Donnerstag, Mai 23, 2013

konzert: orange blossom special 17, teil 5

zaungäste

es fanden sich die ungewöhnlichsten plätze, um das festival zu verfolgen. manch einer hatte einen entspannten, ein anderer widerum einer eher umkämpften ort, hier bequem, dort unbequem, hier mit weit-, dort mit einsicht.

we invented paris
mit we invented paris fand sich zwischen den haudraufs von skinny lister und dem eleganten nick waterhouse durchaus passend eine auf schönklang geeichte band, die allerdings an diesem tag nicht nur schlecht angezogen war, sondern ziemlich zahm daherkam. an ihren songs glitt man ab wie an schmierseife. das war nichts, um in den samstagabend zu gleiten. erst recht nicht, wenn man sich gerade der bundesligaergebnisse gewahr wurde.

nick waterhouse
die volle konzentration lag ihm stets auf dem gesicht und doch hatte er zugleich immer auch ein leicht verschmitztes lächeln um die lippen. nick waterhouse zelebriert ein durchgestyltes programm und vielleicht zwingt ihn das persönliche ergötzen daran, zwischendurch etwas abstand zu gewinnen. um sich nicht gänzlich vereinnahmen zu lassen, von perfektion und der gefahr zu einem bloßen abziehbildchen zu werden. denn das ist der aus san francisco stammende bursche ganz gewiss nicht. schlittert er zwar mit seinen teuren schuhen durch die großen spuren, die ihm der r&b und der soul der frühen jahre hinterlassen hat, so weiß waterhouse längst wo er persönlich sein zuhause findet.



in front seines ensembles bewegt er sich geschickt und launig, bietet seine stimme wie ein eisverkäufer seine ware an. wer mädchen ist, wird ihm anstandslos folgen. die leichten bewegungen aus der hüfte, die verschmitztheit seiner körperlichkeit. das ist hier auch ein physisches vergnügen. der wenig angestrengte gesang mit seiner geölten, klaren stimme, die glockenhell klingende, flink zu bewegende gitarre ist das seine. mal smooth, mal schmissig, mal mit twang. aus dem background tönt es wie aus einem halbdunklem jazzclub. die bläser setzen an, um "i can only give you everything" zu pushen. die zwei mädels auf der linken seite, die sich nicht nur im gleichklang bewegen, beflügeln das vokale (wie optische) vergnügen dieser hervorragend durcharrangierten show. im zwiegesang schustert man sich "everything, everything" zu.


die bläser staunen, die drums blechern und waterhouse holt sich ein solo ab. es geht kaum besser. hier stimmen attitüde und umsetzung der vorgegebenen marschrichtung. man kann die hohen erwartungen erfüllen. dumpf groovend kommt "is that clear", das e-piano klimpert verlegen, einem bläser zieht es die schuhe aus, waterhouse stiftet unruhe, der song bricht aus. neben mir, vor mir, keiner steht mehr still (auch gar nicht so schwer, wenn man so einen tollen vortänzer aus den reihen von boy division hat, der auf der glitterhouse treppe allen vormacht, wie es geht). die schießbude explodiert, das saxophon erstickt in kakophonie, nick lässt die gitarre entgleisen, die mädels entblättern sich... ähm, heiße phantasien eines in der rückschau wirklich belebenden auftritts. wer kann, sollte sich die truppe schnell antun, damit ihm diese frühe flow nicht entgeht. man kann nur hoffen, dass sich waterhouse und die seinen diese nonchalance im umgang mit dem eigenen erfolg behalten. tut gut.

i can only give you everything by nick waterhouse

dry the river

nachdem nick waterhouse das ende des samstags eingeläutet hatte, bekamen dry the river die aufgabe, die tür zu schließen. dass sich dies allerdings schneller erledigte als gedacht, hatte ich mir anders vorgestellt. doch kaum hatten die briten ihren auftritt gestartet, sendete der gesang von peter liddle eindeutige signale: das wird heute nichts mit uns. ständig in der kopfstimme agierend, hockte er sich auf meine bis dahin völlig entspannten nerven und traktierte sie mit inbrunst und einer wonne, die in keinem verhältnis zur qualität seines ausdrucks stand. gleichzeitig erwiesen sich die restlichen komponenten des musikalischen kollektivs nicht als ausgleichsfähig, nicht als kompensierend genug, um zum bleiben zu bewegen. zu durchschaubar die arrangements, zu wenig innovativ die konzepte. da verwunderte es schließlich auch nicht, dass gitarrist und bassist sich benahmen, als würde es gelten, einen heavy metal contest zu gewinnen: wer bringt die augenscheinlich konterkarierensten bewegungsmuster auf die bühne. der basser hätte übrigens gewonnen. er riss an seinem instrument wie ein furor, stellte es in die höhe, warf dabei mit seinem schulterlangen haar um sich und stand dabei im krassen gegensatz zur locker vor sich hin schleifenden musik. aber klar, das war ja die aufgabe des contests.

murder by death

der surprise act des sonntagsmorgens waren murder by death. das hatte sich bis dahin aber bereits rumgesprochen, was dem interesse keinen abbruch tat. mittlerweile hatte sich die sonne auch entschlossen, gleich von anfang an gas zu geben. so durften die amis mit einer großen runde vorlieb nehmen. die ließen sich denn auch nicht lange bitten. vor allem der kopf der band, adam turla befeuerte die gemeinde mit seinem enthusiastischen gesang. das hatte verve und eine beflügelnde note, dass man sich sofort abgeholt fühlte. wenngleich man sich eigentlich noch so manches staubkorn aus den augen hätte krümeln müssen. doch dafür blieb kaum zeit. denn das tanzbein musste in die hände genommen werden. irgendwo zwischen feierlichem standard und wildem galopp galt es sich zu entscheiden. was gar nicht so einfach war. die musik von murder death lebt von unregelmäßigkeiten, von höhen und tiefen, die es zu durchmessen gilt, vom steten wechsel schneller mit langsamen passagen, von druckvollem vorwärts und kurzzeitigem innehalten. wärme erzeugt das cello, der am rechten bühnenrand sitzenden sarah balliet, für unterhaltsames beiwerk ist der mir leider namenlose multiinstrumentalist (scott brackett, man kennt ihn von okkervil river oder shearwater, war wohl leider nicht an bord) verantwortlich, der zur mandoline greift oder sich ans keyboard setzt. hinter der schießbude hockt dagan thogerson, der gemeinsam mit matt armstrong am bass für ausreichend druck sorgt. der kommt mal in marschformation, mal gedrillt, immer kraftvoll und energiereich. mit so einer maschinerie im rücken hat es turla leicht, die verschwommenen texturen beisammen zu halten. ein sehr feiner auftritt ist da den bloomingtonern gelungen, an dessen spitze ganz klar "foxglove" stand, der cello forcierte song macht mal richtig was her. nachhören! auf "good morning, magpie".

morgen dann der rest vom sonntag: mit desoto caucus, mit the flaming stars, mit come!

2 Kommentare:

coolmik hat gesagt…

dry the river war mit das mieseste, das ich je beim obs sehen/hören musste. musik die klingt als wollte sie einen verarschen. ganz schlimm....

so weiter mit den highlights...

E. hat gesagt…

harsches urteil, aber so weit auseinander sind wir hier nicht.

highlights gab es zudem genügend, ausgleichend und den hohen status des festivals bewahrheitend.