Dienstag, September 02, 2008

in fester hand (11): the verve

wie sehen meine/deine lieblingsplatten aus? warum mag ich/warum magst du sie so sehr? warum geb ich/warum gibst du sie nicht mehr her? in fester hand. weil ich/weil du sie hochheben, hochleben lassen möchte/möchtest. weil ich/weil du sie nicht mehr hergebe/hergibst. in fester hand. in loser reihenfolge stellen freunde und bekannte hier ihre liebsten alben vor, in fester hand und mit ein paar worten. und geben preis, an und ab. ich füge meine mit ein.

heute: spiral-stairs aus euskirchen (vol. 1):



The Verve - Forth
(Parlophone, 2008)

Ich leg mich fest. The Verves viertes Album, richtigerweise “Forth” genannt (”fourth” hätte auch gepasst), ist ein moderner Klassiker. Gerade mal ein paar Tage alt, ist sie schon in meinen Olymp der Lieblingsalben emporgestiegen. The Verve schaffen mit “Forth” das, was die Charlatans mit “You cross my path” vorgemacht haben, was andere Bands jedoch nie erreicht haben oder erreichen werden. The Verve bleiben sich treu, biedern sich nicht an an die moderne britische Musik der Kooks oder der Klaxons. The Verve klingen daher und trotzdem vielleicht alt, aber nicht altbacken. Von Beginn an hört man ein typisches Verve Album. “Sit and wonder” beginnt ruhig mit einem leisen Gitarrenrauschen. Als das Schlagzeug einsetzt, startet der Rhythmus. Leicht, mellow und bedächtig erhebt sich Richard Ashcrofts Stimme: “I sit and wonder”. “Sit and wonder” ist neben “Rather be” das am bekanntesten klingende Stück mit dem höchsten “The Verve”-Wert. Beide erinnern an die “Urban Hymns” Phase und sind definitive Hits. Bei “Rather be” musste ich mehr als zweimal an “Space and time” oder “Lucky man” denken. Man kann im Refrain (oder kurz davor) auch bequem “i just can make it alone” summen, ohne aus der Spur zu geraten. Trotzdem ist “Rather be” kein billiges Plagiat, es ist eher eine Fortsetzung mit selbständiger Handlung im alten Muster. So wie Jack Bauers zweiter Tag. Ein weiterer Anspieltipps ist “Love is noise”, die perfekte Radiosingle und der Versuch eines Dance-Pops-Songs. Eigentlich ist es ein Witz. Es klingt wie eine schlechte New Order Tanznummer und als ich es zum ersten Mal in Luxemburg bei Rock a Field hörte, mochte ich es gar nicht. Doch nachdem es jetzt dreimal pro Tag auf 1live zu hören ist, gefällt es mir von mal zu mal besser. Ich hab es mir schön gehört und jetzt ist es mein derzeitiges Lieblingslied. Der Geheimtipp des Albums ist das elegisch ausufernde “Noise Epic”. Es gefiel mir auf Anhieb. Es ist das krasse Gegenstück zu “Love is noise”. Mit 8 Minuten 13 ist es das längste Stück auf “Forth”. “Noise Epic” ist vollkommen radioinkompatibel und folgt der Tradition der früheren Verve Sachen. Viel Gitarrensound, sehr psychedelisch. Nach vier Minuten ist es eigentlich schon zu Ende, bekommt dann aber durch das treibende Schlagzeug nochmals fahrt und holt zum grossen Gitarrenwandfinale aus. Hier klingt Richard Ashcroft wie Lee Ranaldo und The Verve wie Sonic Youth. The Verve haben sich zurückgemeldet. Oder wie Richard Ashcroft sagen würde: “We are the Verve and this is music.”

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