meine interesse an der chicagoer band war allein schon durch ihre namensgebung geweckt. warum nennt sich eine kapelle nach der tragischen figur des nürnberger findelkindes? die geschichte um den angeblichen erbprinzen von baden dürfte den jungs präsent gewesen sein. etwas, was auf den ersten blick nicht ist, was es zu sein vorgibt? das schillernde kleid unter dem verwaschenen wanst? ein schöner name eigentlich für eine band, die sich ihren weg schwer bahnen musste. ob sie jedoch endet wie hauser? der fügte sich wohl schließlich selbst verletzungen zu, da er den umstand, dass die aufmerksamkeit um seine person rapide abnahm, nicht verwand.
die band kaspar hauser ist die kopfgeburt von thomas comerford, der seinerzeit in iowa city lebte. das gründungsdatum für diese ein-mann-combo wird auf 1999 gelegt. comerford spielt gitarre und singt die selbstgeschriebenen songs, nebenher gibt er ein gastspiel in diversen bands. einzige zeugnisse dieser periode sind auf tapes gebannt, die damals von hand zu hand gingen. später siedelte comerford nach chicago um und brachte immer wieder neue lineups seines teilzeitvergnügens kaspar hauser zustande. vorrangig war zu dieser zeit die produktion von 16mm filmen an der kunsthochschule.
bald sollte er sich doch mehr auf das songs schreiben, aufnehmen und performen seiner musik konzentrieren. vermutlich kam ihm dieser sinnvolle gedanke, während er an der "quixotic/taxidermy" scheibe arbeitete. diese erschien in 2007 (nach mehreren kleinen veröffentlichungen) und war der startschuss zu mehr professionalität. ihr geschuldet war wohl auch die kontaktaufnahme mit einigen illustren unterstützern. so holte sich der frontmann u.a. stephen “the kid” howard (pinebender, ambulette), johnathan crawford (head of femur, william elliot whitmore) und kent lambert (roommate) ins boot. mit kris poulin gewann er gar einen renomierten produzenten (pinback, bonnie ‘prince’ billy, love story in blood red).
auch wenn "quixotic/taxidermy" gute rezensionen und bewertungen erhielt und ordentlich airplay im radio, es galt nachzulegen, um den namen kaspar hauser nicht in vergessenheit geraten zu lassen. comerford schrieb weiterhin fleißig songs und spulte nebenher ein ordentliches liveprogramm ab. alle achtung. bei den arbeiten am im februar erscheinenden neuen album "the sons" u.a. dabei stephen “the kid” howard, der zu großen teilen die leadguitar arbeiten übernahm, tatsu aoki (miyumi project) am bass, kent lambert an den keyboards und laura watral (coupleskate) ebenfalls am keyboard. produziert wurde wieder von kris poulin.
was darf erwartet werden? die region zeichnet einiges vor, deshalb rock 'n' roll! doch da ist mehr. wer die simplizität des genres verachtet, darf trotzdem reinhören. allein comerfords stimme ist etwas für feinnasen. außerdem gefällt mir die punkige note des unternehmens, die rhythmus- und tempiwechsel, der verschwitzte und kraftvolle, saftige einsatz.
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