alles ist so vertraut. da ist das coverbild mit seinem flüchtigen moment, den man bereits zu kennen scheint, da ist die altbekannte schrift, die bereits alle anderen alben zierte, da ist matthew millas stimme, die man in seiner dna längst tief verankert hat. da sind songs, die in ihrer popvernarrten lieblichen weise stets zuträglich und anvertraut sind wie nachbars kinder, die man mittlerweile hat aufwachsen sehen. mit "enter the kingdom" präsentiert der vierer sein mittlerweile fünftes album. sind wir vor vielen jahren noch mit matthew und co. um die häuser gezogen und haben uns die dunklen ecken der stadt angesehen, haben die köpfe über die menschen geschüttelt, wie sie sich in dieser verschandelten welt bewegten, treten wir nun ganz nah an sie heran und beäugen ihr privatleben. so wie sich die dinge eben ändern. zunächst der blick auf die welt und ihre größe und unermesslichkeit, und wir halten dagegen mit kraftstrotzender jugendlichkeit und mit dem elan für millionen. und später erkennen wir, dass die begrenzungen rigide, die möglichkeiten beschränkt sind und sich die prioritäten verschieben.
selbst wenn der glanz der alten tage abgeschlagen, findet sich unter der abblätternden farbe eine schönheit, die dir das vertrauen in eine zukunftsweisende vergangenheit zurück gibt. milla weiß das. er ist eine wortejongleur, der die ordnung und die ortung durch seine sprachgewaltigen texte nie verliert. nur die gewichtung hat sich eben verändert. an seiner seite, man kann sie an dieser stelle wahrlich nicht unerwähnt lassen, brilliert anna burch, die ein ums andere mal einen harmoniegesang einschiebt, der zum träumen lohnt. mit an bord sind zudem david jones mitsamt banjo, das so sehr den sound von frontier ruckus prägte und es sich auch hier nicht nehmen lässt, durch markige einschübe zu glänzen, sowie zachary nichols als multiinstrumentalist, man geniesse nur die singende säge in "if you can". daneben führt er die melodica oder die blechblasgerätschaft.
wer sich neu im frontier ruckus kosmos bewegt, dem sei anvertraut, dass es geradlinige songs nur wenige zu bestaunen gibt. dagegen kann man sich auf narrative glanztaten vorbereiten, zu deren abrundung musik genutzt wird. wer mehr wissen will, muss einige schritte zurück gehen und sich der älteren alben bemächtigen und wird nach und nach verstehen, warum die band hier und jetzt ist, wie sie ist, klingt, wie sie zwangsläufig klingen muss. weniger euphorisch, seltener hymnisch, klarer, immer noch zweifelnd, mut machend, lyrisch.
"enter the kingdom" erschien am 17. februar auf loose music und vereint die akustische fixierung des folk mit der melodientreue des pop. es ist ein album, das mit songtiteln umgehen kann, die "gerunds" heißen, das den sänger und texter in den vordergrund schiebt, ohne ihn dort zu verheizen, das eine kollekivleistung dokumentiert, wie sie es in dieser form und andauernden qualität nur selten gibt. kaufempfehlung, klar.
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