Montag, Dezember 03, 2012

konzert: on3 festival 2012, 01.12.12, teil1


die dinge ändern sich. manchmal langsam und träge, dann wieder abrupt und unvorhergesehen. manchmal forcieren wir das geschehen, dann wieder sind wir unbeteiligt und überrascht. veränderungen bedeuten in jedem fall, sich auf neue bedingungen einzustellen. es ist eine form des hinnehmen müssens, aber auch der emanzipierten reaktion. was man eben daraus zu machen gewillt ist. das on3 festival stellte für mich von jeher einen hervorragenden abschluss einer konzertperiode dar. die internationale szene wurde ein jahr lang beleuchtet, um schließlich jene rosinen herauszupicken, die es wert waren, neben aktuell bejubelten bayerischen künstlern die bühne des funkhauses zu münchen zu betreten. auch heuer gelang dieses unterfangen, die mischung war gut und ausgewogen, für jeden etwas dabei.


leider erwiesen sich 2012 einige begleitumstände als weniger erfreulich. insgesamt erschien die atmosphäre weniger aufgeräumt und weniger herzlich, wie man es in den vorjahren gewohnt war. bereits der einlass zeigte sich verzögert, gar langatmig und schwerfällig. in der konsequenz konnte eine vielzahl besucher nicht rechtzeitig in die ersten konzerte gelangen. statt stempel zu drücken wurden armbändchen angelegt, ein vorgang, der den zutritt ins gebäude ungemein aufhielt. die vorhalle erwies sich wieder als ein zugiger durchgang, den man leider nicht ignorieren konnte. er bot aufenthaltsmöglichkeiten zwischen und während der konzerte, er musste frequentiert werden, um sich mit getränken und speisen zu versorgen, um zu den toiletten oder zur garderobe zu gelangen. immer wieder war man mit schwerer zugluft, die in minusgraden von draußen hereinfuhr, konfrontiert. denn die türen waren jederzeit in bewegung, weil sie von rauchern und besuchern der kantine in einer tour benutzt wurden. es ist seit vielen jahren ein beklagenswerter umstand. hier wäre dringend eine neue lösung geboten. leider griff man auch in diesem jahr auf eine location außerhalb der studios zu. liegen alle drei aufnahmeräume beisammen, denn man muss, um zur kantine, dem neben dem studio 1 und studio 2 dritten konzertraum für das on3 2012, zu gelangen, den hof überqueren. dem kurzen kälteschauer hätte man gut trotzen können, wäre man nicht immer wieder in der schlange gelandet, die zum teil geduldig des einlasses harrte. so erwies sich einmal mehr die konzertplanung als schwierig, da die angesetzten zeiten in den einzelnen räumen stark voneinander abwichen, zeitlich versetzt waren.


hätte man sich für das programm eines studios entschieden, wäre es unproblematisch dem abend zu folgen. wollte man allerdings die location wechseln, wurde man mit halben konzerten, vollen räumen und etlichen auszeiten, weil gerade nichts in den anderen studios los war, konfrontiert. so ergab sich auch für uns, dass wir gern gesprungen wären, um bspw. fenster sehen zu können. doch eine spur zu lange gewartet und das konzert war restlos voll. ein zugang wäre wohl nur möglich gewesen, wenn man lang genug in der schlange (in der kälte) gebibbert hätte. nun, das gab für uns etwas auszeit, in der wir den blick wandern lassen konnten. wir stellten fest, dass das funkhaus selten so lieblos, so karg und zum späteren abend hin selten so verschmutzt und unansehnlich ausgesehen hat. abgesehen vom überaus freundlichen personal an den theken und der garderobe, fehlten freundliche menschen, die sich den anfallenden müllbergen widmeten. das essensangebot war zudem wieder einmal erstaunlich karg und begrenzt auf eine handvoll speisen, die sich zudem nicht der jahreszeit angepasst sahen. eine heiße suppe wäre den minusgraden weit angemessener gewesen, als ein schlappriger hotdog oder eine käsesemmel. schade, eine vertane chance.


bleibt eine weitere abschließende beobachtung. die beunruhigenste meines erachtens. das publikum zeigt sich zunehmend intoleranter. gegenüber den musikern, gegenüber den zum zuhören gewillten.das obilgatorische quatschen wird zum kultartigen unternehmen, lauter, direkter und im vollen bewußtsein, andere damit zu stören. konzerte werden zudem besucht und wieder verlassen, in ständigen strömen wechseln die besucher ihre plätze. sich drängende, gegenseitig beengende menschenmassen zirkulieren. dass sich dabei höflichkeit und rücksichtnahme nicht gerade überschlagen, wundert vermutlich keinen. ein schubsen, drängeln, aushebeln, unsanftes schieben etc. ich will das gar nicht ausführen, halte es aber symptomatisch für viele jener nach freizeitlust heischenden und auf event getrimmten konzertbesucher.

ein festival dieser größenordnung ist kein selbstläufer und kann sich nicht auf den lorbeeren der vorjahre ausruhen. es muss sich jedes mal aufs neue beweisen und zum teil auch neu erfinden. 2012 ist das nur teilweise gelungen. leider. ich bleibe fan der idee und treu dem ereignis und erhoffe mir dennoch mehr für das jahr 2013.
bezüglich der musik kann ich konstatieren, mit stealing sheep, micachu & the shapes sowie lower dens drei hervorragende konzerte gesehen zu haben. darüber hinaus wurde ich mit exclusive konfrontiert (musikalisch einwandfrei, wenngleich nicht meine präferenz, allerdings war der sänger eine zumutung, die belanglosen texten wurden mit einer schamlosen attitüde vorgetragen, dass es zum himmel schrie) sowie in auszügen mit whomadewho, der dance orientierter indierock nun gar nicht meine tasse tee war. aber ein guter rausschmeisser waren sie allemal. zu den genannten konzerten in bälde mehr.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ich geh da schon seit jahren nicht mehr hin. den austragungsort fand ich mitunter schon immer völlig überbewertet und hinsichtlich publikum denken wir glaub ich in die gleiche richtung. wo man sonst interessiertes publikum antrifft, ist hier der auflauf an szene-möchtegerns, blödschwätzern, ich-bin-praktikant-beim-zündfunk-wichteln etc. einfach nur unerträglich. zudem ist das musikprogramm mit den jahren immer uninteressanter geworden (meine unerhebliche, subjektive meinung).

E. hat gesagt…

danke für deine anmerkungen. und ja, wir denken in die gleich richtung bezüglich des publikums. die location ansich schätze ich sehr, das konzept grundsätzlich auch. das programm fand ich in diesem jahr überaus gelungen.
und wenn ich bedenke, dass ich auf dem on3 (oder früher bavarian open) erstmals felice brothers, scott matthew, band of horses, scout niblett, cat power usw. erstmals gesehen habe...

Anonym hat gesagt…

ok, ok, bezüglich der erwähnten artisten geb ich dir recht...;-))

Anonym hat gesagt…

Yo, das mit dem Publikum ist schon ein Ärgernis (auch hier in Berlin). Schade, dass Du Fenster und Sinkane verpasst hast. Sehen uns in Beverungen.
An-Dréad