sind meist die ausgeschlafenen, die dem alkohol etwas weniger zugesprochen haben, die neugierig auf alles sind, was die bühne betreten wird. sie legen sich auf den gestutzen rasen, blättern im infoheftchen, holen ihre campingstühle heraus und gönnen sich unverdrossen das erste pils. die ersten auf der bühne sind jene, denen die größe fürs hauptprogramm fehlt, die aber ebenso unverheizt genuss ausüben sollen. deshalb starten tenfold loadstar, sachte mit "hey now", das wie ein hit klingt und doch eher am ohr kleben bleibt wie eine klette am fliespulli. gitarre, bass, geige (hin und wieder) und schlagzeug erzeugen folkpop, der sich bei allem einsatz aber sehr auf den gesang reduziert. da regiert caro garske. nur im duett mit basserin gundi voigt erhält er aber erst seine intensität, dichte, die es braucht, um dem folk von tenfold loadstar etwas originäres zu verleihen. mir sind das zu viele "oohs" und "aaahs", zu viel konstruierte momente, die auf wirkung aus sind. und mir ist caros stimme zu giftig, sie gewinnt an höhe und jubiliert dort, wo ich gar nicht mit hin will. für den samstag morgen überlege ich mir in der regel anderes. und sollte das nicht funktionieren, lege ich mir eine scheibe auf, die verhindert, dass ich an mißerfolge denke. tun tenfold loadstar nicht. die zuschauer nahmen den appetithappen jedoch dankbar an und goutierten dies mit fleißig applaus. mir hätte auch etwas mehr fiedel gut getan, sie konterte in den wenigen augenblicken ihres einsatzes gut die allzu weichen thematiken, die die anderen drei durchaus mit bravour erzeugten.
black rust durften nachfolgend die lokale szene vertreten. die band aus ahlen tat dies mit dem engagement und ansporn derjenigen, denen solch eine chance nicht allzu oft in den schoss fällt. nun war ich selbst etwas beschäftigt zu dieser zeit, um den liveblog zu unterstützen. außerdem erhielt ich schlechte presse über die band. doch wachheit trieb mich doch noch zwischen die türangeln des glitterhouse-gebäudes und ich bereute mein ungestümes eilen nicht. denn das, was die fünf jungen burschen da fabrizierten, hatte verve und einen eindringlichen, aber keineswegs nerven anfallenden charakter. standup bass, mandoline, diverses perkussionsgerät, auf den punkt gespielte songs, geschlossener folkrock also, der raum zum atmen hatte, nie an euphorie erstickte oder gar vor ehrfurcht erstarrte. ihrem viel zitierten helden n. young huldigten sie abschließend mit einer tollen version von...: setlist: song from the edge of bed / everything's fading / heartache. now! / bottom of the glass / rain & roses / overdose / empty park. empty street / actually yours / it's allright, girl, i'm only lying / we don't live here anymore / untitled folksong / marlene / new year's day / rockin' in the free world
eine der überraschungen für mich waren schließlich kristofer ragnstam und co., ein erster wirklicher höhepunkt. ragnstam: ein rocker, ein herzensbrecher, ein charmeur und eine rampensau. einer, der der liebe abgesang genauso zelebrieren kann, wie er der neuen, knospenden verliebtheit einen namen geben, ihr eine hohelied singen kann. und wem das nicht genügt, dem trägt er mit humor auch vor, wie er im radio seinen eigenen tod verkündet hört. hinzu kommt, dass der kerl mit der großartigen stimme und enormer bandbreite mannen zur seite hat, die ihren job verstehen. vor allem leadgitarrist joel wusste mehr als zu überzeugen. vielfach entlockte er seinem instrument die wunderbarsten harmonien. flinke finger fuhren über das brett, dabei ohne billige attitüde zur schau zu stellen. super nette, eine formulierung, der ich sonst aus dem weg gehe, fürwahr überaus sympathische burschen, die electric 4, die mussten auch im bild festgehalten werden. im zusammenspiel mit kristofer enthusiastisch, zugleich dem eigenen spiel zugewandt und zur gegenseitigen unterstützung wie selbstverständlich bereit. klasse! das songmaterial des schweden hält so viel großartige ideen bereit, dass beobachter meinten, dass hier ein hitproduzent am werke wäre, wenn er nur wollte. vielleicht aber geht kristofer genau den richtigen weg. beim obs war er zur rechten zeit am rechten ort, wie ich meine. ganz groß! setlist: may i / fashion / born / dr / #1 / colombian / heard / swing / delic / breakfast / kayla / lonely
3 Kommentare:
Kristofer Ragnstam war auch für mich eine der Entdeckungen. Seine eingängigen rockigen Popsongs (oder sind es poppige Rocksongs), sind das Eine aber R. gibt dazu auch den perfekten Frontman ab. Zwischen cool, sympathisch und überdreht. Dass da schon mal das Tempo verschleppt oder selten ein büngiges Ende der Stücke gefunden wurde... geschenkt!
ja, diese juvenile spontanität hat mir auch sehr gefallen. hast du gesehen, wie ihm die hose über den hintern rutschte? er stand, zumindest wenn man ihn von hinten sah, in dunkelblauer schiesser da. zum piepen!
.. jetzt wo du's sagst... Besonders die anwesenden Damen waren amüsiert...
Kommentar veröffentlichen