Dienstag, Februar 03, 2009

neue töne (517): leonard mynx

"i was born in a ghost town" sind die ersten worte, mit denen leonard mynx' album "vesper" beginnt. die heimat ist ein großes thema des jungen mannes. eine halbe meile von mark twains grab entfernt, wuchs mynx auf. dort, wo die sirenen eines alten gefängnisse den rhythmus des tages bestimmten. in einer stadt, die das sterben der amerikanischen großindustrie genauso mittrug, wie sie den mächten der flut erlag. wer hier leben wollte, brauchte mehr als großmut. mynx zog es hinaus. das, was twain einst im geiste vollzog, erfuhr mynx am eigenen leib: er durchwanderte, durchfuhr das land, nahm züge, schiffe, autos und die eigenen füsse zur hilfe, um selbst entdecker zu sein und die welt hinter den worten twains und den mauern seiner heimatstadt zu erblicken. auf seinen reisen schrieb mynx songs und gewöhnte sich bald einen stil an, der ganz in der tradition amerikanischer songwriter steht: als sässe er seinen zuhörern, seinem publikum direkt gegenüber, kommuniziert er, singt und erzählt vom leben da draußen. dass das nicht langweilig wird, dass man ihm ausdauernd gern zuhört, dafür gebührt ihm ein dickes lob. klingt kitschig, aber wer es sich zuweilen erlaubt, manch angestaubtem buben zu frönen, der wird wissen, wie erholsam es sein kann, aus der spur zu kommen, um jemandem zu lauschen, der nicht nur interessantes weiterzugeben, sondern es auch auf eine abwechslungsreiche, wenngleich minimal variable weise zu tun weiß. hilfe hierzu holte sich mynx bei niemand anderem als adam selzer, der bereits mit norfolk and western und m ward erfolge feiern konnte. irgendwie ist es den beiden inklusive diverser mitmusiker gelungen, einen flachen, aber überaus farbigen klangteppich zu klöppeln, auf dem sich mynx' stimme ausnimmt, als räkele sie sich im kuscheligsten flausch. dabei wird sie sparsam getragen vom akkordeon, begleitet von einer fliehenden geige oder derb gestützt von einer fiebrigen gitarre. alles zu seiner zeit. denn hier wird nicht gedoppelt, aufeinander gestapelt oder künstlich verstärkt. erdig klingt es, nach nachbarschaftshilfe, nach abendessen auf der veranda, im frischen wind, wind, der das haar zerzaust, mut macht, der der sehnsucht frisches futter reicht. "and i opend up my arms in the wind." wo man beieiander sitzt, und dass plötzlich jemand zu singen anfängt, keiner komisch findet. im gegenteil fällt nach und nach ein jeder ein, brüchig zunächst, mit verve später.
wohin solche alben wie "vesper" ziehen, weiß man zuerst nicht. auch sie müssen sich wundstossen. die entscheidung, ob sie dabei verlieren oder aber patina ansetzen, fällt. wer mich kennt, weiß, dass ich zum schwärmen neige. doch hier sage ich mit aller vorsicht, dass wir ein kleines meisterwerk zu hören bekommen. einschmeichelnder gesang, zaghaft, ohne hörbares bemühen, ohne aufdringlichkeit, ohne eine spur von missionarischem geist. melodien, die nachhallen, die grazilen arrangements, das betonen im rechten moment.
leonard mynx - valley of sickness and death
leonard mynx - mary

2 Kommentare:

e.r hat gesagt…

danke. sehr hübsch.

E. hat gesagt…

freut mich. :-)