wenn man eine band sehen darf, die sich am ende einer ausschweifenden tournee befindet, muss man mit müden gesichtern rechnen. die bowerbirds haben im spätsommer und herbst des jahres 2008 in ganz europa ihre spuren hinterlassen. das echo, wohlmeinend bis euphorisch, wird sie nach hause begleiten. nach dem gestrigen auftritt im münchner orangehouse folgen noch zwei termine in belgien bzw. holland, dann geht es wieder ab in die heimat. dort debutierten sie mit der "danger at sea" ep in 2006. im folgejahr erschien der erste longplayer "hymns for a dark horse". auf burly time records erschienen, schossen die glorifizierenden informationen über dieses sensationell schöne folkwerk durch die trassen des internets. schon bald waren die bowerbirds weit über die grenzen ihres heimstädtchens raleigh bekannt. mit dead oceans wurde schließlich auch eine adäquate plattenfirma auf die drei aufmerksam. sie signte die band, brachte das album erneut heraus, promotete es nachhaltig und schickte schließlich die künstler auf tournee.
ohne besondere verdienste zähle ich mich dennoch zu den ersten hiesigen, die auf die bowerbirds aufmerksam machten. umso mehr war ich auf einen liveauftritt gespannt. zudem verhießen jüngste konzertberichte aus paris, frankfurt und hamburg einen mehr als angenehmen abend.
der begann pünktlich gegen 19:00 uhr auf oberbayerischen straßen. doch wie immer, wenn es mit kumpel v. auf konzertreise geht, geht auch etwas schief. diesmal war die bundesstraße wegen eines unfalls gesperrt und wir mussten uns auf abgelegeneren wegen durchschlagen. die führten uns, warum auch immer, zum münchner flughafen ins erdinger moos. die zeit verstrich, ähnlich flott wie sich die kilometer auf dem zähler des autos runde um runde abrangen.
gegen 21 uhr betraten wir das orangehouse und ließen uns vom einlass bestätigen, dass die vorband gerade beginnen würde. the moonband standen auf dem plan und gaben bekannt, dass sie im begriff seien, ihr erstes reguläres öffentliches konzert zu geben. mit zwei gitarren, einem standup-bass und mandoline bewaffnet, verzauberten die münchner das zur hälfte gefüllte orangehouse mit einer musikalischen palette aus folkklassikern und eigenen songs, die demnächst auch auf dem debutalbum veröffentlicht werden sollen. die dynamik stimmte, die freude am spiel war ersichtlich, anfängliche nervosität wich einer zunehmenden sicherheit und verstärkten bühnenpräsenz. die fand vor allem ausdruck in einem mutigeren gesangsvortrag und beseelterem zusammenspiel. der wiedererkennungswert einiger der eigenen stücke, denke ich, ist hoch und kann nur bedeuten, dass man diese band im auge behalten sollte. für weitere auftritte empfehle ich jedoch ein kleines schlagzeug, das der darbietung etwas mehr verve verleihen könnte.
eine längere umbaupause brauchte es nicht, denn die bowerbirds haben ein kleines, zudem größtenteils akustisches equipment. so standen sie vor uns: phil moore und seine gitarre, beth tacular mit akkordeon und mark paulson hinter der bassdrum. die ausleuchtung der bühne war mangelhaft und so erkundigte sich phil zunächst, ob man sich gegenseitig denn auch sehen könne. er konnte nicht. wir sahen die drei zum glück unter dem fahlen licht einiger bunter scheinwerfer etwas besser. was auch immer uns die band im laufe der guten stunde, die sie spielte, bot, es war in seiner musikalischen reinheit, in der prägnanten reduktion und in der begrenztheit von arrangement und darbietung ein traum.
zuvorderst möchte ich dabei phil moore herausheben, der über eine sensationelle stimme verfügt, die so samten klingt, die die höhen beschließt und sich warm den tiefen nähert, die die farbenlehre beherrscht ebenso wie die konstanz. wenn phil die augen schließt und sich im rhythmus wiegt, wenn er den tönen ausdruck verleiht und das liedgut zum schweben bringt, dann werden aus songs erfahrbare gefühle, dann wird der sänger zum mittler und zur identifikationsfigur. dass phil moore dabei kein zelebrierender hampelmann noch ausgefuchster entertainer ist, versteht sich angesichts des musikstils und des rufes, der der band vorauseilt, von selbst. er ist aber verwachsen mit dem, was er tut, und man nimmt ihm jede silbe ab und versteigt sich in den lyrischen gefilden seiner erzählungen. ich jedenfalls war ihm gestern gnadenlos verfallen.
seine mitstreiter boten dabei keinen geringer zu schätzenden anteil am gelingen des auftritts. mark paulson, dem man nachsagt, dass er ein weinkenner wäre, versteckte sich anfänglich hinter der großen trommel, um auf der einen seite das fell und auf der anderen den hölzernen rand der bassdrum zu traktieren. das dabei entstehende "klack"- geräusch ist symptomatisch für den sound der bowerbirds. später bewegte sich der junge blonde in richtung des vorderen endes der bühne, um sich an der violine zu schaffen, deren sehniges weben ebenso ein wesentlicher bestandteil des bowerbirdschen klangkosmos ist. schließlich galt es, beth tacular, deren augen am meisten von müdigkeit gezeichnet waren, aufmerksamkeit zu schenken. sie bediente dennoch emsig ihr kleines akkordeon, um harmonien daraus zu entlassen, dem vortrag eine straffheit zu verleihen, um miteinander zu verweben, was die kollegen produzierten.
ob "hooves" mit dem gemeinsamen "ahhhh ahh ha" oder das schwungvolle "in our talons", ob "dark horse" mit prägnanter rhythmik und gefühlvollem gesang oder "slow down" mit verdrehter melodik, die bowerbirds boten ein abwechslungsreiches, zwischen intim und schwungvoll changierendes programm. trotz offensichtlicher abgekämpftheit und dem ins gesicht geschriebenen tourstreß gaben sie einem begeisterten münchner publikum, wonach dieses verlangte. natürlich erklang an diesem abend auch "teeth", einem der auf der vergangenen tournee häufig vorgetragenen neuen songs und schließlich tauchte auch phil zur zugabe alleine auf, um das wunderbare "bright future" zu intonieren. dass die band aber nicht nur eindimensional ihr programm abspulte, bewies am gestrigen abend u.a. der vortrag von "matchstick maker", das mir in anderen setlists bisher nicht unterkam. ich danke auch für "my oldest memory", "human hands" und "bur oak".
abschließend ein paar worte zum veranstaltungsort. vermutlich wird es vorerst mein letzter besuch im orangehouse gewesen sein. denn die lautstärke, mit der sich teile des publikums an der bar unterhielten, war zum teil desaströs. die respektlosigkeit wurde von der barbedienung toleriert. ansonsten hätte es ein konsequenteres einschreiten gegeben. somit sollte sich das orangehouse überlegen, ob es sich zukünftig nicht mit hardcorebands oder ähnlichem zufrieden gibt. wer sich bands wie die bowerbirds einlädt, sollte dem zuhörer auch garantieren können, dass er deren musik geniessen kann. diese leistung konnte der club gestern nicht erbringen.
zuvorderst möchte ich dabei phil moore herausheben, der über eine sensationelle stimme verfügt, die so samten klingt, die die höhen beschließt und sich warm den tiefen nähert, die die farbenlehre beherrscht ebenso wie die konstanz. wenn phil die augen schließt und sich im rhythmus wiegt, wenn er den tönen ausdruck verleiht und das liedgut zum schweben bringt, dann werden aus songs erfahrbare gefühle, dann wird der sänger zum mittler und zur identifikationsfigur. dass phil moore dabei kein zelebrierender hampelmann noch ausgefuchster entertainer ist, versteht sich angesichts des musikstils und des rufes, der der band vorauseilt, von selbst. er ist aber verwachsen mit dem, was er tut, und man nimmt ihm jede silbe ab und versteigt sich in den lyrischen gefilden seiner erzählungen. ich jedenfalls war ihm gestern gnadenlos verfallen.
seine mitstreiter boten dabei keinen geringer zu schätzenden anteil am gelingen des auftritts. mark paulson, dem man nachsagt, dass er ein weinkenner wäre, versteckte sich anfänglich hinter der großen trommel, um auf der einen seite das fell und auf der anderen den hölzernen rand der bassdrum zu traktieren. das dabei entstehende "klack"- geräusch ist symptomatisch für den sound der bowerbirds. später bewegte sich der junge blonde in richtung des vorderen endes der bühne, um sich an der violine zu schaffen, deren sehniges weben ebenso ein wesentlicher bestandteil des bowerbirdschen klangkosmos ist. schließlich galt es, beth tacular, deren augen am meisten von müdigkeit gezeichnet waren, aufmerksamkeit zu schenken. sie bediente dennoch emsig ihr kleines akkordeon, um harmonien daraus zu entlassen, dem vortrag eine straffheit zu verleihen, um miteinander zu verweben, was die kollegen produzierten.
ob "hooves" mit dem gemeinsamen "ahhhh ahh ha" oder das schwungvolle "in our talons", ob "dark horse" mit prägnanter rhythmik und gefühlvollem gesang oder "slow down" mit verdrehter melodik, die bowerbirds boten ein abwechslungsreiches, zwischen intim und schwungvoll changierendes programm. trotz offensichtlicher abgekämpftheit und dem ins gesicht geschriebenen tourstreß gaben sie einem begeisterten münchner publikum, wonach dieses verlangte. natürlich erklang an diesem abend auch "teeth", einem der auf der vergangenen tournee häufig vorgetragenen neuen songs und schließlich tauchte auch phil zur zugabe alleine auf, um das wunderbare "bright future" zu intonieren. dass die band aber nicht nur eindimensional ihr programm abspulte, bewies am gestrigen abend u.a. der vortrag von "matchstick maker", das mir in anderen setlists bisher nicht unterkam. ich danke auch für "my oldest memory", "human hands" und "bur oak".
abschließend ein paar worte zum veranstaltungsort. vermutlich wird es vorerst mein letzter besuch im orangehouse gewesen sein. denn die lautstärke, mit der sich teile des publikums an der bar unterhielten, war zum teil desaströs. die respektlosigkeit wurde von der barbedienung toleriert. ansonsten hätte es ein konsequenteres einschreiten gegeben. somit sollte sich das orangehouse überlegen, ob es sich zukünftig nicht mit hardcorebands oder ähnlichem zufrieden gibt. wer sich bands wie die bowerbirds einlädt, sollte dem zuhörer auch garantieren können, dass er deren musik geniessen kann. diese leistung konnte der club gestern nicht erbringen.
heute abend fotos und korrektur.
3 Kommentare:
Sehr schöner Bericht wieder, Eike! In Hamburg hatte Phil Moore ja einen kleinen Frosch im Hals, aber selbst damit sang er noch wie ein bärtiger Engel. Lautes Gesabbel bei den Bowerbirds ist allerdings ein Zeichen ausgemachten Banausentums. Aber zum Glück scheint's dir den Abend nicht komplett verdorben zu haben. Matchstick Maker wurde auch in Hamburg dargeboten - live ganz wundervoll und eigentlich ein bißchen schade, daß es nur als Bonustrack auf der Neuveröffentlichung zu haben ist (auf der LP-Version findet sich's leider auch nicht). Konntest du noch mit den dreien reden?
nein, das dümmliche gequatsche (von personen, die nach dem konzert auf einen erbärmlichen rolling stone remix abgingen wie schmidts katze) hat mir nicht den abend versaut. ich habe gut fokussieren können.
wir haben tatsächlich etwas verharrt. aber die drei liessen sich leider nicht blicken. ich glaube, dass sie wirklich ziemlich knülle waren.
Zu dem gewohnt flüssig und informativ geschriebenen Artikel gesellen sich diesmal auch sehr ansprechende Fotos. Kompliment!
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