aus on3 festival wurde puls festival, was blieb, war bewahrenswertes, was angepasst oder verändert wurde, hatten einen wert. diese kleinen details, die man bemerken konnte, wenn man lange jahre treuer gast dieser wunderbaren veranstaltung war, fielen zunächst auch nur auf den zweiten blick auf. eine aufstockung der beleuchtungsmittel zum beispiel, die bessere ausstattung mit sitzmöbeln im foyer, dass es auch im innenbereich etwas zum beissen gab, dass die bars zum teil besser besetzt waren und dass mit der kantine eine neue location erobert wurde, die etwas mehr raum für zuschauer bereithielt. ein paar kinderkrankheiten wurde ausgemerzt, andere leider nur zum teil bearbeitet. wie jedes jahr echauffierte ich mich auch heuer über das schwache und absolut unzureichende speisenangebot. aufgestockt zwar, aber für nachtschwärmer nicht immer die richtige alternative bereithaltend. im hof ein paar büdchen würden dem ganzen einen feinen schliff verleihen. das bier aus einer sozial engagierten brauerei allerdings gehört erwähnt und gelobt.
zwei studios also und ein weiterer saal hielten eine ansehnliche musikermeute bereit, die von rap über elektropop bis new weird bavaria bieten konnte, was das zuschauerherz begehrte. wie immer musste man sich entscheiden, was wir auch taten.
ihr debütalbum wird zwar erst im kommenden jahr erscheinen, doch bereits jetzt ist die junge dame und ihre art des auftritts in aller munde. die ungewöhnliche kombination aus harfe nebst elektropop darf nicht nur die dankenswerte genrebezeichnung - weil magie implizierend - folktronic tragen, sondern auch für sich selbst stehend schon für furore sorgen. da steht dieses riesige gerät auf der noch viel größer scheinenden bühne und muss zu allem überfluss von der moderatorin des puls festivals gar noch bezeichnet werden, als wäre das internetverseuchte rund längst abgängig all des normalen. das war ein sicherer tritt ins fettnäpfchen, ein faux pas der dümmlichen art. denn gerade die, die sich ins studio 2 zu mariemarie begaben, zog weniger neugier als wissen dorthin. der mal stampfende, dann wieder tänzelnde beat forcierte die unternehmung dieser truppe, der ein drummer beiwohnte sowie drei streicher und ein elektrogerätemeister, der zuvorderst für eben jenen rhythmus verantwortlich zeichnete. leider gingen unter seinem diktat auch hin und wieder die gestrichenen noten unter. dabei webten sie die zauberbögen unter den stimmstarken gesang. neben der imposanten, weil aufgehübschten erscheinung maries glänzte vor allem ihr wunderbares tönen, welches in hallwolken geschossen raumfüllend und zauberhaft schien. gleissend die lichter, zwirbelnd die harfe, stolz das cello und die violinen, pulsierend der beat und alles beherrschend, manisch bewachend, immer wieder ob des erfreuten publikums lachend: die frontfrau. songs wie etwa "20 steps to heaven" oder "cotton candy hurricane" gehen wirklich gut ins ohr, weil sie seelenbewegt sind und weil sie ins mark des tanzbeins treffen. manchmal wünschte man sich an diesem abend die akustische variante, weil sie die stärken von mariemarie hervorgehoben hätten. und dann gab es da noch die momente, in den man glaubte, jetzt dreht sich die chose nur um sich selbst. die fäden unscheinbar und doch werden an ihnen bunte fähnchen drappiert. nur keiner weiß warum. da blieb begeisterung aus, diese songs hielten nicht, was keiner zuvor versprach. klar ist aber, diese band, diese junge frau haben viel potential, das sich in können und meisterschaft gründet. abgeholt gehört es hie und da noch.
nicht bereut haben wir auch die entscheidung, uns wyoming in der kantine zu geben. was nach leichter kost klingen wollte, erwies sich als mehr als gehaltvoll. insbesondere das songmaterial hatte es in sich, memorabel, ohne anbiedernd zu sein. kluges und dynamisches handwerk. eine paarung, die nur selten friedlich einher geht. das trio aus dem fränkischen genremäßig zu verorten, gelingt nur ungenügend. immer wieder von samples begleitet, agiert die truppe am flinken drumming aus der ecke, dem schlagzeuger geht dabei jede liedzeile über die lippen, flankiert von einem unscheinbaren synthiefluidum und einer nadelstich artig akzente setzenden e-gitarre zur rechten. der besitzer tänzelte in aufhörlicher manier vor und zurück, mit sidesteps und einem gelegentlichen hervorlugen unter seinem blonden scheitel. in der mitte in langes hemdlinnen gewandet der sänger und basser, der die ungewöhnliche kombi stets sicher beherrschte und aus seinem willen zum ausdruck keinen hehl machte. die kopfstimme passte hier wunderlicher weise, wenngleich sie in der heutigen musikszenerie omnipotenten charakter trägt. david stieffenhofer und die brüder sascha und manuel lukas changierten hervorragend zwischen den polen akustischer präsenz und elektronischer potenz, wenngleich sie sich stets am strom hielten. diese stete befeuerung, und sei es nur vom stiffeligen schlagwerk aus, hielt die neugier und die wachheit des publikums auf einen steten niveau. und wer einen song wie "afterword" sein eigen nennen kann, dem sollte man schnell mehr als nur talent zugestehen. die drei werden ihren weg gehen.
2 Kommentare:
Mir scheint, du hast eine deutlich bessere Musikwahl getroffen als wir. Aloa Input war irgendwie weniger als die Summe seiner (guten) Teile, St. Lucia und Reptile Youth waren musikalisch in meinen Augen eine ziemliche Fehlbesetzung, keine Bands von denen ich mir über den Moment hinaus etwas erwarte.
Einzig Jesse Boykins III war sehr großartig, selten so eine Stimme live gehört.
oh, du warst da? schade, für eine verabredung sollte es endlich mal langen.
und: aloa input kommen noch. ;-)
auf jesse hatte ich auch lust, aber es war eben nicht alles drin.
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