das habe ich wirklich lange nicht erlebt - ein durchgehend diszipliniertes publikum. so gehört dieser umstand an die erste stelle. seltener habe ich aber auch so sehr darum gebangt, dass die betonungen eines ensembles mein gehör finden werden. dass die flachen, sparsamen und leisen passagen in der musik des herrn justin vernon und die seiner mannen in ihrer dringlichkeit erfahren werden können. sie konnten und noch viel mehr.
das ampere war bereits gut gefüllt, als zunächst anaïs mitchell die bühne betrat. ein breites lächeln und die meute wurde munter. ihr hübsches gesicht, das kurze, schwarze gewand und die große gitarre machten glauben, dass es sich um ein persönchen handelte. doch dieses toughe mädel ließ schnell vom stapel. was sie mitbrachte: ungewöhnlich vertrackte, aufmerksamkeitsheischende songs, die mit einer klaren und strapazierfähigen stimme vorgetragen und mit ataxischen bewegungen untermalt wurden. diese ungewöhnliche darbietung, der farbige, an koloraturen reiche und inhaltlich dichte vortrag brachte ihr sympathien ein. dass sie außerdem einige worte deutsch einwarf, womit sie das publikum freundlich bediente und sich als fan der nachfolgenden band ausgab, dürfte für mehr gereicht haben. ob sich das allerdings in ein paar verkäufen am merchandisingstand niederschlug, weiß ich nicht.
die pause danach verstrich nur zögerlich, das mittlerweile dicht gedrängte volk wurde unruhiger. die vielfachen gitarren auf der bühne wurden gestimmt. die beschallung dazu: oktoberfestselige blasmusik. grausam. es war weit nach zehn, als die vierköpfige truppe endlich unter starkem jubel die kleine bühne enterte. justin, in knallrotem hemd, platzierte sich weit vorn. der rest des abends verging in einer glückswolke.
in ihr war ich für eine gute stunde gefangen und besser aufgehoben als in abrahams schoss. das falsett vernons, auf tonträger gebannt in die ferne gerückt und auf das technische reduziert, erzwingt realiter und aus unmittelbarer nähe gänsehaut. die ruhige und gewissenhafte art des sängers drückte den sympathiebonus ins unermessliche. das komplexe und doch feingliedrige, das exakte und doch freiraum gewährende zusammenspiel aller beteiligten verstieg sich nicht, sondern wendete sich dem zuhörer zu. eine art vergeistigung, wie sie auch der musik midlakes innewohnt, konnte man erahnen, doch war sie jederzeit frei von redundanzen und konzentriert darauf, dem sänger das tableau zu bereiten, auf dem sich seine stimme entfalten kann und seine geschichten transportiert werden können. eine wohltat zu sehen, wie unprätentiös und doch inniglich, wie anspruchsvoll und doch nicht kunstfertig vernon sein handwerk betreibt. meine ergriffenheit steigerte sich von song zu song. der auftakt mit "flume" und "lump sum", ein abtasten mit dem publikum, der wache bass, der holzklotz, auf den der fuß betriebene stab einschlug, das gerichtete schlagzeug, die begleitende, zurückhaltende e-gitarre. vernon dankbar für jedes applaudieren, fast schon überrascht ob der starken resonanz. dabei gleicht seine europatour bereits jetzt schon einer art triumphzug. aus jeder stadt, die bon iver besuchten, erklingen lobeshymnen. erster hervorzuhebender höhepunkt ist "creature fear", da die band via zweier schlagzeuge, die dem von vernon angeschlagenen rhythmus entgegenarbeiten, mit verve einem ausbruch, einer überbordenden ekastase zusteuern. hier zeigte sich vertrautes miteinander, das auch den extremen standhält. wer etwas mehr auf das akustische moment gesetzt hat, wurde nicht enttäuscht. "for emma" - verheerend schön, "team" - fast wie vom album übernommen, "blindsided" - ausufernd und außerdem gelegenheit bietend, sich in die vergeistigten gesichter der umstehenden zu verlieben. "mit blood bank" allerdings rumpelte wenig später ein neuer, kraftvoller song durch das rund. er erweckte und füllte die gestressten konzentrationsakkus auf. die gebündelte aufmerksamkeit brauchte es schließlich auch für die solonummer: "re:stacks", ohne worte.
dass es der begleitung an manchen stellen zu viel war, und dass eine mitsingnummer meiner persönlichen stimmung entgegenstand, können nur als marginalien für einen ausgezeichneten konzertabend gewertet werden. der bereitwillig zugestandenen zugabe "skinny love", sicher die bekannteste nummer bon ivers und vielfach mitgesungen, folgte abschließend das zu viert und a cappella intonierte "lovin’s for fools", ein sarah siskind cover.
höchstnoten für alle an diesem abend beteiligten musiker und mit sternchen versehen für das überaus aufmerksame publikum, das ich hätte umarmen wollen.
in ihr war ich für eine gute stunde gefangen und besser aufgehoben als in abrahams schoss. das falsett vernons, auf tonträger gebannt in die ferne gerückt und auf das technische reduziert, erzwingt realiter und aus unmittelbarer nähe gänsehaut. die ruhige und gewissenhafte art des sängers drückte den sympathiebonus ins unermessliche. das komplexe und doch feingliedrige, das exakte und doch freiraum gewährende zusammenspiel aller beteiligten verstieg sich nicht, sondern wendete sich dem zuhörer zu. eine art vergeistigung, wie sie auch der musik midlakes innewohnt, konnte man erahnen, doch war sie jederzeit frei von redundanzen und konzentriert darauf, dem sänger das tableau zu bereiten, auf dem sich seine stimme entfalten kann und seine geschichten transportiert werden können. eine wohltat zu sehen, wie unprätentiös und doch inniglich, wie anspruchsvoll und doch nicht kunstfertig vernon sein handwerk betreibt. meine ergriffenheit steigerte sich von song zu song. der auftakt mit "flume" und "lump sum", ein abtasten mit dem publikum, der wache bass, der holzklotz, auf den der fuß betriebene stab einschlug, das gerichtete schlagzeug, die begleitende, zurückhaltende e-gitarre. vernon dankbar für jedes applaudieren, fast schon überrascht ob der starken resonanz. dabei gleicht seine europatour bereits jetzt schon einer art triumphzug. aus jeder stadt, die bon iver besuchten, erklingen lobeshymnen. erster hervorzuhebender höhepunkt ist "creature fear", da die band via zweier schlagzeuge, die dem von vernon angeschlagenen rhythmus entgegenarbeiten, mit verve einem ausbruch, einer überbordenden ekastase zusteuern. hier zeigte sich vertrautes miteinander, das auch den extremen standhält. wer etwas mehr auf das akustische moment gesetzt hat, wurde nicht enttäuscht. "for emma" - verheerend schön, "team" - fast wie vom album übernommen, "blindsided" - ausufernd und außerdem gelegenheit bietend, sich in die vergeistigten gesichter der umstehenden zu verlieben. "mit blood bank" allerdings rumpelte wenig später ein neuer, kraftvoller song durch das rund. er erweckte und füllte die gestressten konzentrationsakkus auf. die gebündelte aufmerksamkeit brauchte es schließlich auch für die solonummer: "re:stacks", ohne worte.
dass es der begleitung an manchen stellen zu viel war, und dass eine mitsingnummer meiner persönlichen stimmung entgegenstand, können nur als marginalien für einen ausgezeichneten konzertabend gewertet werden. der bereitwillig zugestandenen zugabe "skinny love", sicher die bekannteste nummer bon ivers und vielfach mitgesungen, folgte abschließend das zu viert und a cappella intonierte "lovin’s for fools", ein sarah siskind cover.
höchstnoten für alle an diesem abend beteiligten musiker und mit sternchen versehen für das überaus aufmerksame publikum, das ich hätte umarmen wollen.
1 Kommentar:
"Da stehe Gott vor" hattest Du noch vor ein paar Tagen gestoßseufzert. Und Du hast es glücklicherweise zum Konzert geschafft, toll! Wie immer beschreibst Du sehr gelungen die Stimmungen und Instrumentierungen der Lieder und gibst mir noch einen Tick mehr Lust auf Donnerstag. Dann nämlich wird Justin seine Zelte in Paris aufschlagen.
Ansonsten melde ich natürlich schon einmal Interesse an einer Zweitverwertung an...
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