Montag, März 14, 2011

konzert: interpol, 12.03.11

ich war bei interpol. das ist in etwas so, als wenn sich letterman helge schneider in die talkshow holen würde. seis drum. die große tochter rockte bei der frittenbude und sollte heil nach hause kommen. also wurde sich kurzerhand orientiert, ob der ausflug nicht auch eine ecke kultur abwirft. glasvegas waren gänzlich ausverkauft, selbst die gästelisten gaben nichts her, egotronic und frittenbude waren ebenfalls proppen gefüllt und nicht wirklich mein wetter, blieb das zenith, welches an diesem abend die new yorker interpol nebst matthew dear zu bieten hatte. die tickets gab es günstig über ebay, ab durch die mitte. dabei liegt das zenith eher am stadtrand und ist verschrien als soundkiller. was sich erneut unter beweis stellen sollte. die industriehalle ist mit stahlträgern durchzogen und glänzt mit seilwinden, ist unglaublich hoch, spätestens hier weiß man, wohin sich die klänge verziehen, und die bühne steht im raum wie ein schiffchen im ozean. wenigstens wussten die postpunker sie ausreichend zu füllen, nicht nur mit personal und instrumenten, auch musikalisch wurde breit angelegt.

das ein oder andere album gibt es im klienicum, sie werden aber ähnlich vernachlässigt wie das weihnachtsoratorium oder geschenkte scheiben aus der abteilung "ähm, danke". und so stieg ich merklich unbedarft in diese vorführung. das publikum war bunt gemischt, vater begleitet tochter verbindungen nebst mädel gähnt freundlich neben bub, damit er sie weiterhin lieb hat bis hin zu karohemden trägern, die milchbärtig staunten. ein paar harte kerle, ein paar ausgeflippte, neugierige. wir mittendrin. die sicht war recht gut, abgesehen von der öden quatschbacke vor uns, die zudem die durchschnittsgröße des deutschen mannes deutlich übertraf. interpol bot eine bunte mischung, siehe setlist unten stehend, wobei alle vier alben erwähnung fanden.

das schlagwerk schlug handgranaten gleich neben meinen ohren ein, es war laut und hatte einen steinharten beat, der eher konserviert klang, als dass er tatsächlich live produziert war. letzteres will nicht in abrede gestellt sein, aber diese steife härte gebahr meinen widerwillen. der bass verlor sich im rund, lediglich die gitarren strotzten vor wahrnehmbarkeit. schließlich ließen auch der gesang, weil viel zuleise, und das keyboard, kaum zu hören, sehr zu wünschen übrig. dem so geformten soundbrei ließen sich kaum melodien abringen. im gegenteil konzentrierte sich der vortrag auf dramaturgische elemente wie laut / leise oder tempoverschärfungen bzw. -verzögerung, innehalten und mit voll schub fortfahren. die perfekt aufeinander abgestimmte truppe spulte ihr programm dabei routiniert, aber keineswegs leidenschaftslos herunter. es gab einige passagen, denen ich durchaus etwas abgewinnen konnte. "rest my chemistry" beispielsweise hat ein griffiges konzept, das selbst dem miesen sound erfolgreich trotzen konnte. "narc", euphorisch von den umstehenden begrüßt, das als song wunderbar funktioniert, weil es keine glatte hymne ist, sondern harmonische brüche aufweist. "hands away", weil es elegisch schleifen bindet, weil es einen kontrapunkt zu der forcierten gangart setzte. "c'mere", weil es lustvoll rockt. "take you on a cruise", weil es eine hübsche melodie hat.

in der gesamtheit aber gab es einige hänger, ermüdende phasen, da sich die band zu wiederholen schien. vieles jedoch schiebe ich auf den dröhnesound, denn der vergleich mit anderen liveaufnahmen beweist, dass interpol deutlich akzentuierter, synfonischer antreten. in münchen schoben sie voran, als triebe sie es zu einem neuen krachrekord. in erinnerung bleibt neben der lautstärke der charismatische frontmann paul banks, dessen prägnante stimme als alleinstellungsmerkmal dienen könnte.
etwas mehr hatte ich mir zudem von den umstehenden erwartet. mitklatschen wurde gelegentlich versucht, aber schnell aufgrund fehlender mitmacher beendet, crowdsurfen gelang nur einem, der aber schnell wieder versank, mitgegröle: kaum. die stimmung war quasi kontrolliert offensiv. ein paar ausgestreckte arme, ein paar tänzer, ein paar glückliche gesichter. das waren aber wohl die hardcore fans, allen anderen schien sich das erlebnis zu verweigern. über matthew dear verhängen wir den nebel des schweigens, aufregend ist anders.
setlist: success / say hello to the angels / narc / hands away / barricade / rest my chemistry / evil / length of love / lights / c'mere / summer well / take you on a cruise / the heinrich maneuver / obstacle 1 // encore: untitled / the new / slow hands / not even jail ("turn on the bright lights", 2002, "antics", 2004, "our love to admire", 2007, "interpol, 2010)
matthew dear - soil to seed

2 Kommentare:

Oliver Peel hat gesagt…

Das Klienicum bei Interpol, Sachen gibt's! Aber hättest du ernsthaft Glasvegas vorgezogen, Eike?

Sei's drum, wie steht es um die Zweitverwertunsgrechte?

E. hat gesagt…

ja, an glasvegas wäre ich eindeutig interessierter gewesen. aber nun, es kam, wie es kam.

zweitverwertung wie stets, keine einwände.