the flaming stars |
ja, es geht dem ende zu. drei konzerte standen allerdings am sonntag abend noch auf dem plan, alle versprachen großes. zunächst traten die altmeister von the flaming stars an, deren gebaren von anfang an offenbarte: wir kommen, um zu siegen. die attitüde aus galantem schwung, schlichter arroganz und etwas zugewandtheit passte aber schnell nicht mehr zu den klängen, die der fünfer kreierte. es wäre ein leichtes, dieses dilemma auf einen schlechten sound zu schieben, doch es lag wohl eher an einer unabgestimmtheit und einem mangel an eingespieltheit in der band. die flankierenden gitarren wussten durchaus mit flinken läufen zu begeistert, schienen aber jeweils auf einem ganz eigenen stern zu leben. mussten sie sich ergänzende muster verfolgen, blieb ein abgerundetes klangbild auf der strecke. ganz zu schweigen vom drummer, der sich zwar nach und nach seiner klamotten entledigte, dafür aber nicht seiner fehlenden meisterschaft.
dass es den kollegen nicht den angstschweiß von der stirn trieb, muss wohl daran gelegen haben, dass sie sich selbst sehr stark auf ihre eigene darbietung konzentrieren mussten. am leichtesten tat sich dabei noch sänger und frontmann max décharné. ein paar farbige einlagen auf dem e-piano ergänzten sein zumeist hervorragendes vokalgebahren, mit dem er den einen oder anderen patzer, den die band wie ausgeführt nicht vermeiden konnte, auffing. zugleich nahm er in perfektem deutsch den kontakt zum publikum auf und zeigte sich aufgeräumt und generös. diese launige stimme, die immer einen leicht gelangweilten anklang hat, ist schon eine reise wert. erst recht, wenn sich der straffe rock 'n' roll darunter mischt, den die band durchaus in der lage zu spielen ist. insgesamt wurde der auftritt von the flaming stars zu einer herben enttäuschung. alle hoffnungen auf etwas großes wurden angesichts dieses klangchaos pulverisiert. schade.
come |
mit come trat mein persönliches highlight dieser siebzehnten ausgabe des orange blossom special festivals an. in der vorbereitung hatte ich mir ihr album "eleven:eleven" immer wieder angehört und fühlte mich dem vierer gewachsen. dass sie mich aber mit dieser perfekten 1:1 übersetzung überraschen, geradezu überrollen würden, hatte ich nicht erwartet. bereits der soundcheck dauerte an, so dass die nervosität immer mehr stieg. nur sahen thalia zedek und co. entspannter aus, als all ihre kollegen zuvor. dies ließ meinen puls wieder ein wenig herunterfahren. mit den ersten tönen von "dead molly" waren auch die letzten fetzen dunkler vorahnungen hinweg gepustet. von anfang an griff die dynamik und die power dieses quartetts und riss mit und begeisterte. was den flaming stars nicht gelang, geriet come zur perfektion. ein aufeinander abgestimmt sein, wie es messerschärfer nicht gelingen kann. vor allem weil der konzeptionelle aufbau ihrer songs nicht immer auf den ersten blick durchschaubar ist, kommt es auf jede wendung, auf jeden hackenschlag an, auf ein perfektes timing. chris brokaw und thalia zerschnitten mit ihren stichhaltigen gitarrenläufen letzte zweifel, spielten miteinander, umkreisten sich oder konfrontierten sich mit vitalität und derbem charme. aus dem hintergrund klopfte es massig und agil zugleich, was arthur johnson an diesem abend leistete war grandios. der prügelpeter verstand es nicht nur für den notwendigen schub zu sorgen, sondern er konterte immer wieder mit leichter hand die ausbrüche des gitarrenduos. im zusammenspiel mit dem coolen sean o'brien am bass wirkte eine kongeniale rhythmusgemeinschaft.
alle blicken waren aber vorwiegend auf thalia in der front des unruhigen ensembles gerichtet. was diese frau abzog, wird man von damen ihrer generation nur selten geboten bekommen. unaufgeregt und ohne besonderen trubel um ihre rolle zu machen, stand sie dennoch der truppe mit harter hand vor. ihr gesang hatte subkutane wirkung. ein leichtes frösteln umgibt den zuhörer, das mittels schnittiger saitenakrobatik wieder abgeschlagen wird. bereits als zweiten song spielen come "submerge", den vermeintlichen hit. nach und nach nähert sich das stück, auf knien robbend, dem hörer. passagen des innehaltens, da lediglich eine gitarre angeln auswirft, wechseln sich mit traumhaften gesangseinlagen ab. wer hier nicht vom rechten weg abkommt, hat die navigation anderen in die hand gegeben. zum ende hin werden noch einmal salven abgefeuert. was chris brokaw in dieser konstellation leistet, kann man dabei nicht genug würdigen.
er spielt ein derart belebtes brett, dass es immer wieder eine freude ist, seinen agilen fingern zu folgen. bereits kurz nach dem konzert war er übrigens noch in den plattenkisten wühlend anzutreffen. seinem tip folgend habe ich mir eine jj burnel scheibe zugelegt. aber noch nicht gehört. dafür aber habe ich das set von come nach wie vor im schädel. "sad eyes", wie es vergessen vor sich hinschlingert, um nach und nach an kraft zu gewinnen. "fast piss blues", den grobschlächtigen klopfer, der aber genauso wie seine kollegen mit fein konstruierten mustern aufwarten kann. oder "william" mit sengenden gitarren und schepperndem gewerk. das war riesig, großartig!
blaudzun |
blaudzun aus den niederlanden hatten ordentlich zucker in den allerwertesten geblasen bekommen und wurden als das neue große ding angekündigt. waren sie am ende auch, wenn man auf diese form des bombasts steht. das gesamte showkonstrukt war durchdacht und stimmig. sowohl die groß angesetzten arrangements, an deren bearbeitung eine heerscharr von musikern beteiligt waren, als auch die energiestrotzende lichtshow. dass sich bei all dem auch songs indentifizieren liessen, erstaunte, machte aber die meisterschaft dieser band deutlich. sehr feine harmonien blieben am ohr des betrachters haften, wenngleich dieser mit ungleich mehr in sachen verarbeitung beauftragt war. ganz warm wurde ich dennoch mit dem vortrag nicht. kurz vor schluß setzte gar von null auf hundert prasselnder regen einen adäquaten kontrapunkt.
flame on my head by blaudzun
den dreitageswitz erspare ich Euch. aber nicht, dass ich mich sehr, sehr bei den veranstaltern bedanken möchte. für alles! danke!
5 Kommentare:
Bei mir sind die Flaming Stars ziemlich gut angekommen: launiger Frontmann und die besten Songs des Festivals - die eine oder andere Unstimmigkeit? gechenkt! Bei dem Sound des diesjährigen OBS und der geringen Lautstärke hatten es alle Bands schwer Druck zu entfalten, schade...
Come konnten beeindrucken, auch die Radikalität mit der sie das Rund leerspielten... aber die 90er sind dann irgendwie doch vorbei...
mit der lautstärke hast du recht. die waren wirklich oft mager.
die flaming stars hatten echt abstimmungsprobleme, das klang nicht rund. bezüglich der songs bin ich ganz bei dir.
gingen bei come echt die leutchen? habe ich nicht mitbekommen. war ganz vorn.
Vor allem viele weibliche Besucher räumten recht früh das Feld. Zum gepflegten Nebenherhören waren Come natürlich auch ungeeignet...
dank für die ausführlichen berichte aus beverungen. war viel dabei, dass ich auch gerne (wieder)gesehen hätte, v.a. slim cessna, desoto caucus und come.
was war in m los in der zwischenzeit? ein viel zu kurzer, schlecht besuchter, aber nichtsdestotrotz sehr intensiver auftritt von the bevis frond im substanz (die müssen leider um 22.00 h schluss machen, die nachbarn danken es, der konzertbesucher nicht), ein mitreissender gig von larry and his flask am pfingstsonntag während der regenpause am theatron (brüder im geiste von o death und - genau - slim cessna) und ein sehr ordentlich vorgetragenes konzert von river giant im import/export (irgendwo in der schnittmenge 70er-jahre-neil-young, megafaun und band of horses, also absolut angenehm).
viele grüße,
gerhard
mit river giant hätte ich jetzt gar nichts anfangen können, klingt aber gut. vielen dank, dass du die stellung gehalten hast und hier berichtest!
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