Montag, April 30, 2012

unsigned - a d.i.y. (music) diary by great dynamo - episode 26

uns hauke aka great dynamo zuckelt fürderhin auf deutschen straßen und beglückt die clubs dieses landes. er sagt: "die gemeinsame tour mit SAENDER geht schon auf die zielgerade und die zeit fliegt im hohen bogen. die tage vergehen schnell zwischen abbau, autobahn, aufbau und auftritt. sowas nennt man wohl tourtrott. gut, dass zwischendrin immer wieder freunde, alte bekannte und nahrungsmittel auftauchen..."

konzert: laura gibson, 28.04.12

im vorspann vielleicht diese geschichte. wenn die bowerbirds in der stadt sind, ist das grund genug, um sich auf den weg zu machen. wenn d. aus b. allerdings auftaucht, noch viel mehr. nun kenne ich den typen bereits fast ein jahrzehnt und dennoch sind wir uns noch nicht über den weg gelaufen. wie das eben so geht im internetzeitalter. also, nichts wie hin zum münchner feierwerk. das ende der geschichte ist schnell erzählt. nachdem d. und ich fast drei stunden geklönt hatten, blieb kaum mehr zeit für die bowerbirds. musik führt zusammen, was zusammen gehört, die menschen, die geschichten. da kann man auch mal so eine ausnahmeband verpassen.

zu den wundervollen eigenschaften der laura gibson wie eleganz, in den richtigen augenblicken nonchalance oder auch charmance muss ich nun auch eine spur verwegenheit, vielleicht sogar frechheit zählen. wie sie sich da am merchstand gegen jenen ungehobelten kerl im rotnacken- shirt durchgesetzt hat, war bemerkenswert. der grobschlächtige kerl kam gar nicht auf die idee, der kecken frau sprachlich entgegen zu kommen und germanisierte vor den augen einer reichlich angetretenen wie alsbald betretenen kundschaft. weil er natürlich auch nicht verstand, was die gute ihm antwortete, wurde die verhandlung recht bald unübersichtlich und zäh. laura und ihre adjutanten ließen sich nicht reizen und drückten dem burschen ein ums andere produkt aufs auge, gaben rabattwünschen nicht einen millimeter nach und entsandten den kerl mit spöttischem grinsen in die nacht. seine bitte nach einem autogramm und einem kleinen spruch begegnete laura gibson gar mit einem sarkastischen "na, klar." herrlich, unterhaltsam. und ja, ich war in habacht stellung, falls die geschichte aus dem ruder gelaufen wäre. he!
die kulturschranne in dachau habe ich hier bereits mehrfach über den grünen klee gelobt und kann auch nun nicht an mich halten. in der noch immer recht neuen institution der münchner bzw. in der kulturlandschaft des münchner umlands atmet man den geist einer längst vergessenen zeit. das treue gut kunst wird ohne viel gewese auf ein tableau gehoben, auf dem es sichtbar ist, weithin, nicht aber dem gemeinen volk entzogen. im gegenteil: dargeboten. und nach und nach wird dieses angebot auch angenommen. in stilvoller, aber nicht übertrieben aufgetakelter atmosphäre werden in dem ehemaligen schulhaus ein ums andere mal herausragende beispiele aktueller musikalischer fertigkeit angeboten, dass man sich in der benachbarten landeshauptstadt wohl öfter in den allerwertesten beisst, weil einem eine liz green, the miserable rich, great lake swimmers, bohren & der club of gore und viele andere mehr durch die lappen gegangen sind. daran wird sich zukünftig so schnell nichts ändern, jedenfalls wenn es nach den verantwortlichen der kleinen stadt geht.

wer sitzen will, sitzt im lockeren rund und bestellt sich dazu etwas ausgewähltes. wer stehen will, findet immer noch einen platz und von überall einen guten blick auf das geschehen auf der kleinen bühne. die musiker stehen dort mit dem rücken zu einer fensterfront, die direkt auf den kirchenvorplatz geht. wer sich dort niederlässt, kann in größtmöglicher entspanntheit sogar dem geschehen einen stock über ihm folgen. vermutlich ist es aber gerade die tatsache, dass die kunst nach außen dringt, dass man in dachau recht pünktlich beginnt und auch wieder endet. so kratzten wir zwar schwungvoll die kurven in den engen straßen des schönen ortes, hetzten die treppen hinauf und kamen dennoch zu spät. laura gibson und ihre vier begleiter befanden sich bereits im set. während ich früher untröstlich ob der verpassten songs gewesen wäre, bin ich mittlerweile gelassener. die momente, die man an der seite der musikerin aus oregon verbringen darf, sind so besonders, dass letztlich jede erlebte minute auf seine weise glänzt und die eigene lebenszeit veredelt. erwischt haben wir sie mitten im programm, das sich vor allem aus ihrem aktuellem album "la grande" speiste. alsbald wechselte sie hinüber in die solorolle, um uns das herrliche "sleeper" zu kredenzen sowie das leadbelly cover "in the pines". aus dem nichts ist diese stimme wie ein wasserfall, der sich unversehens über einen ergiesst. die klarheit und die stärke, die lauras gesang innewohnen, sind labsal und ein treugesang auf das leben, wie es sein kann, im fluß und mit den dingen im reinen. ein innehalten, das energie spendet und die leeren tanks wieder bis an den rand füllt.
laura gibson war redefreudig und erzählte u.a. davon, dass sie von jeder tour in unsere gefilde vier neue worte mitzubringen gewillt ist. so lud sie die anwesenden ein, ihr später besonders schöne deutsche worte, poetische gar zuzutragen. "rückenwind" nannte sie als beispiel für ein gelungenes exemplar. vielleicht hatte es jemand an diesem abend in der kulturschranne zu dachau tatsächlich getan. ich hätte nicht gewusst, welche ich hätte wählen sollen.
mit "crow/swallow", diesem sacht sinnlichen ding, wurden wir in die nacht verabschiedet, hatten uns zuvor an "time is not" oder "the rushing dark" gütlich getan, durften bei "the fire" mitschunkeln und an "skin, warming skin" waiden. den dichten, schwülen sound von "la grande" bekam die zuweilen fünfköpfige truppe nicht ganz auf die bühne transportiert, aber das gemeinsame aufspiel beherbergte viel von der ganz besonderen stimmung des aktuellen albums, dieser südstaatenpatina.
eine begegnung, die ich wieder holt wissen will.
laura gibson - la grande

Sonntag, April 29, 2012

neue töne (1132): dusted

das große läutet sich meist nicht ein. kein riesiges bohei findet statt. irgendwie, irgendwo taucht aus einer möglichen versenkung ein name, eine idee, ein titel auf. der alsbald die welt, die köpfe beherrscht, beherrschen wird. im fall von dusted zählen wir auf den 10. juli, an dem "total dust" erscheinen wird. das erste produkt, an dem brian borcherdt und leon taheny gemeinsam gedoktort haben. hier der burnt black- und holy fuck mann, der ebenfalls unter der soloflagge firmierte, dort der produzent, dessen name leicht mit bruce peninsula oder final fantasy in verbindung zu bringen ist.
"the resulting album, total dust, resides in an atmosphere that is sometimes melodic, sometimes haunting, and always clouded by a fuzzy glow. with string arrangements and half-hidden guitar feedback held together by the occasional tambourine and minimal drum machine, the stripped down mood perfectly complements a collection of songs that are more than capable of standing on their own merits", verspricht das veröffentlichende label hand drawn dracula, und tatsächlich gelingt eine ganz besondere atmosphäre zwischen weihrauch und rauem fußballgebolze. hört mal rein, das wird natürlich von den großen tönen nur was kleines. aber immerhin. bin neugierig, wie sich der rest des albums angehen lässt.

Samstag, April 28, 2012

eingestreut (388): laura gibson

photo: oliver peel

schneller aufruf für das heutige konzert von laura gibson in der dachauer kulturschranne. und damit verbunden eine dicke empfehlung für die dame aus oregon.
christoph vom konzerttagebuch schreibt zum konzert vom 25.04. u.a.: "Den Auftakt bildete der Titelsong ihres aktuellen Albums, ein Stück, das ich mir auch in Musikclubs der 20er Jahre vorstellen könnte. La grande klingt nach Schellack und gedämpften Trompeten (die im Laufe des Abends wirklich immer wieder vorkamen). Spätestens beim dritten Lied des Konzerts, Skin warming skin, hatte es mich endgültig gepackt." und sein bloggerkollege oliver ergänzt, in dem er zum kleinen recordstore gig in paris erwähnt: "Beim letzten, rein akustisch und ohne Mikrofon gesungenen Lied The Rushing Dark kam die Musikerin bis an die Treppenstufe, wo ich gemütlich saß, so daß ich fast ihre caramellfarbenen Cowboyboots hätte berühren können. The Rushing Dark wurde von den drei Herren in der Band sehr hübsch im Chor gesungen und am Ende zeigten sich ein paar Besucher besonders von diesem Stück sehr angetan."
also, wer in münchen oder im umland wohnt, darf, sollte sich noch auf die socken machen. auf nach dachau, in die kulturschranne. wir sehen uns!
rezension des aktuellen albums "la grande": klick!





28.04.12 Dachauer Kultur-Schranne, Dachau
29.04.12 El Lokal, Zürich
02.05.12 Fluc Wanne, Wien
10.05.12 Café de la Danse, Paris
11.05.12 Botanique, Brüssel

neue töne (1131): great dynamo

was hauke schmidt im wirklichen leben macht, weiß man nicht genau. irgendwas mit werbung, sagen wir leichthin. viel zeit wird ihm dafür (oder eben für etwas anderes) nicht bleiben. denn, so die aktuelle ein-jahres-doku, er hat jede menge um die ohren: tourorganisation, auftritte und die bastelei an einer ersten ep sind dabei nur die offensichtlichen dinge. unter der oberfläche hausen die kümmernisse, die nervereien. keine schultern zum ausweinen, kein manager weit und breit, dem man eine mitgeben kann, weil etwas nicht klappt. doch die dinge laufen ja recht gut für den düsseldorfer. denn sein programm heißt nicht zum selbstzweck do it yourself. was sich alles allein auf die beine stellen lässt, macht er uns immer wieder glauben. die diesjährige, gute zehn tage umfassende tour durch die nördlichen breiten deutschlands ließ sich nicht nur in sachen organisation außerordentlich an. sie selbst war erlebnis pur, etwas kasteiung, etwas abenteuer. aber anderes wird sich der lofi- artist nicht vorgenommen haben. wer die kleinsten club bespielt, hofft auf ein paar neugierige und ein publikum, das man von seinen qualitäten überzeugen kann.
nicht anders verhält es sich mit der ersten von mehreren für dieses jahr geplanten eps, die hauke aka great dynamo im lauf hat. "analogue lofilectro #1" ist ein sechs tracks umfassendes kompendium aus elektrosperenzien und straffen akkorden auf der e-gitarre, die sich der musiker auch bei seinen soloauftritten stets umbindet. haukes große meisterschaft sind die melodien, memorable kleine dinge, die man schnell mitzusummen gewillt ist. um sie herum bastelt der kreateur ein jeweils filigranes wie einträgliches muster aus beats, klicker und organischem geklacker nebst eben jenem griffigen sound aus der sechssaitigen, die sich dem pulsieren nicht unterwirft, ihm aber auch nicht unabhängigkeit abtrotzt. die sich ergebende melange ist einzigartig, changierend zwischen wagnis und doppeltem boden. nicht alles auf eine karte gesetzt, aber deutlich gemacht, dass der künstler nur nach seinem gusto musiziert. so kannst man sich in den munteren, von lauterer orgel begleiteten rhythmus von "sad corduroy" hocken, lässt sich von "aqualung" beleben, wie es klangverklebt kraftstrotzt oder nimmt die ausfahrt von "at 41", wenn es denn eine gibt.
ein exemplar der "analogue lofilectro #1" ep haben wir zum verlosen. also, hinterlasst einen kommentar und Ihr seid im topf. am 01. mai wird der gewinner verkündet.

great dynamo - at 41 by franticworld

Freitag, April 27, 2012

burning hearts - extinctions (2012)

im januar hatte ich auf "extinctions" aufmerksam gemacht. das zweite album von burning hearts, dem skandinavischen indiepopduo um jessica rapo (sängerin bei le futur pompiste) und henry ojala (ehemals drummer bei cats on fire und bassist bei magenta skycode), erschien dann folgerichtig anfang februar auf solina records. das vortreffliche dreampop werk trat damit die nachfolge seines formidablen vorgängers "aboa sleeping" aus 2009 und der 2011er ep "into the wilderness" an. zur ersten single "burn burn burn" schrieb ich, sie sei "aller ehren wert. ich habe sie mir gleich mehrmals einverleibt und liebe den tempowechsel, den stoischen gesang bei gleichzeitiger perkussionsherausforderung. der dreamy einschlag tut sein übrigens. herrlich in der schwebe das ganze." auf skandinavien folgte ende februar der release des albums in nordamerika. europa hatte zunächst das nachsehen. doch nun wird die kombi aus bone voyage recordings/cargo dafür sorgen, dass auch hiesige käufer so leicht wie möglich an den release kommen mögen. der 27. april ist hierfür geplant. am 05.05. spielen sie übrigens aus gegebenem anlass ein konzert in hamburg (thalia theater).
"extinctions" hält, was die single jüngst versprach. das bar jeglicher raserei oder ausuferung trotzdem hervorragend funktionierende album zieht seinen glanz und seine anziehungskraft vor allem aus dem stoisch sinnlichen gesang jessicas und unterminierenden, förderlichen arrangements, die sich nur selten verstiegen wissen und damit in den vordergrund schieben wollen. im gegenteil harmonieren diese beiden versatzstücke vorzüglich, ein leichtes stimmanheben begleitet die musikalie mit nachdruck, die beats schlagen deftiger ein, die keyboards driften die winde, alles wirkt geballter und größer. doch die blase zerbirst, sobald das nächste stück einsetzt. das flirrende weichen an gefedert und gepolstertem rhythmus begleitet den hörer alsbald auf die nächste samtene wolke. wer sich hits auch auf einer subtileren ebene als ausgestattet mit mitbrüllrefrains vorstellen kann, der ist bei burning hearts neuestem erguss richtig. die fadenscheinigen melodien schieben sich ganz sacht unter die hutschnur und verankern sich mittels kleinster widerhaken. sie bekommst du nie wieder los. und dann trällerst du plötzlich das "aaaahaaahaa" aus "love and dissonance" mit, kämpfst auf verlorenem posten gegen die trommelei in "modern times" an oder schwelgst ohne jede verlegenheit mit jessica in "on the last day of the decade". das luftige tun der beiden protagonisten erweist sich letztlich als dichter nebel, durch den du vermeintlich leicht hindurchschlüpfen kannst, dich aber hoffnungslos darin verlierst. wem es gelingt, nicht nach dem ausgang zu gieren, der wird von burning hearts an den ellenbogen, links und rechts geführt, ganz sacht auf den heimweg gebracht.

burning hearts - into the wilderness by solina records

burning hearts - burn burn burn by solina records

Donnerstag, April 26, 2012

neue töne (1130): emma gatrill

emma gatrill ist ihr name und er könnte all jenen geläufig sein, die immer mal wieder hinter die fassade eines bandnamens schauen, um die mitwirkenden zu entdecken, die sideparts der eh schon berühmten leute, die unterstützer und förderer auf livebühnen usw. jedenfalls ist emma bis dato so eine gewesen, die sich behende in den dienst anderer stellen ließ und so etwas ihr licht unter den scheffel stellte. nun ja, sie war bei sons of noel and adrian zu sehen, bei laura marling oder broken social scene, rachael dadd oder the mariner’s children. alle, so ist zu vermuten, profitierten von ihrem klarinetten- oder akkordeonspiel, ihrer sagenhaften stimme. nicht zuletzt deshalb war es für die junge britin wohl schwierig, sich auf ihre eigenen themen zu konzentrieren. nun hat sie aber mit "chapter one" das buch aufgeschlagen, um im bild zu bleiben, in dem es nur um sie selbst geht. unterstützung erhielt sie aus dem weitgefächerten willkommen collective, das sich hinten anstellte, um dem neuen instrument emmas, der harfe, etwas beifügen zu können. ihre stimme ist ein leicht zitternd ding, das sich stabilität bei den vielen saiten ihres gefestigten instruments leiht. sie koalieren wie entenpaare im frühjahr. streicher umsäumen das friedliche bild, die narrative note des vorgangs fördert das schüchtern- mächenhafte der szenerie. angelehnt sieht sich emma bei songwriter größen wie joni mitchell, hingezogen zu inspiratoren wie rachael dadd oder allessi's ark. mindestens im schlepptau von anderen künstlern von willkommen records, auf dem das album "chapter one" am 14. mai erscheinen wird, wird man emma gatrill in den kommenden monaten sicher auch bei uns bewundern dürfen.

emma gatrill - thousand ships by dancehalls by willkommencollective

Mittwoch, April 25, 2012

unsigned - a d.i.y. (music) diary by great dynamo - episode 25

die tour geht weiter. hauke aka great dynamo verbrachte die letzte nacht im auto. wieso erfahrt Ihr, wenn Ihr noch einmal in episode 24 schaut. witzig. nicht witzig. nun gehts an die see. fahrt doch ein stück mit. hauke sagt: "noch ziemlich müde von der nacht im auto machen wir uns auf den weg an die ostsee. und obwohl die seeluft kurzzeitig frischen wind in die köpfe bringt, wird es insgesamt ein eher gemütlicher abend im café phollkomplex. ein sehr sympathischer veranstalter, zwei coole hunde und ein netter koch gehören neben zwei hungrigen musikern zu den protagonisten dieser folge."

eingestreut (387): the burning hell

zehn konzerte in zehn ländern innerhalb eines tages? würde zumindest einen neuen weltrekord darstellen. knacken wollen den alten the burning hell. zunächst werden eine vielzahl auftritte in europa absolviert (siehe die hiesigen unten auszugsweise), zwischendurch wird in berlin das sechste album aufgenommen, und schließlich soll der weltrekordversuch am 06. und 07. juli stattfinden. danach schickt sich die truppe an, den norden zu erobern, denn ihre ziele sind u.a. das bukta open air in tromsø und das örtchen brønnøsynd. wem die bande um mathias korn bekannt ist, der traut dem wüst traulichen ensemble auch so einen stunt zu. lustvoll und euphorisch, inbrünstig und mit verve, die vielköpfige truppe ist schon auf tonträger (zuletzt "flux capacitor", 2011 auf weewerk records) ungehalten, live bricht sie aus. vaudeville, folk mit einfluss, literarisch wie humorvoll unterlegt.

early bird by the burning hell

one works days, one works nights by the burning hell





tourdaten:
03.05. Mainz - Baron
04.05. Lauenau (bei Hannover) - Kesselhaus
05.05. Berlin - Marie-Antoinette
07.05. Wetzlar - Franzis
08.05. Siegen - Bar Celona
09.05. Castrop-Rauxel - Bahía de Cochinos
10.05. Köln - King Georg
11.05. Frankfurt am Main - Salon Noir des Artistes
12.05. Mannheim - Der Bock
13.05. Nürtingen - Provisorium
22.05. Stuttgart - Zwölfzehn
23.05. Tübingen - Wilhelma
24.05. Nürnberg - Hemdendienst
25.05. Augsburg - Hempels
01.06. Görlitz - Stille Post
02.06. Dresden - Ostpol
04.06. Göttingen - Apex
05.06. Wuppertal - Bar Celona
06.06. Oldenburg - Bar Celona
07.06. Hamburg - Astra-Stube
28./29./30.06. Lärz - Fusion Festival
12.07. Göteborg (SE) - Mitt Andra Hem
19.07. Brønnøsund (NO) - Rootsfestivalen
20./21.07. Tromsø - Bukta Festival
23.07. Oulu (FIN) - 45 Special
27.07. Helsinki (FIN) - Siltanen

Dienstag, April 24, 2012

glotzt nicht so romantisch (292): tiny ruins / emma russack / alexander tucker / the secret love parade / anais mitchell

mit "some were meant for sea" legte hollie fullbrook im juni des letzten jahres ihr debutalbum vor, nun wird ende mai die vinylversion erscheinen, auf own records, welch ein glücksfall:
tiny ruins - old as the hills



über ihre erste ep hatten wir berichtet, nun ist das erste full length anzupreisen, "sounds of our city" ist ein kleinod des spunk label und zeichnet seine künstlerin als äußerst vielseitig aus: emma russack:



das neue album "third mouth" ist gerade erschienen, der britische avantpop künstler veröffentlicht auf thrill jockey und bringt dem ereignis gemäßg ein video mit (unterstützung dabei durch serena korda): alexander tucker:



aufmerksam machen wollen wir noch auf den "mary looking ready" release auf snowstar records, veröffentlicht im februar, kommt nun die zweite single auch in bewegten bildern: the secret love parade:



das neue album "young man in america" (im februar erschienen) hat schon irgendwie fuss gefasst, findet Ihr nicht auch?, wer immer noch darüber nachdenken muss, wird sicher nach folgendem video zugreifen wollen, verantwortlich sind wilderland records / soulfood: anaïs mitchell:



anaïs mitchell
19.05.2012 Mannheim- Maifeld Derby
20.05.2012 Wiesbaden- Ringkirche
23.05.2012 München- Kranhalle (Feierwerk)
24.05.2012 Berlin- Comet
25.05.2012 Erfurt- Franz Mehlhose
26.05.2012 Köln- Motoki Wohnzimmer

Montag, April 23, 2012

ein (p)fund mp3 (387)

auf die tour der außerordentlich fleißigen, fast schon als fahrende leute zu bezeichnenden musiker wollen wir gern hinweisen (daten siehe unten), zusätzlich darf eine kostenfreie ep beworben werden, dabei mit im boot: hundreds mit jeweils gegenseitigem cover: rue royale:
rue royale - fighter by sinnbus

hundreds - guide to an escape by sinnbus

ein track sollte hier genügen, um auf "all blackshirts to me" neugierig zu machen, das dritte album der finnen ist mal wieder eine ernst zunehmende popgröße, die am jahresende oft vorn zu sehen sein wird:
cats on fire - a few empty waves
auch auf das matinée gewächs wollen wir noch einmal aufmerksam machen, "hits in the car" ist gerade erst erschienen und bietet schottischen fuzzpop auf, ob das geht?, klar, immer:
strawberry whiplash - now i know it's you
auf song, by toad records geht es dieser tage etwas ursprünglicher zu, das banjo hüppelt auf dem appetizer zum "an eagle to saturn" getauften album der seit 1996 operierenden band aus edinburgh:
the leg - bake yourself silly
einen sehr feinen release haben wir auf alchemist records zu verzeichnen, ein duo aus kansas city, das sich unterschiedlichster stile annimmt, von der grundstruktur dem pop erlegen, gemixt mit afro, tropicalia, soul usw., "ventriloquist" (14. mai) weiß zu gefallen:
luscious skin - ventriloquist
der vierer stammt aus san francisco und belebt das poprock geschäft mit ein paar straffen noten und einigen hellen melodien, das debut album "if it die" erscheint am 01. mai auf neurotic yell:
siddhartha - the fire next time

für "city lights" ist es am 08. mai so weit, die veröffentlichung findet auf grip tapes statt, die beiden protagonisten kommen in referenzdingen gern mal mit bright eyes oder phosphorescent in berührung:
old bricks - anthem
bereits 1996 kam ihr erstes soloalbum heraus, nun wird bald "two adult woman in love" auf jealous butcher erscheinen, ihr viertes full length, der vorgeschmack ist fein, obwohl es sich nur um ein demo handelt:
kaia wilson - the night was on to me
nichts, was ich ihnen nicht gönnen würde, über die jahre verfolgt und immer wieder teilhabe gewonnen an ihrem schlafzimmerpop, ihr fünftes album "midnight puzzle" wird nun auch in der neuen welt veröffentlicht (24. april), viel glück für andré brorsson und kollegen:
stars in coma - paint my picture on the thrick shell
stars in coma - dismantle your heart
mit dem 29. mai kann man in der regel nicht viel anfangen, es sei denn ihm ist ein wert hinterlegt, reden wir doch einfach von "among the leaves", dem dann ganz aktuellen album von:
sun kil moon - sunshine in chicago
letzte runde für heute, eines der am härtesten arbeitenden underground outfits gibt sich erneut die ehre, die "step into the marina" getaufte single erschien auf critical heights: talibam!:
talibam! - step into the marina by criticalheights

rue royale
22.04.2012 - DE - Düsseldorf, Forum Freies Theater
24.04.2012 - DE - Hamburg, HausIII&70
26.04.2012 - DE - Berlin, Privatclub
27.04.2012 - DE - Dresden, Ostpol
28.04.2012 - DE - Münster, Cafe Teilchen & Beschleuniger

Sonntag, April 22, 2012

zu gehör getragen (155)

frankie rose – interstellar (2012)
> glitzernd und gleichzeitig süffig, zwischen eiskalter schulter und aufmunterndem lächeln, eine dame, die man nur allzu gern hofiert, 3,5-4/5

black twig – paper trees (2012)
> popgewitter, saftige elegien, den finnen gelingt auf einem tonträger mehr als anderen bands in ganzen karrieren, gerüttelte cats on fire, 3,5-4/5

dreamend - and the tears washed me, wave after cowardly wave (2012)
> ryan graveface entlässt den hörer leicht angeschicktert aus seiner düster kombinierten welt voller toller harmonien 3,5/5

hidden highways – s/t ep (2012)
> maßvolles songzüchtigen im duett, ob eigenkreation oder cover die behutsamkeit behält die oberhand und verteilt segen, 4/5

neue töne (1129): dreamend

immer in solider schieflage. so wie dich die dame von der bar aus angrinst. ein bild, dem man nur selten wiederstehen kann. der leicht geneigte kopf offeriert interesse. hält aber auch die wilden geister in zaum. wer ließe sich gehen in aller öffentlichkeit. mit dem neuen album von dreamend verhält es sich in gewisser weise ähnlich. es arbeitet mit wohlklängen, gleißenden soundbildern, flächigen texturen, mit salbungsvollem gesang, einem keckernden banjo, mit kling und klong und tritt dennoch von zeit zu zeit dem eigenen klang ins kreuz. etwas drone, ein spinnerter ambienter einschub und schon kippt die formvollende note. schlotternder folk, bibbernder blues, entsprunger singer/songwriter, in der lebensschule geschliffen, in den heimischen wänden versucht in form zu bringen.

by tara giancaspro

mit "and the tears washed me, wave after cowardly wave” gilt es den zweiten teil von ryan graveface vorzustellen, der auf das 2010er "so i ate myself, bite by bite" (unser beitrag) folgte (im februar dieses jahres auf graveface records). während sich der erste part mit der psyche und den untaten eines serienkillers beschäftigte, widmet sich der darauf folgende nun mit dem blutrausch und dem tod. über das vorliegende album muss man aber etwas mehr wissen. im leben des mannes hinter dreamend hat sich doch einiges getan. zunächst zog er um, verlor während einer flut allmöglichen persönlichen kram, zog in einen rechtsstreit, eröffnete einen plattenladen und verlor schließlich noch einen lieben menschen. beim umzug von chicago nach savannah ging zudem einiges zu bruch, was er der umzugsfirma mit auf den weg gegeben hatte. das cello zerbrach in zwei hälften, "[...] my banjo was butchered, my expensive bell set was somehow obliterated, my organ’s insides were ripped to shreds, my main vocal mic was broken, not to mention all the damage they did to my non-musical possessions.", schreibt er weiter. dass ihm hernach nicht klar war, wie er weitermachen sollte, dürfte deutlich geworden sein. fast sein gesamte instrumentarium war im eimer und er war gezwungen neue wege zu gehen. "i recorded only using things mangled in the move. i felt that would parallel the storyline quite nicely. the result is a great deal of out of tune, broken and raw emotional sounds." martialisch klingt es, wenn er behauptet, "you can hear these instruments dying with each note". auf dem boden oder dem tisch brachte er den beat zustande und gibt an, dass er wohl das eine oder andere mal daneben gelegen wäre. zurückblickend war es eine schwere, aber letztlich doch auch irgendwie schöne zeit.
"and the tears washed me, wave after cowardly wave” ist ein den umständen geschuldetes etwas schwachbrüstiges werk, weil ihm manchmal der druck, das abgerundete soundbild fehlt. dabei ist es aber erstaunlich abwechslungsreich, voller sprühender ideen und herrlich instinktiver arrangements. ryan setzt eine tolle harmonie nach der anderen in das kurven- und finessenreiche terrain und entlässt den hörer leicht angeschicktert aus seiner düster kombinierten welt. ein ereignis.

dreamend - the face on the tintype by dreamend

Samstag, April 21, 2012

interview: howth, teil 2


das interviewen auf entfernung, per eamil, ist ein ganz besonderes ding. es ist in gewisser weise waghalsig, weil der fragensteller ein wenig spekulieren muss, was der gegenüber in etwa antworten wird. mit der option, später noch einmal nachhaken zu dürfen, sind blake luley, carl creighton und ich in diese unternehmung abgetaucht, deren zweiter teil nun folgen soll (teil 1, klick). an manchen stellen hakt es, doch zuvorderst stand immer der erkenntnisgewinn, das mehr an information bzw. an verständnis über die band, das neue album, über das leben.

das klienicum: gibt es eine bestimmte thematische ausrichtung auf "newkirk", Eurem neuen album, die Ihr verfolgtet?
carl: einige der songs schrieb ich in minnesota, deshalb sind sie auch ein teil davon. "out in eagan" und "grand marais" sind etwa über orte dort. angeschnitten werden auf dem album aber auch themen wie schwul zu sein und sich deshalb schuldig zu fühlen. und übers auto fahren. und übers bereuen. und über den schlechten zustand der wirtschaft.

das klienicum: kannst du letzteres etwas ausführen?
carl: nun, der gegenstand ist, an welchem platz du lebst oder deine lieder schreibst, der selbe und beeinflusst das leben in bedeutender weise, ob nun in minnesota oder new york. es ist zwar ein drastischer unterschied zwischen den beiden orten, aber es gibt eben diesen roten faden der wirtschaftlichen unsicherheit, der sie zusammenhält. "the belly of the beast" bspw. handelt speziell von der wall street und der song "honey" von einer familie, neben der ich in prior lake, minnesota aufwuchs, die durch das geschehen an der wall street in eine finanzielle katastrophe getrieben wurde. auf diese weise hat das leben in beiden orten das album stark beeinflusst.

das klienicum: und welches ist die story hinter "a lie", einem der meines erachtens spannensten songs auf "newkirk"?
carl: ich traf einen schwulen mann, der sich mit einer frau und zwei kindern in die enge getrieben sah. und dieser lebensentwurf, dein ganz leben lang mit diesem großen geheimnis, letztlich mit dieser lüge auszuhalten, interessierte mich. also schrieb ich diese eine zeile: "a lie isn't a lie if the truth is never told." das war alles, was ich schrieb. ich schickte es blake und er entwarf die streicherarrangements und alles andere. und dann gingen wir daran einige harmonien zu ergänzen und ich fing an den refrain zu singen, weil es zu passen schien.
blake: ja! carl schickte mir dieses demo und meinte dazu: "hier ist etwas prätentiöser käse, den ich geschrieben habe.", und ich antwortete: "nein, das ist wirklich gut!" so schrieb ich einige seltsame und verrückte musik, um die akkorde zu begleiten. die streicherarrangements brachte ich auf papier, während ich in der westband freiwilligenarbeit mit einem haufen leute aus irland und dem uk verrichtete. wir jammten auf traditionelle irische melodien und das prägte außerordentlich, wie ich die melodie des songs sah (vor allem, wenn die violine aufspielt). der song zeigte sich letztlich beeinflusst von björk, irischen volksliedern und dem klang der gebetsrufe (jene, die per lautsprecher aus den moscheen während der gebetszeit übertragen werden). ja, gerade das hat meine sicht auf die musik drastisch beeinflusst. es gab drei moscheen in der stadt (nablus) und die gebete begannen alle nur wenige sekunden auseinander und sie widerhallten aus den bergen und das ergab diesen wunderbaren klang. ich realisierte, wie viel schöne musik um uns herum existiert und dass wir keine plattenfirmen brauchen, die uns die musik verpackt, und auch keine konzertsäle, um sie zu geniessen und zu schätzen.

das klienicum: die ersten worte auf "newkirk" hört man so auch in "we shall overcome": "deep in my heart i do believe", zufall?
carl: ich schrieb diesen song in der hoffnung, er würde auf das album "11 north" passen, das blake und ich vor einigen jahren zusammen gemacht haben. wir nutzten das thema von "we shall overcome" auf einigen songs wie ein verstecktes osterei. ich mochte das gefühl der überwindung von not und wollte, ohne dass die bürgerrechtsbewegung verharmlost würde, dass die songs daraus einen nutzen ziehen könnten. und schließlich machte es sinn, es auf "newkirk" zu verwenden, weil unser freund jesse, nach dem das album benannt wurde, seine krankheit überwinden konnte. so ist es eine hommage an ihn und seine stärke.


das klienicum: was sind die hauptunterschiede bezüglich der produktion gegenüber dem ersten album? hattet Ihr mehr optionen, wenn ja, welche und wie habt Ihr sie genutzt?
blake: nun, dieses album ist schon mehr hifi, aber es bleibt ein homerecording. miles hat einiges an wundervollem equipment und außerdem ein ausgezeichnetes gehör, so dass wir unter diesen bedingungen ein wirklich hochwertiges produkt erschaffen konnten. miles und ich haben in den letzten jahren so viel gemeinsam aufgenommen, dass sich der vorgang flüssig und zuletzt auch solidarisch ergibt. wir können quasi die angefangenen sätze des jeweils anderen beenden. wir gingen beim mix von "newkirk" recht verrückt vor und sprachen dabei unsere ganz eigene sprache, in etwa: "Hey can we scrub the digital artifact out of measure 43 beat 2 on the glockenspiel?", "Let's add 2dB to 8K on the API-560 mono." und es endete mit: "I have no idea what I'm doing anymore". du verstehst, eine echte wissenschaftliche diskussion. im grunde klingt das album aber nicht wie ein experiment, sondern genau so wie wir uns vorstellten, welchen klang es haben sollte. das ist zumindest teilweise wahr.

das klienicum: welche musikalischen einflüsse sehen sich auf dem album wiedergespiegelt?
blake: ich denke, dass wir über die maßen unterschiedlichsten einflüssen unterworfen sind. und ich fühle, dass sie jeden song auf eigene weise beeindruckt haben. nur schwierig ist es, im nachhinein einzeln zu identifizieren, welcher einfluss wofür verantwortlich war. unser sound wird durch das unterbewußtsein beeinflusst, und wir suchten nicht das direkte zitat anderer künstler. zudem hören wir alle sehr verschiedene musik, somit haben wir ein sammelsurium an unterschiedlichen einflüssen. ich persönlich hänge sehr an der popmusik der sechziger jahre, zudem an ambient und viel postrock zeugs. außerdem ist die gesamte band in den neunzigern aufgewachsen, so dass wir sicher auch vom damaligen alternative rock unterströmt wurden.

das klienicum: blake, du lebst jetzt in brooklyn. wie denkst du darüber, ist es hip? ist es der richtige ort, um das zu tun, was du tust? oder ist es gar ein hype ohne substanz?
blake: ich mag, wie du das sagst: hype ohne substanz. das ist so verdammt wahr. aber das ist halt auch immer das problem mit hypes. der hype erscheint oft wie eine eher zufällige sache und hat wenig mit dem eigentlichen talent zu tun. ich will nicht sagen, dass viele hochgepuschte bands nicht talentiert wären, aber es gibt eben auch bands, die völlig unbekannt sind, dabei aber wesentlich talentierter. ein ähnliches ding ist es mit brooklyn. ich habe hier viele kreative, talentierte, tolle freunde, die genau wie ich denken. eine sache, hinter die ich nicht komme, ist, dass es eine ganze szene gibt, die sich nur um sich selbst dreht. und diese mentalität, in etwas zu investieren, obwohl es nichts taugt. ich meine, es ist die selbe art von bastardisierung, wie sie damals um velvet underground passierte.
in meinen fünf, sechs jahren in brooklyn hatte ich von jeher eine ausgeprägte hassliebe. aber ich habe auch gelernt, dass es wirklich egal ist, wo du bist, und selbst wenn man in brooklyn lebt, kann man all seine zeit darauf verwenden sich zu isolieren, so dass du auch gut in wisconsin hausen könntest. auf der anderen seite kannst du hier vieles genießen und erleben. ich werde diese chancen nutzen, so lange ich hier bin, aber in fünf weiteren jahren werde ich vermutlich wahnsinnig geworden sein. bin ich es vielleicht schon?

das klienicum: wann werdet Ihr nach europa kommen und ein paar konzerte spielen (und uns ein hauskonzert geben)?
blake: wir wollen nach europa kommen und alle möglichen shows spielen. und wir werden dein haus rocken. das wird großartig! aber im ernst, wenn alles gut geht, sollte europa ende 2012 oder anfang 2013 möglich sein. wir müssen halt gucken, wie es am besten möglich ist, ohne dabei pleite zu gehen. lust darauf haben wir alle.

das klienicum: welches sind Eure nächsten pläne?
blake: wir haben so viel vor. zunächst aber wollen wir etwas abhängen, trinken, kochen und die nächsten dinge in ruhe planen. wir werden sehen, was dann tatsächlich zum tragen kommt. doch wir haben bereits darüber gesprochen, ein paar verrückte videos für einige albumtracks zu machen, außerdem eine ep im fifties style aufzunehmen, fleetwood mac zu covern und ein konzert zu geben, auf dem alle die musik über kopfhörer zu hören bekommen. außerdem hat carl eine reihe von songs für ein konzeptalbum über die teenage mutant ninja turtles geschrieben. hoffentlich werden wir bald daran arbeiten.
was ich allerdings ganz genau weiß ist, dass wir am 01. mai unser neues album "newkirk" veröffentlichen werden und im august durch die staaten touren. das ist was konkretes und alles andere werden wir dann sehen. eines ist sicher, wir sind alle hunderprozentig bei der sache, und wollen nicht damit aufhören, unsere musik so vielen menschen nahe zu bringen wie nur irgendwie möglich.

das klienicum: ok, lasst uns doch bitte noch wissen, was sich 2012 bei Euch bereits auf heavy rotation bewegt?
blake: oh, es wird einiges gute in diesem jahr herauskommen. zwei unserer labelgenossen auf mecca lecca unicycle loves you und christopher paul stelling veröffentlichten klasse alben, die ich bereits ein ums andere mal abgespielt habe. sharon van etten brachte ein feines album heraus. ich freue mich aber auch auf veröffentlichungen von caged animals, dinosaur feathers, beach house und von einer tonne mehr, die mir gerade nicht einfällt.

das klienicum: welche konzerte habt Ihr zuletzt besucht?
blake: das letzte konzert, auf dem ich spaß hatte (das meint, dass alle konzerte großartig sind, auf denen wir nicht spielen), war sharon van etten. es war absolut großartig. sie hat eine wunderbare stimme und ihre band ist sehr talentiert. zudem hatte sie ihre freundin heather dabei, die mit in den harmoniegesang einstimmte und die keyboards bediente, es war einfach wundervoll. ich erinnere mich nicht, dass ich jemals eine sängerin mit solcher aufmerksamkeit verfolgt habe.

das klienicum: abschließend, kannst du die wichtigsten einflüsse auf deine karriere als musiker nennen?
blake: (1) sigur ros, ich hörte sie während meiner zeit auf der highschool und ihr ätherischer, ambienter pop hat mich wirklich überall hin verfolgt und fand niederschlag in allem, was ich seit dem musikalisch tat. (2) john cage, seit ich in der musikschule einige essays von ihm gelesen habe, habe ich einen enormen respekt vor ihm. ich liebe einige seiner kompositionen (vor allem seine frühen stücke auf dem präparierten klavier), aber noch mehr mag ich ihn als musikphilosoph, wie er angibt musik erfahrbar zu machen. egal welche musik du spielst, du kannst etwas davon lernen, wenn cage über die bedeutung des schweigens und die praktiken des zen nachdenkt. (3) fleetwood mac, ich entdeckte ihr album "rumors" und hörte es immer und immer wieder. es ist ein großartiges beispiel wie organisch und geschlossen eine band zusammen spielen kann. (4) minor threat, ich hatte eine punkphase während ich in der middle school war und liebte minor threat sehr. vor kurzem habe ich ihre musik wiederentdeckt. an der oberfläche ist das schlampiger früher hardcore, aber es ist ein echt intensives und zuweilen komplexes ding, was da passiert.

das klienicum: tausend dank für Eure zeit!

in kürze noch einige worte zu "newkirk".

i will always love you (dolly parton cover) by howth

Freitag, April 20, 2012

konzert: dan mangan, 18.04.12

schon früher konnte man der truppe um dan mangan keinen vorwurf der zögerlichkeit oder zurückhaltung machen. ihr klangbild war rund um die kleine folkrock welt fest gezurrt und leicht einzuordnen. gelegentliche ausbrüche, übersteuerungen und feines elektronisches sezieren gehörten zu den ausnahmen, die die regel bestätigten. doch mit "oh fortune", dem aktuellen album des kanadiers, veränderten sich die vorzeichen etwas. so wirkt der sound distinguierter, gewählter, nicht zuletzt geschlossener und voluminöser. eine übertragung auf die livedarbietung ist folgerichtig und konnte so auch im hansa 39, münchen am abend des 18. april vernommen werden. äußerst gewöhnungsbedürftig war zunächst der leicht im hall verhangene klang. in einer etwas abgesetzten sphäre fanden die einzelnen sounds erst zueinander und bildeten etwas komplettes. die offene, frei atmende, folkloristische atmosphäre wich so einer strammen folkrockdarbietung. lückenfrei pulverisierte die dominante instrumentale dichte neben den zweifeln auch zunächst dans gesang. dieses ungeschönte organ erfuhr eine klangtechnische nachbesserung und setzte sich fortan deutlich besser durch. der biss und die energie, die forschheit und die gelegentliche rasanterie liessen schnell die masse in bewegung kommen. der start mit "about as helpful as you can be without being any help at all" gelang aus einer kakophonie heraus, ein gern verwendetes stilmittel, welches hier sehr gut funktionierte und neugierig und hoffnungsfroh machte. "leaves, trees, forest" führte hernach ins weitere programm, das sich vornehmlich aus songs der beiden hierzulande veröffentlichten alben speiste. "oh fortune" erhielt bspw. neben den beiden bereits genannten titeln erwähnung durch "jeopardy" oder den "post-war blues", der mit einem saftigen zusammenspiel, exakten tempi- und genehmen rhythmuswechseln glänzte sowie mit einem der seltenen grdina- momente, in denen der ausnahmegitarrist ein wenig solo glänzen konnte (ansonsten spielte er zu meinem bedauern songdienlicher denn je). "nice, nice, very nice" zitierte die vortreffliche band u.a. mit "basket", "robots" (obligatorische mitsingeinlage), "tina's glorious comeback" oder "the indie queens are waiting". die zwei zugaben enthielten daneben das elliott smith cover "waltz #2" und "so much for everyone" vom auf file under: music veröffentlichten "postcards & daydreaming".

das publikum wich bis zur ersten zugabe keinen schritt zurück, obwohl sicher einige unter den anwesenden waren, die etwas überrumpelt waren vom forscheren angang der truppe. doch die präzise spielweise, die meisterschaft an den einzelnen instrumenten und mangans leidenschaftlicher einsatz machten solche marginalien wieder wett. denn nicht zuletzt setzte die druckvollere variante des folks zeichen für eine sichere zukunft. massentauglicher hier, auf diversität setzend dort, irgendwo in der mitte verortet zwischen einerseits der sehr persönlichen note eines songwriters, der sich seine kratzbürstigkeit in der stimme und die seelentiefe in den liedern nicht nehmen lässt, und andererseits einem nach eingängigkeit gierenden auditorium. ob es der weg ist, den mangan wirklich gehen will, weiß ich nicht. zweifel bleiben. mir gefiel die athletische art der umsetzung sehr, vor allem die vortrefflichen vorstösse jp carters an der trompete und der bullige schießbudenstil (kenton loewen). colin cowan fehlte der standup bass und so tauchte er etwas ab, blieb aber das bekannte energiebündel und 100% bei der sache. grdina fügte sich diszipliniert ins bandgefüge, seine meisterschaft kam dennoch zum tragen.


dan mangan - waltz #2 (elliott smith cover)

ach ja, die vorband sollte an dieser stelle nicht unerwähnt bleiben. die labelkollegen (arts & crafts) von dan die torontian zeus legten einen herrlichen start in den abend vor. irgendwo zwischen the allman brothers und of montreal spiegelten sie einen 70ies rock, der sich theatralischer elemente nicht schämt, der harmoniegesang genauso schätzt wie spitze gitarrenfahrten. drei sänger, eine hammond, schlagbumms, da ging wirklich was. ihre freche katze bekamen die jungs gebändigt und liessen dennoch durchblicken, dass ausbruch durchaus immer eine option bleibt. neben dem material vom aktuellen album "busting visions" und dem vorgängerwerk "say us" glänzten sie mit einer verwegenen "that's all" (genesis) coverversion. im auge behalten!
setlist: strong mind / love, pain / the sound of you / ... / the river by the garden / that's all / let it go, don't let it go / heavy on me / bright brown opus / love in a game / ...

Donnerstag, April 19, 2012

unsigned - a d.i.y. (music) diary by great dynamo - episode 24

hauke aka great dynamo befand sich doch eine geraume weile auf tour, diesmal zog es ihn samt seines tourgenossen nach göttingen. konzerte spielen sind dabei nur eine nummer auf so einer reise, sehet:
"weiter geht die tour ins beschauliche göttingen. doch auch hier erwartet unsere lofifreunde GREAT DYNAMO und SAENDER eine überraschung. wenn auch erst nach dem konzert. denn eigentlich sieht alles lange nach einem entspannten urlaubstag aus."

glotzt nicht so romantisch (291): garda / the cast of cheers / sidi touré / father john misty / pale man made

unser review zum neuen album ""a heart of a pro" ist ja bereits online, klick, bevor das album erscheint, schickt die dresdner band aber erst einmal die single "upper/lower water course" ins rennen, das video als maßvolle ergänzung: garda:



die ersten beiden singles haben bereits die charts in anspruch genommmen, der irische vierer hat zudem erst berlin und hamburg bespielt, ihr erstes album wird am 18. juni auf school boy error erscheinen, videounterstützung für: the cast of cheers:



auf den thrill jockey release "koïma" (16. april) hatte ich bereits aufmerksam gemacht, nun aber gibt es visuelle anregung für einen track aus dem zweiten album des musikers aus mali: sidi touré:



alles, was er bis dato unter eigenem namen herausbrachte, klang doch etwas karger, da macht der künstlername j. tillmans durchaus sinn, sein somit erstes album "fear fun" erscheint am 27. april auf bella union: father john misty:



"red box secrets" heißt das bald erscheinende album (04. juni), für das sich odd box records verantwortlich fühlen wird, der mix aus 80ies und 90ies feuer macht laune, aber besonders humorig erscheint doch das dazugehörige video:
pale man made - in your bed

Mittwoch, April 18, 2012

unsigned - a d.i.y. (music) diary by great dynamo - episode 22 & 23

eine doppelfolge für alle süchtigen da draußen: zweimal hauke aka great dynamo, irgendwo auf tour, irgendwie mit wem, irgendwann auch auf der bühne?
der musiker selbst: "jetzt geht es endgültig auf die strasse. eine woche lang geht es durch den norden des landes. erste station ist ahnnover wo wir auf einen gut sortierten veranstalter namens nils treffen, der weiss was er will und auch weiss was er tut.
da sich im backstage obendrein eine recht spannende diskussion über sven regeners thesen zum urheberrecht in social media zeiten entwickelt, gibt es heute eine doppelfolge. die folgende episode 23 enthält die debatte zwischen veranstalter und musikern in fast ungekürzter form."





konzert: michael hurley, 15.04.12

manchmal rollte die stimme noch dem längst losgelassenen ton hinterher oder beknarzte das ende oder sank weg wie ein aufgegebenes schiff. dabei ist michael hurleys gesang alles andere als brüchig, er stemmt sich gegen das alter, bemängelt die schwache luft keineswegs und verordnet sich hin und wieder auch die höhe, in der sich sonst nur die spitzensportler aufhalten. seine finger, schwere geräte, die sicher auch den spatenschaft so gut kennen wie den hals der roten e-gitarre, flitzten nicht, aber sie sind behände und erzeugen tonale landschaften narrativen charakters. manchmal brauchte es der bilderreichen geschichten gar nicht, das instrument legte das buch bereits offen vor. knapp 200 besucher wird das laab am sonntäglichen abend gefasst haben, um den 1941 geborenen amerikaner auf der kleinen kneipenbühne zu sehen. enttäuschte sehen anders aus. abwegiges angesetzt mit einer satten prise humor, ein typ, wie man ihn nur noch selten zu gesicht bekommt. ein abend zum feiern, feiern, dass es die michael hurleys noch gibt, dass sie sich zeigen und uns an ihrem abtrünnigen wesen teilhaben lassen. denn so langsam rinnen sie uns durch die finger, diese figuren, die, wie im fall des michael hurley, geradewegs aus den eigenen comicstrips aufzuerstehen scheinen. etwas unrund gezeichnet, linkisch vielleicht, aber belebend und ermutigend. wenn ich raten müsste, dann würde ich sagen, der alte knabe führte uns geradewegs durch die gesamte unübersichtliche discography, zu erstaunt und mitgerissen war ich, um mir irgendwelche notizen zu machen. die erinnerung spukt. "waiting for the aliens" mit astreiner phrasierung, "knockando" mit dieser unschlagbaren melodie, der schlichte wie anziehende blues von "cars, jars & guitars", mit schmunzeleffekt durch die gesamte gute stube: "get a job", "spinnin' wheels"...

hatte sich michael tatsächlich von meiner kamera abgewendet? seinem wunsch, keine videos auf youtube einzustellen, komme ich natürlich nach, aber einen hinweis auf ein nicht fotografiert werden wollen kann ich nicht erinnern. nun ja, immer wieder tauchte so der rücken hurleys im blickfeld auf oder aber er wendete sich explizit der rechten oder linken bühnenhälfte zu. nicht weniger unterhaltsam als die anderen teile diese vorführung. ich liebe den kerl!

Dienstag, April 17, 2012

interview: howth, teil 1


im märz des vergangenen jahres sonderte ich erstmals mein loblied auf howth ab und ergötzte mich am wenig umständlichen pop der beiden protagonisten blake luley und carl creighton. einige monate später wurde das duo fast populär, denn eine records company (mecca lecca recording c.) heuerte sie an, wir berichteten auch darüber. im oktober engagierten sich howth im rahmen der occupy bewegung und ließen ein neues lied vom stapel, im klienicum wurde diese aktion hier goutiert. schließlich machten wir anfang dieses jahres auf den kommenden longplayer namens "newkirk" aufmerksam, klick. im hinterkopf behielten wir zunächst die tatsache, dass die band mitglieder mäßig aufgerüstet hatte und sicher auch etwas breiter aufgestellt sein würde, was die produktion des neuen albums anbelangte. doch die neugier trug noch mehr früchte und wir wollten all die fragen loswerden. also, richteten wir sie schlicht an die beiden begründer dieser aufstrebenden amerikanischen band, an blake luley und carl creighton. tapfer antworteten die beiden, zum teil sehr ausführlich, oft erhellend und über die maßen persönlich, so dass sich am ende für mich ein neues bild namens 'howth' formte und ich auch einen anderen zugang zu ihrer musik bekam.

das klienicum: könnt Ihr mir zunächst etwas über den ungewöhnlichen bandnamen verraten, howth (kennt Ihr das in der nähe dublins befindliche areal gleichen namens)?
carl creighton: als ich vor einiger zeit für ein paar jahre meine arbeit niederlegte, machte ich einen trip nach paris und dublin und verfiel in liebe zu howth an der dublin bay. die klippen dort sind wunderschön. gerade an jenem ort allein zu sein war eine spirituelle erfahrung. und außerdem mochte ich den klang des wortes howth (es ähnelt dem von 'hoath'). es erinnert wohl auch daran, wie die höhlenmenschen kommuniziert haben müssen, oder so?

das klienicum: ist es richtig, so jedenfalls meine erinnerung, dass Ihr das projekt howth als duo begonnen habt, nämlich blake luley und carl creighton? mittlerweile seid Ihr zu fünft, wie kam es dazu und bitte stellt uns doch den rest der mannschaft vor!
blake luley: ja, das ist richtig. howth begann mit uns beiden im keller unseres alten appartments. später waren wir zwar eine weile im ausland, konnten aber bald mit ein paar handgriffen wieder unseren musikalischen weg weiter gehen. so suchten wir dann auch nach neuen mitstreitern und suchten und suchten, obwohl sie sich quasi direkt unter unserer nase befanden. die anderen drei mitglieder sind miles waltuck an den drums und neil acharya am bass und gesang, zwei meiner besten freunde und auch alte highschool bandkollegen und schließlich aviva stampfer an den keyboards und gesang, meine vortreffliche und wunderschöne freundin. mit der einbindung dieser drei entwickelten wir uns vom ruhigen, schüchternen und statischen duo zu einer dynamischen rockband, die allerdings immer noch die "niedlichkeit" unseres frühen tuns bewahrt hat. es ist absolut erfreulich, in einer band mit so unglaublich talentierten menschen zu sein, die sich ihrer sachen so tief ergeben zeigen.

das klienicum: ich fürchte, Ihr werdet gewöhnlichen jobs nachgehen müssen, welchen?
blake: ja, leider ist der rock 'n' roll noch nicht unser hauptgeschäft. ich arbeite am brooklyner college für komposition und im musikmanagement (strong management). carl arbeitet am nyu medical center. aviva machte gerade ihren abschluß in urban studies am barnard college, neil seinen in musik an der rutgers uni und miles befindet sich mitten im doktorandenprogramm in schulpsychologie auch an der rutgers und arbeitet nebenher noch im trader joe's.

das klienicum: wie muss man sich den songwriting prozess vorstellen, wann erlaubt ihr den songs den schritt in die öffentlichkeit?
blake: nun, beim ersten album war es vor allem so, dass carl mir seine songs zeigte, die er geschrieben hatte und dann experimentierten wir mit verschiedenen sounds und arrangements. nachdem carl wieder nach minneapolis gegangen war, fügte ich den basistracks kleine glöcken und etwas pfeifen hinzu und mixte die tracks. beim neuen album war es ein komplett anderes vorgehen, vor allem deshalb weil carl in minneapolis lebte und wir anderen alle irgendwo. über die hälfte der neuen tracks wurden von carl kreiert und als akustische demos per email versendet, ausgestattet mit akkorden und gesang. von da an wurden die tracks bearbeitet, immer wieder auseinander gerissen und neu zusammengefügt. die anderen häfte der songs erschufen wir alle zusammen, in einem raum und gemeinsam auf der suche nach einer struktur. ich denke, die letztgenannte methode ist die lohnendere. es macht mehr spaß mit den sounds zu experimentieren als die töne per email über weite strecken zu verschicken. mal ganz davon abgesehen, dass es das höchste ist, mit seinen freunden beisammen zu sein, zu jammen und die energie zu fühlen, die sich in solchen augenblicken entwickelt.

das klienicum: wie war Eure persönliche reaktion auf den gemeinsam geschaffenen erstling?
blake: nun, das erste album war in seiner weise karthasis und therapie, zumindest während der aufnahmen. carl und ich befanden uns an nicht gerade günstigen plätzen in unserem jeweiligen leben und ich fühlte ähnlich wie carl, dass die aufnahme dieser sehr persönlichen songs mehr als notwendig war, und zudem etwas völlig anderes als dieses: "hey, lass uns mal ein album machen!" ich hatte eine menge mist an den hacken und die arbeit mit carl an diesen lieder half mir, eine menge davon aufzuarbeiten und auch mich vom einen oder anderen zu isolieren (vielleicht nicht die beste oder gesündeste form damit umzugehen). ehrlich gesagt, habe ich das album erst gehört, nachdem es veröffentlicht war. ich kann nicht genau sagen, warum ich es nicht früher hören konnte, aber ich fühlte mich unwohl bei dem gedanken zurückzukehren an diesen beschissenen ort. mit dem neuen album war das ganz anders und keineswegs eine so einschneidende erfahrung aus vielerlei gründen.

das klienicum: meint Ihr, dass Ihr einen großteil Eures erfolges dem internet zu verdanken habt?
blake: ja, der presse, die wir nach dem ersten album bekommen haben, haben wir alles zu verdanken, was nachher passierte. dass wir mittlerweile eine fünfköpfige truppe sind, dass wir ein neues album machen konnten usw. es war wirklich ermutigend zu sehen, wie sehr die menschen unsere harte arbeit schätzten. es hat mich persönlich musikalisch verjüngt. den ganzen tag in einem düsteren keller mit einem freund musik zu machen, ohne dass es anzeichen gibt, es würde sich lohnen, kann nur zu depressionen führen. wir freuen uns über fürsprecher wie dich, der du unser sprachrohr in deutschland bist.

das klienicum: wie kam der deal mit mecca lecca zustande?
blake: nicht zuletzt unser deal mit mecca lecca war das resultat des echos im internet auf das album "howth". johnny leather, der gründer von mecca lecca, hatte einen blog und ich schrieb ihn damals an, um ihm unsere musik zu präsentieren. so war er einer der ersten, die ein review über das album verfassten und es war eine super unterstützung für uns. einen oder zwei monate später meldete sich johnny wieder mit der verrückten idee ein label zu starten und er fragte uns, ob wir mit an bord wären. natürlich waren wir dabei und der rest ist geschichte. die zusammenarbeit mit johnny war unglaublich. er ist nicht nur ein netter und herzlicher kerl, sondern auch ein ausgezeichneter geschäftsmann. für das neue album starteten wir eine pressekampagne ohne die hilfe von außen und konnten sicher sein, dass nur jene über uns schrieben, die auch das mochten, was wir tun. deshalb messen wir auch jedem schriftlichen exkurs über uns so viel bedeutung bei.

das klienicum: Eurer zweites album "newkirk" (kommt am 01. mai) habt Ihr über eine kickstarter kampagne finanziert. wart Ihr mit dem ergebnis zufrieden?
blake: wir waren so erfreut über die unglaubliche unterstützung, die wir über die kickstarter kampagne erhielten. zunächst zögerten wir und waren nervös, was diese geschichte bringen würde, am ende aber überzeugte das ergebnis dank unserer familie, der freunde und fans. in wirklichkeit bedeutet das alles für uns. all unseren unterstützern verdanken wir, dass wir nach "howth" auf eine nächst höhere ebene gehen konnten. mit dem zusätzlichen geld (wir erzielten 145% unserer vorgabe) wollen wir unsere sommertour finanzieren, wobei wir die gesamten vereinigten staaten in einem van bereisen werden und jede nacht für allerlei neue leute aufspielen werden. wir sind extrem begeistert darüber!

das klienicum: ok, lasst uns mal zu "newkirk" kommen. gibt es vorab ein außerordentliches detail, das es besonders hervorzuheben gilt, von dem außer uns noch keiner weiß?
blake: ich bin natürlich nicht darüber im bilde, was andere bereits wissen, aber ich nehme an, dass die meisten noch nichts über den aufnahmeprozess gehört haben. wir nahmen das gesamte album mit unserem eigenen equipment im keller der eltern unseres drummers auf. nun, miles, neil und ich wuchsen alle in der gleichen stadt in new jersey auf und spielten gemeinsam in einer highschool band, die bereits in jenem keller übte. das hat zwar nichts mit "newkirk" zu tun, aber miles und meine erste band hieß seven buttered noodles und unser erstes album hörte auf "brainwashington" und enthielt unter anderem unsere hitsingle "mr. clean sucks". wir verkauften die cd für 50 cents und einige kids verlangten rückerstattung. das war nicht gut fürs selbstbewußtsein, aber wir waren wirklich nicht schlecht.


das klienicum: was meint "newkirk" und wie muss man sich die arbeit am album vorstellen? zum beispiel: wie lange existierten einzelne songs und haben sich diese im arbeitsprozess in irgendeiner weise verändert?
blake: eine sehr gute frage. "newkirk" ist der nachname eines sehr engen freundes, jesse newkirk. am vergangenen thanksgiving, wir befanden uns gerade in der mitte unserer aufnahmen, hatte jesse innerhalb von 36 stunden mehrere anfälle, erlitt zwei herzinfarkte und kämpfte mit den symptomen des katastrophalen antiphospholipid- syndroms. carl war derjenige, der jesse ins krankenhaus brachte und aviva und ich ließen die reifen brennen, um so schnell wie möglich zu ihnen zu kommen. es war eine schreckliche zeit für uns, denn jesse war ein integraler bestandteil unserer new york erfahrung und ein wunderbarer freund von uns allen. von diesem vorfall hat er sich bemerkenswerter weise wieder erholt und wir alle sind sehr dankbar. wir wollten das album nach ihm benennen als eine art hommage. das cover zeigt ihn, wie er mit einem meiner liebsten hunde auf der welt zusammen sitzt, es ist eine französische dogge namens leverine. du solltest mal die band jesses, die steel phantoms, checken, sie sind wirklich großartig.
ok, noch zu den songs auf dem neuen album. einige davon schrieb carl bereits einige jahre zuvor, so etwa "deep in my heart", andere allerdings auch erst kurz bevor wir zu den aufnahmen schritten, bspw. "honey". das gesamte material aber veränderte sich sehr stark. das, was uns carl an akustischen versionen zu hören gab, waren gänzlich andere songs als jene, die dann auf dem album landen sollten. im grunde veränderten sich sehr einfach gehaltene folksongs in vollwertige atmosphärische rocksongs, eine wirklich transformation.

teil 2 folgt in kürze..., bis dahin geniesst zwei tracks aus dem neuen album:

howth - wind blows cold by meccalecca

howth - out in eagan by meccalecca