Donnerstag, August 04, 2016

neue töne (1651): lokomoko


die jungen bands stampfen sich aus den böden, die schon lange kein neuland mehr sind. also sind sie da, wo andere waren und doch sind sie neu. nur tragen sie ein erbe mit sich, das größer ist als jener packen, den andere auf den rücken geschnallt bekamen, als sie erstmals durchs erdreich lugten. das ist so und wird so bleiben. mit jedem jahrzehnt seit installation des rock 'n' roll wird es ungleich schwerer sich in form und inhalt abzusetzen. da braucht es ideen und mut, dem individuellen willen und gebahren tribut zu zollen.

mit dem folgend zu beschreibenden vierer aus hamburg hat es eine bewandtnis. lokomoko fabriziert eine musik, die sich weltläufig und entlastet zeigt, die fadenscheinigkeit entlarvt und penibel auf ausdruck setzt. das hat eine geste, selbst das ausladende haftet ihr an, ist aber frei von pose. ist pop und bebildert doch leichterdings so etwas wie tanz für fortgeschrittene. meinungsmache in echt. oder irgendwas, was man mit st. pauli verbinden kann. ich bitte!

die band, bestehend aus kasia dworatzek, tom otte, karlotta freier und mario schöning, hat schon einige tracks ins hinterland gestellt, da muss man etwas suchen oder der gunst der stunde die ehre erweisen, aber zur veröffentlichung hat es gerade erst zu einer single gereicht. oder immerhin. oddwop heißt die dazugehörige company, die sich diesem entschlossenen tonalen gebahren gerade erst widmete, das hier aus einer a- und dort aus einer b-seite besteht. "more love" klingt einfach, ist ein schlachtruf der entsetzten, mausert sich jedoch aus der knochigen beatperspektive zu einem synthieschunkler, aus dessen tiefe eine stimme stösst, die so wenig eine geschlechterfalle besitzt wie strafende härte, auf die jäh zu stossen man jeden moment erwartet. denkste, grindiges hallweichen, geschnippstes und aufgebügelter soundspaß. "your nose", die flip, unterwandert mit einer hellschichtigen gitarre das formidable gefühl von sicherheit, ein schlingern unterm blechernen schlagwerk.

wir sind einvernehmlich auch mit dem blick auf die reservebank. dort entdecken wir stücke aus dem jahr 2015, aufgebürstet und bereit für eine neue welt, in die irgendwann auch frische kapellen geboren werden, welche sich nicht von diesem erbe hier freimachen können. so viel ist gewiß.

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