inzwischen ist es herbst. die töne mischen sich mit farben. kräftiger, deutlicher wirds, zu vertreiben sind kälte und die irren geister. es sind zeiten, dagegen zu halten. bei sich zu bleiben. zu überleben. wenn es stampft, trommeln wir mit, die energie spürbar nah. als ginge sie über. nur nicht einem verräter gleich, sondern jenem verbündeten, der teilt. kein kompromissloser haudrauf, aber prinzipientreu, sehr bedacht. so integer. möchte man sein. wenn sich zweifel pulverisiert mit dem harschen laub mischen, in leichten windzügen stapeln, entzweien, einen reigen pflegen, munterkeit, herbstlied. lieder mächtiger natur. atem nehmend, beredt und so nahbar. momente wider den schein, ein abblitzen hier, ein verdrängen dort. eingeladen ja, ein einvernehmen noch nicht. lieder nicht im würgegriff, aber mit fußangel, eingefangen, mit bewegungsfreiheit, aber ohne wieder auszulassen. man möchte staunen und muss sich nur erinnern. es war alles schon da, nur einer musste es bereiten.
choreografien, ungetarnte bewegungen zu den inears, an die haare, in die saiten der gitarre, ein schluck wasser, ein nicken, ein ansinnen. stets scheinbar ungehindertes vorwärts, nur selbst wissend, wo sich die abfahrten hielten, beschleunigungsfrei durch das dichte undichte. kein blick voraus, keiner zurück, mitfahrer sind eher ungebeten. lange nicht so unerwünscht gefühlt. und doch beheimatet, weil das gegenüber so sehr mich meint. mit der unkalkulierten schwäche, den brüchen im gesang, den einfachen zügen auf dem griffbrett. keine stunde spielzeit inklusive zugabe, wer hatte hier wen bedient? es bleibt ein aber. es bleibt ein überraschtes publikum von vierzig menschen zurück, das ein wenig mehr verdient hätte, war es doch an diesem abend nicht (wie alle anderen) zu aldous harding ins feierwerk geströmt. jessica pratt am ende einer tournee, vielleicht eine begründung für einen mangel, der längst nicht die intimität, das spürbare drängen, das bewusstsein dieser künstlerin überdecken konnte.
bill callahan, 08.10.19, admiralspalast, berlin
jessica pratt, 18.11.19, kammerspiele, münchen
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