Mittwoch, April 27, 2016

neue töne (1622): circle bros


ein strenger, wenngleich heller drone, der das fundament bildet für abstraktion und reaktion, für ein driften und mäandern, für improvisation und lustbare expression. ein wabern und weichen und ein hoffieren des moments, ein innehalten über minuten hinweg. als bliebe der zeiger der uhr verhaften und würde in der bewegung zur nächsten ziffer hin vibrierend stillstand üben. die taste gedrückt und das weichen der luft heraus aus der kompression, dünner werdend, an kraft verlierend, wieder aufebbend, potenziert, durch neue laute komplettiert, wenig perkussives addiert, echoisiert: "retired". "detroit" beginnt aus enormer stille, die durch ein emsiges rascheln abgelöst wird, melodiöses und vokales fügt sich ein, eine songidee präsentiert sich, während "bath" zunächst ausgebremst scheint, von nervosität bestochen, alsbald aber auch in ordnung flüchtend. das klangsortiment ist offen und doch voller strukturnahme. dem zufall ist nur wenig raum gegeben. irgendwo zwsichen experiment und wohltemperatur zersplittert das tafelsilber. es erinnert sich und koppelt rück.

es ist, als läge ein tiefes einverständnis mit allen elementen dieser produktion zugrunde. sie klingt archaisch, wie auf zeiten gegründet, von denen wir maximal eine ahnung haben. ein hauch von diesem weit entfernten damals stibitzt sich unter. es pulst, sperrt sich der identifikation und ist dennoch teil unserer dna. am ende strandet alles. an. aus. "balance".

circle bros entwarf mit "rust" einen schwer zu nehmenden und doch nach allen seiten offenen fundus für uns.
hinter dem projekt versteckt sich der belgier wim lecluyse, den man auch als betreiber des wunderbaren morc records labels kennen könnte. das oft ambient orientierte musikalische unternehmen sucht gern einen improvisatorischen ansatz und mutet sich selbst nicht von ganz ungefähr einen schlafzimmer-produktionstechnischen gedanken zu. einige tapes und ep sind seit 1997 entstanden und zum teil auf morc, aber auch anderen labels erschienen.
die aufnahmen für dieses album entstanden über mehr als fünf jahre hinweg. es sammelte sich eine menge material an, das lecluyse, als er spürte, das es nun für eine veröffentlichung reif sei, aussortierte. die tracks, die am ende übrig blieben, drängten allesamt einem gemeinsamen thema zu: der suche nach ruhe.

mit "rust" hat sich wim lecluyse bei dem schweizer label three:four records eingenistet und ein sehr passables zuhause gefunden. der releasetermin stand auf dem 11. märz, erhältlich sowohl digital, als auch auf vinyl.

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