streben wir auf ein größeres ziel zu? oder ist alles nur treiben, ein ewiges vor sich hin sein? ohne ziel, ohne orientierung? das brot zum mund, den arsch auf den topf. lediglich den tod vor augen. der tag in sich gebunden und doch ohne eine marke, die wir erreichen wollen, sollten? getrimmt auf einzelne höhepunkte, die struktur verleihen und dennoch kein ziel bedeuten. was, wenn wenigstens ein ausbruch möglich ist? wenn wir uns einen moment herausheben und ihn voranstellen. einen, der dominiert und auch nach außen hin kennzeichnet, dass wir noch sind.
am samstagabend stellte sich das david helbock trio in den dienst einer weniger auf highlights konzentrierten szene, als dass es eine erfahrene schar altgedienter jazz interessierter unterhielt. mit wenigen ausnahmen betrug das durchschnittsalter deutlich über fünfzig jahr und schien zumindest für dieses konzert eine art ausweis zu sein. alle anderen aber werden nicht weniger konzentriert erfahren und nicht weniger mobilisiert durch diese musikalische demonstration geschritten sein. denn die bereicherung, zu der david helbock und seine mannen beitrugen, ist eine, die trägt, die noch nachebben wird.
die österreichische formation, im jazzkeller zu burghausen kollektiv schwarz gewandet, bildet ein ensemble, das wie ein frischer, bestens durchbluteter muskel zu funktionieren scheint. optisch voneinander getrennt, musikalisch eng beeinander, eingeschworen auf den moment, im zusammenspiel eine nicht zu trennende einheit. ganz auf der linken positionierte sich der bandleader david helbock, der sich bereits mit seiner vorherigen formation random/control einen namen machte. helbock agiert kontrolliert meist, impulsiv immer wieder, ganz wie es der notenfluss von ihm verlangt. im sich einander ergänzen ist er ein großer, der auch mal den vortritt überlässt. etwa, wenn der bassist raphael preuschl ins rampenlicht gerückt wird, zu einem solo antritt oder die eigene komposition anspielt. dann tauchen die pianofahrten ins lichte, pointieren lediglich und teilen den moment. preuschl aber, der die aufmerksamkeit bereits mit seinem ungewöhnlichen instrument, einer bass ukulele, auf sich zieht, sticht die saiten an und erzeugt einen kraftvollen, widerstandsfreien, herrlich dumpfen ton, der sofort das rund einnimmt. das spiel scheint gefahrenlos liquide und zeugt doch von meisterschaft, mindestens dann, wenn der basser losgelassen wird. ganz rechts postiert hockt hinter seinem übersichtlichen drumset reinhold schmölzer, der sittsam agiert, fast schon behutsam die schlegel oder die schneebesen hält und doch weniger kontrastiert, als dass er ein wesentliches, bestimmendes element des trios ist. seine zurückgenommenheit bekommt dem gemeinsamen spiel, sie unterlegt, sie bebildert unauffällig und ist doch dabei nicht mut- oder saftlos. schmölzers auftritt ist agil, sein stil ist erfrischend, er sucht in den kompositionen ganz eigene fixpunkte, um akzente zu setzen.
wir bekommen es mit beethoven zu tun, dessen sinfonisches werk genauso reich improvisiert an den hörer zurück gereicht wird wie etwa ein voralberger volkslied oder die titelmelodie von star wars. doch die aufmerksamkeitsheischenden pointen sind nicht als solche in den raum gestellt, sie ergänzen das sinnbehaftete tun des trios. die auseinandersetzung auf dem aktuellen langspieler "into the mystic", der titel verrät es, zielt ab auf ein verständnis, vielleicht transkription eines mythischen ansatzes oder seine aktualität. der bandleader, der während seines spiels gern auch in den flügel vornüber gebeugt greift, um die saiten mechanisch zu bearbeiten, erklärt hie und da manche idee hinter seinen kompositionen: "the soul", "the world needs more heroes". wenn nicht gerade thelonious monk gespielt wird oder ihm ehre erwiesen wird, in dem man den genialen musiker in den mittelpunkt eines eigenen stücks stellt.
vielleicht sind sorgsam gesetzte höhepunkte ein ziel. ein ziel.
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