Dienstag, Dezember 31, 2013

in eigener sache (73): fingertips


ausklang. es war weniger ein unscheinbares jahr, als dass es sich als schwierig erwies, an manchen stellen kaum zu bewältigen. hindernisse und unbill schienen sich in reger stetigkeit abzuwechseln. es ist hier nicht der richtige ort, um privat abzurechnen. aber allein der tod unseres geliebten hundes war eine erschwernis, die ich gern umgangen wäre. higgins ist gerade mal sechs jahre alt geworden und doch war seine zeit schon gekommen. vorangegangen waren etliche wochen des bangens, des hingehalten werdens und schließlich des verstehen lernens. verstehen zum beispiel, wie nahe einem ein solches hundeleben gehen kann. da wird vieles zweitrangig. auch musik.
mein rezeptionsverhalten ändert sich zudem mit den jahren. was man ein geschultes ohr nennen könnte, ist ebenda ein strengeres regiment, ein kleinporigerer filter, eine stärker limitierte auswahl. von den vierzig emails pro tag sausen 38 unmittelbar in den papierkorb, von den verbliebenen zwei hält sich in der regel eine, die in irgendeiner form verwendung findet. und sei es, dass sie später mit anderen kollektiv gelöscht wird.
was an promos im briefkasten landet, hat noch lange nicht die gunst des hörers erobert. oft findet sich das material auf einem haufen wieder, der ungehört/ungeliebt bleibt. finsteres paradies musikblogger.
musik teilt den raum. musik durchstreift unsere heimstatt. musik ist allgegenwärtig. wenn man unsere familiäre armosphäre in irgendeiner form definieren müsste, müsste man sich mit klängen, klangfarben beschäftigen.
wir feiern hauskonzerte, gehen gemeinsam auf konzerte, lassen zu fast jeder tageszeit töne erklingen und sind manchmal selbst daran beteiligt.
irgendwie habe ich mal wieder über alledem den bloggeburtstag vergessen, im november wars, happy birthday. wir befinden uns nun im achten lebensjahr. das weitermachen wird zwischendurch immer wieder erschwert, insbesondere wenn man konstatiert, dass tagelang oft nur weniger als hundert leser auf die seiten finden. dennoch lebt die leidenschaft. darum geht es auch weiter. immer weiter.
wir sehen uns. im neuen jahr. kommt gut rüber.

Montag, Dezember 30, 2013

listenterror: die besten alben 2013

mit einer beste alben liste darf ich mich in diesem jahr nicht rühmen. zu wenig konstant bin ich alben hinterher gewesen. mehr galt mein interesse den einzelnen künstlern, ihrem werden und ihren jeweils aktuellen projekten. so ist das klienicum in 2013 eher ein vorschauorgan denn ein rezensierendes musikmagazin gewesen. und vielleicht liegt ja auch darin das wirkliche wesen begründet. entdeckungen zu machen und diese mitzuteilen. nicht mehr.
eine auflistung gibt es dennoch, zumindest fünfzig bis siebzig alben kann ich gut vertreten. alles, was beizufügen, zu ergänzen wäre, wäre material, dessen ich mich zu wenig angenommen habe. zudem ist mir so viel gutes durch die lappen gegangen, dass ich nachbesserungen vornehmen müsste, die wiederum ein jahr lang andauern würden.


(01) yo la tengo – fade
(02) grouper – the man who died in his boat
(03) alela diane – about farewell
(04) julia holter – loud city song
(05) bill callahan – dream river
(06) aine o'dwyer – anything bright or startling
(07) frontier ruckus – eternity of dimming
(08) chastity belt – no regerts
(09) chuck johnson – crows in the basilica
(10) julianna barwick – nepenthe

(11) the wave pictures – city forgiveness
(12) daniel bachman – i'm a sinner
(13) alasdair roberts & friends – a wonder working stone
(14) david thomas broughton – unableto
(15) jon collin – high peak selections
(16) bingo trappers – sister planet
(17) dawn mccarthy & bonnie 'prince' billy – what the brothers sang
(18) the pastels – slow summits
(19) tunabunny – genius fatigue
(20) heidi harris – cut the line
(21) lake – the world is real
(22) steve mason – monkey minds in the devils time
(23) noveller – no dreams
(24) emily jane white - blood/lines
(25) veronica falls – waiting for something to happen
(26) buke and gase – general dome
(27) yoyoyo acapulco – yyy aca
(28) we/or/me - the walking hour
(29) talmud beach - s/t
(30) arpen and the volunteers – monday
(31) carl creighton – telling truth as jokes
(32) crystal soda cream – escape from vienna
(33) sashash ulz – the shadows of mycap-and-feather days
(34) scout niblett – it's up to emma
(35) carcrashlander – a plan to tell the future
(36) barn owl – v
(37) savages – silence yourself
(38) billy bragg – tooth and nail
(39) woven skull and core of the coalman - s/t
(40) paul colilli – hieroglyphs of the soul
(41) anna hillburg - s/t
(42) toby goodshank – minus dias
(43) scott matthew – unlearned
(44) wes tirey – i stood amon tree
(45) arbouretum – coming out of the fog
(46) salviah plath – the bardo story
(47) washed out – paracosm
(48) anna von hausswolff - ceremony
(49) herrek – waktu dulu
(50) petula - don’t forget me, petula! don’t forget everything, petula!
(51) low – the invisible way
(52) quasi – mole city
(53) sumie - s/t
(54) small houses – exactly where you wanted to be
(55) dear reader – rivonia
(56) the spinto band – cool cocoon
(57) night moves – colored emotions
(58) chelsea wolfe – pain is beauty
(59) thos henley – in hearing taste
(60) phosphorescent – muchacho
(61) beach fossils – clash the truth
(62) pickering pick – tropic
(63) au revoir simone - move in spectrums
(64) villagers - {awayland}
(65) torres – s/t
(66) l. pierre – the island come true
(67) doldrums - lesser evil
(68) iron & wine – ghost on ghost
(69) royal canoe – today were believe
(70) dear henry bliss – feeding a dead horse

Sonntag, Dezember 29, 2013

eingestreut (594): coldair (tour)


wir hatten kyst bereits auf dem schirm, aber auch coldair. letzteres ist das soloprojekt tobiasz bilinskis, ersteres das bandprojekt, das er u.a. mit ludwig plath aka touchy mob betrieb. nach langem wehen und werden ist bilinskis erstes album "whoose blood" im september erschienen und soll im kommenden jahr beworben werden. hatten es the burning hell geschaft einen weltrekord aufzustellen, indem sie zehn konzerte in zehn ländern innerhalb von 24 stunden spielten, wird coldair seine promotionsreise über fast eine weltumrundung hinweg betreiben. um genau zu sein: über 38000km. kaum vorstellbar auch, dass sich der bursche diese tournee selbts gebucht hat. wer einmal mit diesen dingen zu tun hatte weiß, wie zeit-, energie- und nervenaufreibung das ist. alle achtung! im januar wird es coldair dann zu uns treiben, wir bitten Euch vorbeizuschauen! es wird sich lohnen. neben den tourdaten tonale grüße aus dem scheidenden jahr.



07.01.2014 - Madame Claude, Berlin
08.01.2014 - Tonfink, Lübeck
09.01.2014 - Astra Stube, Hamburg
10.01.2014 - Shangl Hangl, Berlin
11.01.2014 - Wärmehalle Süd, Leipzig
14.01.2014 - Galerie Lunar, Hannover
16.01.2014 - Bunker, Bremen
17.01.2014 - Eurosonic Noorderslag
22.01.2014 - Die Kassette, Düsseldorf /w The Burning Hell
25.01.2014 - Fwd: Like Waves, München /w Michał Biela
26.01.2014 - Secret Show, Darmstadt
28.01.2014 - Ostpol, Dresden /w Michał Biela
29.01.2014 - Aaltra, Chemnitz /w Michał Biela

Samstag, Dezember 28, 2013

eingestreut (593): konzerte münchen januar 2014


die livepräsenz von bands bzw. künstlern hat an bedeutung gewonnen. dem wollen wir gern rechnung tragen, indem wir immer mal wieder etwas deutlicher hinweise auf entsprechende veranstaltungen geben. das können tourdaten einzelner künstler sein, aber auch wie heute übersichten nur für eine stadt. dass uns münchen dabei am herzen liegt, dürfte auf der hand liegen. gleichsam bemühen wir uns nicht um einen kompletten überblick, sondern picken uns die perlen heraus. wenn Ihr etwas ergänzt haben wollt, gebt bescheid oder nutzt die kommentarfunktion. (und bitte, verlasst Euch nicht auf die angaben hier, sondern lasst sie Euch vom veranstalter vorab bestätigen, danke!)

03.01. black opera, hansa 39
03.01. maria rui, milla
05.01. matthias schriefl, unterfahrt
08.01. ilona haberkamp sextet, unterfahrt
09.01. tanertill / the butz, sunny red 
09.01. clash for phil u.a., glockenbachwerkstatt
10.01. bong-ra / weiky u.a., sunny red
10.01. lisbeth quartett, unterfahrt
10.01. lee harvey & the oswalds u.a., hansa 39
10.01. dizzy errol, atomic cafe
11.01. zwoastoa / jahvolo u.a., hansa 39
11.01. folk tassignon, unterfahrt
11.01. the toten crackhuren im kofferraum, backstage werk
11.01. hadern im sternenhagel, kranhalle
11.01. volxtanz, glockenbachwerkstatt
11.01. innen.welt.festival, kafe kult
14.01. bomb whateva / black vodoo train, glockenbachwerkstatt
15.01. i-wolf & the chainreactions, kranhalle
15.01. jim snidero quartet, unterfahrt
15.01. titus waldenfels, glockenbachwerkstatt
16.01. karl die große / benni benson, glockenbachwerkstatt
16.01. yalta club, strom
17.01. zubzoniks, sunny red
17.01. yesterday shop u.a., milla (soundbsp.)
17.01. raketenkind u.a., kranhalle
17.01. justus köhncke, rote sonne
18.01. zhenya strigalevs smiling organizm, unterfahrt
18.01. soulshale sound u.a., sunny red
18.01. jan hegenberg, orangehouse
19.01. boiling ink, dschungelpalast
21.01. mathias eick quintet, unterfahrt
22.01. die aeronauten u.a., kranhalle (soundbsp.)
22.01. caged animals u.a., milla (soundbsp.)
23.01. a futuristic aid / tengry lab, glockenbachwerkstatt
23.01. felidae trick / groundswimmer u.a., sunny red
23.01. david schalko und boyband, milla
24.01. alin coen band, ampere
24.01. girls in hawaii, strom (soundbsp.)
24.01. call me camillo u.a., orangehouse
24.01. bad manners, backstage halle
24.01. karana / half baked cheese u.a., milla
24.01. lawrence, rote sonne
25.01. spaceman spiff, ampere
25.01. coldair, fwd:like waves
25.01. caliban, strom
25.01. tango crash, unterfahrt
26.01. slim cessna's auto club, hansa 39
26.01. the hidden cameras, milla
26.01. moderat, kesselhaus
27.01. elif, strom
27.01. fettes brot, zenith
28.01. marc perrenoud trio, unterfahrt
29.01. wishbone ash, ampere
29.01. glasvegas, atomic cafe
30.01. the kiss 'n' kills / cotton, glockenbachwerkstatt
30.01. iriepathie, kranhalle
30.01. tann, unterfahrt
30.01. terry lee hale, substanz
31.01. che sudaka, hansa 39
31.01. bushman's revenge, unterfahrt

Freitag, Dezember 27, 2013

eingestreut (592): innen:welt.-festival IV


wenn ich nicht zwei ausgaben verpasst hätte, würde ich mich nun mit stolz als allzeitteilnehmer hervortun. leider aber gingen 2/3 der vergangenen sausen an mir vorbei, so dass ich am ende nur ein gelegenheitsbesucher des innen: welt.- festivals bin. die damalige ausgabe hatte es aber echt in sich. vor allem atmosphärisch tat sie sich hervor. bunt ausgeleuchtete regenschirme setzten besondere akzente. überhaupt war die stimmung ausgewogen und entspannt und zwar trotz energetischer und anspruchsvoller musik. überhaupt hat sich über die jahre gerade die bandauswahl zum schmückenden markenzeichen der veranstaltung gemausert. mit ausrufung versehen sind die künstler ob nun, weil sie gerade im werden sind oder weil sie im werden sein werden. ein guter festivalmacher hat immer auch die zukunft im blick. mit fug und recht können dies die innen.außen.welt menschen dies von sich behaupten.
bevor wir Euch mit den bands und den treffenden beschreibungen, die die macher in die tasten schlugen, allein lassen, ergänzen wir um die wichtigsten fakten: das festival findet am 11.01.14 im kafe kult (oberföhringer str. 156 | bus: bürgerpark oberföhring) statt, dauert von 17:30 (unbedingt pünktlich kommen, sonst verpasst man schon) bis in den nächsten frühen morgen, 05:00 uhr ist dafür vage terminiert. die chose kostet günstige 12 Euro im vor-, 14 im abendverkauf.
die bands (mehr infos unter innen.außen.welt):

His Clancyness (Bologna, Italien)
Was wisst ihr über italienischen Pop? Wahrscheinlich ähnlich wenig wie wir… Aber wenn’s nach dem innen: welt.-Abend sein wird, dass in Südeuropa Kanadier leben, die es schaffen, auf einem einzigen Album nach apenninischem Regen, Arcade Fire, menschenleeren Küstenstädten, britischem Pop, Wut und Resignation, frühen Lo-Fi-80ies und einer spätnächtlichen Hausparty zu klingen, dann reicht das vermutlich für einen Anfang… Jonathan Clancy macht all das mit His Clancyness. Live mit drei treuen Begleitmusikern und gezielten Schlägen auf die Gitarre. Das gefällt dem Sigur Rós-Label Fat Cat, dem NME und sicher bald auch Indie-Deutschland… Italien, Frankreich, Benelux und das UK hat er schon erobert. Und das innen: welt. wird der erste Auftritt in unserm seltsamen Land sein. Premiere, es ist uns eine Ehre!




Yuko (Gent, Belgien)
Warum aus Belgien auf einmal so viel gute Musik kommt? Wir wissen es nicht. Aber dass Yuko von dort nach München kommen, das ist ein Glücksfall. Weil wir die Band zufällig genau am Ende einer langen kreativen Pause erwischt haben. Und überhaupt erst einmal gefunden – in Belgien haben sie schon große Festivals gespielt, in Deutschland waren die vier aus Gent noch nie. Aber vor allem: Wegen den Gitarren und der klaren Stimme. Die im großen freien Orbit zwischen Folk, Indie und Pop ihre Melodien und Zeilen singen. Wegen den ganz erstaunlich federnden Drums und dem eigensinnigen Ausbruch, den die Musik auch immer wieder wagt. Dem würde Thom Yorke wohlwollend zunicken. Und Deus vielleicht einen zustimmenden Schlag auf die Schultern beisteuern. Oder, jetzt mal einfach: Weil Yuko für die einen Zuhörer melodiöse Gedichte parat haben, und für die anderen was für’s musikalische Staunen und ein paar Widerhaken.

Tellavision (Hamburg)
Zeit für ein Experiment! Eine Expedition in die Stellen der Innenwelten, die im Halbdunkel liegen. Immer an den Grenzen, der Musik wie wir sie kennen, entlang: Instrumente machen Melodien mit perforierten Sollbruchstellen und Geräusche den wunderbar verwirrenden Raum dafür. Da schwirrt ein Stück echte Jetzt-Zeit durch den Loop und ein bisschen 70ies-Moderne dazu. Tapete aus Sound, mit flirrenden Mustern und ausgerissenen Stücken weißer Wand. Für die Gedanken. Vergangenes Jahr hat Tellavision eine Split EP mit unserem feinen Vorjahres-Gast Touchy Mob aufgenommen. Bald kommt ein neues, crowdgefundetes Album – und der passende innen: welt-Auftritt zu später Stunde. Versprochen: Das Zusehen macht das Zuhören erst komplett.





Zelf (Berlin)
Die Vorgeschichte kommt am Ende. Zuerst: Zelf machen jene Art von Musik, für die Berlin ständig zu beneiden ist. Mit diesen einnehmend unruhigen Gitarren aus dem Sinnbus-Fundus, mit Drums die so hektisch und zielgerichtet starten und stoppen wie die gelb-roten S-Bahnen zur Stoßzeit (nur pünktlicher) – um dann wieder an langen Fäden Richtung Ferne zu ziehen. Mit dem Suchen auf den Kiezstraßen und der mathematischen Verwirrung. Und oft öffnet sich der Soundhimmel wieder zu einem funkelnd melancholischen Stück IndiePopMelodie, das zehn Meter weiter zieht, um im Chor Straßenlaternen zu umarmen oder den nacht-roten Regenwolken auf dem Weg nach Erkner nachzublicken. So in etwa. Ausgefeilt genug, um einfach hineinzufallen! Und die Vorgeschichte: Bei Zelf spielen zwei frühere Mitglieder der großartigen Ex-Band I Might Be Wrong. Das herauszuhören ist schön – und für’s Verständnis völlig unnötig.

Ueki (Berlin)
Ueki kommen aus Berlin auf’s innen: welt. Münchner kennen die Band vielleicht auch. Denn hier, im großen, gemein gemütlichen Süden hat das Projekt einmal seinen Anfang genommen. Dessen Bauplan sich in etwa so zeichnet: Aus millimetergenau knisternden und klopfenden Computer- und satt kratzenden Gitarrensounds einen Schnappschuss zusammenschichten. Wie ein Polaroid aus vier Farben (oder Instrumenten). Auf dem dann zu sehen ist… Lichtschillern, Atem in der Winterluft, Schritte auf Asphalt, verwischende Hausfassaden. München. Berlin? Städte. Oder was immer ihr sonst aus Uekis fast schon weilheimerisierenden digitalen und analogen Schwebpartikeln hören wollt. Eine Hand auf’s Herz: Willkommen zurück zu Hause!

Cat Stash (Regensburg)
Dass der Grund, das alte Konzept Indie-Folk-Rock mal wieder zu mögen ausgerechnet aus Regensburg kommt? Erstaunlich. Aber wahr. Ganz ehrlich! Cat Stash kommen mit einer Gitarre und einem Drumset aus. Vier Hände für den Refrain, der Zuhörerhände fasst. Melodien! Ein bisschen Traurigkeit – aber nicht auf die platte Art. Denn die gleichen vier Hände reichen auch aus, um einen ganz enormen Rückenwind aus Sound zu entfachen. Der bläst Gedanken und Zweifel weg. Einfach mitziehen lassen. Und mögen. Das kommt fast von allein.

Kurimelo (München)
Es gibt so viele Möglichkeiten, sich München musikalisch zu nähern, wie es Blickwinkel aus dieser und auf diese Stadt gibt. Und von ziemlich vielen davon wollen wir gar nichts hören. Aber Kurimelos Blick stellen wir euch gerne vor… Da klingen: In Zeitlupe schlendernde Piano-Sounds, Schlieren ziehende Geräusche, Knacksen und Rauschen und, dann und wann, eine Zeile für die Nacht. Musik für den Heimweg durch’s schon _wieder_ schlafende Schläferstadtviertel. Oder um ganz langsam und sachte in einen innen: welt.-Abend zu gleiten.

Donnerstag, Dezember 26, 2013

in eigener sache (72): top 10 blogposts

eine hübsche idee, die ich geklaut habe. also, selbst einmal zu schauen, was die schönsten inhalte im vergangenen jahr waren, um sie aneinandergereiht zu präsentieren. wenn Euch das gefällt, freue ich mich über kommentare, über eigene bestenlisten, überhaupt über feedback zum jahr 2013, abgebildet im klienicum.


10.) herrek: es war eine geschichte um ein ganz persönliches album, das nach wie vor trägt: "die musik von herrek ist fast so knorrig, wie sich die ahnung gestaltet, dass sich leben auf der einen seite der welt fortführen lassen, wenn man auf der anderen heimisch geworden ist. ruhige passagen, die an sytnhesizerwolken kleben, von kluger perkussion bevölkert werden, vom steten gesang van der scheers. maßvoll, als wollte man nun grenzen akzeptieren, schieben sich die songs ins bild, ins gemüt, in die regionen, die sich durch langanhaltende haftung auszeichnen.", hieß es bei uns, klick.


09.) jason molina: weniger gefallen denn besonders der umstände wegen. jason molinas tod beleuchtet aus der sicht eines bloggerkollegen, der gastbeitrag von stephan vom dembowski blog findet sich hier.


08.) the sea and cake: vielleicht gelang im nachgang wenigstens einigermaßen das großartige konzert in worte zu fassen: "ausgewogen, auf den punkt, professionell, ohne statisch, dogmatisch oder begrenzt zu sein. im gegenteil zeigte sich der vierer dynamisch, mitreissend, akzentuiert, spielfreudig und energetisch. dabei wiesen the sea and cake eine perfekte organisation auf, das zusammenspiel war nicht nur exakt, sondern neben der gekonnten abstimmung auch umtriebig, ausbalanciert, voller enthusiasmus und gleichzeitiger kontrolle.", klick.


07.) clemens denk: die fäden in richtung österreich wurden mehr und mehr verdichtet, nicht zuletzt weil die kontakte zum rührigen totally wired label enger und bindender wurden. zu clemens denk fiel uns u.a. dieses ein: hätte sich der künstler auch an holz versucht, würden wir es vermutlich mit einer geschlagenen eiche zu tun bekommen, der an einer seite die rinde fehlt, auf der anderen würde die axt bis zum mark hin geführt. ein ins off gerückter gesang, ein stolpernder beat, etwas klavierbeimischung. in ständiger wiederholung treffen simplizitäten den hörer, bis zum erbrechen wird der zorn geübt:", klick.


06.) frontier ruckus: es ist nicht umsonst weit vorn in unserer albenliste, "eternity of dimming" von frontier ruckus ist einfach gelungen: "das windige banjopicking erhält seine ganz persönlichen weihen, wenn es sich am kehligen gesang des bandvorstands labt. das dribbelige drumming ergänzt in perfektion die berichte von den leidenschaften eines adoleszenten. keyboardzauber, streicherweisen, pianofetzen, ornamente geistreicher staffagebemühungen respektive -erfolge um ziselierte, nie überladene arrangements. harmoniegesänge sorgen für nötige potenz.", klick.


05.) thunderegg: einfach eine wohltat, dieses tolle hauskonzert revue passieren lassen zu können. thunderegg sind nicht nur ausgezeichnete musiker, sondern vielmehr noch tolle menschen: "titel um titel folgten, das haus sog sich mit gedanken und bildern voll. die wände musterten sich einer tapete gleich mit metaphern und ablesbaren schriftzeichen. immer wieder hüpften buchstaben in den kreis der konzentrierten besucherschaft und schufen verbindungen und verbindlichkeiten. wer hier saß, sorgte am nächsten morgen für die frühstückssemmeln oder hielt einfach mit seiner dankbarkeit nicht an sich. wer hier dabei sein durfte, erwischte mehr als nur eine gute zeit. er war teil von etwas.", klick.


04.) chastity belt: vermutlich waren chastity belt die musikalische entdeckung des jahres für mich: "die lakonie des augenblicks wird auf "no regerts" zelebriert, als trüge sie fortan durch die äonen, als würde mit ihr ein lebensprinzip zur staatstragenden mode erkoren. die stimme von julia shapiro hat einen außerordentlich sonoren und fast schon gelangweilten angang, dass sich die derbe meute im hintergrund noch so abrackern kann, um etwas als juvenil zu identifizierendes beizumengen. nur wenn die schreiattacken den rocksound meistern, erzwingt man grellfarbenes vor dem inneren phantasieausschuss. dann klopft altmeisterlich der beat und die gitarren penetrieren die hochtöne in ganz eigener berauschtheit.", klick.


03.) the wave pcitures: eine ganz besondere truppe, eine tolle tour, die wir präsentieren und begleiten durften, zusammengefasst die konzerte von the wave pictures in rosenheim und münchen, klick: "den dreien steht unumwunden david tattersall vor, der neben dem gesang eine ungemein agile e-gitarre mitbringt. auf ihr ist er zu allem in der lage, was uns an unmöglichkeiten einfällt. stakkati, träumerische mutmaßungen, ausuferndes gegniedel, das sich nie in langeweile zerfasert, rhythmisches anklopfen, das immer auch ein wenig mehr will, traumhafte harmonien, legendäre melodien. es schien, als würde die rauchgeschwängerte luft anfangen zu glitzern, wenn david aus der hohlen hand anfing zu brillieren."


02.) paul colilli: ein kontakt ins ferne kanada, die musik nimmt tradiertes auf und unterwirft es der moderne, dahinter ein sehr kluger kopf: paul colilli: "popsongs, die sich einer mäßigen roughness bedienen und stets treulich dem harmoniegedanken folgen. "the alchemical jesus" etwa mit seinem mitsingrefrain hat ohrwurmcharakter. doch die messlatte ist noch viel höher. etwas artrockiges schiesst immer wieder ins getriebe, verzögert, lässt driften und ausschweifen.", klick.


01.) orange blossom special 2013: weil es musik und begegnung verbindet und weil darüber schreiben erinnerung zulässt und ein neuerliches versinken in dieser einmaligen welt ermöglicht: " vieles war heuer anders, manch blickwinkel, manche perspektive hatte sich verändert. so zeigte sich etwa das festivalgelände deutlich erweitert, mit auslauf quasi für die auf standqualitäten getesteten besucherfüsse. die buden aus dem rückraum verzogen sich in ein seitenareal, so dass man gemütlich mampfend gar einen bühnenblick bekam, der halbwegs unverstellt genuss bot. daneben wurde das angebot aufgestockt, so dass die kulinarischen freuden nie zu kurz kamen, man täglich die qual der wahl hatte, auf welches gaumenabenteuer man sich nun einlassen wollte. die zapfstellen waren ebenso in ausreichender menge vorhanden, es entstanden weder staus noch drängeleien. der ein- wie der ausgang waren strategisch gut gewählt, man vermisste die stop and gos aus den vorjahren nicht. der bereich vor der bühne bot auf breite mehr raum. ingesamt schien es, als hätte man mehr platz, das übliche konzertgedrängel blieb oft aus.", klick 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7.

Mittwoch, Dezember 25, 2013

eingestreut (591): frohes fest!


heute legen wir noch einmal nach, d.h. wir wollen Eurer weihnachtlichen stimmung vorschub leisten. das wunderbare label sounds familyre macht es da ganz leicht. denn es bringt jährlich eine traumhafte compilation heraus, auf der weihnachtssong auf diese oder jene weise abgebildet werden. die ausgabe für dieses jahr hört auf "familyre's messiah" und "is lovingly based on the first half of "the messiah" by george frederick handel - 1741". viel spaß bei der auswahl, der rest findet sich hier.

Dienstag, Dezember 24, 2013

ein (p)fund mp3 (460): frohe weihnachten 2013


der blick auf und der umgang mit weihnachten verändert sich über die jahre immer wieder. als kind habe ich die tage sehr genossen. später gab es eine zeit, in der ich weihnachten kaum begangen, wenig beachtet habe. dann kamen die eigenen kinder und mit ihnen die vorstellung von etwas, was mir selbst einmal wichtig war. nun entwachsen aber auch die eigenen nachkommen immer mehr dieser idee von einer seligen nacht. die begegnung auf augenhöhe in einer zeit der stille erhält eine besondere aufmerksamkeit. das kann ich lieben. der rest wird immer mehr zum gedöns. so suche ich auch jahr für jahr nach musikalischen alternativen für weihnachten. sie lassen sich vielerorts finden, weil es offenbar genügend andere menschen gibt, die ebenso denken wie ich.
bevor ich die klänge auf Euch loslasse, möchte ich Euch eine besinnliche und erholsame zeit wünschen, in der man nicht nur wieder zu neuen kräften kommen sollte, sondern vielleicht auch den einen oder anderen weg bedenken, den man neu einzuschlagen gewillt und in der lage zu gehen ist. in der veränderung bleiben wir uns treu. danke für Eure treue zum blog, wir machen weiter.
den rest der nachstehenden auswahl findet Ihr hier. frohes fest!

melissa and the yule loggers - cluck old christmas 
love axe - jesus came from heaven
jeff litman - christmas day
chris o. - peacoats
timmy tumble - i just want your love (4 christmas)
allan james - christmas day
jon cendrowski - the '59 sound
i_r.j. - argue around the holidays (silent night)
the kind parts - warmer day ahead
screechging weasel - the government don't get shit for christmas

Montag, Dezember 23, 2013

eingestreut (591): east brunswick all girls choir


eigentlich ist man ja mit dem jahr schon irgendwie durch und doch halten laufende entwicklungen zurück. mit marcus hobbs, rie nakayama, robert wrigley und jen sholakis treffen wir auf einen vierer aus melbourne, der gerade die erste single für das 2014er album herauslässt. mit "dirty bird" werden wir uns weiter beschäftigen und ihr solltet es auch tun. denn es ist ein tolldreistes ding. allein der start ist überraschend und schauerlich aggressiv. hier kommt raubeiniger gesang zum einsatz, der von einer ungezügelten gitarre gefrontet wird. beide spielen sich auf, als gelte es das ende der welt einzuläuten. gleichzeitig aber, die große kunst dieses liedes, bleibt alles in der waagerechten, als hielte sich das schlingernde schiff dennoch auf kurs. east brunswick all girls choir nennt sich die truppe, die für "dirty bird" verantowrtlich zeichnet. die americana ausrichtung wird unterminiert von einem ausgewachsenen indierock und in seine einzelteile zerlegt. das wieder zusammengebastelte etwas hat einen eigenen charakter, vielleicht so ein typisches (neues) aussieding. der name stammt übrigens aus einer zeit, da die band mit bis zu sieben trommlern arbeitete. allerdings kommt keines der bandmitlieder aus east brunswick und mädels haben sie nur eines am start. wunderlich. ach ja, "seven drummers" wird das im april erscheinende album wohl heißen.

listenterror: beste konzerte 2013


mein konzertjahr 2013 war ereignisreich, wenngleich zahlenmäßig etwas zahmer als die vorjahre. ich habe hie und da prioritäten gesetzt, u.a. seltenere ausflüge in die eventszenerie waren die folge. ich will das nicht beklagen, denn andersherum haben wir es in diesem jahr geschafft, gleich zwei hauskonzerte zu veranstalten. auch eine alternative: sich die künstler ins eigene heim zu holen. daran wollen wir auch festhalten. nicht weniger ereignisreich war unsere erste veröffentlichung auf klienicum schallplatten, die eine konzertreise der beteiligten dc schneider nach sich zog. wir besuchten eines der konzerte und erlebten, wie die tragfähige musik zum leben erweckt wurde. am ende wurde die lieblingsband den erwartungen gerecht, knapp verfolgt von the sea and cake und chelsea light moving sowie den grandiosen the wave pictures. bis nächstes jahr.

hinter den links verstecken sich jeweils die konzertberichte.
yo la tengo, zakk düsseldorf, ****1/2
the sea and cake, milla münchen, **** - ****1/2
chelsea light moving, ampere münchen, **** - ****1/2
the wave pictures, hole rosenheim, **** - ****1/2
thunderegg, klienicum hauskonzert, **** - ****1/2
come, orange blossom special beverungen, **** - ****1/2
scott matthew, kammerspiele münchen, ****
anna von hausswolff, orangehouse münchen ****
dinosaur jr., theaterfabrik münchen, ****
the wave pictures, strom münchen ***1/2 - ****
susie asado, klienicum hauskonzert, ***1/2 - ****
nick waterhouse, orange blossom special beverungen, ***1/2 - ****
christine owman, orange blossom special beverungen, ***1/2 - ****
the desoto caucus, orange blossom special beverungen, ***1/2 - ****
buke and gase, strom münchen, ***1/2 - ****
treetop flyers, orange blossom special beverungen, ***1/2
daniel norgren, orange blossom special beverungen, ***1/2
the deep dark woods, südstadt münchen, ***1/2
evening hymns, orange blossom special beverungen, ***1/2
murder by death, orange blossom special beverungen, ***1/2
veronica falls, orangehouse münchen, ***1/2
dc schneider / porches / frankie cosmos, glockenbachwerkstatt münchen, ***1/2
steaming satellites, orange blossom special beverungen, ***1/2
skinny lister, orange blossom special beverungen, ***1/2
woven hand, ampere münchen ***1/2
caroline keating, orange blossom special beverungen, ***1/2
great dynamo / saender, die bank münchen, ***1/2
scout niblett, strom münchen, *** - ***1/2
mick flannery, orange blossom special beverungen, *** - ***1/2
torpus & the art directors, orange blossom special beverungen, *** - ***1/2
the flaming stars, orange blossom special beverungen, **1/2 - ***
young rebel set, ampere münchen **1/2 - ***
puls festival: marie marie *** - ***1/2, wyoming ***1/2, aloa input ****

Sonntag, Dezember 22, 2013

neue töne (1365): jess williamson


ihre erste ep "medicine wheel / death songs" erschien 2011. es war wohl eine abrechung. sehr persönliche songs. über eine fehlgeschlagene beziehung und über die stärke der selbstbefreiung bzw. wie man sich denn aus einer so schwierigen wie misslichen lage befreien konnte. leider hatten noch nicht sehr viele hörer das vergnügen, diese ep zu hören. allen, die es aber taten,  war nach mehr. sie dürfen nun mehr als hoffen, denn am 18. januar wird das debütalbum "native state" von jess williamson auf brutal honest erscheinen (als limited first pressung, 300 hand-numbered 12” vinyl records). es dauert über sieben tracks an, verbraucht dabei nur knapp dreißig minuten und wird dennoch für sich stehen können.
zwischen diesen beiden tonträger stand eine neue, tiefe erfahrung. williamson ging nach new york, um photographie zu studieren. ihre rückkehr in die heimatstadt austin bedeutete vor allem das wieder nach innen wenden können und die möglichkeit, viel mehr zeit mit sich zu verbringen, in ruhe, ohne ablenkung. die austiner musikszene durfte zu dieser zeit noch etwas warten, bevor sich jess wieder hineinwarf. zunächst stand die berührung mit der natur und dem wesen und der natürlichen schönheit texas auf dem programm. hier kam williamson wieder zu sich, zu ihrem kern. so ist das album auch als eine art aufarbeitung, rettung, als heilung zu verstehen. ausgehend von ihrem eigenen schicksal, ihren eigenen erfahrungen werden die lieder jedoch zu universellem wissen, zu etwas teilbarem.
Ihr werdet fix wahrnehmen, was ich meine. die brillanz der williamson ist eine eigene, kein funkelnder diamant, eher eine blasse brosche, über die man immer wieder mit dem finger zu fahren gewillt ist. ihr glanz ist mittelbar, wie blitze aus der tiefe vergangenen wissens. das keckernde banjo, die koloraturen in der stimme, das fragile geflecht, in dem sich die musik bewegt.

Samstag, Dezember 21, 2013

eingestreut (590): kyle zantos & bryan john appleby


 mit weihnachtsliedern habe ich es wirklich nicht am hut. jährlich lass ich zwar am 24. so einiges vom stapel, aber das hat schon arg alternativen charakter. da schraubt sich garantiert keine saumselige stimmung aus dem klienicum. heuer wird das nicht anders sein. wenn sich aber, wie im vorliegenden fall, eine feine musik ans gehör schmeißt, die rein zufällig etwas mit dem fest der geburt christi zu tun hat, dann wollen wir das gern auch weitergeben. verantwortlich für die "santa's slay ep" zeichnen kyle zantos und bryan john appleby, die erhabenheit nicht mit kitsch verwechseln. ich lass Euch mal mit den seattlern songwritern, die beide übrigens locker für sich stehen können, allein, den rest findet Ihr übrigens hier.


Freitag, Dezember 20, 2013

eingestreut (589): johanna warren


"fates" ist noch recht frisch, im oktober ist es erschienen. so kann man mit ihm getrost noch in diesem jahr etwas verweilen, ohne sich altvordern zu fühlen. das akustische gewerk bläht sich nicht auf, sorgt dennoch für ein dichtes soundbild. der leichte hall füllt die lücken unprätentiös. dennoch bleibt etwas erhabenes zurück. am anfang steht jedoch die stimme von johanna warren, welche auch für die songs verantwortlich zeichnet, klar, lichten, dann folgt in der regel die gitarre, etwas flöte, klavier, hier und da. eingespielt hat joanna das neun tracks umfassende werk mit der unterstützung von bella blaski (engineer) und sarah register (master engineer), die für die wohlig, anheimelnde stimmung zu sorgen hatten. die zieht sich durchs gesamte album und verheißt ihm zu einer ganz eigenen textur, einer akustischen formensprache. wirklich ausdrucksstark aber werden die nummern oft erst, wenn joanna sichere pfade verlässt und ihr gesang zu kippen droht, wie etwa in meinem lieblingslied "to the bone". etwas wagnis, bitte, wollte man ihr zurufen. manchmal hört sie.

Donnerstag, Dezember 19, 2013

neue töne (1364): talmud beach


entspannt und abgehangen wären noch zu zahme formeln für den sound von talmud beach. was hier bluesrollt hat eine feste konsistenz und drängt nach außen als unumstössliches manifest. aber das schlurfige und leicht tänzelnde vergnügen muss man erst ausspähen.
eine melodieführende gitarre kämpft um die gunst des hörers.  männlicher, zuweilen gedoppelter gesang in falsettnähe zwängt sich ins bild. ein fernes tönen, psychedelica in light, ausgestossen von einer elektrischen sechssaitigen. der beat ist uneitel, das blech scheppert zuweilen athletisch. der groove stimmt. ganz abgesehen davon, dass die musik der drei finnen eine form der hypnose darstellt. redundante parts fordern die wahrnehmung auf ganz besondere weise. wer sich hingibt, wird geschmeidig ins transzendente geführt.
verantwortlich dafür sind mikko siltanen am bass, vorsänger und (ex-) mitglied in verschiedenen bands des heimatlands, petri alanko an den drums und nicht weniger verdient um den gesang, ebenfalls in den unterschiedlichsten kombos am start sowie aleksi lukander an der gitarre, den der blues quasi von der straße weg fing, als er es in sachen taxidriver mal so richtig losgehen lassen wollte.

die ungehobelte spielart kommt nicht von ungefähr. sie greift auf, was man ist. ungeschönt, unkapriziös, belebend. begonnen hat alles am mannerheiminite, DEM boulevard helsinkis. petri und aleksi begegneten sich dort und fanden schnell über den vereinenden mangel an knete zu einer gemeinsamen sprache. sie brachten sich die songs von juice leskinen bei, einem finnischen musicalstar, und spielten sie auf den straßen der stadt. später wurde ihr bezugskreis größer und sie zogen vor die stadt, in andere gemeinden, in die wälder. es heißt, sie spielten vor jedem mcdonalds restaurant (in finnland heißt die größte kette hesburger) und vor jedem verdammten kiosk des landes, "by day and by night, whereever and whenever". eigenes material kam alsbald hinzu, was konsequenterweise auch in indirekter weise mit der namensgebung zu tun hat. denn in diese zeit musste auch jene begegnung an einem baltischen strand fallen, da aleksi von vermutlichen einheimischen in eine gewaltsituation verstrickt wurde. wie auch immer das schließlich war, am ende hat es zu 'talmud beach' gelangt.

nach dieser erfahrung, befand das duo, dass es etwas zu limitiert sei und trat an mikko heran, damit er die beiden ergänze. 2012 spielte man zu dritt die ersten aufnahmen ein. sie erschienen auf kassette und über das helmi levyt label auch auf vinyl. eine der kassetten landete beim 22 pistepirkko drummer haverinen, der ziemlich flott den kontakt zu bone voyage recordings herstellte. der rest ist geschichte, möchte man behaupten, wenn denn das selbstbetitelte album nicht erst im november hierzulande erschienen wäre. nun sei an dieser wenig prominenten stelle noch einmal darauf hingewiesen, angepriesen und auf stille weise verehrt. Ihr seid dran!



Mittwoch, Dezember 18, 2013

neue töne (1363): courtney barnett


noch einmal milk! records, diesmal aber mit fundament. denn courtney barnett ist nichts anderes als die gründerin des labels. ich nehme an aus der notlage heraus, zu veröffentlichendes veröffentlicht zu wissen, schuf sie ihr eigenes imperium. veröffentlicht hat sie neben einigen anderen interpreten ihre beide eps "i've got a friend called emily ferris", das war im vergangenen jahr, sowie "how to carve a carrot into a rose", welche heuer erschien. beide scheibchen finden sich mittlerweile auf einer wieder. mit "the double ep: a sea of split peas" kann man, wie der name schon traulich verrät, alle bislang veröffentlichten songs barnetts auf einer cd erwerben. dass es das ganze nun auch auf vinyl geben wird, ist die eigentlich an den mann zu bringende nachricht. ab dem 16. dezember wird das kleinod veröffentlicht. ich denke, ranhalten schadet nicht, denn allzu viele langspielplatten werden nicht gepresst werden. die melbournerin ist gerade mal 25, hat aber bereits eine unverwechselbare note ins musikgeschehen getragen. allein ihr gesang ist eine erwähnung wert. es ist eine erdige stimme, die ihn trägt, etwas laid back, abgehangen und unaufgeregt. während sich der rest der musik mal garagig, mal groovy, folkig oder sogar bluesig und mit fester traute gibt, holt courtney alles, was es zu sagen resp. zu singen gibt, erst einmal aus dem kämmerlein. in der ruhe... in den besinnlichen momenten erinnert sie zuweilen an cat power. die unbeschwerte kraft hat sie aber von einer schwester im geiste: julie doiron.



Dienstag, Dezember 17, 2013

neue töne (1362): andrea tomasi


"hurricane dream" ist ein sublimes wunder. dosiert gehandelt, beschwert es für minuten deine seele. doch sobald der song endet, möchte man ihn wieder hören. andrea tomasi singt auf eine weise angespannt, dass man ihr die worte von den lippen lösen möchte, um ihr die anstrengung zu erleichtern. zugleich hat ihr gesang etwas federnd luftiges. dieses brillante organ ist ein ding zwischen himmel und erde und vermutlich nicht zu verorten. "falcon" zeigt auf, dass die junge dame mehr kann. mäßigen groove aufgenommen, ein zwingendes jubilieren im blues, die zusätzliche schichtung im background vollendet den moment. am stärksten hat aber "birdflower" beeindruckt, das nicht umsonst für das bewerben dieses albums herhalten musste. dieser song besitzt ein fast schon einfältiges muster und gibt sich dem hörer unschuldig und bedacht hin. gefangen in den singulär angeschlagen tönen auf der akustischen gitarre, dem sirenenhaften des gesangs verfallen, der charakteristik einer anmutung folgend. so frei, so atmend, dabei bindend, zwingend. diese musik erinnert an alena diane, laura gibson und damen ähnlichen kalibers, die die harmonie nicht mit der wärme der sonne verwechseln, denen phrasierung gelingt, die dem licht auch kälte zutrauen, die das steuer der narration mit sicherer hande führen, die im kleinen das große deuten, ohne es in der waagschale zu verbraten. "west virginia" bläht sich nicht auf und entfacht dennoch einen wind, wie er einem aus den lautsprechern entgegenfährt, nur weil tomasi die stimme hebt. ihre koloraturen sind bei aller technik anmutig, besinnlich, alles andere als blender oder schnödes beiwerk. sie sind wie ein versprechen.

aufgenommen im minnewaska state parks, offeriert dieses traumwandlerische schöne ding klänge, die man an warmen tagen vernehmen kann, wenn sich das volk bereits getrollt hat und die vögel, die insekten, all das lebendige noch einmal luft holt. und sei es nur der hauch von etwas. angefüllt mit ebendem ist man nie allein gelassen. ein zwitschern, wabernde luftschichten. so etwas. der hurrikane irene sorgte dafür, dass die aufnahmen nicht wie geplant im studio stattfinden konnten. die livelösung war die vielleicht bessere alternative. in ihrer atmosphäre enstand eine neuerliche soundbearbeitung, die viel zum wesen dieser musik beitrug. die liebe zur natur und zum öffentlichen auftritt kommt für tomasi nicht von ungefähr. als vermonterin verbrachte sie ihre ferien häufiger in camps in den green mountains, wo gesungen und musiziert wurde.

ihr stil changiert zwischen appalachian folk und europäischer tradition, wie sie etwa von jackie oates vertreten wird.

Montag, Dezember 16, 2013

glotzt nicht so romantisch (549): jen cloher


by tameika brumby 

milk! records hatte ich vor ein paar tagen versucht nahe zu bringen. was mit the finks vielleicht nicht gelungen ist, könnte jen cloher eventuell leisten. sie hat im späten frühjahr diesen jahres ihr drittes album auf dem rührigen australischen label herausgebracht. mit "hold my hand" kann man sich an dieses um die liebe drehende werk heranpirschen. cloher kann alles, vom leise besinnlichen bis zum schwer brütenden und aus sich heraus brechenden. Ihr werdet sehen.



glotzt nicht so romantisch (548): the anna thompsons


ab dem 24. januar wird das debütalbum dieses mädelsvierers zu haben sein. vorab gibt es bereits eine kleine, selbstgebastelte ep mit fünf tracks, die sich auch auf dem selbstbetitelten werk wiederfinden lassen. vermutlich braucht man aber gute connection, um an dieses kleinod zu kommen. darauf abgebildet ein mädel am waldboden liegend, umringt von neugierigen tieren. dass das mädel seinen rausch ausschläft, ist meine interpretation. in der einen hand hält es ein herz, in der anderen eine flasche irgendwas. so ähnlich ist auch die musik von the anna thompsons. etwas lofi lieblichkeit und den erschreckenden bums des punks. die mischung macht es aber hier. das gilt auch für die erste single "bleeding through", die es als video auf diesen blog schafft. viel spaß! 

Sonntag, Dezember 15, 2013

neue töne (1361): the finks


"die band" findet sich auf milk! records. dazu vielleicht später mehr. the finks haben zwei eps am start, die in olivers schlafzimmer in melbourne aufgenommen wurden. er zeichnet auch für das songwriting verantwortlich, spielt alle instrumente und nimmt natürlich auch in eigenregie auf einem 8track kassettenrecorder auf. er nutzt einen keyboard amp, ein mikrofon und schließlich einen bass, den er sich mit neunzehn jahren bei einem freund borgte, aber nie mehr zurückgab. das frühe 2012 kann man als startsignal für diese mehr oder weniger one man show deklarieren. nun, olivers freundin sarah singt auf beiden eps im background und der gemeinsame freund sam übernahm einen spoken word part auf dem song "alternative histories". beide, also sarah und sam, tauchen nicht nur namentlich in der band auf, sondern sind vor allem teil des liveensembles, sam am bass, sarah an den keyboards und am mikro, dazu gesellen sich noch maddie mit den selben aufgaben wie ihre kollegin und ein gewisser josh, der das drumming übernimmt. zusatzinfos, die erste: sam findet sich auch in der band sagamore wieder, bei der er gitarre spielt, die songs schreibt und auch singt, maddie und josh waren ebenfalls teil anderer bands, u.a. der legendären haymaker (die spielten eine show in sarahs wohnzimmer...).

überhaupt sarahs wohnzimmer: es muss für proben herhalten, die zunächst erst einmal mit einem gemeinsamen kochen und speisen starten, zu dem freunde, bekannte und mitbewohner eingeladen sind. zusatzinfo, die zweite: oliver zeigt sich sehr zufrieden mit der melbourner musikszene, die sich kollaborationsfreudig und eng verflochten zeigt. es gibt kaum probleme auftritte zufinden und so lässt sich auch verstehen, wenn oliver meint, er ginge lieber auf ein konzert eines lokalen künstlers als eines internationalen acts, weil spannender, vielleicht auch innovativer.

seine eigene musik ist lofi, entspannt und auf eine angenehme weise lieblich, dabei nicht verschoßt. vielmehr angelehnt, so wie man beieinander steht, wenn kalte winde pfeifen. ohne dass man sich reiben würde, so vertraut ist man dann doch nicht. manchmal erinnert mich der gesang an matthew mila von frontier ruckus. die musik aber ist wenig hymnisch, dafür intimer. "at the royal witherspoon" ist mitte november auf kassette erschienen und kann vor dem kauf auf bandcam probe gehört werden. schöne musik. 

Samstag, Dezember 14, 2013

neue töne (1360): heated land


ein akustisch hölzener start. der beat ist roh. die stimme unzahm. gebunden zwar, aber man hört ihr die unabhängigkeit an. spätestens, wenn der backgroundgesang einstimmt ("rye fields"). aus der gedoppelten weiblichkeit dringt pathos und ego und eine menge geschichte, tradition. heated land heißt die unternehmung, die sich in die blues-, folk-, singer/songwriter-rotunde begibt. im zauber einer um sich kreisenden discolaterne, deren glimmer trübe aus den alten tagen winkt, wirkt der dreier wie aus der zeit genommen. jung und verschlissen sind aber maximal erste ideen. alle anderen flossen in das debütalbum ohne namen.
"heated land" bietet eine soundoffene plattform, auf der sich ein elektrischer bass,  gewogenes drumming und eine bluesharp etablieren. vermutlich haben sie anderes gewerk in die flucht geschlagen. zu unbehauen vielleicht, zu roh, zu karg das gespinst.

nur fehlt nichts. die lieder funktionieren. nicht, weil sie sich mit melodischen auffälligkeiten aufhielten, nicht, weil sie mit hooks überwältigen. sie funktionieren, weil sie mit fester hand geschmiedet wurden, so dass selbst abtrünniges, loses songmaterial bei der stange gehalten wird. eine vertracktheit fällt unter humor, eine sehnsucht gerät unter die räder des sentimentregulators, blenderei gilt lediglich den eigenen augen.

schraffuren als schriftersatz, miniaturen als lesezeichen, wegelagerei glücklicher momente. ein schellenkranz hüpft, das schlagwerk manipuliert in den trab, die mundharmonika meckert. manchmal ist selbst das zuviel. dann drängelt die akustische, erhält blechernen beaten beistand und den steten segen von andreas mayrock, der seinen songs seine stimme leiht. so klingt die dresdner band an mancher stelle wie schwer ausgebremste felice brothers. christoph dehne kitzelt die rhythmik, den basslauf zwingen gute freunde zwischen die ufer. mit alexandre de ligonnès (hoffen wir, es ist kein künstlername) führt ein profilierter die harp. "the more we ride on" ist ein grindiger koloss.
zehn tracks, deren beflissenheit beschämt, wenn man bedenkt, was man dieser tage sonst so zu hören bekommt.

Freitag, Dezember 13, 2013

eingestreut (588): simon felice


da darf sich doch die welt nicht bedeckt halten, der olle felice bruder hat ein neues album im anschlag. "strangers" wird es heißen (24. märz auf team love records) und ist immerhin bereits das fünfte full length des rührigen folkrockers simon felice. der mittlerweile etwas gemäßigt klingende führt unter anderem den  nachfolgenden song ins feld, um für das album zu werben. mit dabei sind zwei the lumineers und die erklärung
"molly-o! is a bit of a tongue-in-cheek salute/requiem to the itinerant panhandler I was as a kid, an exercise in not taking one’s early sins or one’s current self too seriously. In the studio we had the core band as well as my brother James on accordion and harmonies, and were lucky to have a friend Zach Alford (Bowie, Springsteen) on the kit (I play drums on most of the album but sometimes you just have to give up the seat), as well as a drunken horn section. I want it to be a song where we get to go off the rails a bit, as we all seem to posses the need to lose ourselves from time to time by whichever vehicle: Love, pills, technology, booze, lust, music… pick your poison.” 

Donnerstag, Dezember 12, 2013

neue töne (1359): sea of love


ist die stimme verstellt? es wär kein wunder. waidwund die themen, nackt die interpretin. wenigstens den ausstoss mit leichter distanz absolviert. "give me a chance" bürstet erst nach mehreren minuten gegen den strich.
bevor das schlagwerk sich als breiter ton geriert, schmückt sich marie-sophie kanske erst einmal gewandt. nebst wurmstichiger gitarre. eine textur, wie sie das coverbildchen abbildet. gesprungenes, unfertiges etwa, singuläres zum staunen, flächiges zum bedienen. eine einladung in jedem fall.

mit fünf tracks ist die zweite ep des jahres der dresdnerin sea of love ausgestattet. erschienen ist sie am 29. november auf k&f records. dort wurde bereits anfang 2013 mit "so loud" der vorgänger veröffentlicht, der, so liest sich das im begleitschreiben, aus einer ähnlichen zeit stammt, aber durchaus mit anderen werten aufwarten kann.
töne, die den schwarzen, die den weißen tasten entfliehen. in einem hauch aus nichts verhallen sie. spiegelnd der grund, der sie zu fangen sucht. eine balletöse figur, die manchem stimmenschall gelingt, der in die parade fährt. ein duett aus leib und ding.

zum vorgänger schrieben wir, und können dies ungeschönt hervorholen, weil es auch fürderhin geltung hat: "kanske moduliert die worte, als würden sie sich gerade im moment des gedankensprungs elementarisieren und die mundhöhle befüllen, eine gitarre oder ein klavier diktiert die spur zum ausgang. bei aller kargheit durchzieht stolz die lieder und eine art majestätischer charme. dank verletzlichkeit und des muts zur blöße. die nacktheit atmet, obwohl der raureif dicht liegt und die kühle kaum widerstand duldet. doch die prägnante stimme stemmt sich gegen den unbill. manchmal legt sich gar ein lächeln in den gesang. dann perkussiert es schwach oder bebend, belebend gar und etwas fahles licht durchbricht den schleier. wenn im letzten song die gitarre mutiger angerissen wird, weiß man, dass es hier noch keinen abgesang gegeben hat, obwohl man am horizont bereits ein paar schwäne hat treiben sehen."

nicht von ungefähr die bilder von nebeln und schwaden und intransparentem. ist die implizierte nähe nicht mehr als ein gütiges versteck, das heimstatt vor den neugierigen blicken, den weit geöffneten ohren bietet? "where do you go?" hält synthetische größe bereit, aus der die stimmen steigen, ein brüchiges instrumentarium. der folk zieht sich die weird weste über.
und doch steht hier nicht der ausdruck vor dem inhalt, nicht die mutmaßung vor dem erschwinglichen kern. etwas bereitschaft bitte nur, die dem gegenüber wenig abverlangt, und die parteien gehen ineinander über und vereinen sich. 

Mittwoch, Dezember 11, 2013

neue töne (1358): daniel bachman


er firmierte eine ganze zeit lang unter dem moniker sacred harp. was mir persönlich ein paar bauchschmerzen machte, da ich eine band aus dem europäischen norden gleichen namens ebenfalls verehrte. kollision war vorprogrammiert. nun, daniel bachman hat sich abgesetzt und macht seit einigen jahren unter eigener flagge musik. das ist gut so. denn der in fredericksburg, virginia, geborene mittzwanziger sollte selbst aus der masse leicht herauszufischen sein. trotz seiner jugendlichkeit zeigt er sich längst bereit, die fußstapfen all jener american primitive pioniere auszufüllen, die den weg für nachkommen wie ihn bereit haben. er selbst nennt seine musik zuweilen "psychedelic appalachia", was sich nicht zuletzt auf die folk- wurzeln, auf die tradition bezieht, aus der er kommt. zugleich aber den gedanken fortspinnt, den er vorab vielleicht nur technisch realisierte. sein fingerpicking ist ausgewogen und versiert, zugleich wirkt es immer wieder mental abgehoben, als würde er die hörer flink des irdischen berauben wollen, um sie auf eine reise mitzunehmen. hier zählen weder narrative noch cinematoskopische kategorien, es befleißigt sich eher ein spiritueller geist. bachman hat zig tonträger befüllt, von cds und lps über kassettenausgaben bis hin zu singleveröffentlichungen. er variierte den sound mit der hinzunahme von drone oder banjo, fokussierte aber immer mehr auf die gitarre. bereits mit siebzehn zog es ihn auf konzertreisen, er teilte die bühne mit jack rose und ging später für eine zeit nach philadelphia.
mit "i'm a sinner" (tompkins square) brachte bachman seine dritte langspielplatte innerhalb der letzten beiden jahre heraus, nachdem 2012 "oh be joyful" und "seven pines" erschienen waren. das aktuelle werk, neun tracks umfassend, ist eine spannende mischung aus kollaboration und soloaktion, die mit dem opener gar ein novum aufbietet, daniels erste komposition für lap guitar. dieses ausschweifende stück ist seiner schwester gewidmet und wirkt wie eine wohltemperierte lichtinstallation, die mit mattem glas arbeitet, welches von hinten sanft und mit gedeckten farben luminiert wird. "honeysuckle reel" ist dagegen fast schon ein blendender harmoniereigen mit melodiebogen und sittsam zerfasertem saitenspiel. "happy one step" holt die fidel hervor und brilliert dank der korrespondenz mit der akustischen. an daniels seite sally morgan von the black twig pickers. der titeltrack ist eine rastlose nummer, die jedoch sehr deutlich die könnerschaft bachmans aufzeigt. einen juvenilen angang, das zögern des sicheren handwerkers, nicht übers ziel hinaus zu schießen und schließlich die einvernehmlich integrierte geniale idee, die aus dem einfachen das besondere macht.
bachmans entwicklung ist spannend und wenig vorhersehbar. an einem nachfolger zu "jesus i'm a sinner", das wohl das abwechlungsreichste album seiner karriere ist, arbeitet er schon und wird ihn voraussichtlich im neuen jahr präsentieren.

Dienstag, Dezember 10, 2013

neue töne (1357): doug paisley


die welt atmet. jeden tag auf eine neue weise, weil sie sich verändert. und weil es sie vorwärts treibt. und weil immer neue kräfte an ihr wirken. junge, unverdrossene. zurück bleiben die dumpfen seelen und ihre verkäufer. die nicht mehr schritt halten können. manchmal habe ich solche bilder vor mir. und dann sehe ich jemanden wie doug paisley durch die reihen der gestrandeten gehen, mit seiner gitarre und wie er beginnt, ihre lieder zu singen. wie er wort für wort von den lippen abliest, um sie sich zu eigen zu machen. als trüge sich nur eine uralte geschichte fort. als gingen weissagungen in erfüllung. als erhielte die zukunft doch noch so etwas wie einen silberstreif. hoffnung wird dort in den schnee geschrieben, wo paisleys füsse den boden berührten.

2008 erschien sein selbstbetiteltes debüt, zwei jahre später kamen die ep "digging in the ground" und das album "constant companion" heraus, 2012 eine 7" namens "on one but you / if i wanted to" und die ep "golden embers. mit "strong feelings" (24. januar, no quarter) setzt doug paisley zu einem neuen longplayer an. doch bevor er sich als solokünstler mausern konnte, lernte der in toronto geborene das handwerk von der pieke auf. mit chuck erlichman war er auf tour, sie nahmen zudem zwei alben auf, mit der künstlerin shary boyle verwob er die akustischen mit den visuellen künsten. wie auch immer diese erfahrungen von paisley verarbeitet wurden, sie werden heute ein teil seines musikalischen ausdrucks sein. der geriert sich breiter und offener als früher. das klangbild wurde um ein paar schussernde instrumente ergänzt, die unterstützungsarbeiter aufgerundet. so treten neben dem the band mann garth hudson auch emmett kelly von the cairo gang, der bassist bazil donovan, der drummer gary craig und die sängerin mary margaret o'hara mit auf den plan. 

sie beleben dieses beschwingte, frei atmende werk auf ganz persönliche weise, berauben es dabei aber nie seiner ursprungsformel. die lässt sich herunterbrechen auf ein sorgsames songwriting, memorable stücke, die nachklingen, auf eine beredte stimme, die vertrauen schenkt und der man erlaubt, fragen zu stellen, auf songs, die die stille des augenblicks mit den worten eines morgen ausstaffieren. hört nur "our love", und Ihr wisst, was ich meine. ein fahler beat, eine beflissene gitarre und ein gesang, der strebsamkeit mit intensität verbindet. das genügt. wie auch die anderen momente, die sich der kargheit nähern, von der man nie genug bekommen kann. fast klassisch mutet dann die musik des alt. country crooners an. klassisch.

jetzt geh ich raus und zieh im schnee ein paar eigene spuren.