Sonntag, Mai 08, 2011

alela diane & wild divine - s/t (2011)


diese stimme! so kraftvoll, so energisch, zugleich fraulich und voller sentiment. alela dianes gesang macht staunen, weil er so spielerisch die noten fasst, verbindet und ihnen neue namen zu geben weiß. in der spur befindlich gelingt wärme, an den rändern streifend holt die dame aus nevada city den regenbogen aus ihrer hosentasche.

da ist kein auf den leim gehen, weil offen, frei zugänglich, unverfangen und belassen, da ist eher ein freiwillig in die knie gehen. und wenn sie segnen würde, würde ich mich segnen lassen. und wenn sie das kreuz schlüge, so würde ich sie bitten, es über meinem kopf zu tun.

alela diane hat geheiratet und damit vielen männern dieses universums den glauben genommen. sie hat zudem ein album eingespielt, das sich sittsam zeigt, ganz im gegensatz zum sich räkelnden vamp, der im inneren des plattencovers zu sehen ist und ganz klar die chanteuse abzeichnet. die haare sind ab, die jugend hat sie hinter sich gelassen, ist zur frau und vielleicht noch schöner geworden. reifer auf jeden fall.

wer kann sich da noch unbefangen mit "alela diane & wild divine" befassen? ich nicht. die abkehr war vorprogrammiert, das rittmeisterliche eines streng organisierten folkauftritts stiess mich ab. hier eine unvorteilhaft aufgesägte gitarre, dort ein stier rumpelndes schlagwerk. schon sollte profanes abgestreift sein? mitnichten, das musikalische konzept weist neben der striktheit vielmehr eine unverführbarkeit auf, die so gegensätzlich gegen die aufgehübschte sängerin steht.

gegen den gesang freilich noch viel mehr. und so will ich mich fragen, ob hier zum prinzip erhoben wurde, was so doch eigentlich nicht funktionieren kann und mich immer wieder zwingt den wiederholungsknopf zu drücken. den unschwer spürbaren freiraum, den die treue begleitkapelle beharrlich bietet, nutzt alela wie ein cleverer stürmer. sie versenkt treffer um treffer. in den widersprüchlichkeiten verhakt sich hier höchstens der hörer.

die im rückzug befindliche alela musste rasten vom touren, dem leben in der fremde, von der begeisterten fanschar. von freunden und familie umgeben fand sie wieder zu sich. konstanten. kaum querungen und so baute sie auf dem auf, was ihr verlässlich schien. wie in sich ruhend klingt sie nun. nachvollziehbar. stärker denn je setzt sie auf ihr alle stimmungen greifendes organ. vorbei die zeiten von häkeldeckchen, altem parkettfußboden und blicken aus milchglasfenstern? vorbei die zugehörigkeit zu einer kaste von wimmernden folkweibern? soll balzer in der spex spekulieren.

wir vertrauen dem herzen, das regelmäßig schmilzt, wenn alela diane ansetzt und ihre weichgezeichneten erlebnisberichte intoniert. buchstabieren muss ich nur meine zufriedenheitspamphlete. doch sie zerstoben letzthin an der festigkeit, an der unerschütterlichkeit einer persönlichkeit, die sich auf lautere weise unabhängigkeit macht von einer musikantenschar, die nicht mehr als staffage für ein definiertes folkschauspiel sein will.

"to begin" hat einen vorzüglichen drive, der sich im gesang fortgetragen sieht, eine aufglitzernde e-gitarre, die sich in den leichten koloraturen (denn auf barocke einfärbungen ihres gesangs verzichtet die sängerin fast vollständig) alelas wiederfinden lässt. in "elijah" trifft man auf die erzählende, die einer alten stärke neue färbung verleiht (selten hört man das ensemble so angenehm im hintergrund). "long way down" zeichnet eine wunderschöne melodie aus, die alela gemeinsam mit tom bevitori singt, die begleitung allerdings ist ungeschlacht und auf effekte aus. so gerät das lied zu einer mittelmäßigen folkpopnummer.

in "suzanne" hören wir neben dem vordergründig polternden schlagwerk einen facettenreichen vortrag alelas, wohldosiert von einer pedal steel begleitet. erinnerungen an neil young werden bei "the wind" wach, wenn countryeske schauer fallen, akustische, mandoline und pedal steel vollführen einen zahmen reigen. doch gerade "of many colors" legt beredtes zeugnis von einer stoisch dahin dümpelnden kapelle ab, das bild einer stolz die geschwollene brust demonstrierenden band kann ich zu allem überfluss nicht verwerfen. zu vordergründig die ein- und ansätze, die soli, das arrangement.

das smoothe "desire" versöhnt mit kühler eleganz, jedoch unbeirrt steifer musikalischer untermalung. der jamcharakter von "heartless highway" liegt mir da vielmehr, die ausbruchssituation in refrain und bridge belebt das gesamte album und zwingt mich gar zum mitsingen. etwas griffiger offeriert sich auch "white horse", sprunghaft und belebt. das abschließende "rising greatness" gibt sich traditionell und alela klingt wie eine aufgeräumte joni mitchell.

"alela diane & wild divine" hat mir die liebelei nicht verlitten. jedoch wirft die unbestritten harmlose musikalie einen langen schatten. nur, und das ist vielmehr als die meisten alben dieser tage mitbringen, glänzt alela dianes gesangsvortrag. blendet, so dass im flimmern manch instrumentaler schnitzer verschwindet.

alela diane & wild divine by folk radio uk

2 Kommentare:

Oliver Peel hat gesagt…

Alela gesanglich so gut wie nie, Band und Instrumentierung scheiße, habe ich das so richtig verstanden? Fällt mir gar nicht so leicht, herauszulesen, ob der Daumen nach oben oder nach unten geht.

Meine Wertung wäre da einfacher. Ich finde das Album fad. Bisher (knapp 10 Durchläufe) zumindest.

Also was nun morgen am 9. Mai? Verkaufe ich meine Karte für Alela und gehe zu Scout Niblett, oder höre ich mir in Ruhe an, ob aus dem belanglosen Album live etwas rauszuholen ist?

Bitte um schnelle Antwort, die Zeit drängt!

E. hat gesagt…

ich würde zu alela gehen. ist wohl aber stimmungsabhängig. wäre ich richtig gut drauf, würde ich mir scout geben und ordentlich abhotten.

das album ist gut, 3,5/5 in der endabrechnung. was du herausliest, stimmt.