er nannte es selbst ein überraschendes upgrading. scott matthew verlor sich etwas auf der riesigen bühne der muffathalle zu münchen (in dreierbesetzung). seine lieder, die oft zarten, weil höchst intimen weisen, bedurften enormer verstärkung, um eine wirkung zu erzielen. ob es am ende jene war, die sich der veranstalter versprach? sicher. denn das publikum war außer rand und band, johlte und jubelte, pfiff und schrie und umwarb den amerikaner wie einen selten gesehenen gast. dabei lässt sich scott matthew hier regelmäßig nieder, hat gute freunde in der stadt und kennt so manchen konzertsaal, der seiner musik vermutlich mehr entspricht. muffat cafe oder 59:1, das ampere, andere orte, die auch für den montagabend dieser woche eine bessere wahl gewesen wären. es sah ein wenig danach aus, dass hier beziehungen und kontakte missbraucht wurden, um dem sänger einen platz zuzuweisen, den er selbst nicht einnehmen möchte. albernheiten flogen von der bühne, etwas gezierte freude, dankesgrüße und immer wieder der hinweis darauf, dass die laufende tour in der regel in kleineren häusern stattfinde. am ende obsiegte die musik, auch von stuhlreihe 21 aus, die eine unter einigen war, die als nicht vollständig besetzt deklariert werden musste. zur komplettierung der mäkelei, es verloren sich schätzungsweise 400 menschen im weiten rund.
"the wonder of falling in love" bildete den startschuss in ein konzert, das das aktuelle album "gallantry's favorite son" matthews fast komplett abbildete, sich nebst einiger weiterer zutaten in eine einzige umarmung münchens ergab. die interaktion war weitaus aufgeräumter und offener, zugänglicher und selbstbewusster als früher. der effekt, dieses umschalten von freundlicher ansprache in zutiefst verinnerlichter deklamation, wirkte noch extremer. es dauerte aber ein gutes weilchen, bis sich der bärtige ukulelespieler vollständig seiner musik ergab. "true sting" und "black bird" zogen vorbei, "felicity" gab den ersten höhepunkt, da man etwas aus der umklammerung entlassen wurde, die die eindringlichen lieder oft sind. der happy birthday song, angeschoben einst von scotts mutter, ist einer der wenigen munteren ausreisser auf dem dritten soloalbum des elva snow mitglieds. schon "duet" zog in den strudel der seelenpein zurück: "sleep little dream / perchance to scream / but your not alone / i will save you from the demon / seeds you've grown / little dream perhaps you'll see / your not alone". "sinking" und "buried alive" liessen nicht locker und wer bislang noch nicht munterer aasfresser war und sich am schmerz und am winden des opfers satt gesogen hatte, der wurde auch mit dem rest des abends nicht glücklicher. sam taylor am cello bzw. der akustischen und m. eugène lemcio am bass bzw. piano begleiteten scott unaufdringlich und umhüllten die schwermut des gerade nicht verliebten in ein fein austariertes soundbild. der gelegentliche backgroundgesang tat sein übriges für wärme und zugewandtheit. lediglich der feiste hall zermatschte hin und wieder scotts raunen, einige dissonanzen muss man zudem erwähnen, im zusammenspiel der drei klappte an diesem abend nicht alles.
vielleicht mag ich die verstiegenheit, diese fast besinnungslose hingabe nur um meiner selbst willen. frühere konzerte mit matthew waren messen gleich, da man sich für eine stunde verlor, gänzlich abgedriftet in den kosmos des stimmgewaltigen priesters der liebe war. der schmerz ist überwunden, hürden der zweisamkeit, aber auch der trennung liegen hinter dem künstler, er ist der düsternis entkommen und kann sich wieder an den dingen erfreuen, die er zuvor aus den augen verlor. gleichzeitig hat ihn die musikwelt erobert. irgendwo dazwischen treffen wir matthew wieder und müssen ihn uns neu reimen. ich mir.
setlist: the wonder of falling in love / true sting / black bird / felicity / duet / sinking / buried alive / community / seedling / sweet kiss in the afterlife / friends and foes / in the end / no place called hell / abonded / little bird / only girl (in the world) / palace of tears / upside down (danke becky!)
vielleicht mag ich die verstiegenheit, diese fast besinnungslose hingabe nur um meiner selbst willen. frühere konzerte mit matthew waren messen gleich, da man sich für eine stunde verlor, gänzlich abgedriftet in den kosmos des stimmgewaltigen priesters der liebe war. der schmerz ist überwunden, hürden der zweisamkeit, aber auch der trennung liegen hinter dem künstler, er ist der düsternis entkommen und kann sich wieder an den dingen erfreuen, die er zuvor aus den augen verlor. gleichzeitig hat ihn die musikwelt erobert. irgendwo dazwischen treffen wir matthew wieder und müssen ihn uns neu reimen. ich mir.
setlist: the wonder of falling in love / true sting / black bird / felicity / duet / sinking / buried alive / community / seedling / sweet kiss in the afterlife / friends and foes / in the end / no place called hell / abonded / little bird / only girl (in the world) / palace of tears / upside down (danke becky!)
friends and foes by scott matthew
07.12.2011 Heidelberg - Karlstorbahnhof
08.12.2011 Würzburg - Cafe Cairo
09.12.2011 Regensburg - W1
10.12.2011 Osnabrück - Glanz & Gloria
11.12.2011 Aachen - Musikbunker
13.12.2011 Dresden - Lukaskirche
4 Kommentare:
wie immer schöne worte gefunden.
und bitte eike.
nochmals danke. diesmal fürs lob.
Euphorie entnehme ich diesem Bericht nicht, aber einen großen Sympathiebonus für einen Künstler, der dir nicht mehr alleine gehört, was?
perfekt auf den punkt gebracht, oliver.
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