junger mann. nimmt befangen die gitarre aus dem koffer. schließt sie an, setzt sich strumpfsockert auf den ersten stuhl. die bühne. ein wenig rötlich licht. unvermittelt der beginn. traktiertes instrument. dumpf geschlagen das saitenwerk. aus wenig viel. macht sinn. harmonien entweichen dem kehlig brüchigen organ. autist, denke ich. bis er zu uns spricht. dass er nicht sprechen will. kann. nicht sein ding. genau. spiel weiter. rasantes werkeln. dem man gebannt folgt. der kann das. so jung. und schon so viel wut. so gebrannt. lost name. was noch? ein winden. abfangen will man. ihn. das gebranntsein. die energie. die manie. unter verschluss. abseits der beeindruckten. da wendet er sich später. lächelt. ich bezahle. und denke. wenn er das auch auf tonträger gebannt bekommen hat, nehme ich was richtig wertvolles mit nach hause. der zieht sich glatt nackt aus. und alle schauen zu. meine fresse.
nachdem der junge einheimische geendet hatte, dauerte es nicht sehr lange und die vier bandmitglieder von horse feathers bestiegen die bühne der asta kneipe zu rosenheim, die somit zu ungeahnter ehre kam. denn mit justin ringle zeigte sich in tiefster oberbayerischer provinz ein portlander großkaliber in sachen musik. um sich gescharrt hatte er, da er ohne die brodericks reist, nathan crockett, der die violine, immer wieder auch mal die säge bediente und beim backgroundgesang für ein volumiges standing sorgte, dazu catherine odell, die nicht nur optisch auflockerung schaffte, sondern vor allem dem cello warme, aber auch ihrem stimmorgan grazile töne entlockte, und sam cooper, den schütteren, der sich in erster linie des banjos bediente, aber auch diversen perkussionsgeräten auf die sprünge half und selten, dann aber mit viel gefühl die mandoline spielte. wie überhaupt alle vier feinsinnig aufeinander abgestimmt waren. ein tuning, wie es sonst wohl nur aufgemotzten karren zugute kommt. so wurde jeder neue song mit einer saitenakrobatik begonnen und auf die frage ringles, wie denn "enough" zu übersetzen sei, rief jemand: "bascht scho!". ein lacher. ein running gag.
humor spielt bei horse feathers konzerten sicher nur eine nebengeordnete rolle, spielt aber eine. dem frontmann reisst eine seite und er tritt ins abseits, um seine gitarre zu reparieren. während dessen brilliert seine truppe mit "falling in love" in einer bluegrass version. zauberhaft. mit verve und einem in elvis manier intonierenden sam cooper. doch alsbald kehrt der vierer zurück in diese kollektive entrücktheit, um im gemeinsamen kreisel ihrer musik zu frönen. einer betörenden musik, die sich nicht versteigen muss. denn sie ist lebendig, aber nicht krakelend lebhaft, sie ist gurrend herzlich, aber nicht herzhaft satt, sie ist segenreich und wärmend, aber nicht von schamhafter geste und weltfremdem blick. eine musik, die unter spannung steht, die niemals loslässt. richtig. die sich nicht gehen lässt. die nicht ohne den hörer davon fährt. es ist, als warte sie so lange, bis auch der letzte aufsteigt. und immer schwingt der beat mit, auch wenn es ganz still ist. und justin singt leise, ganz leise, noch leiser, nichts regt sich mehr und doch rhythmisiert es dir durch mark und bein. musik, die von den ungespielten noten zwischen den tönen genauso lebt wie vom fluten und abebben, von den stimmungswechseln, den übergängen aus dem gestrichenen ins gezupfte und wenn notwendig wieder zurück. und von justin ringle. dem mann mit fliehender stirn und fliehender stimme. so hell und klar wie die melodien, die sie produziert. und dann gurrt sie wieder, verdreht sich, nimmt von ganz unten anlauf, drängt herauf, zieht bögen. der mann dazu. singt mit leichter schiefhaltung. immer die gitarre bedrängt. die muss mit. gibt vor. den anderen dreien.
ca. sechzig zuhörer waren von der ersten minute an gebannt. kaum ein muckser. und selbst, wenn der letzte druck genommen war und justin nur zu flüstern schien, selbst dann hörte man vielleicht lediglich das quietschen der kneipentür, wenn sie in ihren angeln unsaft bewegt wurde. andächtige aufmerksamkeit, als "curs in the weeds" langsam fahrt aufnahm, freudiges staunen, als "albina" munter vorwärts zuckelte, ein glücklicher rufer bei den ersten tönen zu "heathen's kiss", strahlen zu "this is what" und ein verständiges mitnicken bei "finch on saturday". mir am liebsten waren die pure energie nach dem sanftmütigen anschleichen von "dustbowl" und der schmeichelnde reigen von "in our blood". allen songs gemein: sie gehörten zu einem der schönsten konzerte. dem zum abschluss folgendes gelang: ein gegenseitiges bestätigen von dankbarkeit. hier applaus, johlen, pfeifen, dort eine akustikzugabe, bei der die mikrofone auf der bühne zurückgelassen wurden, alles andere aber mitgenommen wurde. thanks.
nachdem der junge einheimische geendet hatte, dauerte es nicht sehr lange und die vier bandmitglieder von horse feathers bestiegen die bühne der asta kneipe zu rosenheim, die somit zu ungeahnter ehre kam. denn mit justin ringle zeigte sich in tiefster oberbayerischer provinz ein portlander großkaliber in sachen musik. um sich gescharrt hatte er, da er ohne die brodericks reist, nathan crockett, der die violine, immer wieder auch mal die säge bediente und beim backgroundgesang für ein volumiges standing sorgte, dazu catherine odell, die nicht nur optisch auflockerung schaffte, sondern vor allem dem cello warme, aber auch ihrem stimmorgan grazile töne entlockte, und sam cooper, den schütteren, der sich in erster linie des banjos bediente, aber auch diversen perkussionsgeräten auf die sprünge half und selten, dann aber mit viel gefühl die mandoline spielte. wie überhaupt alle vier feinsinnig aufeinander abgestimmt waren. ein tuning, wie es sonst wohl nur aufgemotzten karren zugute kommt. so wurde jeder neue song mit einer saitenakrobatik begonnen und auf die frage ringles, wie denn "enough" zu übersetzen sei, rief jemand: "bascht scho!". ein lacher. ein running gag.
humor spielt bei horse feathers konzerten sicher nur eine nebengeordnete rolle, spielt aber eine. dem frontmann reisst eine seite und er tritt ins abseits, um seine gitarre zu reparieren. während dessen brilliert seine truppe mit "falling in love" in einer bluegrass version. zauberhaft. mit verve und einem in elvis manier intonierenden sam cooper. doch alsbald kehrt der vierer zurück in diese kollektive entrücktheit, um im gemeinsamen kreisel ihrer musik zu frönen. einer betörenden musik, die sich nicht versteigen muss. denn sie ist lebendig, aber nicht krakelend lebhaft, sie ist gurrend herzlich, aber nicht herzhaft satt, sie ist segenreich und wärmend, aber nicht von schamhafter geste und weltfremdem blick. eine musik, die unter spannung steht, die niemals loslässt. richtig. die sich nicht gehen lässt. die nicht ohne den hörer davon fährt. es ist, als warte sie so lange, bis auch der letzte aufsteigt. und immer schwingt der beat mit, auch wenn es ganz still ist. und justin singt leise, ganz leise, noch leiser, nichts regt sich mehr und doch rhythmisiert es dir durch mark und bein. musik, die von den ungespielten noten zwischen den tönen genauso lebt wie vom fluten und abebben, von den stimmungswechseln, den übergängen aus dem gestrichenen ins gezupfte und wenn notwendig wieder zurück. und von justin ringle. dem mann mit fliehender stirn und fliehender stimme. so hell und klar wie die melodien, die sie produziert. und dann gurrt sie wieder, verdreht sich, nimmt von ganz unten anlauf, drängt herauf, zieht bögen. der mann dazu. singt mit leichter schiefhaltung. immer die gitarre bedrängt. die muss mit. gibt vor. den anderen dreien.
ca. sechzig zuhörer waren von der ersten minute an gebannt. kaum ein muckser. und selbst, wenn der letzte druck genommen war und justin nur zu flüstern schien, selbst dann hörte man vielleicht lediglich das quietschen der kneipentür, wenn sie in ihren angeln unsaft bewegt wurde. andächtige aufmerksamkeit, als "curs in the weeds" langsam fahrt aufnahm, freudiges staunen, als "albina" munter vorwärts zuckelte, ein glücklicher rufer bei den ersten tönen zu "heathen's kiss", strahlen zu "this is what" und ein verständiges mitnicken bei "finch on saturday". mir am liebsten waren die pure energie nach dem sanftmütigen anschleichen von "dustbowl" und der schmeichelnde reigen von "in our blood". allen songs gemein: sie gehörten zu einem der schönsten konzerte. dem zum abschluss folgendes gelang: ein gegenseitiges bestätigen von dankbarkeit. hier applaus, johlen, pfeifen, dort eine akustikzugabe, bei der die mikrofone auf der bühne zurückgelassen wurden, alles andere aber mitgenommen wurde. thanks.
horse feathers - curs in the weeds
4 Kommentare:
Prächtig! Das machen wir bald nochmal! Finde ich.
na klar!
Was macht ihr nochmal? Nach Rosenheim fahren? Hmm, da war ich auch schon, allerdings nicht auf einem Konzert.
Erneut verblüffend mit welcher Wortakrobatik Du es schaffst, Lieder und das Zusammenspiel einer Band zu beschreiben. Große Kunst!
danke, oliver!
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