Dienstag, November 30, 2010

neue töne (891): le futur pompiste

die sheflife menschen sind für die besonderen popmomente verantwortlich. die auswahl ihrer tonträger ist excellent. die tatsache, dass nur alle ewigkeiten, wir reden von wochen-, manchmal monatsabständen, eines erscheint, unterstreicht die formel des selten aber gut. mit le future pompiste heben sie eine band aus der taufe, die bereits in 2004 veröffentlichte. damals erschien ihr debut (zuvor noch zwei eps in '01 und '02), ein anspruchsvolles popwerk, das sich mit stereolab oder komeda messen konnte, wie es melancholie und neuzeitliche technologie miteinander verband. der aus vaasa in finnland stammende sechser schwebt in einer gänzlich anderen sphäre und mixt aufs hervorragendste jeglichen glanz von pop mit der schmiegsamkeit des soul, der souveränität des funk und der nonchalance des beat. diese verquickung macht die musik von le futur pompiste universell. dennoch musste geraume zeit vergehen, bis die band erneut aufs tableau trat. das hatte seine gründe.

das erwachsenenleben hatte zugeschlagen, in all seiner härte holte es die bandmitglieder bei der arbeit, in neuen familien, in anderen städten oder gar ländern ab. hier schaffte sich der eine fortan als schreiberling, dort war die schwangerschaft im wege. doch ganz verlor man sich nie aus den augen und blieb mindestens übers internet in kontakt. die ideen wurden mannigfaltig transferiert. was dabei schließlich herauskam, zudem man die virtuellen schranken auch irgendwann überwand, lässt sich auf dem selbstbetitelten zweitwerk nachhören, das am 16. november auf shelflife erschien. bereits in 2008 hatte man die grundstruktur aller songs beieinander, das feintuning benötigte aber noch einmal mehr als ein jahr. ergebnisse, die überzeugen. zehn tracks wie aus einem guss. melodisch angetaut, dennoch klangvoll und zurückhaltend lüstern. und irgendwie passt auch der sound bestens in den kontext des labels.
le futur pompiste - five hundred heartbeats

Montag, November 29, 2010

konzert: on3 festival 2010, 27.11.10, teil 2

hach, mit einem knaller ging es in die dritte runde. auch hier war es nicht notwendig, das studio zu wechseln. denn unmittelbar auf telekinesis ließen born ruffians aus midland, ontario bitten. die auf dem warp label beheimateten außenseiter hatten schon einiges von sich reden gemacht. zu ungewöhnlich, zu sehr der beschreibung entzogen ist ihre musik. sie frisst die rhythmen mit haut und haaren, hat eine magie, die sich aus angespanntheit und zugleich einer lässigkeit speist, die verschlagenheit, extravaganz und stilikonenhaftes in sich vereint. zwei alben hat das live um einen vierten mann ergänzte trio herausgebracht und aus diesen wurde fair verteilt material zum besten gegeben. die vier jünglinge suchten anfänglich noch nach der bandharmonie, vor allem sänger luke lalonde kreiste mit seiner stimme noch einige zeit um den wohlfühl- und vor allem wohlklangpunkt. so aufgesplisst wie sich die köpfe der bandmitglieder auf ihrem aktuellen plattencover zu "say it" zeigen, so differenziert und zunächst voneinander ferne gerieren sich auch die einzelnen instrumente.

dass daraus ein manischer wie publikumsverliebter zirkel wird, das ist die hohe kunst born ruffians. die band spielte alsbald wie aus einem guss. und wer das behauptet, muss anführen, dass es hier nicht einfach nach vorn geht. sondern es gilt in jeder sekunde achtsam den ausführungen jedes einzelnen bruders zu folgen. hier verfängt sich der bass diebisch in den eigenen umtriebigkeiten, wie mitch derosier ihn aufgeregt und ständig in bewegung bearbeitet. während dessen sieht steven hamelin zu, dass er bereits nach den ersten songs in schweiß gebadet ist, um fortan flutschiger durchs set zu säbeln. er war ein blickfang, wie er da hinter seiner kleinen drumkollektion für die vitalsten rhythmen sorgte, die als spurbeschleuniger, aber auch drängler und verzögerer dienen konnten.

immer auf der höhe band steven die restliche truppe an sich. das betraf auch den vierten in der runde. andy lloyd besann sich auf die keys und steuerte zuweilen auch ein paar melodische tunes auf seiner gitarre in die hüpfende, aufgeregte klangwelt der begeistert aufgenommenen. ich habe selten so viele freudige gesichter im publikum gesehen. und die taten sich erst auf, waren nicht von vornherein gefangen. so muss livemusik sein, überraschend, begeisternd, enthusiasmus fördernd. luke hatte sich noch in der ersten nummer gefangen und gab bald den zurückhaltenden, aber feder führenden frontmann. wie er zuweilen die gitarre anschrägte, den blick ins nichts versenkte, das hatte schon popstarglanz und erinnerte mich an typen wie johnny cash. doch hier trennt das organ.

lukes stimme hat einen femininen schimmer, sie stösst in die höhe und spielt dort mit der gefahr. wie er "what to say" im gleichnamigen song schreit, die gitarre flottiert hell und leuchtet, um alsbald die strophe wieder an sich zu reissen, während dräuend die drums heranrauschen, irre. ein weiteres highlight unter vielen glanznummern war sicher auch "sole brother", das durch seinen schmachtenden beat, die rollende gitarrenkoluratur und wieder einen sänger lebte, der der hingabe ausdruck zu verleihen wußte, ohne dem schmalzigen auf den leim zu gehen. die nummer hatte tatsächlich soul und ist lebendig für herz und beine. so schmiegte sich denn das rund im taumel dieses und der folgenden lieder. die band zeigte sich sehr überrascht von der anteilnahme und dankte immer wieder artig. mit mir haben sie in jedem fall einen neuen fan.
setlist: foxes mate for live / barnacle goose / sole brother / retard canard / the ballad of moose bruce / hummingbird / what to say / nova-leigh / kurt vonnegut

ob ich auch einer der uns später vorgesetzten kapelle sein werde, weiß ich auch heute noch nicht. die crystal fighters sorgten einiges später auf jeden fall für unterhaltung. doch zunächst suchten wir den weg zu console, denn die band um martin gretschmann stand ganz oben auf unserer to-do-liste für diese nacht. allerdings, und das war das einzige organisatorische manko, war der zugang zu den chorproberäumen durch viele andere zuhörwillige sowie sicherheitspersonal versperrt. es galt zu warten und zu hoffen oder aber pünktlich einen anderen auftritt mitzunehmen. wir entschieden uns für letzteres und gaben uns die londoner truppe um sebastian, laure, mimi, gilbert und graham. die fünf boten ein spektakel der besonderen art. da war es noch das geringste, das die truppe teilweise in hippieskes gehänge gewandet war oder gar gänzlich unbekleidet, also auf den oberkörper bezogen, die bühne betrat. der dröhnende beat zerstob jegliche neugier und plättete etwaige überlegungen, worauf man sich hier hatte eingelassen. stupende gesänge, feuerndes schlagwerk und eine stichhaltige gitarre ergänzten den mehr als tanzbaren sound. und so zuckte und zappelte unvermittelt die gesamte vordere zuschauerfront. kaum eine sekunde der gegenseitigen gewöhnung, es ging sofort in die vollen. technoide blitze allenthalben, der zappelnde frontmann, der immer wieder wirre blicke ins publikum warf, im hintergrund der stolz agierende drummer.

nach dem zweiten song wurde der derwisch um eine kollegin am mikrofon ergänzt, gemeinsam befeuerte man nun die hüpfende meute. die angekündigten bezüge zu baskischer musik waren dann doch wohl eher marginal. klanghölzer, auf die wirksam eingeschlagen wurde, waren zumindest für den sound vernachlässigbar. einen effekt hatte es auf jeden fall. auch die akustische gitarre trug jedenfalls in der liveversion nur geringfügig zur klanglandschaft bei. dagegen entsprang der elektronikkonsole ein knaller nach dem anderen, der seine umsetzung in der vokalartistik des etwas quengelig intonierenden sängers fand. "solar system", "champion sound", "i do this everyday", "xtatic truth" (nimmt unvermittelt fahrt auf!), um nur einige der dargebotenen songs zu benennen. ein erlebnis waren die gut fünfzig minuten mit londons geheimtipp allemal.
nach dieser dröhnung war es kein leichtes, die räume des bayerischen rundfunks wieder in die kühle nacht zu verlassen. aber das on3 festival hatte sein ende gefunden. ein durchweg positives fazit ist zu ziehen. die erlebten konzert in aller kürze:
those dancing days ***
telekinesis ***1/2
born ruffians ****-****1/2
crystal fighters ***1/2
schließlich sei noch auf die seite von on3 verwiesen, auf denen es neben fotos und berichten sicher auch wieder einige mp3 verwertbare ausschnitte der konzerte geben wird. tausend dank an die organisatoren von unserer seite, bis nächstes jahr!

Sonntag, November 28, 2010

konzert: on3 festival 2010, 27.11.10, teil 1

und schon wieder ist es vorbei. das jahresendhighlight on3 festival. und wieder einmal war es ein voller erfolg. wie in den jahren zuvor zeigte sich auch heuer das bayerische funkhaus nebst seiner studios 1 und 2 und dem neu in die reihung der location aufgenommenen chorprobensaal auf hochglanz gewienert. alles blitzte, scheinwerfern warfen in dunklen farben warmes, trautes licht ins rund und in die gänge, in denen stets hilfsbereites, zuvorkommendes personal anzutreffen war. die atmosphäre stimmte, den rest hatten vierzehn acts zu besorgen, die sich in zeitlich versetzter reihenfolge an den drei veranstaltungsorten zu schaffen hatten. mit einem zeitplaner ausgestattet war es wiederum am besucher, sich den weg durch den abend, durch die nacht zu bahnen. doch von anfang an. zuvor stand ein besuch beim f. auf dem plan, der zum festivalvorschmaus einlud. dicke nudeln mit thymian-, nusssosse irgendwas landete vor den hungrigen mündern und wurde mit wonne verspeist. ich erspare details, sonst würde Euch das wasser... Ihr wisst schon. das bier war jedenfalls kühl, wie die nacht, durch die es alsbald ging, um pünktlich vor dem br zu landen. klappte alles nicht ganz so, wie es sollte. die schlange vor dem einlass war enorm und so verzögerte sich das hinzustossen in den pulk der neugierigen und musikbegeisterten. es war bereits einiges nach halb neun, als wir endlich aufgenommen wurden in die gemeinschaft der on3-ler.

da hatten those dancing days bereits begonnen. die schwedischen popmädels waren auch die ersten, die opener des festivals und so war hier die hütte ausgewiesen voll. ein blick über die unzähligen köpfe hinweg verhalf zwar zu eingeschränkter sicht auf die bühne, ließ aber ein konzerterlebnis im sinne des wortes kaum zu. doch der fünfer machte armrudernd alarm, so dass wir uns auch nicht mehr entschließen konnten, dem rest des konzerts nicht beiwohnen zu wollen. im mittelpunkt der vorführung standen eindeutig linnea jönsson, die sängerin, blond, lockig und in ein weites hemd gewandet, mit kraftvoller stimme, die sich wie von selbst über die harten beats der irren drummerin, blick- und hörfang nummer zwei, cissi efraimsson, legte. das groovte und ging sofort in die beine. kein wunder, dass es hier kaum aufwärmen gab und die meute unvermittelt an den lippen, zwischendurch auch an den boxen, jedoch vor allem an den hübschen gesichtern der stockholmerinnen hing. der saal bewegte sich im straffen rhythmus der powerpopnummern, um uns freudig gestimmte gesichter. somit wurde die begegnung mit those dancing days zu einem ungezwungenen, überraschend unaufgeregten start ins festival. das sollte sich flott ändern. ein langes wandern durch das weitläufige gelände war dafür nicht notwendig.

schon im anschluss sollten telekinesis antreten, das projekt um michael benjamin lerner. der hatte im letzten jahr mit seinem selbstbetitelten debut für furore gesorgt. schuld daran waren eingängige ohrenschmeichler, die sich saftig von der konkurrenz absetzten. hier wurde mit nachdruck gearbeitet, hochdruck zuweilen. live sollte sich dies noch eine ecke explosiver darstellen. da standen dem wuschelkopf aus seattle, der neben dem gesang im übrigen auch die freiluftübung an der schießbude übernahm, noch jason narducy (bass) und cody votolato (electric guitar) zur seite. vor allem cody bei der arbeit zuzusehen war ein enormes vergnügen.

der the blood brothers gitarrist strapazierte die saiten seines instruments aufs äußerste und entriss ihnen zugleich riffs von macht, melodien strotzender schönheit und eine wucht, die sich mit den harten schlägen lerners potenzierte. zugleich aber zeigte sich cody votolato von dem, was er tat, auf eine weise eingenommen, wie man es nicht alle tage sieht. er schrie die texte zum teil kreischend mit. sie verhallten ohne mikro selbstverständlich im nirgendwo, hinterließen aber ein bild des engagements, des persönlichen drills. dem stand ein ausgeschlafener frontmann zur seite.

der hieb nicht nur geübt auf seine drums ein, sondern bekam es zugleich hin, seine harmonieseligen songs emotionsgetreu, mit hoher, dennoch kraftvoller stimme an den mann zu bringen (an der gitarre kann er es auch, bewies er ebenso). jason, der zwar etwas abseits stand, hatte dennoch eine stattliche rolle im getriebe dieser perfekt funktionierenden maschine. der u.a. bei robert pollard und bob mould angestellte ölte mit seinem bass die wunden stellen, die die beiden maniker zuweilen aufrissen. dass lerner ein neues album im anschlag hat, wissen die kundigen. leider hatte er es noch nicht dabei. der longplayer "12 desperate straight lines" erscheint am 15. februar auf merge. wer einer druckvollen umsetzung der liebenswerten albumtracks beiwohnen möchte, sollte die nächsten termine von telekinesis nicht verpassen.
so weit fürs erste. der zweite teil des festivalberichts wird sich mit den kanadiern von born ruffians, den verschlossenen türen zu console sowie dem abenteuerlichen auftritt der crystal fighters aus london beschäftigen. also, dranbleiben, morgen früh gehts hier weiter!
those dancing days - fuckarias (live @ on3-festival 2010)
telekinesis - coast of carolina (live @ on3-festival 2010)

neue töne (890): eux autres

habe ich es übersehen oder hat der gute oliver vom konzerttagebuch tatsächlich noch nie über eux autres geschrieben? frankophiler gehts doch kaum. dabei stammen die herrschaften aus san francisco und sind ganz offensichtlich von der sonne verwöhnt. so herrlich entspannt und wärme ausstrahlend hörst du sonst nur die twee gitarren heimsen. heather und nicholas larimer sind die köpfe und gründer der band. sie tritt die bassdrum und beklöppelt die anderen becken und trommeln, er schrubbt die gitarre und gemeinsam wird gesungen. von the aislers set bzw. still flyin' lieh man sich irgendwann noch yoshi nakamoto. auch nathan berlinguette schnappte man sich, um als quartett freude zu bereiten. so schepperts aus der schießbude, ein keyboard jammert unbestimmt, der gesang wird auf harmonie getrimmt und erinnert an die fifties, die gitarre suchte die spur. das aus dem background raunende "lalalalaaa" hält alles beisammen. immer um die drei minuten lang, sind die song von eux autres auf kompaktheit getrimmt, die popmuster sind perfekt aufgenommen. dabei gehen sie einen weg, der sich nicht dem schmiegsamen "fun" verschreibt. ihr pop ist ein kritisch unverbeulter und zuweilen abstruser, denn die themen ihrer songs erstrecken sich von "military history" über "being “done wrong” bis hin zu "sports". gegossen wurde das alles natürlich unter handclaps und verschwummelt, vorgeblich verschmähtem singsang auf tonträgern. so erschien die erste 7" 2003 und das erste full lentgh "hell is eux autres" ein jahr später. das zweite album "cold city" kam 2007 auf happy happy birthday to me heraus. in 2008 und 2009 kamen drei singles und eine weitere ep auf die welt. dieses discografische gebilde wurde nun jüngst ergänzt.

denn die dritte lp ist veröffentlicht. bon mots records (bandeigenes label) entließ "broken bow" am 23. november und es ist ein hinreissendes pamphlet an die menschlichkeit, an die jugend, das alter, das für und wider, das hin und mit... ähm, nun, wer eh auf label wie hhbtm oder asaurus abfährt, weiß, was er hier bekommt. eine stunde vollschub der ganz austarierten und ausgewogenen art, poplastig, sensibilität für breitschultrige und bartträgerinnen. übrigens inklusive eines bruce springsteen cover: "my love will not let you down". auf bandcamp reinhören, via bon mots kaufen, klick.
eux autres - go dancing
eux autres - queen turner

Samstag, November 27, 2010

eingestreut (194): rare grooves

neulich hatte ich chris schlarb in der mache. wer erinnert sich nicht gerne daran? heute ein kurzer verweis auf ein projekt, das schlarb vor allem als produzent unterstützte. daneben trat er aber auch an tambourine und seiner elektrischen nebst solo in erscheinung. es handelt sich um die band rare grooves, die anfang des jahres ihre erste single auf den markt warf. die truppe formierte sich, nachdem die heimische, wir reden von los angeles, band the widow babies zerbrach. so fanden denn der gitarrist danny miller und der drummer tabor allen zusammen und holten sich die basspower von mike watt und die grazilere variante an den congas von andrew pompey. schlarb erwähnten wir bereits. die musik des fünfers schwankt zwischen einer ausgereift releaxten note des küstensounds, es surft an heller gitarre, und einer groovigen punkattitüde, sollte es so etwas geben. zudem schleicht sich bossa und allerlei hibbeliges gewerk unter dieses musterbeispiel launiger musik. das ist vornehmlich stadtmusik, aber eben auch sonnendurchflutet und irgendwie erleuchtet. aufgenommen wurde in long beach, das teil wurde von sounds are active in kooperation mit papermade records aufgelegt.
rare grooves - cause for concern

eingestreut (193): malcolm middelton

die 2009er tour malcolm middletons durch europa tat der arab strab hälfte ausgesprochen gut. dass sich dies auch auf tonträger bannen ließ, war mir bis heute nicht bekannt. so aber geschehen. das doppel live album ist im sack und enthält ein solokonzert, das während der "long, dark night" tour in glasgow aufgenommen wurde sowie ein weiteres mit band, am 24. september in zürich auf tape gebannt. die scheiben gibts entweder im digipak oder als download, beides via malcolms shop erhältlich. wer vor dem 16. dezember in physisch kauft, erhält eine persönliche weihnachtskarte vom musiker höchstselbst. das erste durchhören bezeugt kunst auf höchstem niveau. und man bekommt eben alles. die kargen, akustischen stücke sowie die satter instrumentierten momemte. empfehlung!

CD1 (Long, Dark Night):
Cheer Down – Total Belief – Break My Heart – Week Off – Red Travellin’ Socks – Fuck It, I Love You – A Brighter Beat – Burst Noel – We’re All Going To Die – Blue Plastic Bags – Box & Knife – Up Late At Night Again – Four Cigarettes – Moments – No Modest Bear – Love Comes In Waves – Devil & The Angel

CD2 (Live In Zurich!):
Crappo The Clown – Choir – Love Comes In Waves – Subset Of The World – One More Song – Zero – Autumn – Stay Close Sit Tight – Box & Knife – Blue Plastic Bags – A Brighter Beat – Don’t Want To Sleep Tonight


malcolm middleton - we're all going to die (acoustic home recording)
malcolm middleton - a brighter beat (original acoustic demo)

Freitag, November 26, 2010

glotzt nicht so romantisch (129): pj harvey

das neunte album der pj harvey steht in den startlöchern. es wird "let england shake" heißen und ein dazu passendes cover tragen. am 14.02.11 wird es via island records in alle vier himmelsrichtungen verteilt. aufgenommen wurde es in einer kirche aus dem 19. jahrhundert, die sich in dorset finden lässt. mit an bord waren während der aufnahmen u.a. john parish und mick harvey sowie flood, der long time unterstützer. natürlich wird das album satt promotet, so stehen dates in brüssel, berlin, paris und london auf dem programm. auch festivalbühnen werden anvisiert. der "white chalk" nachfolger wurde im übrigen live eingespielt, infos zu den einzelnen tracks ließen sich im nme finden, da deren laura snapes vorkosten durfte. das liest sich mehr als spannend, für Euch herausgepickt:



Let England Shake
You might know this one from Polly’s performance on The Andrew Marr Show earlier this year, which you can watch below. Now though, the Four Lads ‘Istanbul (Not Constantinople)’ sample has been scrapped (“It actually became something that was drawing the song back rather than letting it become its own living entity, so we got rid of that in the end,” Polly explained), and what sounds like a hollow music box salvaged from a decrepit carousel mimics that song’s melody instead. It’s still played on autoharp, the chord progressions of which are so subtle that it almost becomes drone-like, Mick Harvey gracefully splashes the cymbals on every autoharp downstroke, and a wind section adds long, off-key chords for gravitas. Most striking of all though is PJ’s voice – high, brutally direct and confessional in places on ‘White Chalk’, here it’s layered and spritely, flirting with her regional accent on certain lines. It sounds like she’s having fun with it…



The Last Living Rose
There’s a pretty good quality video of PJ playing this at last year’s Camp Bestival. The recorded version is much the same in terms of voice and guitar, but with added spindly percussion and plaintive, sparingly used horns. There’s real emphasis at the end of this line - “past the Thames river glistening, like gold, hastily sold, for nothing, NOTH-II-IING!” – which seems much more of a direct political statement than we’re used to from Polly.

The Glorious Land
"This album’s not solely about war, it’s about very many different things – it’s the world we live in, and part of that is war,” PJ said in our interview. This song more than any other present seems directly related to the act of battle itself. There’s a shaky but liturgical rhythm to the drums which open the minute-long introduction, uneasy single bass notes, and then a bugle, which rears its ‘Reveille’ throughout the song, the lyrics of which make up a series of call and responses. All the lines are repeated twice, then answered twice: “How is our glorious country ploughed, not by iron ploughs,” is met with “our lands are ploughed by tanks and feet, fee-eet maa-arrching”. With more lines, her voice grows ever higher, the chorus sees her playing with intonation again – “oh, America” is sometimes “oh, A-me-ri-CAH”, followed by a rattling childlike chorus of “oh Eng-err-laa-aand”. The only line that remains unanswered is, “how is our glorious land bestowed?” her voice borderline hysterical, but still restrained.

The Words That Maketh Murder
“I’ve seen and done things I want to forget,” Polly sings, whilst a detuned autoharp echoes limitlessly. “I’ve seen soldiers fall like lumps of me-ee-eat.” Right, so here she’s definitely in character mode as she explained in the magazine, her voice a shellshocked but theatrically coy rattle. The lyrics are a harrowing portrait of war – nothing you couldn’t garner from the television or newspaper, but images of dismembered limbs and “a corporal whose nerves were shot” hang oppressively before she and collaborator John Parish question, “What if I take my problem to the United Nations?” come the end. All you critics who quarrelled with her move into narrative lyrics come the release of ‘To Bring You My Love’ – gird your loins.

All And Everyone
At first, this feels a lot lighter, with open, ringing autotune chords. There’s a certain air of resignation, as amplified by an organ, meek as though played by an old lady in the parish vestry. After about forty seconds though, it all tails off and weighted, dissonant autoharp clanks underneath, making chords out of different detunings. Again, we’re on the battlefield – and “death was everywhere, and everyone” - but mentions of beaches and sea along with the richly drab horns give it more of an old-timey D-Day feel than any modern war. The clanking, detuned strings chime with gunfire regularity, cymbals occasionally adding canon-like emphasis, but vanishing during the chorus, which drones at a half pace to Polly’s frantic descriptions during the verse.

On Battleship Hill
Initially the warmest sounding track so far, kicking off with an almost major chord echoing, comforting electric jangle. There’s no edge or sharpness to the guitar part at all, until a stuttering classical guitar falters on a single played string whilst Polly trills, “The scent of time has carried on the wind” in a nigh-on hysterial alto. Here she’s lamenting the senescent damage that time brings upon humans, but not on the land, which “returns to how it’s always been, time carried on the wind.” A jarring, eerie listen.

England
A love letter to England; here, it’s this character – or Polly’s – raison d’être, and in the country’s dying throes, her protagonist wilts accordingly. It’s an unhinged listen, starting off with just her voice half singing, half wailing, “laah-dah-da-dah” like a slightly mad child, whilst a thinner, far more distant, approximation of her voice is trapped underneath, almost mangled into Middle Eastern intonation that recalls routine prayer calls. Again, she’s dealing with the torture of aging – “I have searched for your springs,” she sings, “but people, they stagnate with time, like water, like air…”

In The Dark Places
Back to that raw, more live feel; the guitar a thick burr beneath as she and John again roam the landscape, witnessing “our young men / hit with guns / in the dirt / and in the dark places”. It’s probably the most affecting song on the record, the verse all searching high notes, then dropping into an almost spoken chorus, where Polly and John take turns leading verses of “And not one man has / and not one woman has / revealed the secrets of this world.”

Bitter Branches
Drums dash at a gravelly chase, the pace much faster than anything else thus far, and the ominous guitar sprinting behind recalls the oppressive chase of ‘Uh Huh Her’. As on the opening song, Polly’s having fun with her voice again – it veers mercurially between an unnerving coo during the drops and an echoing shriek on the verses as she castigates the trees: “Bitter branches / Spreading out / There’s none more bitter-er-er / than the wood.”

Hanging In The Wire
And the oppressive sound lifts… We’re still out in the countryside, but rather than dendrophobic railings, here the lyrics trace a lone rambler who “sees the mist rise over no man’s land.” Beneath her dislocated, high voice, the song’s piano-led, but wouldn’t have fit on ‘White Chalk’ due to its sweet, high classical refrain – though she does mention “the white cliffs of Dover.”

Written On The Forehead
So the sample was stripped from ‘Let England Shake’, but there’s one here – an old reggae track called ‘Blood And Fire’. I’m not sure who did it originally – the only thing YouTube’s throwing up is a really shit UB40 cover of it… Anyway, as a muffled voice chants, “Blood, blood, blood, blood and fire” in the background, Polly’s voice trembles, “People throwing Dinars / At the bellydancers.” We’re not on homely pastoral turf any more, with the mention of Dinars seeming to link back to the trapped voice in ‘England’ that sounds like prayer call. Given that the original sample on ‘Let England Shake’, ‘Istanbul (Not Constantinople)’ referred to the Turkish people reclaiming/renaming their capital city as its original name was of Latin origin, so there seems to be a parallel Middle Eastern narrative or set of references running through the record.

The Colour Of The Earth
John Parish kicks off this song, singing, “Louis was my dearest friend / Fighting in the ANZAC trench.” Quick history lesson for you here: this refers to a fight to capture the Ottoman capital of Istanbul – then known as Constantinople – during the first world war, a battle that resulted in heavy casualties on both sides. Which lends credence to the theory I was mooting on ‘Written On The Forehead’ about the dual narrative. When Polly talked of the album being about war in parts, my instant assumption would be that it’s a reaction to the military activity of recent years, but if it is, she’s chosen a more recondite fight with which to contrast it, or in which to set her observations. The instrumentation here is autoharp again, blurred by infinite reverb (perhaps due to the high ceilings of the church in which they recorded), with subtle chord changes that are as plain in tone as an unexotic landscape, but as breathtaking as a bird’s eye view of same.

ein (p)fund mp3 (310)

"rasa" heißt das album auf chicken ranch, es ist das zweite der band aus nashville, die singleauskopplung heißt, wie sie klingt:
we were the states - gold
jax art bombadiert mich in den letzten wochen arg mit mails, ausgewählt habe ich daraus diese krachmacher namens alexander and daniel, da sie berauschend schönen noisepop 'n' punk spielen, die "thefunsun" 7" ist gerade erschienen:
slow animal - saturday morning
eine kleine große nummer ist er hier, veröffentlicht grad sein solodebut "you plan to do nothing" (30. november), stammt aus halifax und bietet banjobeförderten folkrock, wirklich klasse, mitglied von wintersleep und während des songschreibens ständig im kajak unterwegs:
zac crouse - waitin on the wind
etwas flotter in der anlage und mit einer hammond im anschlag kommt ab 25, januar das album "old friends:
i was a king - someone is waiting
howe gelb und co. waren eben auf hiesigen bühnen zu sehen und haben stets einen guten eindruck hinterlassen, immer dabei das frische werk "blurry blue mountain", daraus:
giant sand - fields of green
ihr neues album "mondo amore" erscheint am 25. januar und die ersten tunes kommen mächtig bluesig daher, aber die ganz großen auflösungserscheinungen wirds wohl nicht geben:
nicole atkins - vultures
hier und in der notiz zu den kommenden alben des jahres 2011 doppelt sich zur zeit einiges, macht aber nichts, drückt nur sympathie aus, so auch der hinweis auf das am 18. januar erscheinende "native speaker" (flemish eye):
braids - lemonade
am 27. november erscheint auf cloudberry records diese hervorragende 5track neuauflage als 3inch cdr namens "the kensingtons", bitte reinhören:
the kensingtons - intercity baby
"house plants" ist das produkt, das uns der in der schweiz lebende chicagoan bryn martin via aaahh records präsentiert, einfühlsame gitarrenlines an soundcollage, nicht überraschungsfrei:
pinkle - what i hope
pinkle - alibi
pinkle - bee hee

das bravouröse western vinyl präsentiert anfang februar "light science", das ergebnis der erfolgreichen zusammenarbeit des von uns bereits gepriesenen violinisten christopher tignor und des drummers theo metz:
wires under tension - mnemonics in motion
und wo wir gerade bei western vinyl sind, verweisen wir noch auf den "electric endicott" release, der teil der wiederentdeckung dieser new yorker d.i.y. legende ist:
gary wilson - electric endicott
gary wilson - in the night
leider ist es bei weepop! etwas leiser geworden, dafür aber, dass sie nicht ganz aus der welt sind, wollen wir werben, mit einigen der letzten frei verfügbaren tracks aus recht aktuellen alben und einem brandneuen track (der erste):
little my - x's for eyes
the just joans - stuart had a dirty book
the 1959 hat co. - awesome sneakers

great dynamo
04.12.10 zakk Düsseldorf

timo räisänen
08.02.2011 - München, Atomic Café
09.02.2011 - Münster, Amp
10.02.2011 - Hamburg, Molotow
11.02.2011 - Berlin, Rosis (Karrera Klub)
12.02.2011 - Dresden, Sputnik


trumans water
2010-11-27, Bremen, Friese
2010-11-30, Berlin, Bang Bang Club
2010-12-01, Kiel, Schaubude

Donnerstag, November 25, 2010

neue töne (889): chris schlarb

er ist von den besonderen einer. und solche heben wir gern aufs tableau. so geschehen zuletzt im rahmen einer liz janes begutachtung. da tauchte chris schlarb als kompagnon und sideman auf. eine rolle, die er immer wieder gern einnimmt. namen könnten da unzählige präsentiert werden, nur eine auswahl: mike watt, sufjan stevens, nels cline, dave longstreth (dirty projectors), diane cluck, the weird weeds, dm stith. aber nicht weniger oft tritt er nur für seine persönlichen belange in den ring. er ist musiker, komponist und produzent und lebt in long beach. er veröffentlichte sein erstes album "twilight & ghost stories" 2007 und erhielt hochfrequentig positives feedback. von (frei zitiert) "monumental" über "modern, kreativ, leicht zu hören, so dass man hineinfällt" durfte man einiges lesen bis in die jahres top ten großer jazz magazine. "40 minuten avantgardistische glückseligkeit", konstatierte gar der new york observer. für ein debut mehr als beachtenswert. "interoceans" hieß der nachfolger. er katapultierte den gepriesenen auf eine noch höhere stufe. die top 5 der jazzalben war erreicht, zumindest das national public radio kürte "interoceans" dahingehend. auf dem werk arbeitete schlarb gemeinsam mit tom steck als das jazz duo i heart lung. dessen karriere nachzuzeichnen bedürfte einiges an zeit. und verfolgte man den discografischen weg schlarbs ebenso zurück, müsste man an der grenze zum neuen jahrtausend innehalten. denn so um 2000 begann das fleißige ritzen in vinylrillen, an dem sich schlarb vielerorts beteiligte. besonders auffällig natürlich auch die produktionen mit create(!), wo er u.a. mit ray raposa von castanets (für die schlarb wiederum auch aktiv wurde) zusammenarbeitete. die musik schlarbs entzieht sich jeglicher zuordnung. schaut man sich nur sein schaffensspektrum an, er schrieb musik für ein videospiel, doziert an der uni und produziert kollegen, so ist er immer wieder neuen einflüssen ausgesetzt, die er in seiner breiten textur unterzubringen weiß. die jazzpatterns sind da nur ein thema. ambient, soundrecordings, samples jeglicher art spielen eine große rolle in der collagenwelt schlarbs. alles fügt sich dabei auf erstaunlich konventionelle weise. kein hörverdruss!

so ist auch "psychic temple", das am 23. november digital auf asthmatic kitty erschien, ein hörvergnügen. mehr noch die suche nach einem ganz spezifischen sound, den schlarb in einem bestimmten emotionalen raum zu finden gewahr wurde. dass diese suche nur über ihn selbst stattfinden konnte, war teil des zweijährigen weges, den schlarb hinter sich brachte. schaut man sich nun an, wer auf diesem album mitwirkte, muss man sich an den schädel fassen, wenn einem klar wird, dass bisher kein geld vorhanden war, um dieses album zu finanzieren (you know, via kickstarter). hoffen wir, dass es demnächst eine 180g versions von "psychic temple" geben wird. ach ja, die namen: mick rossi, mike watt, kris zinke, julianna barwick, aaron roche, danny t. levin und und und. die aufnahmen sind von reinheit und größe, wie sie heutzutage nur mehr bestritten wird, indem sie durch geräuschemodulation beeinträchtigt oder vorsätzlich durch überladung blockiert wird. hier hat alles seinen angestammten platz und steht zueinander in beziehung. das ist jazz und zugleich vieles mehr, das nach einer ordnung ruft. ein zwitter. der herzbeat, die mäandernden gitarre und piano, die perkussiven versatzstücke, gesang. so etwas hast du in diesem jahr noch nicht gehört. flinke snare, raumgreifende keyboardsounds, die gestriffene gitarre im vordergrund. ein piano tupft. verzwiefachte rhythmik. dissonanz. trompete. horn und flöte. bitte sehr. schon jetzt sehne ich mich nach einigen sentenzen!



chris schlarb - i can live forever if i slowly die (excerpt) (from: "psychic temple", 2010)
chris schlarb - section I (from: "twilight & ghost stories", 2007)
create(!) - six dreams/divided (from: "a prospect of freedom", 2006)
liz janes & create(!) - lonesome valley (from: "liz janes & create(!)", 2005)
create(!) - revolutionary call roll (from: "patterns", 2000)

Mittwoch, November 24, 2010

zu gehör getragen (128)

warpaint - the fool (2010)
> einigkeit im hype um eine stilisierte musikalische schönheit, mithin etwas traning, bestenfalls unverzettelt, es bleibt beim kontrollierten lustverplomp, 3-3,5/5

cloud nothings - turning on (2010)
> anstandslose distanzlosigkeit, gedoppelt und leicht verhallt, schräges abdriften, juvenile auffrischer, energiegeladen, hook versessen, abgehakt, aufgekratzt, mitreissend, bissig und saucool, 3,5-4/5

wenzel - kamille & mohn (2010)
> die worte wie eh schön verschraubt, bleibt für die musikalie nur ein notgelass, ein album wie ein aufruf zum wieder- und neuentdecken künstler deutscher sprache, 3,5/5

the young gods - everybody knows (2010)
> für jene, denen verhallter gesang, aufgequirlte, computeranimierte und wiedergekäute, zuweilen abgeschmackte und unverhohlen stolze musik nicht auf den geist geht, 2/5

neue töne (888): construction & destruction

ein bandname, der bände spricht und dennoch viel in der schwebe hält. zu construction & destruction gehören colleen collins und david trenaman. die beiden trafen sich irgendwann in 1994 im im bundesstaat ontario beheimateten london. mit "mutatis mutandis" legen sie nun ihr bereits viertes album vor. sie nahmen es in port greville, nova scotia auf, wo sie seit ca. 2003 leben und arbeiten, so muss man denn auch ihr heim zugleich als aufnahmestudio bezeichnen. selbstauferlegte quarantäne, quasi. aber angenehm, freunde, ein altes haus am meer. dass dies nicht gleichzeitig synonym für die musikalischen ergüsse des paares sein muss, stellt der geneigte hörer schnell fest. oder wie es jemand beschrieb: wir haben es hier mit einer art insularen liederzyklus zu tun, der wie scott walkers "the drift" klingt, gefiltert durch den kopf von jad fair. in den texten, ebenfalls nicht kleinlich, treffen wir auf orakel, scheiterhaufen und drohendes unheil. krass der gegensatz zu den beiden liebenswerten menschen. die bisherigen alben hören auf "homebodies" (2007), "the volume wars" (2008) und "video et taceo" (2009) und sind gleichsam das studiovermächtnis von construction & destruction, währenddessen man ebenfalls fleißig die bühnen beackerte, tourte (auch europa, z.b. das glasgow diy festival) und kollegen half, u.a. julie doiron, chad vangaalen, shotgun jimmie usw. beide musiker gehören auch the burning hell an und wer ein bißchen glück hattte, wurde ihrer im frühjahr dieses jahres auf tour durch deutschlamd habhaft. doch zurück zur musik. dräuendes irgendwas, immer, schimmerige keyboardfasern, spurenelemente, colleens gesang im besonderen und allgemeinen, wenn sie den background spitzt. snares, marschkonstante, auch ein david kann singen, nur falsett muss es dann sein. die songs sind spröde, aber weitaus liebenswerter als man auf den ersten blick meint. das funktioniert auch in der freien wildbahn, dessen muss man sich immer wieder gewahr sein. und wenn sie gemeinsam singen, er, wie er im bass versinkt, und sie, eher schwebend zeichen gebend, als wären sie ganz der lahmen gitarre verschrieben. herrlich. macht Euch auf was gefasst. wenn Ihr Euch noch auf etwas gefasst macht. Ihr leisen, da draußen.
construction & destruction - bear

Dienstag, November 23, 2010

glotzt nicht so romantisch (128): munch munch

farbenfroh und energetisch, so würden wohl munch munch ihre musik selbst bezeichnen. zu ihren einflüssen zählen sie naheliegend animal collective, weniger naheliegend vielleicht burt bacharach, fleetwood mac und sparks. durch england haben sie ihren siegeszug bereits absolviert, nun treten sie (richard manber, thomas carrell, jack o'connor und sarah louise renwick) auch in hiesigen land an. mit dabei ist das neue album "double visions" (upset the rhythm/cargo), das am 19. november erschien. zudem, und das ist der hauptgrund des posts, liegt ein brandneues video zur singleauskopplung des knalligen "wolfman's wife" vor. bitte ansehen und konzerte besuchen.
munch munch - cyclorama

munch munch - wolfman's wife from kit mason on vimeo.

29.11.2010 Hamburg (DE), Astrastube
30.11.2010 Berlin (DE), Marie Antoinette
03.12.2010 Wien (AT), B72
06.12.2010 Karlsruhe (DE), Carambolage
07.12.2010 Nuernberg (DE), K4
08.12.2010 Zuerich (CH), Stall 6
09.12.2010 Paris Fleche D'or
10.12.2010 Koeln (DE), Tsunami

wenzel - kamille und mohn (2010)

als jüngst das zentralorgan die 50 besten deutschen alben aller zeiten kürte, war kein wirklich ostdeutsches produkt darunter. unbegründet für viele, glasklar für die meisten. einige werden wenzel nicht kennen. dabei ließ er sich das wort weder zu jener noch zu dieser zeit nehmen. und sein wort war nicht das politisch kastrierte und auch nicht das gewendete oder auflehnungsgeile. sein wort war ein geliehenes, und die theodor kramers werden es ihm gern angediehen haben, oder ein geprägtes eigenes, das sich fort und fort der entfesselung entwand, widerstandsfähiger und originärer wurde. er ließ nie locker und spürte überm schiefmündigen kabarett den verlusten nach und fand über die bitterkeit den mut und auch den widerstand zurück. poetisch blieb es bei aller vernunft dennoch. und hier binden wir uns. die rührung, das angesprochene herz. wer hätte je schöner meine taufe begleiten können? da ich zum verlieben beschieden war. zur endlosschleife. eine treue, meine treue, seine treue. mit "stirb mit mir ein stück" lege ich jahr für jahr ein album auf, das wichtiger ist als die luft zum atmen. es spendet mir ein elexier, das mich enger an die erde bindet als es simpler sauerstoff je leisten könnte. und so schuf mich die zeit und wenzel. an beide band ich mein werden. erwachsener wurden wir und das, was uns fliehen machte, dem beugen wir uns nun oder es ist nur der grund für die mattigkeit und trauer. doch wie sich wenzel da genüsslich schmauchend auf einen schiefen baum geflezt, ein faun über stillen wassern, auf dem innencover seiner aktuellen cd zeigt, das hat etwas von bindungsfreiheit, vom stolz des hoffierten, hat etwas von einem, der aufgesucht wird. und so hat man es tatsächlich all die jahre gehalten. vom depressiven ins manische und wieder zurück. angelehnt an den, der meint: "glaubt nie, was ich singe". heute scheint er zu haushalten, die ausbrüche weichen einer strengen geste. mit "kamille und mohn" gibt er eine rezeptur an uns weiter, die bei blutarmut, depression und schweißausbrüchen helfen soll. doch an den worten zerschellt die blasse lüge vom mehr. wer hören kann, braucht das booklet nicht. chanson, das lied, kreiselnde rhythmen, walzer und ein hieb aus akkordeon, klavier und quäkender trompete. und wovon die rede ist, wissen wir eh. von der vermeintlichen krise, die die liebe doch nicht kennt, von den abschieden, den schaurig schönen, an denen sich immer wieder waiden lässt, von der zweisamkeit, die inniger in liedern kaum geschrieben steht, denn sie ist keine ferne unbekannte, sondern erlebte und direkte weise. dass sich an die melancholie das zuckrige anschließt, auch das ist wenzel und tauglich für alle tage. auch das neue werk wird sich so nahtlos in die batterie meiner therapiescheibchen einordnen. weniger als medizin denn als steter begleiter. es erinnert mich an die ruhige zeit, die mir jetzt beschieden, während andere eine "jugend in s." verbringen, die trostloser und zukunftsärmer kaum sein kann. und ich werde hingeführt zum alter, da ohne brille buchstaben und sinnzusammenhänge verloren gehen, aber sich auch das verstehen regt. und schließlich wird mit "wann sich im herd die asche wellt" ein weiterer kramer vertont. berauscht an den worten. bin ich. berauscht an wenzel. seine stimme, sein gesang sind grenznah. wer hier widersteht, ist längst gezähmt.
"kamille und mohn" ist am 05. november auf matrosenblau erschienen.

Sonntag, November 21, 2010

neue töne (886): brainstorm

die inspiration, so schrieb mir die band, holte sie sich aus verschiedensten ländern, genres und auch zeitlichen perioden. eine idee hinter ihrem musikalischen konstrukt sei eine art varieté aus diversen styles zu zaubern, eine zueinander passende mischung für eine einzigarte sorte experimentellen pop. dass das gelingt, ist für mich keine frage. vielmehr gilt es herauszufinden, was alles einzug gehalten hat in die powersosse des gerade mal aus zwei personen bestehenden haushalts von brainstorm. die jungs aus portland setzen auf highlife und desert blues sowie südamerikanische musik, wie zum beispiel cumbia. zudem lassen sie es gern mal mittels einer tuba außergewöhnlich krachen. referenzgrößen wie gospel, doo wop wollen sie aber nicht ungeachtet lassen und suchen ebenso die nähe zu garage, psych, art- und noiserock. Ihr seht schon, die palette ist dick beladen. die beiden können das aber eben auch aus dem stand, so parierten sie den besuch von into the woods tv, die bands daheim besuchen und werkeln sehen wollen, bravourös. energetisch, willentlich, manisch. "battling giants" brachten sie so in 2009 zustande, ein 9track album, das so herrlich wunderlich, so strategisch ungefeilt, so dramaturgisch ungebremst, so vielfarbig und bunt wie der besuch auf einem basar ist. ihre neueste 7" heißt "beast in the sky" (auf high scores and records, kaufen bitte hier) und kann wie der vorgänger über die bandcamp seite gecheckt werden. die beiden tracks darauf sind noch ausgefeilter, meine ich, als alles andere, was die beiden enthusiasten bis dahin eingespielt haben. adam baz und patrick phillips merkt Euch bitte, sie zaubern mit tuba, casio, two-man chord singing/chanting.



brainstorm - beast in the sky
brainstorm - lonely ghost

Samstag, November 20, 2010

eingestreut (192): winter's day

im oktober dieses jahres erschien auf morc records eine 7", auf die ich Euch noch aufmerksam machen muss. noch, weil das jahr bald zu ende ist. und überhaupt, es bleibt eine einfügung, ein detail, ein sprenksel in mitten all der aus allen ecken quellenden news. für mich keine qual, im gegenteil eine freude. für den leser selbst ist es überbordend. doch winter's day hören sich nach der perfekten symbiose an, als die es das label auch beschreibt. hier haben wir dawn smithson - sängerin und bassistin von jessamine, die via kranky ein ums andere mal auf sich aufmerksam machten. nach deren bruch nahm sich dawn etwas zurück, später kollaborierte sie u.a. mit sunno)), nahm dann zwei soloalben auf. auf dem zweiten verewigten sich übrigens auch ray raposa und jessi brightmore. das war in 2008. heute lebt dawn in seattle. aaron martin dagegen in topeka. er war schon mit elf jahren musikalisch aktiv, gitarre, schlagzeug, das waren seine frühen favoriten. während des studiums begann er mit dem cello zu arbeiten. er hat drei full length auf dem kerbholz und zusammenarbeiten u.a. mit machinefabriek oder tan or boil auf type oder under the spire recordings. die musik der beiden tracks "tethered & rootbound" und "pepperbox" passt perfekt in kalte winterlandschaften. der eindringliche gesang dawns über den schweren cellostrichen, das volle und zugleich weitsichtige arrangement tut das übrige für ein wohlfühlen, das begleitet wird von einer not, wie sie sich sonst nur aus kriegsfilmen heraus geriert. die persönliche begegnung, hier auditiv wahrgenommen, auf du und du, bewegt. hoffe, da kommt bald mehr, ein longplayer vielleicht. reinhören kann man hier. leider stehen keine mp3s zur verfügung. dafür beispiele aus anderen projekten:
dawn smithson - safer here (from: "safer here", 2005)
dawn smithson - a new day (from: "safer here", 2005)
aaron martin & machinefabriek - cello recycling/cello drowning by _type

neue töne (885): cuffs

auch so eine band, zu der eine innige verbundenheit bestand. sie gehörte ins persönliche repertoire der vielbeworbenen und von vielen zugleich mißachteten bands: pants yell!. weil man sie einfach nicht kannte. seinen erstaunlichen output hat das trio entweder über eigenvertrieb oder aber über kleine label wie asaurus oder best kept secret an den mann gebracht. erst später fanden sich renommiertere unternehmen wie paper cities oder soft abuse, die sich der band um andrew churchman annahmen. einst in new jersey ins leben gerufen, als sich andrew, sterling und carly über den weg liefen, obwohl ihre schulischen ambitionen jeweils in unterschiedlichste richtungen wiesen. doch kurzerhand wurde andrews bude mit instrumenten vollgestellt und bald spielten die drei ihre ersten eigenen popsongs. hier ein eintrag im klienicum aus november 2007. andrew hatte immer schon nebenher zu tun. zum beispiel bediente er die schießbude bei den fluffy lumbers. so war es keine sache der ewigkeit, bis aus seinen avancen größeres erwuchs. pants yell wurde im mai dieses jahres begraben. doch der nachfolger, sonst wäre der ganze post hier quark, ist bereits am start. zwischenzeitlich school mates getauft, wurde schließlich cuffs aus der taufe gehoben. die ersten songs sind geschrieben, demos aufgenommen und zum teil schon unters volk gebracht, siehe hier. die appetithappen munden ganz ausgezeichnet. man spürt die alte leidenschaft, das können, das abseits jeglicher betulichkeit ausdruck von ausgeruhter entspanntheit ist. die melodien, die dengelnden gitarren, der aus dem trüben herausgefischte gesang. wunderbar! erinnerungen an the lucksmiths und vor allem cats on fire werden wach. die banddefinition geht übrigens so: "cuffs is a group from cambridge, ma comprised of 2/3 of the band pants yell, a member of reports and the blonde kid from big troubles." so viel für heute, ich geh mal wieder die demos hören, die gehören mit zum schönsten, was ich in 2010 vor den latz bekam. echt.
cuffs - albert kroft (demo)
cuffs - privelege (demo)
pants yell! - the not-so-city life
pants yell! - magenta and green

Freitag, November 19, 2010

glotzt nicht so romantisch (127): the woodlands, la sera, gregory & the hawk, shuteye unison

ein kleine runde aktueller videos von künstlern, die ich sehr mag oder bald sehr mögen werde. wer in welche kategorie gehört, könnt Ihr ja gerne raten.
zunächst the woodlands mit einem neuen song "in the dark on monday". hier hatte ich ausführlich über das paar samuel und hannah berichtet. sie werden demnächst eine electro dance remix ep vorlegen. was ich davon halten soll, weiß ich noch nicht, bis dahin:



über katy goodmans aktuelles projekt la sera hatte ich bereits mehrfach berichtet, nachdem sie mit "never comes around" ihre erste single vorlegte, stehen die albuminfos bereits auch fest, am 15. februar erscheint das selbstbetitelte debut auf hardly art, hier nun das video zur single, vorab die mp3:
la sera - never comes around



hier greifen wir auf einen parks and records ableger zurück, nämlich shuteye unison, deren aktuelles "our future selves" auch "century m" abwarf:



und schließlich noch ein video einer jüngeren oliver peel session mit gregory and the hawk und dem song "landscapes":

neue töne (884): pepper rabbit

die gründung von pepper rabbit vollzog sich zügig und schmerzfrei. vielleicht auf die wirklich einfachste art und weise. während obersongwriter xander singh gerade am deichseln von so 'nem soloding ist, kommt ihm der exponierte drummer luc laurent gerade recht. das wars. plötzlich war man eine band, spielte fleißig shows im heimatlichen new orleans und durfte gar auf dem pop montreal music festival antreten. später zogen die jungs an die westküste und machten dort jeden club unsicher, der sich unsicher machen ließ. waren einige. denn live ist das duo, unterstützt von samplern, loops und allerhand anderem gerät, eine wucht. es gelingt ihnen, einen einzigartigen sound zu basteln, der roh und psychedelisch schlingernd daherkommt und trotz allem einem freundlich angetouchten pop, einem fröhlich zwinkernden folk nicht entgehen kann. am 26. oktober erschien "beauregard" auf kanine records, ihr 10track erstling. "l.a. may be a wild and crazy place, but pepper rabbit have shaped a truly inspiring, tranquil world amidst the chaos, and that is no small feat. keep your ears peeled, and follow them into the future.", so schreibt das label über den longplayer. ich füge hinzu, sofortige vertraulichkeit zwischen machern und hörer. die entspannte ukulele, der leicht backgroundige gesang, die lässige attitüde. passt schablonenhaft auf mein befinden. wenn es dann noch gelingt, mit in den refrain einzustimmen, himmel, dann werden wir freunde fürs leben. irgendwer taufte es avantgarde folk, ein anderer hob das fleißig beanspruchte klavier hervor, der dritte klemmte sich hinter die elektrospielereien. füge es der geneigte leser zusammen und mache sich schließlich selbst ein bild. wer ein wenig vertrauen ins klienicum hat, weiß, dass ihm nicht nur medizin in kleinen dosen verabreicht wird, sondern oft und gern die große herzenkost. in diesem sinne...
pepper rabbit - babette!

Donnerstag, November 18, 2010

konzert: nina nastasia, 17.11.10

kneipenstimmung. unaufgeräumtes geraune, geklapper, anschwellendes und wieder abklingendes. bewegung. positive vibrationen. nina und ich stehen gegen den tresen gelehnt. nachdem ich einige autogrammjäger vorbeiziehen ließ, die sich die plattencover des aktuellen albums "outlaster" signieren ließen, konfrontiere ich die chanteuse mit meiner bitte um die setliste des gerade verklungenen sets. nina grinst und wirbelt unbeholfen um sich, als suche sie etwas greifbareres als ihre erinnerungen. mein hinweis auf ihr iphone, von dem sie beständig während des konzerts ablas, beantwortet sie mit einem kopfschütteln und meint, es diene ihr lediglich als stütze und böte eine übersicht, aus der sie sich je nach laune bediene. ich biete ihr an, mir die liste per email zu senden, doch sie möchte sie gleich auf papier bringen, damit sie nicht zu viel vergesse. sie schnappt sich einen flyer und notiert in einer runden, wenig strengen und doch festen handschrift erste songnamen. sie stockt bei "holyman" und fragt mich, wie der titel vollständig heißen würde und erklärt, dass sie ihre eigene bezeichnung für die einzelnen lieder habe, auf scheibe stünden oftmals andere. ich antworte, dass ich wüsste, um welchen track es sich handle und sie schreibt weiter. nach sieben einträgen ist schluss und sie grinst mich an: "is it enough?" ich antworte: "nein." doch ihr lachen weist mir den weg. ich bedanke mich für ihr bemühen, das fantastische konzert und verabschiede mich in die kühle münchner nacht. das zuvor erlebte wird sich für eine geraume zeit ins gedächtnis gebrannt haben. nachdem der tag schwer und mühevoll geriet und die entscheidung, sich doch noch auf die socken in die bayerische hauptstadt zu machen, wohlüberlegt gefällt wurde, schob das musikalische erlebnis alle sorgen zügig beiseite, öffnete die wahrnehmungstore weit und ließ all das gute ein, was kunst, wenn sie authentisch , emotional und empathisch dargebracht wird, zu vermitteln im stande ist. nicht wenigen anteil daran hatte ninas partner matthew szemela, der das konzert mit seiner violine begleitete und ein ums andere mal dank einiger gewagter streichabenteuer begeisterte.

ansonsten war er aber und zuvorderst sidepart der mittlerweile in new york lebenden nina nastasia. die stapfte mit ihrem kompagnon erst nach acht ins vereinsheim. die verspätung störte jedoch niemanden im ungewöhnlichen ambiente aus wm74 devotionalien, abgetretenen fußballschuhen und pokalen. im gegenteil empfing man die beiden völlig aufgeräumt, küsschen links und rechts für die bekannten gesichter, ein freundliches zunicken für alle anderen. der aufbau geriet zügig, die mikrofone waren platziert, der soundcheck längst getätigt. nastasia an die gitarre, szemela an sein streichinstrument, auf die barhocker und ohne große übergangsgesten in die vollen. "dear rose, i misplaced / everything you gave me / you gave me everything / everything / and i do apologize / and hope you'll think of me / as someone who'd do anything / anything for you". die zeilen aus dem 2000er album "dogs", aus dem das wundervolle "dear rose" vorgetragen wurde, bezeugen die allgemeine stimmung, die nicht nur textlich zur charakterisierung der musik nastasias dienen. die dunklere seite und dennoch der verweis von weinerlichkeit, das stete aber, dennoch nie die verzagtheit, das kämpferische vor der aufgabe. nastasias musik ist kraftvoll und stark und dennoch immer an der kippe zum verlust, der niederlage, dem nachgeben. ihr vortrag ist intensiv, keine andeutung von nächstgelegener vermittlung, immer jedoch mit der unausgesprochenen beteuerung anteil zu nehmen. wie ein schenken und schützen zugleich. wie das rausrücken einer setlist, vielleicht. die hälfte gebe ich preis, den rest musst du dir erarbeiten. das vereinsheim ist mit rund 50 besuchern gut gefüllt, alle sind aufmerksam, zum teil wie gebannt. zwischen den liedern explodiert die stille zu berauschendem applaus und johlen. nastasia und ihr partner fühlen sich bestens aufgehoben und geniessen die zeit. es fallen scherze, geschichten und launige sprüche. doch die enthobenheit entschwindet just in dem moment, da nina nastasia anhebt, da die gitarre erklingt und mal besinnlich gestrichen, mal emotional behauen wird, da szemela über die saiten hetzt oder zupft oder beides in einklang bringt. gemeinsam erschaffen sie eine konzentriert- und gebundenheit, die kein hüsteln, kein bierglas abstellen durchbrechen kann. es weben sich unsichtbare fäden durch den raum, die jeden angreifen. die anwesenden werden eins, zu einer stillen, angerührten masse. nina hat eine stimme, die jedes gefühl zu transportieren weiß. sie verfügt dabei nicht nur über ausdruckskraft und stimmliche gewandtheit, sondern auch über glaubwürdigkeit und eine offenheit, die zuweilen schmerzt.

sie betont aggressiv, überhöht, windet sich auf dem gebrechlichen gestühl, stürzt hinab und fängt sich wieder auf. jede zeile hat ein ende, jedem wort wird respekt gezollt und die stimme weicht nicht vor der letzten silbe. die melodien sind handzahm und gefügig, sie bewegen das herz und bleiben. vor allem auch die neuen lieder von "outlaster" feiern bestand und eine erstaunliche lebendigkeit fern jeglicher orchestraler bearbeitung. hier, in der aufwartung im kleinsten kollektiv beweisen sie ihre erstaunlichkeit. das schmiegsame und zugleich herz zerreissende "cry, cry, baby", das mythische "you're a holy man", das verständige "you can take your time", das sparsame "this familiar way", das flinke "a kind of courage". mit "i write down lists" findet sich zudem ein song vom 07er "you follow me", die bandbreite des repertoires wird genutzt. auf die kosten kam man hier sowieso.
aus der ferne, und es mussten in diesem barmen dunkel nur ein paar schritte sein, wirkte nastasia alt und vom leben angegangen. aus der nähe hatte sie ein lebendiges, jugendhaftes gesicht. flinke augen, eine frische gesichtsfarbe und ein dauerhaftes lächeln um die mundwinkel machten sie nicht nur sympathisch, sondern mehr noch vertraut.

11-18 - Manufaktur, Schorndorf, DE
11-19 - Hafen 2, Offenbach, DE
11-20 - Glanz & Gloria, Osnabrück, DE
11-21 - Home Plugged, Brussels, BE
11-22 - dBs, Utrecht, NL
11-23 - Steinbruch, Duisburg, DE
11-24 - King Georg, Köln, DE
11-25 - UT Connewitz, Leipzig, DE
11-26 - Blue Bird Festival, Wien, AT