Mittwoch, Juli 16, 2008

in fester hand (8): sonic youth

wie sehen meine/deine lieblingsplatten aus? warum mag ich/warum magst du sie so sehr? warum geb ich/warum gibst du sie nicht mehr her? in fester hand. weil ich/weil du sie hochheben, hochleben lassen möchte/möchtest. weil ich/weil du sie nicht mehr hergebe/hergibst. in fester hand. in loser reihenfolge stellen freunde und bekannte hier ihre liebsten alben vor, in fester hand und mit ein paar worten. und geben preis, an und ab. ich füge meine mit ein.

heute: spiral-stairs aus euskirchen:


Sonic Youth - Goo
(Geffen, 1990)

1991: Ich betrete zum ersten Mal das Zimmer meiner Freundin. Es ist klein, kaum größer als ein Schuhkarton. Über dem Heizkörper an der rechten Wand hängt ein Poster. In schwarz / weiß gezeichnet sind ein Mann und eine rauchende Frau dargestellt. Sie sitzen, der Mann legt den Arm um die Frau. Die Frau sagt etwas, ein Anzeichen einer Sprechblase ist oben rechts zu sehen. Es ist ein Cover-Poster des Sonic Youth Albums „Goo". Bis zu diesem Zeitpunkt kannte ich Sonic Youth nicht, auch nicht Mudhoney (was ein anderes Thema ist). Grunge stand vor der Tür. Meine Favoriten saßen noch in England oder hießen „The Pixies". Sonic Youth waren neu, obwohl dies schon ihr 7. Album war. „Tunic" kannte ich flüchtig von Indiependent-Disco Tanzflächen. Das ist also von Sonic Youth?! Aha. Kim Gordons monotone, leicht morbid klingende Stimme zu Gitarrengewittern und eisigen Rückkopplungswänden lässt nur minimalste Bewegungen zu. „Dirty boots" – dieses Gitarrenspiel ergreift mich sofort. „Kool thing" war lange mein zweitliebstes Lied auf dem Album. Kim Gordons Stimme sei dank („Hey Kool Thing, come here, sit down beside me, i’ve got something to tell you..."). Das kommt so unnahbar, so cool so urban rüber, fantastisch. Und Chuck D. gibt dem ganzen den Rest. Perfekt! „My friend Goo" ist Punk im klarsten 2 Minuten Format und damit ein bisschen gerader, zügiger und unverschachtelter als die vorherigen Stücke. "Mildred Peace" wirkt verstörend zerstörend und endet im Chaos. Ist das noch Musik im traditionellen Sinn oder schon Krach? „Disappear" und "Mote" sowie „Titanium Expose" (klingt wie es der Titel vermuten lässt) und „Scooter and Jinx" komplettieren das Album. Nachdem ich das Album immer und immer wieder hörte, eröffneten sich langsam Neue Welten. Ich entdeckte den amerikanischen Kontinent intensiver, Screaming Trees, Mudhoney, Lemonheads und viele andere hätte ich ohne Goo nicht so früh kennengelernt. Vielleicht auch nie. Vielleicht.
Zurück im Zimmer: Auf dem Heizkörper steht der Sprechblasentext nochmals mit Edding geschrieben. Das Resultat einer komischen Nacht, erfahre ich. Seltsame Zeiten. 1991 the year everything broke.

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