Donnerstag, April 10, 2014

neue töne (1375): micro pop week düsseldorf 2014, teil 3


nachdem die messesachen (siehe teil 2) am späten nachmittag eingepackt waren, schaukelte die versammelte gemeinde gemächlich in den konzertabend hinüber. essen wurde besorgt, die getränke aufgestockt, das mobiliar zurechtgerückt.


unter den anwesenden war auch der labelchef des musikzimmers, der zugleich als förderer der später auftretenden band juice of love fungierte. den gesamten nachmittag über beanspruchte er sich in kreativität und bastelte in schwungvoller kleinarbeit die plattencover der später zu veräussernden veröffentlichung seiner jungen elite. das duo aus mila und alex wurde alsbald, der abend stemmte sich langsam über die stadt, ins licht geführt. zwei teenies noch, deren soundcheck bereits die unbedarftheit offenbarte und zugleich einen stoss erinnerungen ins rollen brachte, wie klangvoll und wunderbar die eigenen jahre waren, als man von allem eine ahnung hatte, aber noch nichts wusste. leider ist dieser umstand niemandem bewusst, der sich gerade in dieser lebensphase befindet. 
dass sich allerdings selbstvertrauen auf der bühne besser macht als grobschnittige schüchternheit, sei unbenommen. das duo mit dem potenten namen, das cover des albums zeigt gar einen ausschnitt, da trieft den beiden der saft vom kinn, die junge dame zückt lasziv das zünglein, erklärte sich auch rasch. unter dem motto saft der liebe wolle man selbige verbreiten. ein erstes schaudern. doch der zweier ward vom väterlichen  patron zuvor als genial gepriesen, so dass bis dahin zurückhaltung geboten war. die begonnene dreiviertelstunde aber wurde zu einer kleinen anstrengung, da die lieder von juice of love wenig originäres boten. die leidenschaft des vortrags war alles andere als zu bekritteln, die stimme der sängerin energisch und zugleich voller facetten. jedoch wusste sie sie nicht immer adäquat einzusetzen. da wo sie fest durchs rund hallte, hätte man sie sich gelassener gewünscht, dort, wo sie sich gefühlsgeschwängert einen weg bahnte, hätte man sich einen durchlass gewünscht. für die, die diesem mutigen und strittigen auftritt beiwohnten. hier erwartete das duo eine bewertung ihres vortrags, hielt aber zugleich die eingehende kritik nicht für angemessen, dort wirkten die songs immer wieder eine enge zu lang, zu betont, zu sehr effektheischend, an anderer stelle bekabbelte man sich gegenseitig ob aufgetretener, kleiner fehler. da war also vieles noch nicht wirklich rund und zeugte dennoch von großem potential, zum beispiel dem guten gefühl für große momente, der klarheit der sprache und der tiefenwirkung pointierter harmonie. weitermachen, bitte.


leider überzogen juice of love ordentlich, was man einerseits dem duo ankreiden darf, weil es nach verspätetem start das volle programm durchzog, als auch dem veranstalter, weil dieser den beiden nicht rechtzeitig einhalt gebot. stephen burch, der seinen auftritt hinten anstellte, war wohl schon recht nervös, als great dynamo sein set begann. bereits gegen 22 uhr sollten die schotten dicht gemacht sein. die nachbarn..., die späte stunde... sozusagen dazwischen geschoben fühlte sich h. schmidt, der düsseldorfer lofilectriker, alles andere als wohl in seiner haut. doch die souveränität seines vortrags verlor sich erst in dem moment, als er mit loopschichtungen begann, die im konzerteinsatz noch eher neuland für den musiker sind. die sich selbst erfüllende prophezeiung eines ersten misslungenen versuchs hielt great dynamo nicht davon ab einen zweiten (erfolgreichen) folgen zu lassen. die neue konzeptionelle dimension eröffnet darüber hinaus mehr chanchen, als dass sie hauke im wege stünden. insbesondere seine melodienvielfalt, die hochgradig ohrwurmtauglichen kleinen dinger, zünden unentwegt und lassen nie wirklich vom hörer ab. auch zwischen den songs fiepts und juckt es einem im ohr, die tätigen biester hatten sich wohl verkantet. wer great dynamo über die jahre etwas verfolgt hat, wird vor allem quittieren, dass die konzentriertheit und das handwerkliche geschick einer gelassenheit und gekonntheit gewichen sind, die den künstler freier agieren lassen. so gelingt ungezwungene interaktion mit seinem publikum, zugleich demonstrative verbundenheit mit seinem musikalischen produkt und der produktion desselben via e-gitarre, kleinem keyboard und diverser elektronischer möglichkeiten. dem zuspruch nach kam das leider viel zu kurze set sehr gut beim aufmerksamen publikum an.




stephen burch aka the great park hat über die vielen jahre hinweg deutlich an professionalität gewonnen. wett macht er diese distanzierende komponente durch empathie und aufgeschlossenheit. immer aufgeräumter, zugänglicher geriert sich der brite, so dass auch er das damenundherren in düsseldorf an diesem abend in einem schwung eroberte. schon bald johlte das rund, auch wenn sich der barde flink in schutz genommen hatte, als er den bestimmt als gassenhauer missbrauchten spruch brachte, dass man ihn immer wieder darauf aufmerksam machte, dass alle seine lieder gleich klingen würden und so kündige er diese als immer dieselben an, dass sich hinterher keine beschweren könne. 
doch so wenige nuancen sind es gar nicht, die die songs burchs unterscheiden. tempo, rhythmus, melodischer rahmen, ganz zu schweigen von den zu erzählenden geschichten, die für sich stehen. wer burch noch nicht erlebt hat, obwohl er zigfach jährlich (auch) durch die deutschen lande streift, der sollte sich alsbald um ein treffen bemühen. sein zauber steht und man kann hoffen, dass der stern nicht verglühe. die intensität seines vortrags ist hoch, der einsatz groß. der gestus ausladend, kaum zu vergleichen mit den momenten, wenn man ihn außerhalb des konzertgevierts antrifft. hier zeigt er sich besonnener, zurückhaltender, fast ein wenig schüchtern distanziert. doch sobald die ersten töne fallen, fällt auch das burchsche gemäuer seiner persönlichen übereinkunft zu britischer gelassenheit. einen schöneren abschluss hätte man sich kaum für die micro-pop-week wünschen können. die gitarre vorwärts treibend hart angeschlagen, die stimme ungeschützt in die runde geworfen. tänzelnd oder großschrittig, maßnehmend das kleine rund, welches ihm zur verfügung stand. viel bessere augenblicke findst du nicht. während draußen das leben pulsierend und zuweilen in einem affenzahn vorbeischiesst, stoppte es in diesem kleinen club für einen moment und vergangenheit, gegenwart und zukunft gingen einen schulterschluss ein. danke dafür.
danke auch an das gesamte micro-pop-week- team! Ihr habt großes geboten!

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