es ist unbotmäßig zunächst über die mißlichkeiten eines konzertes zu referieren, wenn sie nicht auf den künstler rückführbar sind. so sich die ausmaße in grenzen halten, will angefügt sein. ein ärgernis ist dennoch ein ärgernis. und wenn man nicht gänzlich unbeeindruckbar ist, weiß man auch, dass zu wiesenzeiten in münchen mit dem gröbsten zu rechnen ist. zunge wässrig?
mir schien die band auf unwägbarkeiten vorbereitet, will sagen, ein paar gamsbärte wurden erwartet. dass sich colin meloy jedoch hinreissen ließ, ein paar deppen mit verbalinjurien zu belegen, zeugt zum einen vom ausmaß des konsums alkoholischer getränke auf der seite derer, die meinen, neben das besäufnis einen weiteren event, einen weiteren tageshöhepunkt setzen zu müssen, und auf der anderen seite belegt es die außerordentliche anspannung einer band, die sich auf strapaziöser reise befindet, sich auf einer bühne präsentiert, innerstes nach außen trägt und irgendwann schiere beleidigung nicht unbeantwortet lassen will. zu recht, wie ich finde, der ich zum glück abseits des geschehens einen platz gefunden hatte, der geräumig genug zum tanzen war und einen halbwegs freien blick auf die bühne zuließ.
die muffathalle war knapp zur hälfte gefüllt, im genick stapelte sich die leere schwer, da die sympathen mehr zuhörer verdient hätten. denn wie im februar noch, da sich mehr interessierte eingefunden hatten, zündeten die wunderbaren lieder des letzten albums und ließen unvermittelt alltag, nöte und sorgen vergessen, und denjenigen abtauchen, der sich mit den decemberists auf die reise begab. wenn da neben den schlecht erzogenen bajuwaren nicht auch noch sich ständig zuprostende teenager wären, die alle zwei minuten ihre plastikbecher mit lauwarmen bier gegeneinander schwenken mussten, um ihrer glückseligkeit ausdruck zu verleihen, in die sie wiederum verfielen mit ausdruckstarrem gesicht nach dieser erwachsenen und verbindenden geste. auch wenn es vorne ruhiger angegangen wurde und die großen momente gestalt annehmen wollten, ließen gebrabbel, getuschel und kommentare ein wirkliches fallen lassen nicht zu. wer davon unbeeinflußt genießen kann, den beneide ich.
die decemberist schienen mir über die gesamte länge des konzerts nicht glücklich mit der gegebenen situation. dennoch waren sie professionell und arbeiteten sich ausdrucksstark durch ihr set. aber manche geste, manche mimische reaktion ließ darauf schließen, dass ihnen münchen nicht als schönste station ihrer tournee im gedächtnis bleiben wird. die spielchen, die colin meloy gern mit dem publikum treibt, schienen kürzer, weniger intensiv und ausladend als gewohnt, ob beim dance-contest, beim intensivmitklatschen oder -schwenken der arme im rudel. dennoch freute ich mich, shankill butchers, valencia, perfect crime und andere, zuletzt zu ständigen begleitern gewordene songs live hören zu können. ich liebe die fiebrige orgel, den warmen bass, der elegante linie ins auditorium entlässt, die drehorgel, das miteinander eines kollektivs. ein intimerer saal, ein vorbildlicheres publikum hätten diesen abend gerettet.
als vorband fungierten übrigens land of talk und das sehr passabel. vor allem sängerin liz powell tat sich dabei positiv hervor. ihr gesang ist nicht nur energisch, sondern auch einnehmend, gar euphorisierend. ihr kurzes set hinterließ mich interessiert.
2 Kommentare:
Hi, ich war auch dabei und kann das leider nicht so stehen lassen. Es ist richtig, ein paar an einer Hand abzählbare Wies'n-Besucher waren offensichtlich dabei und ein paar nervige Teenis ebenso, die nichts besseres zu tun hatten, als das ganze Konzert über zu quatschen und SMS zu schreiben. Die restlichen 95% der Muffathalle waren aber eindeutig "Fans" und Zuhörer, die extra wegen der Decemberists gekommen waren, so auch ich. Und deshalb habe ich mir ein nettes Plätzchen recht weit vorne gesucht und konnte ein richtig gutes Konzert erleben. Fast alles was ich hören wollte wurde gespielt, lediglich "Yankee Bayonet" fehlte mir. Die Band war super gelaunt und hat eindeutig ihren Spaß gehabt, auch wenn ein paar einzelne Typen unangenehm auffielen. Ich fands richtig super, die Band IMO auch, und deshalb kriegt der Event gestern abend von mir 4/5 als Bewertung. Das nächste Mal bin ich bestimmt wieder dabei, hoffentlich allerdings wieder in einer etwas kleineren Location (die Muffathalle ist nicht riesig, aber ein kleinerer Club hat einfach mehr Atmosphäre).
ich finde uns da jetzt nicht so weit auseinander. meines erachtens hat die band auf die undiszipliniertheiten der wenigen reagiert. für mich im ergebnis ein maximal 3/5- konzert.
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