Sonntag, Februar 28, 2010

eingestreut (95): john dear mowing club

einen wie ihn vergißt man nicht. weder, wenn man ihn "nur" von scheibe kennt, und erst recht nicht, wenn man ihn live gesehen hat. melle de boer, der kopf und vorstand vom john dear mowing club, ist schon ein uriger kerl, einer, der sich verausgibt, der alles gibt. so 'n typ fernfahrer mit seele, kneipier mit stets geöffnetem herz, ein entertainer für alle. dass er sich mit dieser attitüde nicht ganz nach oben (wo immer das auch sein mag) geackert hat, hat andere gründe. sein alt. country, sein knarziger vortrag, das mannsgehabe ist dann doch nicht jedermanns. seinem debut (wir schrieben vor urzeiten darüber: hier) ließ er nun einen neuen output folgen. "melleville" heißt das teil und kann über seine webseite bestellt werden. ein paar ganz besonders geknüpfte exemplare, buchgebunden, gibt es für die fixen auch noch. das sich de boer übrigens gut mit einem wie daniel johnston versteht, liegt auf der hand, gemeinsam spielten sie eine auf 300 stück limitierte 7" ein. ein paar ältere tracks nun zur auflockerung und zum neugierig machen.
john dear mowing club - the hole in the heart
john dear mowing club - bare hands

Samstag, Februar 27, 2010

neue töne (748 ): vorschau orange blossom special 14, teil 3

dritte runde im glaskugel gucken (teil 1, teil 2). wie wird sich das obs 14 gerieren? was kommt auf uns zu? welche erwartungen werden erfüllt werden können, welche enttäuschungen machen sich im vorfeld breit, die im nachhinein lässig abgewunken werden? 15 bands stehen fest, am restprogramm, so ist aus den verräucherten stuben der glitterhouse vorstände zu vernehmen, wird fleißig gearbeitet. an in frage kommenden bands mangelt es dabei ja wohl nicht...
au ha, das ist ja mal ein neuzugang im kreise der festivalbands. earthbend aus finsterwalde. da muss wahrlich die musik überzeugt haben (der name kann es nicht gewesen sein), dass die obs oberen hier zugeschlagen haben. und da wir großes vertrauen in die geschicke der festivalleitung haben, steuern wir positiv eingestellt auf videos und soundbeispiele des dreiers aus dem osten der republik zu. das dritte album in der mache, ziehen die jungs im märz und april durch diverse clubs, um im mai dann den garten des glitterhouse palastes zu entern. was bringen sie mit? den großen auftritt, ganz sicher, jedenfalls haben die burschen eier und scheuen nicht vor dem 70iger jahre bombastrock gestus zurück. ist aber nicht alles, was sie in die waagschale werfen. gefrickelt, georgelt und gegniedelt wird bei andré kunze (guitars, lead vocals), christian heinrich (bass, organ & guitar) und tilo hustan (drums & piano) allenthalben, wobei die betonung auf einer rockig unterlegten melodie liegt. "harmonia" heißt denn auch ihr großer hit, erschienen auf dem gleichnamigen album aus 2008. krautrock- und psychedelic- verweise gilt es aufzunehmen. ich würde mich über einen spätnachmittag auftritt freuen, da die sonne langsam hinterm fischsemmelstand verschwindet und die lusvoll dengelnde gitarrenmelodie aufsteigt:


ebenfalls aus der rockigeren ecke, dafür aber ein bißchen galliger, stammen saint silas intercession, dem garage, punk 'n' blues verschrieben, drücken die londoner um michael sheehy und patrick mccarthy jeder show ihren ganz eigenen stempel auf und zielen dabei mit ihrem noiserock, so schreibt der glitterhouse festival blog: "...genau zwischen die augen. laut, dreckig, garagig und daher völlig zurecht auf stag-o-lee-records. Sie nennen es „dual-fronted tour de force of urban kick-arse garage blues“. vorfreude:



mit kashmir konnte ein band aus dänemark und zugleich das große gefühl gewonnen werden. seit den frühen neunzigern spielen die vier miteinander. mit earthbend gibt es übrigens eine gemeinsamkeit. man nannte sich ebenfalls einst nirvana. dem stand der übergroße namensvetter bald im wege. die umbenennung nach einem led zep song trug. ebenso die flirrenden melodien aus dem hellen gesangsorgan von kasper eistrup. das sechste album "trespassers" ist seit anfang februar auf dem markt:
kashmir - mouthful of wasps

mit "new name, new year, new member" ist die myspace seite von the backroom music club überschrieben, der hintergrund: the backroom music club nannte sich bis dato künnecke und smukal, mit der hinzunahme von florian dürrmann (kante), fühlte man sich genötigt, auch namensmäßig nachzubessern, gelungen, wie ich meine, musik gibt es von den dreien auch (die anderen beiden gehören übrigens auch noch sport bzw. boy division an), hört mal rein und überlegt, wie es wohl passen wird, wenn die band am samstag die pausen füllt. jetzt gibt es aber erst mal ein paar ältere tracks (sunday service sei dank) auf die ohren, als die drei noch zwei waren und nicht the backroom music club, sondern noch prekärer künncke & smukal hießen:
künnecke & smukal - i know why
künnecke & smukal - we smile

restkartenkauf: hier / hier.

Freitag, Februar 26, 2010

eingestreut (95): marc pilley

hobotalk ist tot, es lebe hobotalk! so oder ähnlich könnte die überschrift für den kurzen tatsachenroman in sachen marc pilley heißen. eine der stärksten schottischen bands im bereich alt. country, folk-blues und wie-auch-immer ändert zunächst einmal nur die vorzeichen. denn schließlich firmierte unter hobotalk vor allem der sänger und songschreiber marc pilley. nach fünf alben sieht der neustart mitsamt seines kleinen blogs (+ eines weiteren für seine record company) jedoch erbärmlich und bemitleidenswert aus. wirklich. es greift mich an, wenn er kleinlaut formuliert: "hey all and welcome to my blog, my band hobotalk ran for about 10years we made 5albums and toured etc, i would like to thank all the guys for their support and love etc over those years, i will now trade under my own name, i shall be posting words and music as i go, if you get the chance pop in and have a look and listen?". klar war pilley frontmann und hauptakteur, doch wenn ich an die junge truppe denke, so vermisse ich schon jetzt den charm und witz, den inselhumor. dennoch: dickes daumen drücken für marc und seine vorhaben. ein paar tracks hat er schon einmal hinterlassen. wer seiner samtenen stimme verfällt, kann sich ruhig noch einmal die hobotalk werk zur brust nehmen. wunderbare momente warten auf ihn. im klienicum 1, 2, 3:
marc pilley - these times (live)
marc pilley - headstones
marc pilley - sure is a day

neue töne (747): polar bear

am 01. märz wird das neue album von polar bear erscheinen. getauft wurde es auf "peepers". the leaf label zeichnet für die veröffentlichung verantwortlich. überwogen auf vorgängeralben noch sehr klar die jazzstrukturen, agieren die fünf londoner heuer noch durchtriebener, lassen songs reifen und greifen harmonien auf wie fischer die unzähligen löcher in ihren netzen. das vierte album der band ist atmosphärisch dicht und hält mit ideen nicht hinter dem berg. die truppe um sebastian rochford, die mit dem dritten album prominenten zuwachs in form von leafcutter john erhalten hatte, offeriert sich diebisch und verschlagen. eine freude, dieser unbändigen musikalischen gewaltigkeit zuzuhören. allein der titeltrack "peepers" ist eine ausgeburt der spielfreude, der findigkeiten im arrangement, der fertigkeiten der teilnehmenden, neben den besagten sind dies tom herbert, mark lockheart, pete wareham. der nachfolger von "dim lit" (2004), "held on the tips of fingers" (2005) und "polar bear" (2008) klingt so organisch, dass man selbst auf die idee hätte kommen können, dass die truppe live gemeinsam agierte und darauf verzichten hat, jede spur einzeln aufzunehmen. oder die köpfe unter kopfhörern zu verstecken oder zu separieren. man spielte ein paar gigs und erfreute sich des miteinanders und ging danach ins studio und zauberte dieses ganz spezielle fluidum auf platte. gelungen. the wire konstatierte: "the group that flung wide the jazz club windows and let fresh air into a scene mired in cliche and rear-view mirror gazing....rochford's drums are characterful as ever,with that sexy groove supplied as standard". dazu zweimal das tenor sax, groovy! und leafcutter john, der in der personalaufstellung mit der frage nach dem zu bearbeitenden instrument mit 'leafcutter john" benannt wird... nachfolgend zunächst der titeltrack, dazu ein erstes video zu einem weiteren track aus dem neuen album, anschließend ein paar ältere sachen zum weiteren vertraut machen.





polar bear - paws (from: "dim lit", excerpt)
polar bear - isolation (demo)
polar bear - new dark park (demo)

Donnerstag, Februar 25, 2010

glotzt nicht so romantisch (88): missent to denmark

den animierten bildern von vor ein paar tagen können wir heute gern noch einige weitere hinzufügen. verantwortlich zeichnet diesmal die künstlerin verena gillmeier, die hierfür tief in die schatulle mit den bastelutensilien hat greifen müssen. sie schreibt, es handele sich um ein "video [ ... ] about two solitary characters, a raspberry and a woman, that are both looking for something and in the end finding each other." nun sind wir auch schon bei der band, die dieses stück geschrieben hat. missent to denmark, quasi bayerische nachbarn von mir, gefallen schon seit einigen jahren als arrangeure, um einen ausdruck zu etablieren, der zum ausdruck bringen soll, dass die farbigkeit und der ausdruck eines songs nicht von ungefähr kommt. es muss etwas dafür getan werden. tun sie. und noch mehr. am 16.04 erscheint ihr zweites album "i am your son" und zwar auf biegen & brechen/rough trade. co-produziert und gemischt von taison heiß (lali puna). heizen wir vor und freuen uns gleichzeitig aufs wärmende frühjahr, da die ersten auf myspace zugänglichen songs um die restlichen ergänzt sein werden.
missent to denmark - where are my glasses

neue töne (746): jason steel

vorgestellt sei jason steel, da wir hier gerade erst auch the owl service in der mache hatte. denen gehört er an, macht aber auch auf solo. er stammt aus dem südlichen yorkshire, residiert aber mittlerweile im norden londons. wenn er sich nicht gemeinsam mit seinen owl service kollegen schafft, spielt er mit gitarre, banjo oder ukulele ragtime beeinflusste stücke ein. er lässt sich dabei gern von vorbildern wie leadbelly, bert jansch, elizabeth cotton oder auch jimmy page leiten. sein debut wurde eine ep, "eternal embers" erschien anfang 2009. nach ihr brachte er noch eine 7" sowie eine zweite ep "baby, wolves abound" (01/10) heraus. sein albumdebut allerdings gilt es noch abzuwarten, angekündigt ist es für das frühe 2010. erscheinen wird "fire begot ash" auf rif mountain, einer kleinen plattform, auf der sich neben the owls service und jason steel einige weitere illustre gäste tummeln, z.b. nancy wallace, mit der jason auch zusammenarbeitet.
steels musik ist zeitlos und nah am herzen gebaut. sie changiert zwischen besagten ragtime momenten und dem appalachian style of folk. auf sanfte weise eindringlich, einnehmend, immer, nah herangerückt, als würde sich ein guter freund zu einem setzen. intim, ohne dass es störend wirkte. der britische folk spiegelt sich selbstredend genauso darin wieder, wie die diversen einflüsse ortsansässiger musiker. gerade die vielen kooperationen, denen sich steel angeschlossen hatten, scheinen ihn zu beflügeln. aufgehoben ist er überall hervorragend. ich bin gespannt auf das neue werk. beobachten wir rif mountain und seine auswürfe weiterhin.
nancy wallace & jason steel - if you were born today (from: "christmas in rochester" ep)
nancy wallace & jason steel - blow the candles out (from: "midwinter" ep)
the owl service - rise me lads (from: "rise me lads")

Mittwoch, Februar 24, 2010

eingestreut (94): bill callahan

es gibt um jedes ein lamento. diese tatsache ansich ist schon fürchterlich. hinnehmen (und abwarten), checken und dann urteilen, wäre viele male wirklich angebrachter. ein bohei im vorhinein ist einfach nur böse, blöd und absurd. so hört man denn auch bezüglich des ersten live albums bill callahans die frühen mahner, deuter und allwissenden. und oft genug bleibt es nicht beim frotzeln, sondern es hebt bereits an zum kollektiven aufstossen. höchst zuwider ist es mir, heute bereits lesen zu müssen, welche manki das für den 23. märz anberaumte "rough travel for a rare thing" mitbringt. dem einen ist die trackauswahl nicht genehm, dem anderen die tatsache eines livealbums an sich. der eine freut sich, dass das letzte album keine berücksichtigung erfuhr, der andere motzt, dass gerade dieses werk ohne erwähnung bleibt. spekulationen allenthalben, ohne dass die ersten weiterführenden informationen raus sind. drag city zeichnet für den wohl nur auf lp (abseits von download) erscheinenden release verantwortlich. ich freu mich.
tracklist: our anniversary / diamond dancer / bowery / held / say valley maker / in the pines / cold-blooded old times / rock bottom riser / let me see the colts / the well / bathysphere
bill callahan - bowery (live)

ein (p)fund mp3 (253)

ein paar aktualitäten von chemikal underground, einem label, das heuer immerhin seinen 15. geburtstag feiert, mit ihnen hatten sie im jungen 2010 ein erstes higlight, die alten aereogramme unter neuer bezeichnung, tourdaten siehe unten:
the unwinding hours - knut
gleich, nämlich am ersten des monats märz wird ihr neues album "the law of large numbers" erscheinen, und damit die rückkehr der ex-delgado dame zu chemikal feiern:
emma pollock - hug the harbour
sie feiern den aktuellen release ihres neuen albums "work" mittels free downloads an ihre fans und solche, die es werden wollen, erwerb über merge:
shout out louds - fall hard (passion pit summertime radio remix)
ganz feine sache, ein neuer track zum download und geniessen, aus ihrem sehr, sehr gelungenen album: "daniel, fred & julie":
daniel, fred & julie - the gambler and his bride
daniel, fred & julie - runner
dieser track ist ein geschenk des bad panda sowie des hier vorgestellten schwedischen produzenten, der sich an einem älteren unkle track versuchte, hier seine version:
mojib - may day revisited
das folkduo aus maine darf man immer mal wieder ins gedächtnis rufen, "washingtons" haben herr und frau robinson ihr werk genannt:
south china - painting
bella union offeriert einen ersten einblick in das "queen of denmark" getaufte solo debut des ex czars frontmanns, die single als free download, bitte sehr, das album im april:
john grant - i wanna go to marz
verrückt genug das ganze, das album heißt "bman", nun noch den bandnamen und den vorgestellten track betrachten und man weiß... , erst mal gar nichts, die band stammt aus italien, so viel ist gewiss, release date ist der 23.02. und das gerät erscheint auf monotreme records:
n.a.m.b. - l.o.n.
da können auch wir nicht aus, es gilt "european" zu feiern, ebenfalls frisch am 23.02. via labrador, lasst Euch vom schwedenpop verzaubern und greift später zu block und stift, um das entzückende album zu bestellen:
sambassadeur - days
sambassadeur - stranded
noch einmal bad panda records, sie schreiben: "his music is thoughtful, sometimes playful, but mostly sparse and deliberate. (…) sometimes you can say much more with 5 notes than 25", und ergänzen: "music style: instrumental jazzy rock" (creative commons license: BY-NC-ND 3.0):
taiga blues - karussell
die erhaltene nachricht lautete folgendermaßen: "the gertrudes team up with bruce peninsula, ps i love you & muskox for new 7"", na denn:
the gertrudes & ps i love you - sailor

the unwinding hours
06.04.2010 Köln - Werkstatt
07.04.2010 Heidelberg - Karlstorbahnhof
08.04.2010 CH-Aarau - Kiff
09.04.2010 CH-Wil - Gare Du Lion
10.04.2010 CH-Basel - Sommercasino
12.04.2010 Berlin - Lido
13.04.2010 München - Backstage Halle
14.04.2010 A-Wien - WUK
15.04.2010 Dresden - Beatpol
16.04.2010 Hamburg - Knust


cut in the hill gang
20.03. Bonn – Bla
23.03. Duisburg – Djäzz
24.03. Hamburg – Hafenklang
26.03. Wilhelmshaven – Kling Klang
27.03. Berlin - Bassy


savoy grand
27.02. Saarbrücken - Sparte 4
28.02. Frankfurt - Brotfabrik
01.03. Hamburg - Knust
02.03. Halle - Objekt 5
03.03. Jena - Rosenkeller
04.03. Chemnitz - Atomino
05.03. Erlangen - E-Werk
06.03. Bamberg - Morph Club
07.03. Dortmund - Pauluskirche
08.03. Köln - Subway
09.03. Dresden - Societätstheater
10.03. Berlin - Magnet
11.03. Karlsruhe - Jubez
12.03. Stuttgart - Laboratorium

Dienstag, Februar 23, 2010

neue töne (745): for against / the lucy show

ein blick auf das words on music label aus minneapolis brauchte es zum jahreswechsel. denn zwei alben hatten sich dort eingefunden, denen aufmerksam zu schenken pflichttermin gewesen wäre. mittlerweile liegen sie mir vor und ich habe sie angesichts einer flut an neuem material vernachlässigt. doch musik wird nicht schlecht, so kann man nachholen, was versäumt wurde.
zunächst haben wir das neunte werk von for against zu erwähnen, es hört auf den namen "never been" und erschien ende 2009, ende januar aber erst in hiesigen gefilden. for against haben eine bewegte geschichte, die bis mitte der achtziger zurückreicht, da sich die band gründete, um ihre mischung aus dreampop, fußstampfenden post-punk und darkwave zu zelebrieren. und als wäre die viele zeit seitdem nicht vergangen, bringen sie noch heute dieses düstere und zugleich heitere elaborat auf den plan. jeffrey runnings, sänger und bassist, hat sich dafür mit dem original gitarristen harry dingman III und dem drummer nick buller zusammengetan. "never been" zu hören bedeutet, sich in eine andere welt zu katapultieren. nicht nur, weil der sound erinnerungen an die vergangenen jahrzehnte aufleben lässt, sondern vor allem weil es der truppe aus nebraska gelingt, stimmungsbänder zu ziehen, auf denen sich hervorragend entschweben lässt. einige instrumentals tun dabei das ihrige. den rest besorgen die farbigen gitarrenchords, das leicht esoterische keyboard, die verhaltenen dichten drumeinlagen und die infektiöse stimme runnings'.
das zweite werk, auf das ich aufmerksam machen möchte, ist im november 09 erschienen. sein eigentliches entstehungsjahr liegt aber wesentlich weiter zurück. "...undone" war in 1985 das debut des londoner quartetts the lucy show. der o5. februar gilt nun als offizieller rerelease termin für deutschland. trotz der zwanzig jahre, die dieses album auf dem buckel hat, lässt es sich noch heute prima an. dem britischen post-punk zuzuordnen, begeistert "...undone" mit seinen schwengelnden gitarren, dem angenehm psychedelischen flavour, ergossen in die bittersüßen melodien, die in hook geladenen gesängen aufgehen. die feinsten londoner location wurden erobert, ob sie nun marquee club oder lyceum ballroom hießen. selbst die college radios in den staaten konnten auf zurückhaltung verzichten und setzten das album auf die eins. die band gründete sich 1983 und rekrutierte sich zunächst aus den beiden kanadiern mark bandola und rob vandeven, die ihre heimat in den späten siebzigern verließen. im ersten jahr brachten sie ihre erste single "leonardo da vince" auf shout records heraus. die verbreitung klappte, geadelt durch john peels berücksichtigung, woraufhin sich die zahl der konzertbesucher deutlicher vergrößerte. ein major deal vertrag mit a&m uk folgte, singles, die "extended play" ep sowie die alben "...undone" (1985) und "mania" (1986, 2005 reissue). nachdem die alben fünfzehn jahre lang nicht mehr käuflich zu erwerben waren, hat nun eine neue ära im airplay von the lucy show records begonnen. die bedeutung von "...undone"? so zumindest jack rabid (the big takeover): das album wäre "a touchstone bridging the early magazine / bunnymen / sound / comsat angels u.k. post-punk pinnacle and the house of love and stones roses emergence, sparking the shoegaze-dreampop explosion." wir nehmen das für bare münze.
ein dank an words on music für die erfolgreiche kontaktaufnahme mit der londoner band. soundbeispiele, das gilt auch für das for against album, gibt es reichlich hier.

Montag, Februar 22, 2010

glotzt nicht so romantisch (87): slow six

beste gelegenheit, um auf das tolle album von slow six aufmerksam zu machen, ist das erste offizielle video zum "tomorrow becomes you" benannten werk. es behandelt den song "these rivers between us" und animiert natürlich eine liebesgeschichte. wie sie ausgeht und was st john mckay smith, dem filmmacher, dazu eingefallen ist, nachfolgend. vorher aber noch der deutliche hinweis, mal bei western vinyl vorbeizuschauen, um das feine album mitzunehmen.



slow six - these rivers between us

ein (p)fund mp3 (252): folk & die folgen

wieder einmal ein sammelsurium aus entdeckungen und mitteilenswerten notwendigkeiten. all diesen musikalischen ergüssen ist anheim, dass ich sie für empfehlenswert halte, aber jeweils kaum die zeit habe, näher darauf einzugehen. deshalb: die wichtigsten webseiten sind immer mit verlinkt, damit Ihr im bedarfsfall nähere infos entern könnt.
über seine webseite bin ich einst gestolpert und war angetan von den biografischen und musikalischen einsichten dieses herausragenden banjopickers, wer mehr wissen und hören will, schaut bei ihm vorbei:
billy faier - norwegian wood (live, beatles cover)
billy faier - existential crisis blues
billy faier - you go to your church
sein erstes solomaterial seit dem 2000er "big rock" auf mayapple records, ausschnitte nachfolgend aus "roots, shoots and wings":
big smith - coal miner's blues
big smith - handsome molly
zehn songs bzw. poeme wurden vertont, die arrangements changieren zwischen beats und reiner abstraktion, in den kontext der vorhergehenden acts passen sie nicht wirklich, am stück ließe sich aber allesamt gut hören, das album heißt "ghosts of gold" und erschien 2009 auf discus music:
julie tippetts & martin archer - moonshine (excerpt)
julie tippetts & martin archer - the bear that walks at night (excerpt)
julie tippetts & martin archer - run another road (excerpt)
eine kollaboration, die völlig an mir vorbeigegangen war, hier die britische wyrd folk band und dort die irin, mitbegründerin der legendären mellow candle, auf bracken veröffentlichten sie zwei cover und auf static caravan ein gemeinsames album namens "the fabric of folk":
the owl service and alison o'donnell - day is done (nick drake cover, sample)
the owl service and alison o'donnell - frozen warnings (nico cover, sample)
15 unveröffentlichte perlen wies das aufnahmearchiv noch aus, zwischen den 70igern und den 90igern allesamt geschrieben von dieser dame, unterstützung erhielt sie u.a. von dave mattacks (fairport convention), jim leverton (caravan), chris spedding & barry de souza; die cd erschien jüngst unter dem titel "gypsy girl: archives 70s, 80s & 90s volume 1", leider sind nur ein paar sampler älterer tracks verfügbar:
marianne segal - root people (from: "the gathering, 2007, sample)
marianne segal - lapis wings (from: "the gathering, 2007, sample)
marianne segal - swallow (sample)

Sonntag, Februar 21, 2010

neue töne (744): emma russack

anfang zwanzig ist die offenbar lebenslustige emma russack. jedenfalls zeigen sie fotos häufig lachend. kein wunder, so denkt man jedenfalls hier, wenn man aus australien kommt. dort erprobte sie ihre musikalische leidenschaft nicht nur in der runde anderer mit der band lola flash, sondern vielmehr, und dies brachte ihr eine ecke "ruhm" ein, beim covern von bekannten songs (u.a. von echo & the bunnymen, joy division, neil young...). diese unternehmungen stellte sie als videos ins netz und bekam eine menge positiven feedbacks. mit dabei war ehrenwertes material wie "pocahontas", "killing moon", "love will tear us apart", "human highway"... (hier kann man einige gebündelt ansehen). doch sie arbeitet sich nicht nur an den meriten anderer ab, sie hat auch eigenes material zu bieten. so erschien ende januar ihre erste ep auf spunk records, wo sie bereits mit lola flash am spunk singles club teilnahm. die stimme fraulich, reif, weit ab von juveniler ungebundenheit. und trotz der distanziertheit, der kühle, die ihr entspringt, auf jene weise charmant, da man noch zu erobern glaubt. dazu passend das songmaterial, das barjazzatmo genauso atmet wie popappeal, die mischung, die in der blauen stunde mutig macht. innig verbunden mit ihrer musik, würde emma einen vermutlich abblitzen lassen. die "peasants" ep enthält sieben bis dato unveröffentlichte song inklusive der beiden singles "by the shore" und "sex on the beach". die junge emma befindet sich auf dem richtigen weg.
emma russack - by the shore
emma russack - sex on the beach

Samstag, Februar 20, 2010

scout niblett - the calcination of... (2010)

ähnlichkeiten zu vorgängeralben sind schnell ausgemacht. und flott ist der gleichschritt moniert, das gleichmaß angelegt. kritiker käuen wieder. scout nicht. das minimale ist ihr maximales und wem es nicht genügt, der versteht ihre kunst nicht. die ist weniger reduktion um ihrer selbst willen, als das vom fleisch befreite skelett, welches seine stabilität und tauglichkeit zu tage tragen muss. seht her, ich trage die knallen stiefel, das westle überm leib, damit ihr abgelenkt vom rauen sound meiner schwester e-guitar zu träumen aufgerufen seid, von blankgezogener brust und der stimme reinheit, die für wohlig schauer sorgt. meine schauer sind die reifen sprengsel einer totgeburt, das hausgemachte einer mordnatur, die wirren des schizophrenen, das komplott unter gleichen, das dräuen überm abgrund, damit der ins schwitzen gerät, der sich sicher weiß. und so freut man sich, dass der krach staubt, dass das junge ding im zimmer über uns lärm schlägt. so ist gewiss, was wann kommt, weiß, wann anstrengung notwendig ist, wann sich die aufregung legt. denkste! berechenbarkeit ist eine konzeptuelle farce. emotional verständlich, wenn die wut im krachledernen herrscht. die unbändige macht im gegensatz zu kleinkariert. die karos, die hier an jeden freien fleck gepinnt, sind groß und ausgefranst, mit wunden stichen überzogen, halten nichts mehr zusammen. und doch wirkt scout niblett vitaler, erfrischender als je zuvor. heuer hocken großmannssucht und das bekümmertsein um defektes spielgerät einträchtig beieinander. wo es bei anderen zu einer zerreissprobe würde, gelingt der spagat. das animalisch, draufgängerische auftreten neben dem zu zöpfen geflochtenen, wirren blondschopf, in unscheinbares kleid gewandet das schweißgerät bedienen, das diabolische lächeln. das trauma der kindheit. wider das erwachsensein, seiner verdrängungsmechanismen und verdammungsroutinen. die schönheit im gebrochenen, die raren momente des glücks, wenn sich aus der rauen soundschale das harmony thing schält. in welcher beziehung mag scout niblett zu ihren melodien stehen? ketzerische schlüpflinge? notwendiges übel? schößlinge, denen die brust verwehrt wird? wie reines transportmittel wirken sie zuweilen, um die trügerischen notizen auf den weg zu bringen, von trotz getrieben, den das heurige schlagwerk imitiert. von misstrauen gebeutelt, von enttäuschungen geprägt, das profil zur schau getragen. und doch wirkt "the caclination of..." oft gebremst. die mahlströme, die scout niblett aufbaut, zuckeln durch den raum wie gefrässige monsterschlangen, die wissen, dass ihnen das opfer nicht entkommen kann. rockig, bluesig der angang, spröde der gesang hier, zauberhaft unrau dort. auf dem neuen drag city output macht man einige neue lieblingssongs aus. die dramaturgie des werks ist zudem ausgezeichnet, kein nachschleifen notwendig, scouts schweißnähte sind einwandfrei. glatt: ****.
scout niblett - the calcination of scout niblett

Freitag, Februar 19, 2010

eingestreut (93): theodore

um theodore haben wir uns schon mehr gekümmert, als um viele andere bands auf dieser welt. zwei artikel haben sie abbekommen, als gelte es, sie in den sternenhimmel zu heben. gelohnt hat es sich angesichts ihres offenherzigen noisy folks immer. hier hatten wir sie im november 08 vorgestellt, wenig später ein interview nachgeschoben. mittlerweile ist eine menge wasser den mississippi heruntergeflossen. und es hat sich tatsächlich einiges getan bei den jungs aus st. louis. sie haben ihre labelheimat undertow verlassen und sich dafür moon jaw records angeschlossen. dort erschien anfang februar das dritte album der band "hold you like a lover". ihre neue record company schreibt dazu: "This is a record to make one at ease with feeling down in the mouth; about doing wrong to those whom one ought to do right, if only for the knowledge that one shares this condition with so many others who wake every single day with the hope, misguided as it may be, that today might be the day things turn around. It's a record about longing for a past and a home that did not, do not, cannot, exist. It's about the joy of one's sweetheart and the perverse relief in being caught in a complex lie. But mostly, it's about the transcendent feeling that things might be all right, if only for a brief spell, while this music is sounding." genau, es ist alles in ordnung, solange diese musik läuft. hört Euch nur mal diese, leider zum teil etwas rottigen aufnahmen an, die die band via label zur verfügung stellt. die ahnung, was die jungs drauf haben, wohin sie wollen, bekommt man auf jeden fall.
theodore - softly and tenderly
theodore - death's head
theodore - don't you think i know

ein (p)fund mp3 (251)

auf sinnbus records erscheint am 19.02. ein, wie sie selbst sagen, dem postrock impulse setzendes werk namens "a black house, a coloured home", das bereits auf dem heimatlichen beep beep label veröffentlicht wurde, nun aber auch zu gesamteuropäischen meriten kommt:
we vs. death - the sun
der nachfolgende track stammt vom album "learn & burn", termin für die veröffentlichung ist der 23.02., wer auf allman brothers und co. steht, ist hier richtig:
the sheepdogs - i don't know
eine band aus litauen, die hier von bad panda records (creative commons license) gefördert wird, electroclash:
metal on metal - bastard (the sequel)
an ihren erstling kann ich mich noch gut erinnern, er war etwas unausgegoren, dennoch bleibt neugier auf ein folgewerk, "drumming for pistols" heißt es, seit 08.02. auf fire records zu haben:
puerto muerto - drumming for pistols
"this is still" erscheint am 09.03. auf acute records, geiler 80s sound der band aus athens:
method actors - do the method
method actors - bleeding
über das norwegische label cafe2001 kommt uns die "winter ep" an, 5track enthält sie und sie hat dabei so zauberhafte musik zu bieten, wie sich der winter in all seiner schönheit denken lässt, lustig tanzende eiskristalle, durch die sich prismen gleich tausendfach das sonnenlicht bricht, die ganze ep hier (solange sie nicht gesperrt ist), der appetithappen gleich:
remington super 60 - sweet winter
eines meiner lieblingslabel lässt in die nahe zukunft blicken, mit "double jointer" erscheint ein album von neulingen auf hardly art, sechs köpfe aus brooklyn:
golden triangle - neon noose
ein datum, das nun unweigerlich näher rückt, der 09. märz ist für "the brutalist bricks" aufgespart, matador zeichnet verantwortlich:
ted leo - the mighty sparrow
lob lob lob hierfür, nicht von mir, ich überlege noch, aber es gibt immer unzählige andere, die schneller urteilen, "dear companion" auf sub pop seit dem 16.02.:
ben sollee and daniel martin moore - something, somewhere, sometime
wenn sich genie und wahnsinn paaren, aktuelles album "hoop + wire":
boy eats drum machine - hoop + wire
endlich der nachfolger auf das 08er "sea lion", "fight softly" erscheint ebenfalls auf sub pop, aber erst anfang märz:
the ruby suns - cranberry

konzerttermine mal anders:
beach house: 05.03. Muenchen - Feierwerk
black rebel motorcycle club: 05.05. Muenchen - Backstage Werk
blood red shoes: 24.03. Muenchen- Backstage Halle
delphic: 12.05. Muenchen - Melt! Klub@ Monsters Of House Festival
los campesinos!: 10.03. Muenchen - Atomic Café
mumford & sons: 16.04. Muenchen - Backstage Halle
noah and the whale: 26.04. Muenchen, 59:1
peggy sue (supporting Archie Bronson Outfit): 30.04. Muenchen – Atomic Café
two door cinema club: 08.04. Muenchen, The Atomic Cafe

Donnerstag, Februar 18, 2010

konzert: chokebore, 16.02.10

das kafe kult in oberföhring ist station der überraschenden, aber dafür umso schöneren comebacktour der hawaiianischen sadcore band chokebore um troy von balthazar. genau jenem burschen, über den wir hier berichteten, da er in olivers pariser bude in singer/songwriter manier vom leder zog. ein krasser gegensatz zum tun mit chokebore? nicht wirklich. denn das ringen um die allzu dunklen themen ist hier wie dort an der tagesordnung. versteckt er es in den leisen tönen, wenn er allein zur gitarre singt, schreit er es hinaus, wenn er von seinen mannen geleitet wird. die art und weise steht seinen anliegen nicht im wege. die unbetitelte scheibe im gepäck, auf der sich unveröffentlichtes, livetracks und schwer zu findendes liedgut befinden, wird saftig von diesem vierer promotet. davon konnten sich am 16. februar knapp zweihundert neugierige überzeugen. die überhitzte baracke, in der sich neben dem kafe kult auch ein kleiner konzertsaal befindet, wurde zwar nicht in ihren grundfesten erschüttert, aber kräftig durchgeschüttelt. chronologisch betrachtet, um diesem abend gerecht zu werden, gilt es zunächst noch einmal seinen blick auf die vorband kitty empire zu richten.

denn die sorgten mit ihrem extrem giftigen powerrock für den richtigen einstand. hier ging es nicht nur einfach nach vorne los, auch zur seite wurde ausgeschlagen, die diebischen und findigen experimentellen einlagen waren unaufdringlich und so vorsorglich wie bedingungslos ins musikalische konzept eingepaßt. drum hatte man es hier nicht mit haudrauf, sondern eher mit hauruck zu tun. die drei augsburger wuppten einen manischen, aber nicht entlaufenen sound auf die bühne, den sie immer wieder hervorragend zu zügeln wussten, auch wenn das schlagwerk unter den händen von christian lohr maßlos knallte, der bass peter klings düsebahnen zog und markus christ immer wieder gewaltig an der gitarre riss. dazu sein schmerzfreier, empathie vermittelnder und zugleich aggressiv, fordernder gesang. dass das zusammengeht, erscheint mir eh die klasse dieser band zu sein. drei überaus sympathische zeitgenossen, die so richtig vom stapel lassen können, ohne sich im lärm schlagen zu verlieren. die diktion des liedes bleibt erhalten und der willige hörer kann folgen. als beispiel sei "moutarde moustache" herangeführt, bei dem ein launiges sample vorangeht, schon bald aber von der testosteron schwangeren e gitarre in die zange genommen wird, die übersteuert, schlägt aus und wird alsbald wieder von dieser hellfarbigen tonfolge aus der konserve geerdet. drumherum eine bleierne rhythmusfraktion, die beisammenhält, was auseinander zu driften droht.
setlist: heavy metal king kong / painter song / meanwhile / hip hop / melasse / tog tog / more i fit (?) / moutarde moustache / small bird big beak/ chewing gum & chocolate

die nächste runde gehörte chokebore. die umbaupause war angemessen knapp, das personal enterte den vollgestellten bühnenzugang im stelzenschritt. humorlos sind sie auf keinen fall. eher erfreut, ob der doch recht großen meute, die sie noch immer sehen will, trotz der langen pause, troy sagte etwas von siebenundzwanzig jahren und schmunzelte. wie überhaupt sein freundliches wesen immer wieder den ausbrüchen von extraversion entgegenstand. anderseits kann man vielleicht gerade hier von einer ausbalancierten persönlichkeit sprechen. jedenfalls machte er einen hervorragenden job, als frontmann, sänger, gitarrist. die truppe schien besser als je aufeinander eingespielt zu sein. fürs phrasenschwein: eine extrem gut funktionierende maschinerie, bei der es keinen aussetzer gab, kein verhakeln, keinen kolbenfresser. so griffig, so akkurat, so geschlossen und handwerklich gereift. und dabei ist das programm, laienhaft gesprochen, kein selbstläufer. die musik chokebores lebt von ihren wechselnden stimmungen, den einfärbungen, den gratwanderungen und ist nicht nur auf die hardcore entlehnten bestandteile zu reduzieren. natürlich geht es satt und breitwandig zu, natürlich sind die regler auf volle pulle gedreht. aber das maß wird an ganz anderer stelle angelegt. lyrische momente erkämpfen sich raum gegenüber draufgänglerischem gebahren. an der gitarre dabei jonathan kroll, der in ein sacko gewandete unscheinbare hüne, dem ein ohr zu schenken mehr als ein genuss war. seine melodienräusche machten genauso wirr wie das abtropfen einzelner melodischer kelche. dem anderen kroll, nämlich james, sah man zudem genauso gern zu. er bearbeitete den bass in übereinstimmung zu seinem äußeren.
martialisch und unerbittlich. und dennoch ließen sich seine läufe bindend an, paketschnüren gleich, die zusammenhalten, was auf die reise muss. ganz zu schweigen von den tausenden trommeleinschlägen. als gelte es neue schlagrekorde zu erzielen, wuchtete christian omar madrigal izzo am gerät. doch auch hier überwogen die stilistische vielfalt, das künstlerische maß, die genauigkeit und unterstützende positionierung gegenüber einer undeutlichen wüterei. der bursche war ständig in bewegung, ein unding, dass er hinterher nicht im schweiße seiner selbst davonfloss.

troy schließlich feierte mit inbrunst, hingabe und eleganz. sein gesang ist eine sensation. durchgehend beständig, kein abfall spürbar trotz des stimmbandzerrenden materials. zuweilen gurrte er, als täte er sich gütlich am eigenen auftritt. ungebrochene freude am tun! er fingerzeigte, gestikulierte, schwang die gitarre empor und war verinnerlichter lenker und gestalter. das programm? eine wirklich breit angelegte sache. alle alben waren auf diese oder jene weise involviert. mal war es nur ein track wie von „motionless“, da lediglich „coat“ als zugabe berücksichtigt wurde, mal, wie im fall von „a taste for bitters“ und „black black“, die jeweils mit vier tracks punkteten, eine umfassendere zuwendung. den start gab aber „it’s a miracle“ mit „ciao l.a.“, eine der wenigen poppigen nummern der band. für den einstieg grandios. die polternden drums, die entwaffnende gitarre, der schrubbende bass. „little dream“ und „geneva“ folgten recht flott. die dramaturgie war gekonnt. ruhigere und wahrlich flottere momente wechselten sich ab und erfuhren mit den abschließenden klängen von „a perfect date“, das stolpernde machwerk, und „one easy pieces“, dem dräuenden monster sowie der zugabe aus „you are the sunshine of my life“ und „coat“ einen würdigen, erhebenden abschluss. wer die truppe noch erwischen kann, sollte die chance beim schopfe packen. wer weiß, wann sie das nächste mal antreten.
setlist: ciao l.a. / little dream / a taste for bitters / pop mod / geneva / narrow / thin as clouds / days of nothing / sections, she flew alone / lawsuit / police / bad things / alaska / get blonder / person you chose / it could ruin your day / the perfect date / one easy pieces / you are the sunshine of my life / coat
chokebore - i'll save you (bubble take)

Mittwoch, Februar 17, 2010

eingestreut (92): frontier ruckus

frontier ruckus sind eine klienicum band der ersten stunde. nicht nur dass wir ihren output lieben, auch war es eine der kapellen, denen wir einen deutschland gig vermitteln konnten. nun traten die michiganer bei daytrotter an und hatten ein paar unreleased tracks im gepäck. hören wir rein? log0! es lohnt, banjo, trumpets, harmoniegesang, yeah! alles, samt und sonders, mit textlicher unterlegung gibt es dann auf daytrotter.
frontier ruckus - mona and emmy
frontier ruckus - silverfishes

neue töne (743): noveller

der trend geht nach irgendwo und die meinungen auseinander. woran ich mich nicht beteiligen will. ein tagesaktueller blog, der sich nicht nach den nachrichten neigt, sondern von meinen neigungen berichtet. die halten ausschau. und so verfängt sich auch eine sarah lipstate im netz der neugier. unter dem moniker noveller schöpft sie ihre ressourcen als filmemacherin und als musikerin aus. natürlich steht uns mehr nach dem letzteren. ihr bezugskreis ist groß, sie arbeitete mit parts & labor, mit cold cave, glenn brance, one umbrella, eröffnete für the jesus lizard und wird im märz für xiu xiu ins programm führen, zumindest in den staaten. sie arbeitet mit sehr minimalen strukturen und dennoch gelingt es ihr atemlose spannung aufzubauen. trotzdem hier nur tropfen für tropfen noten wie leiser regen fallen. sie nutzt dabei eine double-neck und verschiedenste elektronik, pedals etc. wie ein seismograph tastet sie die kaum spürbaren emotionalen und kognitiven erruptionen ab und gibt sie via ihres ungewöhnlichen arbeitsgeräts wieder. ihr start in den tonträger orientierten markt begann mit cdrs und kassetten, das erste halbwegs professionelle werk war die lp "paint on the shadows" auf no fun productions. mit "red rainbows", einem 5track album, setzte sie wenig später mehr als ein ausrufezeichen. sie wurde erkannt. aktuell zeichnet sie sich neben aidan baker auf divorce records aus, die split heißt "colourful disturbances". wer sich näher mit der jungen brooklynerin beschäftigen will, der solle sich ruhig das feine interview auf digitalis geben, einsichten und erkenntnisse.
noveller - under the color cave (excerpt, from: "colourful disturbances" - split lp w/ aidan baker)
noveller - white rabbit (excerpt, from: "colourful disturbances" - split lp w/ aidan baker)
noveller - st. powers (excerpt, from: "paint on the shadows")

Dienstag, Februar 16, 2010

neue töne (742): algernon

gestöckelter ryhtmus, flott/flotter, darüber warmer wabersound, sozialisiert, domestiziert, driftgitarre, hammond artiger sound im abgang, etwas zu süffig, zu smart, in gänze aber zweifelsohne ein stück fürs herz. gezaubert haben den algernon aus chicago. eine fünfköpfige truppe, angeführt von gitarrist und komponist dave miller. der zweite mann an einer gitarre ist toby summerfield, vibes playerin ist katie wiegman, der bassist heißt tom perona, der drummer cory healey. dass die truppe auch anders kann, beweist sie allerorten. mit "ghost surveillance" bringen sie gerade ihr drittes album heraus und haben darauf und in der jüngeren vergangenheit mehr zueinander gebastelt, wie andere ihr ganzes leben lang nicht auf die ohren bekommen werden. formate! wohin man sieht. und das ganze nicht etwa in einen track gestopft, sondern schön aufgeräumt auch über ein album verstreut. das riecht nach irrfahrt, ist aber vielmehr ein hort der überraschungen und entdeckungen. von krautrock über experimental bis hin zu postrocksounds ist alles dabei. die melange hat dann eher wohl jazzigen anklang. wobei weniger improvisation im vordergrund steht denn klare strukturen und ordnungswille. miller bastelte sich agernon, um die verschiedensten einflüsse, die ihm selbst wichtig waren, so zu bündeln, dass keiner dominiert, aber alle integriert waren. gelungen, will ich meinen. der werte hörer stelle sich ein auf atmosphärische wie melodieorientierte klangabenteuer, die auf cuneiform records erschienen sind. einem beachtenswerten label. es schaue sich der um, der neugierig ist.
algernon - broken lady

Montag, Februar 15, 2010

neue töne (741): peasant

damien derose stammt aus doylestown, pa, und veröffentlicht unter dem pseudonym peasant melancholischen folk. "on the ground" hieß sein erstes album auf paper garden records, es war dominiert von einer handvoll mit akustischer gitarre gerittener songs. ein-, aber nicht aufdringlich, eher aufmunternd, denn schläfrig. peasant legt nach. "shady retreat" wird sein zweiter longplayer heißen. er erscheint am 02. märz erneut auf paper garden und wird hinsichtlich arrangements und eingesetzten instrumentariums etwas mutiger sein. neben der obligaten gitarre tritt auch ein piano auf den plan. es besorgt den rausch, erhöht die flußgeschwindigkeit, fordert die aufmerksamkeit. den hellen tönen steht die lichte stimme deroses hervorragend, eine ergänzung, wie man sie sich nicht hätte schöner zusammenreimen können. entwicklung ersichtlich. anderes stieße auf taube ohren. dieses insich gekehrte vor sich hin raunen geht einmal gut, beim zweiten mal will man mehr sehen. peasant bietet es auf. die daytrotter session aus 2008 hier.
peasant - well alright (from: "shady retreat", 2010)
peasant - exposure (from: "on the ground", 2008)
peasant - fine is fine (from: "on the ground", 2008)

Sonntag, Februar 14, 2010

ein (p)fund mp3 (250)

eine notiz, die ganz zuvorderst gehört, auch wenn sie sich nur im reigen anderer aufhält, ein neuer musikalischer verweis auf "have on me", kommt am 23.02. auf drag city, die bestellungen laufen:
joanna newsom - kingfisher
aufgenommen in der heimatlichen metropole pittsburgh wird die ep "valentine" am 14.02. (logisch, name und so...) auf indiecater records erscheinen, weitere infos bekommen und anhören kann man hier, den indie folk kaufen auch:
boca chica - lake erie
das debut album "call me dragon" dieses vierers aus leeds wird am 01. märz im uk erscheinen und ab 10.05. im rest europas zu haben sein:
these monsters - call me dragon
einen orchestralen opus schimpft sich "depend on this", welches auf songmill music erscheinen wird, es ist das erste lebenszeichen nach mehr als zwei jahren von:
ruth minnikin and her bandwagon - depend on this
"crows" heißt ihr neuling, er erschien am 09. februar auf rykodisc und wurde von r.s. field (u.a. buddy guy, john mayall) produziert:
allison moorer - the broken girl (acoustic)
ganz frisch in der spur, nämlich seit dem 09. februar, das selbstbetitelte "the idyllists" album, wir hatten bereits berichtet, heute nochmal reinhören, morgen an die kasse gehen:
the idyllists - empire state
the idyllists - pacific coast highway blues
"real control" kommt jetzt erst in den staaten heraus, bei uns ging dafür schon die tour zum album zu ende, ein nachhall:
moneybrother - born under a bad sign
das letzte material war enttäuschend, darf man nun noch bangend hoffen?, "minor love" ab 16. februar auf fat possum:
adam green - castles and tassels
definitiv vorfreuen kann man sich aber auf "we built a fire", das am 05. märz auf morr music erscheinen wird, die deutschlandtourdaten siehe unten:
seabearlion face boy
gab es hier nicht erst recht frisch ein album, nun ein nachfolger, heißt "pharmacy of love", beängstigender titel: ausschnitte aus dem am 23.03. zu veröffentlichenden werk:
bettie serveertsemaphore
bettie serveertthe pharmacy
jagjaguwar kommt uns ende april mit einer ep namens "small black" einer gleichnamigen und hochinteressanten kapelle aus brooklyn:
small black - despicable dogs
via hometapes erreichte uns die nachricht, dass sie an einem neuen album arbeiten, vorab gibt es ein geschenk an fans und solche, die es werden wollen:
pattern is movement - light of the world

get well soon
23.02. Muenchen – Theaterfabrik (verlegt vom Ampere)
25.02. Dresden – Beatpol
26.02. Koeln – Gloria*
27.02. Haldern – Rock Im Saal*
28.02. Hannover – Glocksee (ausverkauft!)*
02.03. Frankfurt am Main – Mousonturm
03.03. Leipzig – Central Theater
04.03. Hamburg – Uebel und Gefaehrlich
20.03. Mannheim – Stereo Mondo Festival
27.03. Bremen – Lagerhaus
* Support: Musée Mécanique


seabear
28. Feb 2010 20:00 Feinkost Lampe Hannover
01. Mrz 2010 20:00 Steinbruch Duisburg
02. Mrz 2010 20:00 Hafenklang Hamburg
03. Mrz 2010 20:00 Nato Leipzig
04. Mrz 2010 20:00 Festsaal Kreuzberg Berlin
05. Mrz 2010 20:00 Beatpol Dresden
06. Mrz 2010 20:00 59to1 Munich

Samstag, Februar 13, 2010

neue töne (740): ian la rue

gehen wir es an. die rockigere version eines singer/songwriters steht uns gegenüber. die stimme streng verknödelt. so tönt man wohl, wenn man aus winnipeg stammt. tut ian la rue. sein vierter long player ist gerade erschienen (12.02.10). ihm zur seite stand bei der erstellung von "a history of layer" die gruppe the condor: matt magura an den drums, andrew workman an der gitarre sowie mike petkau am bass. wenn man den wenigen berichten glauben schenken darf, hat diese kombination für etwas farbe in der musik des mannes aus manitoba gesorgt. seit 1998 ist der bursche unterwegs, mal solo, mal in diversen bandprojekten engagiert. er schaffte sich bei der erstellung von filmscores und liveperformances, organisierte veranstaltungen usw. einen namen hat er sich allerdings mit seiner musik gemacht, vor allem seinen auftritten, die nur so von energie und lustvoller lebensfreude zeugen. dies spürt man auch auf dem tonträger. melodien sind nur die träger seiner freude, seiner kraftvollen art, den hörer zum zeugen seiner selbst zu machen. dass es auch ruhiger geht, beweist u.a. ein track wie "a crow's flight", unten stehend nachzuhören. details werden herausgearbeitet, aber nicht separiert, sondern in den strom der musik gelegt, so dass sie teil des ganzen bleiben. die sprache einfach, aber unverstellt, mit blick für die stolperpfade im urbanen asphalt. die aufschreie, das aufbegehren, der aufwind, alles echt. dem album folgt eine tour durch die heimat, wir sind vorerst ausgespart.
ian la rue - sanguine cursive
ian la rue - a crow's flight
ian la rue - altruists' anthem (unreleased demo)

first aid kit – the big black and the blue (2010)

gar lieblich und in eintracht. und dennoch ungeschlacht, mutwillig und ohne zaudern. ein auftritt, wie er frank und freier kaum sein könnte. in ein blasses klangbild gestellt, polieren die beiden schweden mädels mächtig auf. kaum ein gällen, wenig nassforsches, dagegen flächige, ungeschaukelte präsenz. identitätsstiftend ohne zweifel, raus aus dem schatten ihrer selbst. weg vom wunderimage, hin zu stabilität und konstanz. beeindruckend über das gesamte album hinweg. egal, welche saite sie anschlagen. die hoola-hook-country marke am revers funktioniert genauso gut wie das geniesserische schlurfen auf folksohlen. die variablität und die gleichzeitige stringenz im auftritt sind aufmerker und wohltat zugleich. in den besten momenten erinnern sie an die stolze alela diane, in den guten an folkschwestern aus den siebzigern. und doch trügen alle verweise. first aid kit haben eine eigene klang- und bildsprache gefunden. in diese lässt sich ein popappeal vortrefflich integrieren, „hard believer“ scheut nicht vor dem hochreigen im refrain und überhaupt, es kreist geniesserisch der „waltz for richard“, der erzählung von „heavy storm“ folgt man aufmerksam, sie ist so kultiviert untermalt, die schüttere note von „ghost town“ fokussiert, der tugendhafte country stomp von „josefine“, ach, trägt bis zum schmelz von"wills of the river". klara und johanna söderberg, die früh geförderten, und bereits jung zu ehren gekommenen, lange genug wurde kolportiert, dass sie 16 und 19 jahre alt seien, mittlerweile müssten beide ein jahr drauf gelegt haben, lassen keinen zweifel an integrität und authenzität. auch wenn sie um die großen themen wissen wollen, auch wenn ihnen zu allem etwas weises in den sinn kommt. die jugend ist so weit. sie tauscht sich in großem stile aus und erhält dafür gleichwertiges zurück. was man daraus macht, ist heute die kunst. anders als bspw. tuò, die wir hier vor kurzem vorgestellt hatten, wagen die aus einem stockholmer vorort stammenden söderbergs den soundtechnisch gezielteren sprung.
am ende bleibt dennoch die überlegung nach einem am reißbrett entworfenen album. es bedient diese forderung und jene erwartung und wird irgendwie allen gerecht. vielleicht die eine, einzige schwäche. der eine wollte hiervon mehr, der andere davon. und plötzlich ist die zufriedenheit nur ein produkt des gleichmuts. gewinnend das paar, keine frage, dem besonderen sind sie nun aber abhold. dennoch: etwas besseres konnte ihnen nicht passieren. nun können sie durchstarten. die hausaufgaben sind gemacht, das handwerk gelingt. zu sacht, zu smart noch, zu wenig originär. als wären die plätzchen ausgestochen, aber noch nicht aus der entstandenen form genommen. nur die abbilder im teig sind zu erkennen. jetzt gilt es an profil zu gewinnen. the big black and the blue erschien auf wichita recordings.
first aid kityou’re not coming home tonight