Sonntag, September 04, 2016

neue töne (1662): balcerowiak/dauck


bei manchen releases ist man gezwungen zu fragen, für wen sie gemacht wurden. unter konsequenten d.i.y.- voraussetzungen auf die welt gebracht, sind auch die üblichen vertriebswege weitgehend verschlossen, dass man das produkt gerade noch an den bekannten, nachbarn, kollegen weiterreichen kann. manchmal reicht das ja auch. ist thematisch alles andere als für eine standpauke geeignet. nur eine frage. schaut man etwa auf das duo balcerowiak/dauck wird man schnell gewahr, dass man ihrer kaum habhaft wird. es gibt eine internetseite, die aber lediglich eine erweiterte bandcampseite ist, auf der das aktuelle, titellose album präsentiert wird. dazu ein foto der protagonisten und die hinweise, dass die veröffentlichung auf den 21. juli diesen jahres gelegt wurde, und die aufnahmen zwischen november 2015 und april 2016 in essen und münchen entstanden sind.

die musiker, die sich hinter dem fragen aufwerfenden album verstecken, sind michael knak und manuel krahl. die wahl ihrer mittel konzentriert sich auf tasteninstumente nebst anzuberaumender elektronica, je nach gewollter musikalischer textur. die kontemplativ anmutenden stücke neigen hie und da zum experiment und sind in ihrer beschaffenheit zum teil recht unterschiedlich gestaltet.
greift man sich den opener "ampfing" heraus, wir dürfen uns zurecht geehrt fühlen, erarbeitet sich unter dem leichten wabernden drone eine pianonote das recht auf gehör, nicht weniger als von einer orgel gequert nebst diverser kleinlaute inkl. einiger angespitzter gitarrensaiten. nach für nach fügt sich ein bild, das zuweilen anschwellt und anhebt, eine breite geruhsamkeit, der später etwas perkussion angeboten wird. über fast acht minuten folgt man einem zirkulieren, entmustert die strukturen und versucht auf die lichtung dieser soundmalerei zu gelangen. die anmut ist nie wider den hörer.
"nine" ist noch schwieriger zu entschlüsseln, weil weniger geformt, denn durch erruptionen erschüttert. gekrängtes, angedeutetes, flüchtiges, schneidendes, das sich zwischen die dominierenden klaviermomente legt.

"pressburg, ohio" offeriert sich über einen trockenen beat, prägnanteren bass, ist harmonien fixierter, "westwood" gibt sich lebendig und statisch zugleich, mäandert in abweichungen, "vron" entwickelt sich nach und nach zu einem postrockigen instrumental, "amiodaron" (übrigens ein antiarrhythmikon) stellt sich als in den gegensätzen suhlendes etwas dar, mit "nake/roja" schließt das fünfzigminütige elaborat, von dem man keine minute in einer sicherheit verweilt, die ein klar gemustertes klangwerk bereithält. dieses abenteuer ist von einer freude benetzt, gedankenwelten in tonale gebilde zu übersetzen. und es gelingt im wahrsten sinne vielerorts. also sollte es auch viele orte geben, an denen die musik von balcerowiak/dauck stattfinden sollte. hoffen wir, dass den beiden wege und möglichkeiten offen stehen.
welchen track ich für Euch auswähle, dürfte klar sein.

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