Mittwoch, September 10, 2008

konzert: neva dinova, 09.09.08

eine figur! die ganze manische suppe, die sich von der bühne auf einen ergiesst, rettet lediglich jack bellows. seine gekonnten eindrehungen am mikro, seine veranstaltungen an der gitarre und die hübschen reden zwischen den songs. ansonsten muss man ehrlicherweise konstatieren, dass der rockistische, 90er jahre inspirierte indieschotter, den er und seine mannen von neva dinova an den mann zu bringen versuchen, überholt ist und fahl klingt.

ihn gänzlich zu verteufeln, wäre aber nicht gerecht. denn bienenfleißig sammelte der splissbehaarte freak aus omaha melodiechen und harmoniechen, mit denen er immer wieder punkten kann. auch die frechen und derben querschläger an der gitarre können, vor allem wenn sie gekonnt mit der arbeit der anderen zwei gitarristen vermixt werden, zuweilen überzeugen. das erste mal in europa wissen die mannen um bellow noch nicht so genau, wie man sich in der fremde bewegt. kontaktscheu sind sie dabei nicht, dampfen schon mal locker mit einer fremden kreditkarte davon, um sich kippen zu ziehen, nehmen ohne hemmungen spendierten wiskey auf der bühne zu sich und erkundigen sich, ob ich, neben der box stehend, ohrenstöpsel intus hätte. als ich andeutete, dass ich auch ohne ganz prima geniessen kann, grinste der vorstand.
bellows ist ein frontmann, wie man ihn sich wünscht. er singt, spricht mit den zuhörern, er zählt die songs ein und kann sich einer spröden, bewegungsarmen mannschaft gewiss sein. gut erzogen wohl.

dabei hopst immer mal wieder einer der gitarristen (mike kratky bzw. tim haes) von der engen holzbühne des orangehouses. für einige songs langt dann sogar die triobesetzung. die konzentration auf die rhythmusmaschine roger lewis an den drums und den bassisten heath koontz hatte zum vorteil, dass jake bellows etwas mehr musikalische dominanz gewinnen konnte. die stärke seiner songs wurde allemal deutlicher, als würde sie überbratzt von kräftigen stromgitarren. die bassläufe fliessen elegant vorbei, die trommeln spielen gedrillt auf und dem sänger steigen die worte zu kopf. eine variante optimaleren tuns. doch bellows kann auch allein, wird mehr und mehr zum entertainer und hat spaß an whiskey und der aufgeregten meute. ach ja, knapp dreißig leutchen fanden sich ein, um hauptsächlich songs aus dem aktuellen werk "you may already be dreaming" zu hören zu bekommen, z.b.: "clouds" und "will the ladies send your flowers", da wir dem amerika näher sein durften, wie es nur amerikaner wirklich zu spüren bekommen. etwas mehr von dieser art heimatlichen esprits täte der musik neva dinovas gut. im vorprogramm gab es eine band aus münchen zu hören. no snakes in heaven spielten ihre als singer/songwriter auswiesene, aber eher nach lagerfeuerromantik und und jute-/greenpeace erinnernde musik auf zwei gitarren plus cello. es war ermüdend und keinesfalls willkommener opener für den auftritt der nachfolgenden amerikaner.

neva dinova - clouds

2 Kommentare:

Oliver Peel hat gesagt…

Dein Bericht ist ja nun nicht so euphorisch ausgefallen, was mich zu der Annahme verleitet, dass ich gestern richtig gehandelt habe, als ich mich entschloss zu Hause zu bleiben und mir Neva Dinova zu schenken.

à propos schenken: Neva Dinova fehlt noch beim Konzerttagebuch :) Wie sieht's damit aus?

E. hat gesagt…

klaro.