teil 1
spätestens als die ersten töne von "i don't believe you" in der mitte des ersten sets von
the magnetic fields erklangen, war ich angekommen im zauber der ursprünglich aus boston stammenden band. die vertrautheit dieses songs vom album "i" wurde nachdrücklich durch das aufstellen aller verfügbaren nacken-, arm- und sonstwo- behaarung demonstriert. der blick verlor sich und in seligkeit zog ich mit den gedanken von dannen. rekapitulieren konnte ich noch, dass das konzert mit einem titel der band the 6ths begonnen hatte. auf dem album "hyacinths and histles" sang einst chris knox, denn stephin merritt, kreativer kopf, lenker und denker der magnetic fields, ließ bei diesem sideproject immer wieder andere künstler ans mikrofon. diesmal sang der mittlerweile ordentlich in die breite gegangene new yorker "when i'm out of town" selbst. wie auch den darauf folgenden song "no one will ever love you" vom album "69 love songs", merritts '99er großtat. ein schöner einstieg in das konzert waren die beiden titel auf jeden fall, jedoch steigerten sie die unruhe, wie das tolle "distortion" auf die bühne gebracht werden wird. angesichts einer ansammlung von instrumenten, die besser in ein kammermusikalisches spiel gepasst hätten, war das hirn in krause gelegt. keine geräte, die vortäuschten verzerrer zu sein. keine aufsätze auf cello, gitarre oder gar dem schwarzen, alten, ehrwürdigen piano. auch nicht an der bouzouki, die merritt während des gesamten auftritts nicht aus der hand geben sollte. doch: "california girls" strahlte. titel nummer drei war der erste von "distortion" und schnell wurde klar, dass dieses album in der gestalt präsentiert werden würde, wie es sich mancher hörer der platte schon zuvor gewünscht hätte - ohne "krawallwürze" bzw. "verzerrernebel".
die breite bühne in der münchner freiheizhalle, die mit ca. 200 gästen gut besucht war, teilten sich von links nach rechts: shirley simms, die mit vortrefflicher stimme gesegnet auch auf dem aktuellen album zu hören ist, daneben die langjährige weggefährtin merritts claudia gonson, die neben ihrem gesang auch pianoaktivitäten ins ensemblespiel einfügte. john woo, stiller bestreiter und könner an der gitarre bildete die unausgewogene und schweigende mitte gemeinsam mit sam davol, der das cello zupfte, strich und liebkoste. außen rechts agierte der meister höchstselbst. auf einem stuhl thronend, vor sich ein pult mit mikro und leselampe, durch die sein gesicht leider immer wieder verdeckt wurde, regierte der bandvorstand seine mannen (und frauen) mittels unsichtbarer fäden. wenngleich claudia die einsätze anzählte, die witze riss und dem publikum hyperaktiv unterhaltung bot, merritt war es, der goutierte, für nichtig erklärte, der absegnete und beifall einforderte.
die stimme brüchig, hin und wieder um haaresbreite an den passenden töne vorbei schrammend, sang stephin mit der innigkeit eines ehrlichen geschichtenerzählers, so wie er es mit the gothic archies u.a. auf "the tragic treasury" gekonnt zelebrierte. "walking my gargoyle" stammt von diesem album. titel nummer fünf führte geradewegs zu "the nun's litany", auf "distortion" ein ohrwurm unter vielen. herrlich wie shirley ohne größeren aufwand die gesangslinie hält und wohlwollen verströmt. das schwere schlagzeug, die aufreizende gitarre, das flirren und fiebern des albumtracks werden live aufgewogen durch simplifiziertes bouzoukispiel, eine agile gitarre mit bottleneckeinsatz, das filigrane cello und das eingetröpfelte piano. ein genuss.
The Magnetic Fields - California Girls
von nervigen nachbarn, einem spiel mit drei halbzeiten und kommenden und gehenden redakteuren handelt der zweite teil dieses berichts.
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