wer kennt sie nicht die vorort- secondhand- läden, in denen es einerseits alles gibt - von der schwer getragenen klamotte über billige neuware bis hin zu den wenigen erlesenen stücken, die zwischen unfehlbar angesagt, weitgehend ungenutzt und dem schimmernden glanz des besonderen den gang erst lohnen - und andererseits nichts, was einem sofort ins auge springt. die jagt, der trip, der geruch des gewesenen, was sich hier summiert, ist meist ein keimling nur, der mit den jahren immer mehr verkümmert, da qualität und lebensdauer und andere belangreiche argumente deutlich an übergewicht gewinnen. ist der sprung von der bordsteinkante hinüber in die schwergängige ladentür erst einmal geschafft, gibt es nichts gemütlicheres als sich mit einer tasse kaffee schlendernd den fremden kosmos zu erobern. (nun verhallt leise die schillernde glocke.) der griff hier ans revers, dort in die jackentasche, der blick in die verstaubte ecke, immer nach dem zweifelsfreien objekt witternd, konfrontiert mit dem gestern und in der klarheit um ein abgelegtes morgen. wer sich um dieses vergnügen bringt, wird in seiner cleanen welt durchaus ein zuhause finden, wird dem fremden jedoch auf ewig scheu das direkte gegenüber verweigern. my morning jacket, diesen laden würde ich sogar mindestens lindwurm-, ecke goethestraße ansiedeln, fabriziert den wirklich erquicklichen moment, da nach etlichen kippen, die am boden zertreten sich zu anderen fügen, diversem kaffeegrundgesprotzel und dem plattesten witz, den es mit der hufscharrenden verkäuferin zu wechseln gilt, sich aus dem sammelsurium an kleiderständern und bügeln, gestapeltem und dahingerafftem material das eine, wahre stück schält, dem man die liebe unaufgefordert zuwirft, für das man sich verschuldete, noch bevor man des preises gewahr wird, dem man mit verzücktem auge liebegrüße zustammelt, das schon nach hause getragen ist, obwohl man noch stocksteif im laden stehend, weder zeitliche, noch örtliche, weder situative denn persönliche orientierung aufweiste.was soll ich erzählen? ich war lange nicht mehr hier. nun komm ich öfter. aufgeräumter ist es garantiert nicht. muffig wie eh und je. die dame hinterm tresen beäugt einen genauso misstrauisch wie unzählige ihrer vorgängerinnen. geblieben ist der friedfertige charme des weltverbesserertums, der gruß aus der hohlen hand, das aufblitzen des horizonts überm flokati.
1) wordless chorus: gedämpfter, reservierter einstieg, der den ruf nach mehr in seinem inhaltsverzeichnis mit aufführt ****
2) it beats 4 you: tänzelnder groover ****
3) gideon: hymne, ins weite rund vorgetragen ***1/2
4) what a wonderful man: nur wo´s schleift, fallen späne, einfältiger kracher ***1/2
5) off the record: unlauteres kann man nicht vorwerfen, der feine mittelteil jedoch ist für großes gemacht, deshalb: ****
6) into the woods: leichtgewichtiger jahrmarktschunkler mit windigem ende ***
7) anytime: rauhalsig, temporär gebremst, ledern und allemal besser als formatvorlagen ***1/2
8) lay low: der disziplinierte hit ****
9) knot comes loose: gefühlig ***1/2
10) dondante: unruhig, unüberlegt, manisch ****
11) bonus chills: friedfertiger heuler ***1/2
fazit: meiner meinung nach nicht der beste laden im revier, aber einer, in dem man sich immer mal wieder gerne sehen lässt, weil er herhält, wenn man schlecht gelaunt ist, weil er fröhlich zwinkert, wenn man jemanden braucht, der zurückwinkt. ****
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