Donnerstag, Januar 29, 2009

the early judgement (25): the balky mule

"the length of the rail" erscheint am 20.03.09 auf fatcat records. es ist der fünfzehn tracks umfassende erstling des unter dem moniker the balky mule arbeitenden sam jones. wer aus bristol kommt, kennt ihn. denn er hat sich in diversen kapellen verdingt und so einen namen gemacht. einen auszug aus seiner karriere kann man auf seiner myspace seite einsehen: crescent (guitar/drums), movietone (guitar) gehören dazu, ebenso wie die mithilfe bei flying saucer attack (guitar), minotaur shock (bass/marimba) und third eye foundation (echoes/samples). wie es ihm nebenher gelang, auch noch für the balky mule zeit aufzubringen, sollte er mal erklären. es ist ein rätsel. im selfrelease brachte sam schließlich ein in heimischen gemäuern aufgenommes, gänzlich gesangfreies album heraus, in kleiner auflage, auf dem von ihm und seinem bruder gegründeten archipelago label. außerdem gab es noch eine cdr und das eine oder andere tape, welches unter freunden verteilt wurde, zusätzlich remixe für pram und vase sowie einige songs für compilations. u.a. einen track für fatcat in 2001. selbige company bringt anfang märz einen appetithappen in form einer single auf den markt, auf der sich mit "wireless" und "range" zwei großartige tracks des kommenden longplayers befinden.
des labels vergleiche bzw. in eine reihe stellen wollen von the balky mule mit anderen britischen outsidern wie hood, pram, disco inferno, the pastels, songs of green pheasant oder crescent, finde ich gar nicht so weit hergeholt. more: "Sam’s vocal is unmistakably English, its grain / tone recalling The Kinks’ Ray Davies, whilst lyrically it’s close to Syd Barrett’s everyday references."

1.) dust bird baths: eine folky gitarre, ein verschlissenes, geschafftes (vorgetäuschtes) gebläse, lässiger gesang, leichtsinniger bossa nova touch, in der hochphase dengeln die gitarrensaiten und wutschnaubend raffelts in den boxen
2.) before too long: kokosnüsse galoppieren, ein fernes, irriges synthiestechen hinter der bekannten gitarre; jones' gesang eingefügt wie eine kirsche in der schwarzwälder
3.) jisaboke: etwas flotter agieren hauptinstrument und sangesknabe, die geräuschkulisse wird dominiert von einem anhaltenden schwirren oder sirren, ein etwas dräuender rhythmus, erinnert an eine eingeschlafene muse, der man dennoch ein lied abtrotzen will, nein, das lied abtrotzen will, es hat eine wunderlich-charmante melodie
4) a moth like a woodchip: electronica auf irrwegen, aber entfernt genug, dass man ihr keine langen kann, im blick zunächst der sinnierende künstler mit fest angeschlagener gitarre, die manchmal perlt, dann wieder tropft oder trotzt, sparsamer gehts kaum und doch nimmt man den faden des songs zügig auf und mit
5) blinking: entwaffnend das ganze, in eigenartiger trägheit spult sich das album bis dato ab und macht ohne aufhebens gefangene, wie eine emsige aber leisetreterische und ausgesprochen lahme spinne, das ziel immer fest im blick; auch hier einsprengsel dank diverser elektrogeräte (keine toaster, herde, waschmaschinen!), eine transparente gitarre und ein vertrackter, weil widerwilliger rhythmus, gesang?, fehlanzeige
6) wireless: flotter ging es bisher nicht zu werke, eine stabile, mitsummbare melodie breitet sich über dem das ganze album überziehenden perfekten symbioseteppich aus electronica und akustika aus
7) chalk: rumpelt zunächst übermütig daher, eine mundharmonika schwengelt, sprechgesang, verquere rhythmik, ein anschwellen aller elemente, auseinanderdivieren und verlieren
8) the length of the rail: scheppernde, rittmeisterliche drums, ein wackel-dackel-klick-klack-rhythmus, nur schneller, als stieße das auto über abschüssige, holperige straßen, jones' gesang setzt ungeübt ein, als wäre es der erste take, immer wieder sympathisch dieses anschlagen der stimme, dazu die freundliche gitarre und das abschätzige, gekonnte spiel im hintergrund, von welchem synthesizer auch immer
9) range: mit "wireless" nicht umsonst auf der appetizer single, frohlockend, launig, angesichts des bisherigen ausgelassen gar, munter, auffordend die gitarre, die pioniertrommel traktiert, irgendwas helles schiebt sich auch noch unter, na, fein (schwerer kandidat für die nächste stone.fm sendung!)
10) illuminated numbers: unaufgeräumes kabuff, staub wirbelt auf, tausend noten und irgendwer schrubbt das zeugs zusammen, sam flattert dazwischen wie ein schoßhündchen mit flügeln
11) paper crane: casio power für einen moment, verdichtung, verhallter gesang und drängende zügigkeit, zugig? auch
12) instead: irritierend einvernehmlich forcieren eine karibisch angehauchte gitarre und ein fast nicht künstlich anmutender rhythmus dieses instrumental, da haucht uns doch glatt wohlklang an
13) we sometimes write: ok, noch ein für den relaxness preis nominierter track, lässiger gehts kaum
14) glass boat: ehrlich greinend, geht das?, hier schon, immer wieder an brasilianische superstars erinnernd, die fußballer sind hier größtenteils nicht gemeint
15) tell me something sweet: softer ausstieg, ganz brav, ganz hübsch, ganz wunderbar, unerwartet

insgesamt starker tobak, den man sich erst einmal zurechtstöpseln muss; mancher wird ihn schnupfen, ein anderer auf zigarren verteilen. wie es eben beliebt. und the balky mule ists vermutlich wurst, dafür hat er zu viel humor. soundverwurstungen weniger denn gelungene verquickung von experiment und songwriterischen ansätzen. spannend ist das und erhält fürs erste gute ***1/2.
The Balky Mule - Range

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