im februar erschien auf saved by radio ein neues album von jay crocker. der solist aus calgary hat in unnachahmlicher manier ein release erschaffen, das wieder einmal konsequent die mitte sucht zwischen den polen gigantischer pop und experiment. letzteres kommt nicht von ungefähr, lange hat sich der bursche mit improvisation und jazz versatz auseinandergesetzt und nicht zuletzt gilt er in der heimischen szene nach wie vor als fixpunkt in diesen genres. mit ghostkeeper (flamish eye) sowie mit no more shapes übte er sich in flagellantem tun. seit geraumer zeit fährt er unter eigener flagge, sprich eigenem namen und markiert eins nach dem anderen alben voller zauberei, die einem frank zappa ebenso gut zu gesicht gestanden hätten. nicht alles ist der leichtverträglichkeit zugeschrieben und so wagt crocker auf dem 2011er werk auch wieder grenzgänge, die sich so wirr gerieren, wie das albumcover siamesische zwillinge in unausgewogener notlage zeigt. doch am anfang steht immer klassisches songwriting, das sich der gemeinen musikalischen übersetzung aber zäh verweigert. dafür ist seit jeher das repertoire an gestalterischen möglichkeiten zu enorm, als dass sich crocker hier chancen aus der hand nehmen ließe. verschwitzter motown gegen gegen den strich gezogene saiten, bläsersektion, die winden pfeifen lernen, karg gegen überzogen, mal highlife und sause, mal kontrolliertes innehalten, r 'n' b, techno. die arrangements glänzen jedoch durch ausgewogenheit, bei aller detailverliebtheit bleiben die harmonien stichhaltig und kalkuliert. und alles strahlt eine frische aus, die mir bei anderen releases des aktuellen jahres gerne mal abgeht. als referenzen muss angesichts der firlefanzen karl blau herhalten, angesichts der tolldreisten musik the baptist generals. die stimme jays sei zudem erwähnt, lieblicher klang sie nie. in einer review eines kandischen blattes las ich, dass sich der gigant überhoben hätte, das album trüge sich nicht und würde sich im chaos verlieren. vielleicht ist genau das gegenteil die wahrheit. die brisanz steckt in der diversität. crocker, so viel abschließend, zeichnet sich immer wieder als produzent aus und wird im herbst mit einer weiteren lp an den start gehen. "turned to giants" heißt dann das zweite release des jahres.
jay crocker - super disease (from: "co-stars", 2011)jay crocker - below the ocean over, pt. 23 (from: "below the ocean over")
jay crocker - dead birds (from: "melodies from the outskirts")
jay crocker - rubbing (from: "humming and crackling", with chris dadge)
ghostkeeper - by morning (from: "s/t", 2010)
ghostkeeper - like moose do (from: "s/t", 2010)
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