das orangehouse ist ein kleiner club in der hansastraße, der, wenn er gut gefüllt ist, knapp 200 leute fasst. als blek le roc, eine münchener band, das vorprogramm pünktlich um 21:30 uhr begannen, hatte man sich als rechtzeitig kommender schon gut eine 3/4 stunde die füsse vertreten. wenigstens gab die bar norddeutsches bier her, so verging die zeit liquide, auch wenn die wenigen sitzgelegenheiten bereits belegt waren. also verdrängte man lässig an orange wände gelehnt mit den knapp 100 zuhörern die luft, die gekommen waren, um zunächst die junge vorband bestehend aus tobias dirr (22 jahre) - vocals & guitar, lucas fernandes (24 Jahre) - guitar & bass und bene abé (23 Jahre) - drums durch ihr sechs songs umfassendes set zu begleiten. während tobias fleißig die akustische bearbeitete und mit feiner stimme sang, bene kalkuliert die felle bearbeitete, steuerte lucas wohlbedacht effekte bei. so ließ sich schließlich ein kraftvoller sound feiern, dem zwar der feinschliff fehlte, der aber dank der vitalität und identität auf kommendes hoffen läßt. eine assoziation war im übrigen neben explosions in the sky auch yo la tengo eingedenk des noiseigen charakters der darbietung. keine schlechten referenzen. an der bar, zur freude von lucas fernandes nahm ich das mehrfach lancierte angebot, 3 songs für 3.-€ zu kaufen, gern an, erzählte mir sein nachbar bene nach dem konzert des hauptacts, dass die band sehr stolz sei vor of montreal spielen zu dürfen. auch von den livequalitäten wäre er überzeugt. und wenn eine an diesem abend getroffene aussage stimmte, dann diese!
nach einer angemessen langen umbaupause hüpften frohgemut fünf geschminkte und verkleidete of montrealer auf die bühne, um ohne umschweife den ersten gassenhauer in die tasten, saiten zu kloppen. mit "suffer for fashion" bliesen sie dem publikum den rasanten opener des aktuellen albums um die ohren. im hintergrund zirkelten per videoanimation die vom albumcover bekannten fröhlich-bunten kreise. so konnte ein fest beginnen, bei dem kevin barnes und co. von anfang an freude vermittelten. überrascht war ich vor allem, dass es der band gelang, die komplexen songstrukturen, die psychedelischen elemente und den wahnwitz mancher komposition so direkt und wiedererkennbar auf die bühne zu bringen. dazu bedurfte es aber auch einiger anstrengungen. drei gitarren, keyboard, synthesizer und drums setzten töne zu einer rasanten fahrt durch jahrzehnte rockgeschichte ab, um sich fetzen funk, disco, krautrock und psychedelic abzuholen. es wurde eine umjubelte show, die von kevin barnes souverän geführt wurde. seine gesangsstimme, ein markenzeichen der band, ist live genau so hell und hoch-karätig wie auf einem tonträger. dass sich ihm mit bryan poole ein derart kongenialer gesangspartner zuordnen läßt, wurde mir erst beim konzert bewußt. der auch unter 'the late b.p. helium' solo agierende vollblutmusiker begleitete den frontmann bei fast allen titeln. pooles zweite stärke ist die gitarrenarbeit. hier profitierte der hörer von variantenreichtum, effektmalerei und hypnotischen momenten. gleiches galt für die farbenprächtigen videoanimationen im rücken der band, wo sich comicfiguren und bunter reigen die hand reichten. liveaufnahmen der band in schwarzweiß ergänzten die leinwandspiele und erinnerten insbesondere in den phasen, da of montreal aufs feinste jammten, an legendäre hippiepartys. viele details sorgten dafür, dass dieser abend unvergessen und wahrscheinlich häufig erinnert bleibt: sei es der aufstieg barnes auf eine leiter, um einen song aus der höhe zu zelebrieren, sei es die hübsche dottie alexander, die mit ihrem herzlichen lachen ebenso überzeugte, wie mit ihrer arbeit an keyboard und gitarre, seien es die kostüme vom erzengel gabriel bis zum donkosaken oder auch der kurzweilige einsatz einer trompete. es war gemessen an der location, der vorgerückten stunde und dem übersichtlichen auditorium: genial! höhepunkte der ca. eineinhalb stündigen show inklusive einer zugabe waren sicherlich "sink the seine", "cato as a pun" und "heimdalsgate like a promethean curse", jeweils vom aktuellen album "hissing fauna, are you the destroyer?".
nach vier stunden stehen waren meine füße reif für einen eimer kalten wassers. 'bequemschuhe', der witz war gestern dagegen kein dauerbrenner mehr.
2 Kommentare:
Waren das "Bär"-Bequemschuhe? Das gab es so nen Laden am Kudamm in Berlin...
In solch exponierter Lage würde es in Frankreich nie ein solches Geschäft geben, dafür sind die Franzosen zu eitel ;-)
Nach dem euphorischen Bericht bin ich natürlich jetzt auf das Konzert in Paris gespannt!
'bequemschuhe' stand in dicken lettern über dem laden, war keiner bestimmten marke zuzuordnen...
... ich versteh die franzosen in diesem punkt sehr gut...
ja, freu dich man auf die of montreales, eine tolle kapelle im wahrsten sinne des wortes!
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