Sonntag, Oktober 02, 2016

neue töne (1671): léonore boulanger


nach "les pointes et les détours" auf le saule und "square ouh la la" (clouds hill), um meilensteine der diskographie zu benennen, erschien nun das dritte album der französin léonore boulanger, die in paris zunächst schauspiel studierte, um hernach auch ihr musikalisches geschick zu schulen. dass sich diese investition gelohnt haben sollte, erfährt der geneigte hörer nun also spätestens auf diesem werk namens "feigen feigen", welches via le saule, aber auch auf ana ott veröffentlicht wurde, um seiner auch in hiesigen landstrichen habhaft zu werden.
 
nicht von ungefähr also, wenn man auf die vita der jungen musikerin schaut, dass "feigen feigen" den eindruck eines hörspiels hinterlässt, in dem zweifelsohne die musikalischen elemente überwiegen, wenngleich der dramaturgie, dem aufbau der nummern viel aufmerksamkeit zuteil wird. das klavier, wie es in wellen bewegt wird, die anschläge kontrolliert und auf wirkung gedrillt, das perkussive bebildern, der zarte gesang, der zu fremdartigkeit anschwillt, wenn sich der schwarze kontinent wiederspiegelt. so lassen sich auf diesem zwölf lieder starken reigen etliche einflüsse finden. impressionistisches geschick bis hin zu afrikanischer folklore. doch das sind nur hausnummern. dazwischen lassen sich gebäude errichten, die vollgepackt sind mit sentiment und mit zu durchschreitender zeit.

jean-daniel botta und laurent sériès greifen léonore unter die arme, wobei man dies bildlich verstehen kann, weil die körperliche komponente nicht aus "feigen feigen" wegzudenken ist. man spürt, man sieht die künstler quasi ständig in aktion vor dem inneren auge. chansoneskes, wie es unter pittoreskem klopfen zu eigen gemacht wird, abseits tirilieren die flöten, als wäre die ausweglosigkeit des banalen nur durch feinklang zu beantworten. dabei ist "tornade" noch eine der einträglichsten nummern. nicht zu vergleichen mit dem knochigen "tourner", das der nordafrikanischen einflüsse frönt und sich dennoch nicht vereinnahmen lässt. weil es aus der zierde keine schau macht, sondern im fürderhin blank zieht.
überhaupt diese seelentreue, der mut für die kleinsten momente, wie sprache, die sich über jahre entwickelt hat und auf das notwendige beschränkt wurde. hier ist kein ton zu viel. dabei wirken die elemente wie alte vertraute und sind dennoch erst via abstraktion zu händeln. dem hörer ist eine aufgabe gestellt.

"feigen feigen" wurde am 12. september veröffentlicht, einige exemplare des vinyls werden Euch hoffentlich noch zur verfügung stehen. wir empfehlen und wünschen viel freude!



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